Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Themen Artikel
Handreichungen Band 13 - Jahrgang 1928
Eph 5,25-26 ; Joh 19,34 ; Joh 13 ; 1Kor 1-11 - „Reinigung durch die Waschung mit Wasser“Eph 5,25-26 ; Joh 19,34 ; Joh 13 ; 1Kor 1-11 - „Reinigung durch die Waschung mit Wasser“
Nach einem Vortrag. 8
Die Kriegsknechte hatten den Übeltätern die Beine zerschlagen. Jesu Seite durchbohrten sie mit einem Speere. Sein Leib war ja auch im Tode zunächst ihrer Willkür überlassen. Er ist „für nichts geachtet“ worden, sagt der Prophet (Jes 53,3). Dieser Speerstich war die letzte Schändung Seines heiligen, Ihm von Gott bereiteten Leibes. Johannes sah diese rohe Tat mit seinen Augen. Er berichtet uns den Speerstoß, der auch sein Herz und die Seele der Maria durchdrang. Was mußten die unter Seinem Kreuze Stehenden empfinden, als noch zuletzt der geliebte Leib so behandelt wurde?! Und Gott antwortete darauf mit Blut und Wasser, einer Antwort, die Zeugnis von den Gedanken Seiner Gnade ablegte.
In seinem Briefe schreibt Johannes: „Drei sind, die da zeugen: Der Geist und das Wasser und das Blut, und die drei sind einstimmig.“ (1Joh 5,7.8). Blut und Wasser zeugen mit dem Geiste von der Größe der Liebe und Gnade Gottes für Menschen, die Seinen Sohn so verachteten.
Blut und Wasser kamen aus der Seite des gestorbenen Heilandes und sind somit mit dem Tod des Herrn verbunden. Beides, Blut und Wasser, ist zu unserer Reinigung nötig, und beides wird in dieser Hinsicht in der Schrift klar voneinander unterschieden. 1Joh 1,7 wird von dem Blute gesagt: „Das Blut Jesu Christ Seines Sohnes, reinigt uns von aller Sünde“. Und von dem Wasser lesen wir, daß „Christus die Versammlung geliebt und Sich Selbst für sie hingegeben hat, auf daß Er sie heiligte, sie reinigend durch die Waschung mit Wasser durch das Wort“. (Eph 5,25.26).
Das Blut Jesu Christi weist uns hin auf den Tod Christi als die gerichtliche Sühnung für unsere Sünden. In dem Blute Christi wurde die Frage der Gerechtigkeit Gottes in bezug auf unsere Sünden geordnet. Es nimmt unsere Sündenschuld ein für allemal hinweg. Das Wasser, das aus Seiner Seite floß, weist auch auf den Tod Christi hin. Sein Tod ist die Grundlage für die Reinigung durch die Waschung mit Wasser durch das Wort. Der Waschung durch das Wasser bedarf der Gläubige, um auf seinem Gange durch diese Welt von den Befleckungen der Sünde und den Einflüssen dieses Zeitlaufes gereinigt zu werden. Nicht als ob „durch die Waschung mit Wasser durch das Wort“ das Fleisch gereinigt oder verbessert würde, sondern wir werden vielmehr von dem Fleische gereinigt, welches in dem Kreuze Christi gerichtet und abgetan ist.
Die Schrift zeigt uns in dem Blute Christi den Tod Christi als Sühnung für unsere Sünden und wiederum in dem Wasser den Tod Christi in seiner reinigenden Kraft in unserem Wandel durch diese Welt. So finden wir es auch in den Vorbildern des Alten Testamentes. Das Blut wurde nur einmal im Jahre am großen Versöhnungstage in das Allerheiligste getragen, das Wasser dagegen mußte zur immerwiederkehrenden Reinigung beständig im ehernen Wasserbecken gehalten werden.
Auch in der so bedeutungsvollen Fußwaschung der Jünger durch den Herrn finden wir köstliche Belehrungen für unsere Betrachtung. In diesem Kapitel (Joh 13) wird in zweierlei Weise von dem Waschen geredet. In Vers 10 sagt der Herr : „Wer ganz gewaschen (gebadet) ist, hat nicht nötig, sich zu waschen, ausgenommen die Füße, sondern ist ganz rein.“ Wenn es sich jedoch darum handelt, daß wir teil mit Ihm haben sollen, bedürfen wir des Waschens unserer Füße, weil unser Weg durch eine sündige Welt geht. Wir haben eine Waschung nötig, welche nicht mehr eine Ganzwaschung ist, sondern die sich nur auf einen Teil unseres Leibes bezieht, auf den Teil, der mit dem Staub der Welt in Berührung kommt.
So finden wir es auch in dem Vorbilde bei Aaron und seinen Söhnen. Sie wurden einmal durch Mose gewaschen (2. Mose 29,4; 3. Mose 8,6.22-24), aber dann bedurften sie beständig in der Ausübung ihres Dienstes des Waschens ihrer Hände und Füße. (2. Mose 30,17-21).
Wenn wir dies auf uns anwenden, so können wir sagen, wir haben diese einmalige, geistliche Reinigung in der neuen Geburt empfangen und sind ein für allemal gereinigt durch das kostbare Blut Jesu. Aber der Herr will nicht nur, daß wir selig werden, sondern daß wir jetzt schon „teil mit Ihm“ haben sollen, und zwar dort, wo Er jetzt ist, und dafür bedürfen wir der fortgesetzten Reinigung.
Als der Herr im Begriff stand, diese Welt zu verlassen und zum Vater zu gehen, enthüllte Er uns in der Fußwaschung diesen Dienst der Reinigung Seiner Gemeinde in der Waschung durch das Wort.
Der Gedanke Seines Wegganges war schrecklich für die Jünger, denn sie meinten, alsdann von Ihm getrennt zu sein. Aber der Herr belehrte sie, daß, obgleich Er von hier hinweggehen und sie hier bleiben würden, sie doch „teil mit Ihm“ haben sollten auch dort, wohin Er gehe. Dies war etwas ganz Neues für sie. Ihre Hoffnung war bisher nur gewesen, teil mit Ihm als mit dem Messias hier auf der Erde zu haben. Aber nun öffnete Er ihren Blick für eine ganz andere Stätte, die außerhalb dieser Welt in der Gegenwart des Vaters war, und dort sollten sie teil mit Ihm haben. Wenn sie aber verbunden mit Ihm als Seine Brüder teilhaben wollten, mußten ihre Füße gereinigt werden; mit dem Staube dieser Welt konnten sie dort nicht eintreten.
Durch das „Ganzgewaschensein“ waren sie fähig gemacht, mit Ihm verbunden zu sein. Sie gehörten dadurch nicht mehr zur Welt (Joh 17,14). Aber sie waren noch in der Welt und dadurch immer in Berührung mit ihrem Schmutz und der Sünde; und deshalb bedurften sie der beständigen Reinigung ihrer Füße von den Befleckungen durch die irdischen Dinge und durch deren Einflüsse auf ihr Herz und Leben.
Es handelt sich in der Fußwaschung nicht um die Frage der Reinigung durch Blut oder um ein neues „Ganzgewaschensein“, denn der Herr sagt: „Wer ganz gewaschen - gebadet - ist, hat nicht nötig, sich zu waschen, ausgenommen die Füße, sondern ist ganz rein.“ In der Fußwaschung zeigt der Herr uns das, was Er uns jetzt tut und was wir uns von Ihm tun zu lassen haben. Und das, was Er uns tut, sind wir auch schuldig, einander zu tun (Joh 13,14), d. h. wir sollen uns einander den Dienst der Waschung durch das Wort tun, so daß eine geistige und praktische Reinigung von dem Wesen der Welt in unserem
Herzen und unserem Leben bewirkt wird zu einem ungestörten Verbundensein mit Ihm dort, wo Er jetzt ist.
Dieser Dienst der Fußwaschung, den wir uns einander zu tun verpflichtet sind, ist in Wirklichkeit der Dienst Christi, obgleich er durch die Heiligen ausgeführt wird. Wir können diesen Dienst aber nur dann anderen tun, wenn wir dem Herrn erlauben, uns Selbst die Füße zu waschen, und wenn Seine Liebe es ist, die unser Herz dazu drängt. Es mag sein, daß jemand diesen Dienst tut und gar nicht sich bewußt ist, daß er ihn tut.
Der Dienst der Fußwaschung ist ein köstlicher Dienst. Zur Zeit des Herrn kannte man keine Strümpfe oder Schuhe oder Stiefel, welche den ganzen Fuß bedeckten. Die Fußwaschung war deshalb ein Dienst, durch den der ermüdete Wanderer erfrischt und erquickt wurde und mit dem zugleich die Reinigung vom Staub des Weges Hand in Hand ging. Die Waschung mit Wasser durch das Wort, die wir uns gegenseitig tun sollen, ist die Erquickung der müden Seele, die zugleich die Reinigung von den Befleckungen der Welt in sich trägt. Es ist so, wie David sagt: „Er erquicket meine Seele.“ Und dann folgt: „Er leitet mich in Pfaden der Gerechtigkeit um Seines Namens willen“ (Ps 23,3). Wenn unsere Seele die Erquickung des Wortes erfährt, stößt sie den Staub dieser Welt ab.
Wie wenig tun die Heiligen Gottes sich doch diesen Dienst! Wie wenig wird dem Wasser des Wortes in unserem Verkehr miteinander Raum gegeben! Jede Berührung und Anwendung des Wortes ist Erquickung für unser Herz und trägt zugleich Reinigung und lösende Kraft von den Einflüssen der gegenwärtigen bösen Welt in sich, aus der wir durch den Tod Christi herausgenommen sind.
Wenn wir ein Beispiel der Fußwaschung anschauen wollen, so möchte ich auf Paulus hinweisen, wie er in seinem Briefe durch das Wasser des Wortes die befleckten Füße der Korinther wusch, indem er das Licht der Liebe Gottes und des Todes Christi darauf fallen ließ.
Wir ersehen aus dem 1. Korintherbrief, wie viele böse Dinge in der Gemeinde zu Korinth Raum gefunden hatten. Denken wir, um nur einige herauszunehmen: 1. an die Spaltungen (Kap. 1-3), 2. an den sittlichen Tiefstand
(Kap. 5), 3. an die Teilnahme an den Götzenopfer-Festen (Kap. 8-10) und 4. an die unwürdige Abendmahlsfeier (Kap. 11).
Mit welcher Weisheit wußte Paulus ihnen mit dem Wasser des Wortes die Füße zu waschen! Er führte sie auf die Höhe ihrer Berufung und ihrer Segnungen, die ihnen auf dem Grunde des Todes Christi zuteil geworden waren. Er erquickte ihre Seele, indem er ihnen zeigte, daß sie berufen worden seien 1. in die Gemeinschaft Seines Sohnes Jesus Christus, 2. berufen seien, eine neue Masse und ungesäuert zu sein, 3. berufen seien, des Herrn Tisches teilhaftig zu sein, 4. berufen seien, als Geliebte des Herrn Abendmahl zu essen und Seinen Tod zu verkündigen. Wie mußte ihnen von dieser Höhe aus die ganze Häßlichkeit 1. der Spaltungen, 2. der Unreinigkeiten, 3. der Teilnahme am Dämonen-Tisch und 4. die Oberflächlichkeit am Mahle des Herrn vor Augen treten!
Mit der Liebe Christi im Herzen wusch er ihre Füße mit dem Wasser des Wortes und ließ das Licht des Todes Christi prüfend auf diese Dinge fallen.
Wenn wir den Dienst der Fußwaschung, den Paulus den Korinthern tat, noch etwas eingehender, nicht von der Seite der Erquickung, sondern von der Seite der Reinigung aus betrachten, dann sehen wir zunächst, wie er in Kapitel 1-3 das Wasser des Wortes von dem Kreuz Christi auf die Spaltungen in ihrer Mitte anwendet. Diese Spaltungen offenbarten, daß der Mensch und die menschliche Weisheit wieder Wert und Wichtigkeit in ihren Herzen erlangt hatten. Wohl handelt es sich hier um Menschen, die das Zeugnis Gottes brachten, die Diener Christi waren, wie Paulus, Apollos, Kephas, aber gerade die Spaltungen, das „Sichaufblähen für den einen wider den anderen“, (1Kor 4,6) zeigte, daß sie wieder auf den Menschen und seine Weisheit blickten und das Wesen der Welt wieder Wert in ihren Augen gefunden hatte. Wie war das gekommen? Hatte Paulus in seinem Dienst ihnen dazu Anlaß gegeben? Von ihm hatten sie solches nicht gelernt. Der einzige Inhalt seines Zeugnisses war Christus gewesen und nicht der Mensch noch dessen Weisheit, sondern allein Christus, und zwar Christus als gekreuzigt. (1Kor 2,1.2).
In dem Kreuze Christi bezeugte Gott, daß der Mensch im Fleische für nichts brauchbar war. Gott konnte weder seine Weisheit noch seine Gerechtigkeit, noch Heiligkeit, noch Erlösung gebrauchen. Nichts konnte Gott von ihm annehmen. Diesen Menschen konnte Er nur im Gericht abtun und beseitigen. Und dieses Gericht fand durch Gottes Hand an dem Kreuze von Golgatha statt. Dort hatte der alte Mensch sein Ende gefunden. Das Gericht am Kreuze ist nicht nur die Grundlage für die Gnade Gottes in der Vergebung unserer Sünden, sondern auch das Abgetansein des Menschen als völlig verdorben und unbrauchbar. Welche Torheit deshalb, diesen Menschen, den Gott durch das Kreuz Christi für immer beseitigt hat, wieder zu verherrlichen!
Hier lag der Mangel bei den Korinthern. Sie verstanden die wichtigen Wahrheiten nicht, die mit dem „Kreuze Christi“ verbunden sind. Aus diesem Grunde konnte der Apostel ihnen auch nicht die verborgene Weisheit Gottes enthüllen (1Kor 2,6.7). Er konnte nicht zu ihnen reden wie mit Vollkommenen, d. h. wie mit Erwachsenen, die nicht mehr Kinder waren, welche der Milch bedurften (1Kor 2,6; 3,1-3). Nicht als ob Sein Zeugnis in ihrer Mitte mangelhaft oder Schuld daran gewesen wäre, daß sie Unmündige geblieben waren, sondern die Ursache war, daß sie sein Zeugnis nur mangelhaft aufgenommen und erfaßt hatten.
So ist es heute noch. Viele Gläubige verstehen wohl, daß der Tod Christi die Grundlage der Vergebung ihrer Sünden ist, aber wenige erfassen mit treuem Herzen den weiteren Inhalt des „Kreuzes Christi“, nämlich daß der Mensch im Fleische im „Kreuze Christi“ gerichtet und abgetan ist und ebenso auch das ganze System dieser Welt. (Gal 6,14).
Diese Seite des „Kreuzes Christi“ mag wohl mit dem Verstande erfaßt werden, wenn sie aber nicht in einem treuen Herzen aufgenommen wird, so offenbart sich dieses in der Menschenverherrlichung und der Wertschätzung der Dinge, die dem System der Welt entsprossen sind. Das Zeugnis von dem „Kreuze Christi“ läßt der Verehrung und Verherrlichung des Menschen und seiner Weisheit keinen Raum. Mit welcher Sorgfalt vermied Paulus in der Verkündigung des Zeugnisses Gottes alle Redeweisheit, „damit nicht das
Kreuz Christi zunichte gemacht werde.“ (1Kor 1,17). Er zitterte über seine Rede und seine Predigt, damit „nicht die Kraft in den überredenden Worten der Weisheit“ liegen möge und sie nur Verstandes-Gläubige würden, sondern daß seine Predigt in der Kraft des Geistes Gottes sich erweise in dem Glauben an den gekreuzigten Christus. (1Kor 2,3-5).
Im 5. Kapitel braucht er alsdann das Wasser des Wortes, um sie von der Unreinigkeit in ihrer Mitte zu reinigen. Wieder richtet er ihren Blick auf den Tod des Herrn , indem er auf das Passah hinweist und sagt: „Auch unser Passah, Christus, ist geschlachtet“ (V. 7). Zuvor sagt er ihnen jedoch, daß sie eine neue Masse und ungesäuert seien. Dies war das Gepräge, das sie sowohl in ihrer Gesamtheit als Gottes Gemeinde wie auch jeden einzelnen kennzeichnen sollte.
Er erinnert sie an die Geschichte des Volkes Israel. Wenn das Passah in Israel geschlachtet war, so mußte jeder Sauerteig aus der Mitte des Volkes Gottes hinweggetan werden. Wer Gesäuertes aß, des Seele sollte ausgerottet werden aus Israel (2. Mose 12,14.15). Passah und Sauerteig durften nicht zusammengefunden werden.
Und waren sie, die Gläubigen in Korinth, nicht Gottes erlöstes Volk? Ihr Passah, Christus, war geschlachtet worden. Wie konnten sie dann „Sauerteig“ in ihrer Mitte dulden? Wenn Passah und Sauerteig nicht zusammen sein konnten, mußten sie dann nicht in Übereinstimmung damit sein? Konnten sie Festfeier halten mit dem alten Sauerteig? Der Apostel schreibt ihnen deshalb: „Unser Passah, Christus, ist geschlachtet, darum laßt uns Festfeier halten, nicht mit altem Sauerteig, auch nicht mit Sauerteig der Bosheit und Schlechtigkeit, sondern mit ungesäuertem Brote der Lauterkeit und Wahrheit. (1Kor 5,7.8).
In der Mitte des irdischen Volkes Gottes durfte sieben Tage lang kein Sauerteig gefunden werden. Bei dem himmlischen Volke soll es geistlicherweise beständig so sein. In Israel mußte immer wieder von Zeit zu Zeit das Passahlamm geschlachtet werden, und damit in Verbindung durfte dann während sieben Tage (eine vollkommene Zeit) kein Sauerteig bei ihnen gefunden werden: Wir aber sollen, solange wir hier in der Wüste sind, als Gottes Volk dadurch gekennzeichnet sein, daß unser Passah, Christus, ein für allemal geschlachtet ist und kein geistlicher Sauerteig in unserer Mitte geduldet wird.
So sehen wir, wie der Apostel das Licht des Todes Christi zunächst auf die Spaltungen fallen ließ und ihnen zeigte, daß sie damit den Menschen, den Gott als völlig verdorben und untauglich, in dem „Kreuze Christi“ gerichtet hat und der in der Taufe mit Christo begraben ist, wieder ausgruben und verherrlichten und somit „das Kreuz Christi zunichte machten“. Und weiter sehen wir, wie er alsdann das Licht des Todes Christi auf den Sauerteig der Bosheit und Schlechtigkeit in ihrer Mitte fallen ließ und ihnen zeigte, daß sie damit ihre Unwissenheit offenbarten und zugleich verleugneten, eine neue Masse und ungesäuert zu sein. (1Kor 5,6.7).
Wir kommen nun zu unserem dritten Punkt (Kap. 8-10). Es war die Frage erhoben worden, wie weit die Freiheit eines Gläubigen gehe, ob ein solcher am Essen von Götzenopfern teilnehmen könne und ob dieses nicht eine Anerkennung der Götzen sei.
Während der Apostel auf der einen Seite die Freiheit des Gläubigen behauptet, dringt er andererseits mit aller Entschiedenheit darauf, daß der Gläubige sich von allem, was Götzendienst heißt, enthalten solle. Er wendet sich an die Gläubigen als an verständige Männer (Kap. 10,15) und richtet ihre Aufmerksamkeit auf den Kelch der Segnung, welchen sie segnen, und auf das Brot, welches Sie brechen, und zeigt ihnen, daß sie damit die Gemeinschaft mit dem Tode Christi ausdrückten.
Ihr Teilhaben an dieser Handlung war Gemeinschaft mit Christus in Seinem Tode, und ihre Teilnahme an den Götzenopfer-Mahlzeiten war Gemeinschaft mit den Dämonen. Konnten sie an beiden zugleich teilhaben? Diese beiden - der Kelch des Herrn und der Kelch der Dämonen - standen sich unüberbrückbar gegenüber. Konnten sie Gemeinschaft mit Christus und zugleich Gemeinschaft mit den Dämonen haben? Er antwortet: „Ihr könnt nicht des Herrn Kelch trinken und der Dämonen Kelch; ihr könnt nicht des Herrn Tisches teilhaftig sein und des Tisches der Dämonen“.
(1Kor 10,21). Die Teilnahme an dem einen schloß die Teilnahme an dem anderen aus.
So ließ der Apostel das Licht des Todes des Herrn auf ihre Verbindung mit der Welt fallen und zeigte ihnen, daß der Tod Christi sie von der Welt trennt und sie nicht mit zwei sich einander entgegenstehenden Dingen zugleich Gemeinschaft haben konnten. Der Tod Christi enthüllte die Dinge, denen sie in ihrem Herzen huldigten.
Und nun noch unser letzter Punkt. In den Kapiteln 11-14 gibt der Apostel Belehrungen über die verschiedenen Zusammenkünfte der Gemeinde. Als erstes kommt er auf das Abendmahl des Herrn zu sprechen, an welchem sie ohne Selbstprüfung teilnahmen. In dem Mahle des Herrn sehen wir den Tod des Herrn in Seiner unfaßbaren Liebe zu uns. Wenn der Apostel in diesen vier Kapiteln Unterweisungen über die verschiedenen Zusammenkünfte der Gemeinde gibt, so ist es nicht ohne Bedeutung, daß er seine Belehrungen mit der Gedächtnisfeier des Herrn beginnt. Damit stellt er dieses Zusammenkommen an den ersten Platz von allen Zusammenkünften der Gemeinde. In diesem Zusammenkommen verkündigen wir den Tod des Herrn , und dieses muß unsere Herzen zur Selbstprüfung führen, ob unser Leben damit übereinstimmt. Leichtfertigkeit und Gleichgültigkeit sind eine Mißachtung der Gemeinde Gottes. Jedes unwürdigliche Essen und Nichtunterscheiden des Leibes offenbarte den Mangel an Selbstgericht und mußte Gottes Züchtigung über die Glieder der Gemeinde bringen.
Die Verkündigung Seines Todes muß durch unser Leben und Verhalten bestätigt werden. Können wir uns in fleischlicher Weise gehen lassen, wenn wir Seinen Tod verkündigen, der das Gericht über den Menschen im Fleische ist?
Und ebenso ist es auch in den anderen Zusammenkünften. Das Zusammenkommen zum Mahle des Herrn , in welchem wir Ihn anschauen in Seiner Liebe bis zum Tod, leitet uns gleichsam hinüber zu den anderen Zusammenkünften der Gemeinde, zu dem Dienst der Liebe in der Ausübung der Gaben zur Auferbauung der Glieder Seines Leibes. Sein Tod hindert uns, etwas aus uns selbst zu machen, sondern wir sind einander untertan und alles geschieht anständig und in Ordnung und zur Erbauung.
Fassen wir das Gesagte noch einmal zusammen, so sehen wir, wie der Apostel in diesem Briefe das Zeugnis von dem Tode des Herrn als des reinigenden Wassers gebraucht:
1. für die Beseitigung des Menschen im Fleische und aller Anmaßung des Menschen,
2. für das erlöste Volk Gottes in bezug auf „Sauerteig der Bosheit usw.“ in ihrer Mitte,
3. für die Gläubigen in bezug auf ihre Gemeinschaft und Huldigung der Dinge dieser Welt,
4. in bezug auf unsere Liebe zum Herrn und unser Verhalten in den Zusammenkünften der Gemeinde.
An diesen Beispielen sehen wir:
1. daß der Tod des Herrn keine Erhebung und Verherrlichung des Menschen erlaubt,
2. keine Duldung von altem „Sauerteig“ in der Mitte der Gemeinde noch in dem Leben der Heiligen,
3. daß er völlige Absonderung von allen götzendienerischen Verbindungen fordert,
4. daß er uns zum Selbstgericht und zum rechten Verhalten in den Versammlungen der Gemeinde nötigt.
So sehen wir, daß der Tod Christi die Quelle der reinigenden Kraft des Wortes ist.
Welches Wort der Herr auch für die Heiligung und Reinigung Seiner Gemeinde gebrauchen mag, die Grundlage der heiligenden und reinigenden Kraft „der Waschung mit Wasser durch das Wort“ ist, daß Er Sich Selbst hingegeben hat - ist Sein Tod!
Wenn wir auch in den betrachteten vier Beispielen sahen, daß der Apostel die Schäden in der korinthischen Gemeinde dadurch zu entfernen suchte, daß er dieselben mit dem direkten Zeugnis des Todes Christi in Verbindung brachte, so ist damit doch nicht gesagt, daß die Waschung mit Wasser nur allein und immer durch die Anwendung eines Wortes von dem Tode Christi geschehen müsse. Wenn der Apostel im 6. Kapitel zu den Rechtshändeln der Korinther kommt, so finden wir, daß er, um sie von dieser beschämenden Sache zu reinigen, nicht ein direktes Wort vom Tode Christi gebraucht, sondern sie hinaufführt zu ihrer zukünftigen Hoheit und Herrlichkeit, die Welt und die Engel zu richten. Wie konnten sie, wenn sie die Welt richten sollten, die Welt zum Richter über sich setzen? Und wie vermochten sie die Welt und Engel zu richten anders als im Verbundensein mit Christus, dem Richter des ganzen Erdkreises? Und wo lag das Geheimnis ihres Verbundenseins mit Christus anders als in dem Tode Christi?!
Aus der Seite des gekreuzigten und gestorbenen Heilandes floß Blut und Wasser hervor; und wohin wir auch blicken mögen, die Grundlage aller reinigenden Kraft ist der Tod Christi.
Tragen wir die Wahrheit des Todes Christi lebendig in unserem Herzen, so wird sich die Wirkung davon in unseren Wegen und unserem Wandel offenbaren.
A. v. d. K.
8 Vgl. auch Jahrb. 5, Frg. 27, u. vor allem Jahrb. 12, Frg. 18! F. K.↩︎