Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Themen Artikel
Handreichungen Band 21 - Jahrgang 1936
Seine Herrlichkeit (1)Seine Herrlichkeit (1)
Die Heilige Schrift berichtet uns viel über die Herrlichkeit der Person unseres Herrn Jesus Christus. Betrachten wir Ihn als den Ewigen, den Sohn Gottes, oder als den vollkommenen Menschen oder als den Diener Gottes oder als den König, immer wird unser Herz mit Bewunderung und Freude, ja mit Anbetung erfüllt. Oder denken wir daran, daß der Vater alles in Seine Hand gelegt hat, die Schöpfung, die Erlösung, die Segnungen, das Hohepriestertum, die Entrückung und Auferweckung, den Richterstuhl, das Weltgericht, das Tausendjährige Reich, das Endgericht, so können wir uns nur beugen und anbeten in Staub und Asche.
Daß Er der Ewige ist, Gott, gepriesen in Ewigkeit, das bezeugen uns viele Seiner eigenen Worte und die der Apostel, welche durch den Heiligen Geist die Heiligen Schriften geschrieben haben. Er spricht von Sich Selbst: „Ich bin von dem Vater ausgegangen und bin in die Welt gekommen; wiederum verlasse Ich die Welt und gehe zum Vater“ (Joh 16,28), und „Wahrlich, wahrlich, Ich sage euch: Ehe Abraham ward, bin Ich.“ (Joh 8,58) Der Apostel Johannes zeugt mit kurzen, aber sinnigen und majestätischen Worten: „Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott.“ „Und das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns (und wir haben Seine Herrlichkeit angeschaut, eine Herrlichkeit als eines Eingeborenen vom Vater .)..“ (Joh 1,1.14) Er ist nicht zu vergleichen mit Engeln oder Engelfürsten. „Denn zu welchem der Engel hat Er je gesagt: Du bist Mein Sohn ...?“ In bezug auf den Sohn spricht Er: „Dein Thron, o Gott, ist von Ewigkeit zu Ewigkeit.“ (Heb 1,5.8)
Von dem wunderbaren Verhältnis des Sohnes zu Seinem Vater verstehen wir sterbliche Menschen wenig. Wir lesen: Als die Schöpfung ihren Anfang nahm, „da war
Ich Schoßkind bei Ihm, und war Tag für Tag Seine Wonne“. (Spr 8,30) „Der Vater liebt den Sohn und hat alles in Seine Hand gegeben.“ (Joh 3,35) Und wie herrlich ist das Zeugnis des Vaters über Seinen Sohn: „Dieser ist Mein geliebter Sohn, an welchem Ich Wohlgefallen gefunden habe.“ (Mt 3,17) Dieses Zeugnis gilt uns Menschen. Der Vater suchte die Ehre Seines geliebten Sohnes, und der Sohn suchte die Ehre Seines Vaters. Er, der Sohn, tat und redete nichts ohne den Vater und bezeugte: „Mein Vater ist größer als Ich.“ (Joh 14,28)
Strahlen Seiner göttlichen Herrlichkeit sehen wir auch in Seinem Erdenwandel. Als Nathanael unter dem Feigenbaum war, bevor Philippus ihn rief, sah ihn der HErr. Als Petrus mit der Angel den Fisch herausholen sollte, da wußte der Herr bereits von dem Geldstück, das der Fisch im Maule trug. Und als die Jünger das Eselsfüllen holen sollten, da wußte Er, daß es angebunden Ihm zur Verfügung stand. Er war der Allwissende, Gott, gepriesen in Ewigkeit. Und Seine schöpferischen Wunder zeugen von Seiner Schöpferherrlichkeit. Denken wir nur an die Verwandlung des Wassers in Wein, an die Vermehrung von Brot und Fisch bei der Speisung der Tausende, an das Wandeln auf dem See oder an die Auferweckung des Lazarus - Herrlichkeit über Herrlichkeit strahlt uns entgegen. Ja, „durch Ihn sind alle Dinge erschaffen worden, die in den Himmeln und die auf der Erde, die sichtbaren und die unsichtbaren, es seien Throne oder Herrschaften oder Fürstentümer oder Gewalten; alle Dinge sind durch Ihn und für Ihn geschaffen“ (Kol 1,16). Ihm sei Ehre und Anbetung!
Die Menschwerdung des Sohnes Gottes ist über alles Verstehen wunderbar. Gott und Mensch - anbetungswürdiges Geheimnis. Die Engelwelt war in freudiger Bewegung in der Stunde der Geburt unseres Heilandes. „ Euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der HErr“ (Lk 2,11), so sprach der Engel zu den Hirten. Er, der Heiland und der Gesalbte - Er war der HErr. Er war der Herr über alles. Und von Ihm lesen wir: „Und Jesus nahm zu an Weisheit und an Größe, und an Gunst bei Gott und Menschen.“ (Lk 2,52) Von Ihm lesen wir ferner (Mk 6,3): „Ist dieser nicht der Zimmermann?“ Er hat das Leben mit seiner Mühe und Beschwerde kennengelernt. Er kann uns verstehen. „Worin Er Selbst gelitten hat, als Er versucht wurde, vermag Er denen zu helfen, die versucht werden.“ „Der in allem versucht worden ist in gleicher Weise wie wir, ausgenommen die Sünde.“ (Heb 2,18; 4,15) In Ihm war keine Sünde, Er wurde von dem Engel „das Heilige“ genannt. Er war ohne Fehl und ohne Flecken, denn Seine Menschwerdung geschah durch den Heiligen Geist (Lk 1,35). „In Seiner Gestalt wie ein Mensch erfunden“ (Phil 2,8), wandelt Er in Abhängigkeit von Seinem Gott, ging umher und tat wohl. Voll innigen Mitgefühls nahm Er teil an dem Leid der Menschen, war innerlich bewegt beim Anblick des Elendes des einzelnen wie der großen Menge. Ja, Er weinte über Jerusalem im Gedenken der Gerichtstage, die über diese Stadt kommen sollten. Er aß und Er trank. Er kannte Freude und Betrübnis. Er ermüdete durch die Anstrengung der Reise durch Samaria, und Er schlief auf einem Kopfkissen, während der Sturm tobte.
Wenn wir Ihn so in Seiner Menschheit betrachten, so fühlen wir uns besonders zu Ihm hingezogen. Er ist uns so nahegekommen, daß wir vertrauensvoll alle unsere menschlichen Angelegenheiten Ihm sagen können im Glaubensgebet.
Obgleich Er uns, den Brüdern, so nahegekommen ist, so bleibt aber dennoch ein großer Abstand zwischen Ihm und uns. Er kannte keine Sünde. Alles an Ihm war lieblich, war rein, war wahr. „Du bist schöner als die Menschensöhne, Holdseligkeit ist ausgegossen über Deine Lippen.“ (Ps 45,2) Als Er gefragt wurde: Wer bist Du? Da sprach Er: „Durchaus das, was Ich auch zu euch rede.“ (Joh 8,25) Seine Worte entsprachen völlig Seinem Wesen und Seiner Stellung. Was Er redete, das war Er. Er und nur Er allein konnte solches sagen.
Hier verspüren wir schon den Abstand zwischen Ihm und uns. Unsere Worte entsprechen durchaus nicht immer unserem wahren Zustand. Wieviel Unwahrhaftigkeit ist bei uns! Ja, selbst die Bruderliebe kann geheuchelt sein.
Er hat uns ein Vorbild gelassen, daß wir sollen nachfolgen Seinen Fußtapfen. Kein Trug war in Seinem Munde erfunden. Seine Liebe war durchaus wahr. Die Fürbitte für Seine Feinde entsprach völlig Seinem Herzen vergebender Liebe.
Was Er, der Heilige, angesichts des Todes am Kreuze empfunden hat, können wir nicht verstehen. Sein Schweiß wurde wie große Blutstropfen in dem ringendem Kampfe in Gethsemane. Und wie die Schmach und Verhöhnung Sein Inneres ergriffen hat, das läßt uns das Psalmwort ahnen: „Der Hohn hat Mein Herz gebrochen, und Ich bin ganz elend; und Ich habe auf Mitleiden gewartet, und da war keines, und auf Tröster, und Ich habe keine gefunden.“ (Ps 69,20) Er weiß, was es heißt, verachtet, verleumdet, geschmäht und gehaßt zu sein. Doch Er blieb derselbe, der vollkommene Mensch, auch in den schwersten Stunden. Er konnte von Sich in Wahrheit sagen: „Ich habe Jehova stets vor Mich gestellt; weil Er zu Meiner Rechten ist, werde Ich nicht wanken. Darum freut Sich Mein Herz, und frohlockt Meine Seele. Auch Mein Fleisch wird in Sicherheit ruhen. Denn Meine Seele wirst Du dem Scheol nicht lassen, wirst nicht zugeben, daß Dein Frommer die Verwesung sehe.“ (Ps 16,8-10) Wie Sein Leben vollkommen war, so war auch Sein Weggang nach Seiner Auferstehung herrlich. „Und es geschah, indem Er sie segnete, schied Er von ihnen und wurde hinaufgetragen in den Himmel.“ „Segnend“ schied Er von den Jüngern, Er, der Vollkommene, der Auferstandene, und ging als verherrlichter Mensch in den Himmel. Gepriesen sei Sein herrlicher Name!
(Fortsetzung folgt, s. G. w).