Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Themen Artikel
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Handreichungen Band 16 - Jahrgang 1931
Der FelsenDer Felsen
Im zweiten Verse des 18. Psalms rühmt David seinen Gott, Den, der ihn aus der Hand aller seiner Feinde und aus der Hand Sauls errettet hatte, in überaus lieblichen Worten: „Jehova ist mein Fels und meine Burg und mein Erretter, mein Gott, mein Felsen (Hort), auf Ihn werde ich trauen, mein Schild und das Horn meines Heils, meine hohe Feste.“ Der hebräische Grundtext gebraucht hier zwei verschiedene Wörter für den Ausdruck „Felsen“. Das erste ist „Sela“25, das ist ein Felsen, deren es in Palästina viele gab, zerklüftet, voller Schlupfwinkel. Gar oft hatte sich David in solche Felsenhöhlen zurückgezogen, wenn er von Saul wie ein Rebhuhn auf den Bergen gejagt wurde. Einmal nannte er gar einen Ort, an dem er soeben der Hand Sauls entgangen war, „Fels des Entschlüpfens“, Selach-Hammachlekoth (1Sam 23,28). Wieviel mehr aber als diese natürlichen Bergungsorte war ihm Jehova Selbst ein Fels, in dessen Schutz er sich bergen konnte! In Ihm war er sicher vor der Hand aller Feinde. In jeder Trübsal durfte er sich auf Ihn verlassen, aus dessen schirmender Hand ihn niemand reißen konnte.
Dann sagt David weiter: „Mein Gott, mein Felsen, auf Ihn werde ich trauen.“ Hier steht im Hebräischen das Wort „Zur“, das einen starken, festen und scharfen Fels bezeichnet, einen Grund, auf den man sicher bauen kann. Und David hatte auf solchen festen Grund gebaut. „Auf Ihn werde ich trauen“, sagt er. An der Sicherheit dieses Felsens gab es keinen Zweifel. „In Jah, Jehova, ist ein Fels der Ewigkeiten.“ (Jes 26,4) Wenn wir es ebenso machen wie einst David, wenn wir auf diesen Felsen trauen, dann werden wir auch den Schwierigkeiten der gegenwärtigen Zeit, so furchtbar ernst sie sind, ein glaubensfrohes Vertrauen entgegensetzen können. Denn unser Herr ist derselbe geblieben und bleibt es in Ewigkeit.
Es ist von einzigartiger Schönheit, daß der Geist Gottes auch an anderen Stellen im Worte diesen Unterschied in den Ausdrücken für „Felsen“ andeutet. In 2. Mose 17 dürstete das Volk Israel auf dem Wege durch die Wüste nach Wasser. Das Volk haderte mit Mose. Da sprach Jehova zu Mose: „Siehe, Ich will daselbst vor dir stehen auf dem Felsen am Horeb, und du sollst auf den Felsen schlagen, und es wird Wasser aus demselben herauskommen, daß das Volk trinke.“ Die Gnade Gottes erbarmte sich auf dem Wege. Hier steht nun im Hebräischen das Wort „Zur“. Es war ein fester, starker Felsen, der geschlagen wurde, und wir wissen alle, daß er im Vorbild Christum darstellte (1Kor 10,4), dessen Tod für uns zu einer Quelle des Lebens wurde. Aus diesem Felsen haben wir alle, so wir errettet sind, getrunken. Seine Wasser sind unversieglich.
In 4. Mose 20 begegnet uns noch einmal ein Felsen, der dem Volke Wasser geben sollte. Aber dieser Felsen durfte nicht geschlagen werden. Christus hat einmal für Sünden gelitten, der Gerechte für die Ungerechten, auf daß Er uns zu Gott führe (1Pet 3,18). Wie sollte Er da zum zweitenmal geschlagen werden dürfen! Aber Mose verstand die Gedanken Gottes in dieser Sache nicht. Er war mehr mit der Widerspenstigkeit des Volkes beschäftigt als mit den Gnadenabsichten Gottes, so daß er, der Israel widerspenstig genannt hatte (4. Mose 20,10), von Gott als „widerspenstig“ bezeichnet werden mußte (V. 24). Wie ernst redet doch dies! Es handelte sich in der Tat um die Geheimnisse des Ratschlusses Gottes, wenn er auch damals nur bildlich zum Ausdruck kam. Es handelte sich um das Werk, den Tod des Herrn Jesus, dessen Gültigkeit für alle Zeiten die gleiche ist. Der starke Fels war einmal geschlagen worden. Jetzt war er ein Fels der Bergung geworden, ein Schutz, aus dem die Wasser hervorkamen. Und so steht in 4. Mose 20 das Wort „Sela“ (wie übrigens auch in Psalm 40,2, wo es sich um den Boden der Auferstehung handelt, nachdem die Macht des Todes zunichte gemacht war). Wer durfte es wagen, den Bergungsort der Tausende Israels zu schlagen?
Laßt auch uns stets von neuem aus diesen Wassern des Felsens trinken! Bei Ihm ist der Quell des Lebens (Ps 36,9). „Gottes Bach ist voll Wassers“ (Ps 65,9). Was bedürfen wir mehr?
Th. Bu.
25 Nicht zu verwechseln mit dem in den Psalmen so oft vorkommenden Abschnittswort („musikal. Kunstwort“) Sela, das im hebr. Grundtext anders geschrieben wird! (F. K).↩︎
Erstellt: 25.04.2024 21:41
Quelle: www.clv.de