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Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Themen Artikel
Handreichungen Band 10 -Jahrgang 1925
Gottes Hauptplan oder Hauptgedanken mit dieser ErdeGottes Hauptplan oder Hauptgedanken mit dieser Erde
Wenn wir den Hauptplan oder Hauptgedanken Gottes mit dieser Erde nicht kennen, so können wir natürlich die Einzelheiten dieses Planes in dem Laufe der Zeiten nicht verstehen.
Sein Hauptziel bildet die Grundlage für die Einzelheiten in Seinen vorbereitenden Wegen und in Seinem Walten auf Erden. Seine Knechte in den verschiedenen Zeitaltern konnten Ihm nur soweit nützlich sein und nur soweit von Ihm gebraucht werden, als sie in Seine Gedanken und Pläne eingingen. Wenn sie darüber unwissend waren, so waren ihre Bemühungen, Ihm zu dienen, Ihm nur ein Hindernis in der Ausführung Seiner Pläne.
Es ist deshalb auch für uns von der größten Wichtigkeit, aus der Schrift zu erforschen, was Gottes Ziele und Pläne in der gegenwärtigen Zeit sind. Die Schrift zeigt uns deutlich, daß Gott zu allen Zeiten gewisse, bestimmte Vorsätze hatte, die Er dann in den verschiedenen Zeitaltern als Seine jeweils gegenwärtigen Hauptgedanken zur Durchführung brachte.
Einige Beispiele mögen dieses zeigen. In den Tagen Noahs sehen wir ganz klar, daß Sein Hauptplan mit der Arche verbunden war und daß die, welche auf Gottes Gedanken eingingen und ihnen vertrauten, in der Arche vor dem Untergang gerettet wurden. Jeder Nachdenkende muß zugeben, daß die Wenigen, die in den Tagen Noahs gerettet wurden, nur durch die Arche gerettet wurden (ein Vorbild von Christo, der da sagt: „Jetzt ist das Gericht dieser Welt ... und Ich, wenn Ich von der Erde erhöht bin, werde alle zu Mir ziehen“ [Joh 12,31.32]). Das gläubige Eingehen in Gottes Pläne war für diese Geretteten unbestreitbar der größte Gewinn.
Dies, glaube ich, ist ein Grundsatz, der uns durch die ganze Schrift hindurch beständig und nachdrücklichst vor Augen geführt wird. Und ich möchte noch hinzufügen, daß niemand „völlig geschickt“ zu jedem guten Werke ist, der nicht seine ganze Bibel studiert - so wie wir in 2Tim 3,16.17 lesen: „Alle Schrift ist von Gott eingegeben und nütze zur Lehre, zur Überführung, zur Zurechtweisung, zur Unterweisung in der Gerechtigkeit, auf daß der Mensch Gottes vollkommen sei, zu jedem guten Werke völlig geschickt“.
Blicken wir nun auf Israel als das Volk Gottes, so sehen wir, daß Gott es aus Ägypten erlöste, um in ihrer Mitte zu wohnen (2. Mose 29,45.46). Dieses war für jene Zeit wiederum Sein Hauptplan. Dies ist höchst belehrend für uns. Obschon Sein Wohnen in ihrer Mitte sich nur in der „Wolke der Herrlichkeit“ offenbarte, so sehen wir doch daraus den großen Plan Seines Herzens, den Er zu jener Zeit mit Seinem Volke hatte. Im Zusammenhang mit diesem Seinem Plane rief Er Mose auf den Berg, enthob ihn für vierzig Tage der menschlichen Bedürfnisse und belehrte ihn, Ihm die Wohnung, das Zelt des Zeugnisses, nach dem Muster, das Er ihm auf dem Berge gezeigt hatte, anzufertigen als das „Gegenbild des wahrhaftigen Heiligtums“. (2. Mose 25ff.; Heb 9,24).
Jeder, der nur ein wenig mit den Gedanken Gottes vertraut ist, wird zugeben, daß alle in Israel wußten, daß dieses Zelt des Zeugnisses (ein Vorbild von Christo) im Mittelpunkt des Planes Gottes stand, daß dies die Stätte Seiner Wohnung und Seines Heiligtums war, wo man sich Ihm nahen, wo man Seine Gedanken betreffs des Verhaltens, des Wandels und der Wege Seines Volkes erfahren konnte. In der Tat, ein Mensch hätte ebenso gut versuchen können, ohne die Sonne auf Erden zu leben, wie ein Israelit ohne das Zelt des Zeugnisses hätte Gottes Gedanken und Pläne erfahren können. Dort waren die Urim und die Thummim. Das Zelt des Zeugnisses zeigte ihnen den Weg der Wanderung und den Platz der Ruhe. Alle Gedanken Gottes gingen ihnen von dort aus zu.
Wir können in diesem kleinen Artikel nicht die Segnungen alle aufzählen, die dem Volke durch die Wohnung, das Zelt des Zeugnisses, zuteil wurden. Wenn der Seemann auf wildem, tosendem Meere nur einen Schimmer von der Sonne erfassen kann, vermag er die Lage und den Lauf seines Schiffes festzustellen. Was dem Seemann die Sonne, das ist den Treuen in den Stunden der Gefahr und Dunkelheit der Hauptplan Gottes. Ein Schimmer desselben, und sie vermögen festzustellen, ob sie in Übereinstimmung mit Gottes Plan und Ziel sind.
Die Schrift berichtet uns von dem Abfall des Volkes Gottes. Die Lade Gottes wurde ihnen durch die Philister geraubt, und Gott schrieb den Namen Ikabod auf den Zustand Seines Volkes (1Sam 4,21.22). Die Treuen aber verharrten nicht in diesem Zustande der Schmach. David brachte die Lade Gottes zurück und stellte sie wieder auf ihren rechten Platz. Laßt uns einen Augenblick auf die Weise achten, wie dies geschah!
Als Gott David das Königtum bestätigte, war es sein erstes, mit seinen Obersten über tausend und über hundert, mit allen Fürsten Rat zu hatten. Er sprach zu ihnen: „Wir wollen die Lade unseres Gottes zu uns herüberholen; denn wir haben sie in den Tagen Sauls nicht befragt“ (1Chr 13,3). Je näher du dem Herrn bist, desto mehr ist Sein Hauptplan und Ziel deinem Herzen bekannt. Die Lade Gottes war in den Zeiten Sauls nicht beachtet worden, aber David bewies, daß er den Herrn suche, der ihn gesegnet hatte, indem er die Lade Gottes an ihren Platz zurückbrachte.
Die erste Einführung der Lade Gottes durch Mose war im Vergleich zu ihrer Zurückführung durch David eine leichte Sache, weil jetzt die Gleichgültigkeit, mit der sie Jahre hindurch behandelt, überwunden und sie aus der Verlorenheit und dem Dunkel wieder hervorgebracht werden mußte. Wir brauchen uns deshalb auch nicht zu wundern, daß David auf den Gedanken kam, sie auf einem „neuen Wagen“ von den Philistern zu holen, und als er über diesen Irrtum eine so ernste Zurechtweisung empfing, fürchtete er sich, die Lade zu sich in die Stadt Davids zu holen, und ließ sie in das Haus Obed-Edoms, des Gathiters bringen. „Und die Lade Gottes blieb bei der Familie Obed-Edoms, in seinem Hause, drei Monate. Und Jehova segnete das Haus Obed-Edoms und alles, was sein war.“ (1Chr 13).
In 1Chr 15,1 wird uns berichtet, daß David seine Absicht, die Lade Gottes zu holen, wieder aufnimmt. Er hat inzwischen gelernt, daß „die Lade Gottes niemand ‚tragen‘ soll als nur die Leviten“. Und Kap. 16,1 lesen wir: „Und sie brachten die Lade Gottes hinein, und stellten sie innerhalb des Zeltes, das David für sie aufgeschlagen hatte. Und sie brachten Brandopfer und Friedensopfer dar vor Gott.“ Alle Schwierigkeiten waren überwunden. Es war ein Tag der Freude und des Segens, als David das Hauptziel Gottes zu seinem Ziele machte. Michal, die einst ihr Leben gewagt hatte, um David zu retten, als er von Menschen verachtet und verfolgt wurde, verachtete ihn an diesem Tage in ihrem Herzen, weil er sich um des Herrn Ehre willen erniedrigte - dieses führte dann zur völligen geistlichen Scheidung und zur Lösung seiner Verbindung mit dem Hause Sauls. (1Chr 15,29; 2Sam 6,20-23).
Sind unsere Herzen mit dem Plane Gottes verbunden, so werden wir von dem göttlichen Ziele so hingenommen sein, daß wir von den fleischlichen Einflüssen und Verbindungen (für die wir von Natur so empfänglich sind) befreit werden. So herrlich und wundervoll auch alles ist, was uns in dem Worte in Verbindung mit der Lade Gottes gezeigt wird, so sind es alles doch nur Vorbilder von dem, was wir vollendet und vollkommen in unserem Herrn Jesus Christus haben.
Ferner, als der Tempel gebaut wurde und die Priester die Lade des Bundes des Herrn an ihren Ort brachten, in den Sprachort des Hauses, in das Allerheiligste, unter die Flügel der Cherubim (1Kön 8,6), da erfüllte die Wolke das Haus Jehovas (V. 10). Von nun an ist der Tempel Gottes hauptsächlichster Plan auf Erden, und in Salomos Gebet sind alle die Segnungen aufgeführt, die mit ihm verbunden waren und von ihm ausgingen. Ich will nicht auf die Bedeutung der verschiedenen Gnaden eingehen, die Gott, wie Salomo bat, denen erweisen wolle, deren Herz sich diesem Hause zuwende; ob es Gegenstände des Gebets oder des Zwistes zwischen Brüdern oder Geschlagenwerden vom Feinde oder Ausbleiben des Regens oder einer Plage oder Gefangennahme durch den Feind waren, in allen Fällen blieb die Zuflucht das Gebet zu diesem Hause hin. Man kann dieses Gebet Salomos (2Chr 6,12-42) nicht lesen, ohne einen tiefen Eindruck zu empfangen von den reichen Segnungen, die dem Volke Gottes von dem Tempel aus zuflossen.
Wir sehen, wie Daniel in schwerster Stunde in seinem Gemache bei offenem Fenster gegen Jerusalem hin dreimal des Tages auf seinen Knien betete (Dan 6,11). Obwohl er in Babylon war, so blickte seine Seele doch nach dem Orte, mit dem Gottes Plan verbunden war, und von dorther erwartete er Seine Gnade.
Jona hören wir im Bauche des Fisches beten: „Dennoch werde ich wieder hinschauen nach Deinem heiligen Tempel“ (Jona 2,5). Wir sehen hieraus, wie in jenem Zeitalter die Gläubigen ihr Angesicht nach dem Orte wandten, mit dem Gottes Plan verbunden war, um darin gesegnet zu werden.
Und wer vermag die Stufenlieder - die „Lieder im höheren Chor“ - zu lesen, ohne überzeugt zu sein von dem Wert und der Wichtigkeit des Hauses Gottes, mit dem Gottes Plan verbunden war!
Andererseits sehen wir auch, wie jeder Segen verloren war (wie man auch eifern mochte, ihn zu erlangen), wenn Gottes Haus und Sein Plan nicht beachtet wurde. Gott ließ Seinem Volke durch Haggai sagen: „Ihr habt viel gesäet und wenig eingebracht; ihr esset, aber nicht zur Sättigung; ihr trinket, aber nicht zur Genüge, ihr kleidet euch, aber es wird keinem warm; und der Lohnarbeiter erwirbt Lohn für einen durchlöcherten Beutel“. (Hagg. 1,6).
Als die Gefangenen aus Babylon zurückkehrten, begannen sie das Haus des Herrn zu bauen, aber der Feind suchte sie daran zu hindern, und 16 Jahre lang hörten sie mit dem Bau auf. Der Prophet Haggai erinnert sie wieder an den Bau und zeigt ihnen, daß alle ihre Anstrengungen, ihre eigenen Pläne auszuführen, verloren seien, solange das Haus des Herrn, Sein Plan auf Erden, nicht ihr Hauptplan sei. Wenn sie aber anfangen würden, Gottes Plan zu dem ihrigen zu machen, so sagt der Herr: „Von diesem Tage an will Ich segnen“ (Hagg. 2,19). Findet dies alles nicht eine tiefe, bedeutungsvolle Anwendung auf unsere Tage inbezug auf Seinen Tempel, die Gemeinde Christi?
Voll Belehrung ist es auch, auf das Verhalten des Herrn inbezug auf den Tempel zu sehen (Joh 2,15.16). Wir lesen: „Und Er machte eine Geißel aus Stricken und trieb sie alle zum Tempel hinaus, sowohl die Schafe als auch die Ochsen; und die Münze der Wechsler schüttete Er aus, und die Tische warf Er um, und zu den Taubenverkäufern sprach Er: Nehmet dies weg von hier; machet nicht das Haus Meines Vaters zu einem Kaufhause“. Hier erfüllte sich das Wort: „Der Eifer um Dein Haus hat Mich verzehrt“ (Ps 69,9). Dieser Sein Eifer war um so bemerkenswerter, als zu jener Zeit alles im Verfall war und der Tempel überdies in ganz kurzer Frist von Ihm Selbst beiseite gesetzt werden sollte, wie Er andeutend sagte: „Brechet diesen Tempel ab, und in drei Tage werde Ich ihn aufrichten“ (Joh 2,19). All dieses bestätigt in deutlicher Weise, was wir betrachtet haben, daß, wenn Gottes Hauptplan nicht unser Hauptplan ist, wir nicht im Bereich Seines Segens und in der Ausführung Seines Willens sind.
Ein treffendes Beispiel, wie die Treuen, die in Gottes Plan eingehen, gesegnet werden, finden wir in der Prophetin Anna in Lk 2. Sie war dem Tempel geweiht und verließ den Tempel nicht, sondern diente mit Fasten und Flehen Nacht und Tag. Der Herr war in Simeons Armen im Tempel, und von ihr lesen wir: „Und sie trat zu derselben Stunde herzu, lobte den Herrn und redete von Ihm zu allen, welche auf Erlösung warteten in Jerusalem“ (Lk 2,38). Wenn wir in dem Lichte wandeln, das uns gegeben ist, so sind wir fähig, größeres Licht zu empfangen. So sehen wir es hier bei der alten vierundachtzigjährigen Witwe. Sie war sofort bereit, das Licht, das an dem dunklen Orte schien, zu erfassen, das Licht, das die Schriftgelehrten nicht erfassen konnten und das den Weisen und Klugen der Welt verborgen ist.
Der Herr war „täglich im Tempel“ (Lk 22,53), und aus Lk 21,37.38 sehen wir, daß Er ihn bis zuletzt besuchte. Auch die Jünger finden wir nach Seiner Himmelfahrt allezeit im Tempel, Gott lobend und preisend“. (Lk 24,53). Ebenso finden wir die Apostel in den ersten Kapiteln der Apostelgeschichte (während der Herr schon täglich der Gemeinde hinzutat) noch ganz mit dem Tempel verbunden; sie hielten an ihm als an Gottes Hauptplan fest, bis ihnen das Offenbarungslicht Gottes über Seine Gemeinde leuchtete. Wir können uns ja kaum eine Vorstellung machen von der gewaltigen inneren Umwälzung, die ein Jude durchzumachen hatte, wenn ihm das Licht aufging, daß Gott jetzt auf Erden einen größeren Plan hatte als den, der mit dem Tempel in Jerusalem in Verbindung stand. Und gerade die, die am treusten zu dem irdischen Tempel standen, waren es, die Gott zur Gründung Seines jetzigen Tempels aus lebendigen Steinen benutzte. Als der Heilige Geist am Pfingsttage ausgegossen wurde, war die Kraft aus der Höhe da, das neue Haus aufzurichten und den Leib zu bilden (wenn auch die Offenbarungen Gottes über den Leib in jener Stunde noch nicht gegeben wurden). Israel widerstand dem Heiligen Geiste. „Die Bürger haßten Ihn“ und schickten in Stephanus‘ Geschichte gleichsam eine „Gesandtschaft hinter Ihm her“ und sagten: „Wir wollen nicht, daß dieser über uns herrsche“ (Lk 19,14). Mit der Steinigung des Stephanus wurde Israel beiseite gesetzt.
Christus, zur Rechten Gottes, steht jetzt im Mittelpunkt alles göttlichen Waltens auf Erden. Jerusalem hat aufgehört, dieser Mittelpunkt zu sein. Der Heilige Geist war herangekommen, um jetzt den weiteren Plan Gottes auf dieser Erde zu entfalten. Die Zeit der Schatten und Vorbilder war vorüber. Christus und Seine Gemeinde traten jetzt als Hauptplan Gottes in die Erscheinung. Das lag schon in den Worten von Stephanus, als er rief: „Ich sehe den Sohn des Menschen zur Rechten Gottes stehen!“ (Apg 7,55). Der erhöhte Christus - Christus in der Herrlichkeit - umfaßt jetzt den Hauptplan Gottes auf Erden. Viele erkennen dieses an, aber ihre Frage ist: Wie kann das sein? Kann Christus im Himmel Gottes Hauptplan auf Erden sein? Ja, weil der Leib Christi, Seine Gemeinde, hier auf Erden ist. Das Haupt ist im Himmel, Sein Leib aber ist auf der Erde. So wirkt Gott heute Seinen wunderbaren Plan aus. Christus Selbst, obgleich im Himmel, ist auf Erden in Seinen Gliedern. Sein Name ist hier auf Erden. Und obwohl Er Selbst das Haupt Seines Leibes ist, ist dennoch Sein Kommen in die Mitte derer, die zu Seinem Namen hin versammelt sind, eine köstliche und wunderbare Tatsache. Sein Platz, obschon im Himmel, ist zugleich auch inmitten der Gemeinde, Gott zu lobsingen. Seine Gegenwart inmitten der Gemeinde ist weit erhabener als die Gegenwart der Wolke in der Stiftshütte oder im Tempel.
So sehen wir, daß Seine Gemeinde - der Leib Christi - Gottes Hauptplan in dem gegenwärtigen Zeitalter ist. Laßt uns noch einen Augenblick betrachten, wie dieser, Sein jetziger Hauptplan, zuerst enthüllt wurde.
Das erste Licht finden wir bei der Bekehrung Saulus‘ von Tarsus in den Worten des Herrn: „Was verfolgst du Mich?“ Ein aufmerksamer Forscher der Schrift wird finden, daß die Weise, in der eine Wahrheit zum ersten Male in der Schrift enthüllt wird, fast stets mit einem Hauptmerkmal dieser Wahrheit verknüpft ist. Als Saulus von Tarsus das Licht der Herrlichkeit leuchtete und er die Stimme des Herrn hörte, vernahm er zum ersten Male, daß der Herr von Seinen Heiligen auf Erden als von Sich Selbst redet: „Was verfolgst du Mich?“
Mit dem Lichte des Evangeliums der Herrlichkeit, das diesem Feinde Christi leuchtete, wurde zugleich (und untrennbar damit verbunden) die wunderbare Wahrheit enthüllt, daß die errettete Seele ein Teil von Christus im Himmel ist. Christus im Himmel in Verbindung mit Seiner Gemeinde auf Erden ist das große Geheimnis und Wirken Gottes gegenwärtig auf Erden. Seine Gnade offenbart dem verlorenen Sünder den verherrlichten Christus als Heiland und dem Bekehrten zugleich, daß er in dieser Welt schon untrennbar mir dem verherrlichten Christus vereinigt ist. So ist mit der Errettung eines Sünders von Anfang auch zugleich der Hauptplan Gottes - Seine Gemeinde - Christi Leib verbunden.
Man möchte einwenden, daß der Sünder bei seiner Bekehrung keinen Begriff von dieser seiner hohen Berufung hat. Das ist ohne Zweifel wahr. Aber der Evangelist soll Gottes Plan kennen, und wenn er diesen kennt, dann ist sein Ziel nicht nur die Bekehrung des Sünders, sondern er freut sich, den Bekehrten auch mit dem großen Plane Gottes, mit Seiner Gemeinde, bekannt zu machen, der er jetzt als ein Glied an dem Leibe Christi angehört. Das sind die beiden Dienste, die wir in der Schrift finden; der Dienst des Evangeliums und der Dienst der Gemeinde. Seelen, die nicht in den gegenwärtigen Plan Gottes mit Seiner Gemeinde eingeführt werden, gehen eines großen Anteiles ihres Segens verlustig.
Der Herr gebe, daß jeder Leser dieses Blattes sehen möge, daß, wenn er über den Hauptplan Gottes in unseren Tagen hinweggeht, er in all seinem Verhalten und seinen Zielen (so gut sie gemeint sein mögen) irren muß! Nur wenn wir Gottes Plan auf Erden, Seine Gemeinde, erfaßt haben, verstehen wir unsere gegenwärtige Berufung und können mit Seinem Plane verbunden, von Ihm gebraucht, in der Kraft des Geistes wirken und Ihm dienen. Als der Herr hier auf Erden war, konnte Er sagen: „Mein Vater wirkt bis jetzt, und Ich wirke“ (Joh 5,17). Möchten wir heute so in Übereinstimmung mit dem Wirken Gottes gefunden werden, daß wir so wie der Herr hienieden sagen können, daß Gottes Wirken auch unser Wirken ist!
V. - v. d. K.