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Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Themen Artikel
Handreichungen Band 16 - Jahrgang 1931
Mt 16,6.11.12; Mk 8,15; Lk 12,1 - Hütet euch vor dem Sauerteig! (1)Mt 16,6.11.12; Mk 8,15; Lk 12,1 - Hütet euch vor dem Sauerteig! (1)
Gar oft steht die Ermahnung „Hütet euch!“ im Neuen Testament, und noch viel öfter das Wort: „Sehet zu!“ Ich will zu letzterem keine weiteren Stellen angeben als wie folgende drei: Mk 4,24; Lk 21,8 und Kol 2,8; aber bezüglich des „Hütet euch!“ nenne ich, ehe ich zu meinem eigentlichen Text übergehe, einige Stellen mehr: Mt 6,1 (wörtlich: „Hütet euch vor ...“); 7,15; 10,17; Mk 12,38 (Lk 20,46); Lk 17,3 (wörtlich: „Hütet euch vor euch selbst!“); 21,34! Möchten wir den Ernst dieser Worte zu unseren Herzen und Gewissen reden lassen! Beide Mahnungen: „Hütet euch!“ und „Sehet zu!“ zeigen uns Gefahren, denen wir sehr leicht zum Opfer fallen, wenn wir nicht vorsichtig sind. Wenn es irgendwo eine Gefahr für einen Menschen gibt, so muß er sich in richtige Beziehung zu ihr setzen, um ihr zu entgehen. Denken wir an das Kind, das oft gemahnt wird: „Messer, Gabel, Schere, Feuer, Licht ist für kleine Kinder nicht!“ Das Kind kann sich nicht in richtige Beziehung zu diesen Gefahren setzen, weiß nicht mit solchen Sachen umzugehen, deswegen ist's besser, es kommt mit ihnen garnicht in Berührung. Und der Große, der Erwachsene? Für ihn mag es leicht sein, sich zu diesen fünf Dingen in die rechte Beziehung zu setzen, daß sie ihm nicht gefährlich werden können, aber Gefahren enthalten sie doch, und unvorsichtige Große haben schon manchmal Unheil angerichtet - z. B. wenn sie Petroleum ins Feuer gegossen haben!! -, einfach weil sie die selbstverständlichen Vorsichtsmaßregeln außer Acht ließen. Was für das Kind eine schwere Gefahr ist, eben weil dem Kinde der „rechte Abstand“ fehlt, ist es nicht für den Großen, aber auch nur deswegen nicht, weil er diesen „Abstand halten“ kann! Und so denke daran, Bruder, Schwester, daß auf dem Wege, den wir pilgern, viele Gefahren lauern, von Menschen (Mt 10,17!)!, von Dingen und Umständen, die uns durch Satans Macht sicher zu stark werden, wenn wir ihnen nicht in der rechten Weise - in Vorsicht und Absonderung - begegnen. Ich komme, so Gott will, später noch hierauf zurück! „Hütet euch!“ „Sehet zu!“
Das, wovor wir uns aber nach des Herrn Jesu Worten ganz besonders zu hüten haben, ist der Sauerteig! Hierüber haben wir in den Evangelien drei Aussagen des Herrn , während die Warnung im Rahmen dieser drei Aussagen überhaupt fünfmal genannt wird. Die Stellen sind: Mt 16,6.11.12; Mk 8,15 und Lk 12,1. Die Matth.- und Markus-Stelle sind zwar Parallelstellen, aber mit etwas verschiedenem Inhalt. Sechsmal (in der Zahl des Menschen also) ist in diesen Stellen das Wort „Sauerteig“ gebraucht. Außerdem kommt dies Wort im Neuen Testament noch in Mt 13,33; Lk 13,21; 1Kor 5,6.7.8; Gal 5,9 vor, also sechsmal, während das Tätigkeitswort „durchsäuern“ in Mt 13,33, Lk 13,21; 1Kor 5,6 und Gal 5,9 steht (viermal; auch höchst bemerkenswert)!. Und dann außer in den synoptischen Evangelien nur im 1. Kor.- und im Galaterbrief, d. h. den beiden Briefen, die uns den Niedergang der Gemeinde in Leben und Lehre zeigen! Dagegen kommt - der Vollständigkeit halber sei's gesagt! - das Wort „ungesäuert“ im eigentlichen Sinne („Tage der ungesäuerten Brote“) sechsmal vor: Mt 26,17; Mk 14,1.12, Lk 22,7; Apg 12,3 und 20,6; und im übertragenen, auf die Gläubigen bezogenen Sinne nur zweimal: 1Kor 5,7.8!
Was uns hier beschäftigen soll, ist also die dreifache Warnung des Herrn „Hütet euch vor dem Sauerteig ...!“
Über den „Sauerteig“ ist in den „Handreichungen“ ja schon öfter geschrieben, so z. B. in Jahrbuch 9, Frage 15,
Jahrbuch 10, Frage 4 u. a., und es braucht darum kaum betont zu werden, daß der Sauerteig in der Schrift stets ein Bild des Bösen ist, und zwar sowohl was die Lehre als was das Leben betrifft, auch Mt 13,33 (Lk 13,20.21) macht keine Ausnahme für den, der die Himmelreichsgleichnisse von Mt 13 richtig, nämlich als Entwickelungsgeschichte des Reichs der Himmel nach unten, versteht. Und wenn „Sauerteig“ überall sonst in der Schrift Böses bedeutet, wie kann der Herr, der Mund der Wahrheit, dann bei diesem einen Anlaß Gutes mit dem Sauerteig verbinden?! Mit dieser auch im natürlichen Sinne unreinen, durchdringenden, zerstörenden Triebkraft, deren Wirkungen uns bekannt sind?!
Die erste Warnung „Hütet euch vor dem Sauerteig ...!“ ist verbunden mit den Worten „der Pharisäer und Sadduzäer“. Die Jünger mißverstehen, wie so oft, den Herrn, und darum gibt Er ihnen eine eigentümliche Belehrung, durch die sie - wie Matthäus dann später im Rückblick berichtet - „verstanden“, daß die zweimalige Nennung des „Hütet euch vor dem Sauerteig der Pharisäer und Sadduzäer!“ (V. 6 und 11) nichts mit dem „Sauerteig des Brotes“ zu tun habe, sondern sie sollten sich hüten „vor der Lehre der Pharisäer und Sadduzäer“.
Also in dieser Stelle spricht der Herr Jesus offen davon, daß die Lehre jener beiden großen Gruppen der jüdischen religiösen Welt in Seinen Augen Sauerteig sei. Und warum? Die letzte der zur Behandlung stehenden Stellen Lk 12,1 gibt uns eine Erklärung für den „Sauerteig der Pharisäer“: „... welcher Heuchelei ist“. Darum eine so ernste Mahnung, sich zu hüten vor der Lehre der Pharisäer?! Ja, darum! Denn, Geliebte, was kann es Ernsteres geben, als sich das ganze Leben mit erhabenen Lehren zu beschäftigen, die, an sich wenigstens, nicht schlecht und zu beachten sind (vgl. Mt 23,3)!, während man selber sie nicht hält, sie vielmehr durch das eigene Verhalten gemein macht?! (Mt 23! welch eine „Strafrede“)! Heuchelei ist Scheinleben! (Vgl. Frage 6 des Heftes, am Schluß, Seite 72) Die Pharisäer - d. h. die „Abgeordneten“ - gaben vor, ein solches Leben, wie sie es als schriftgemäß lehrten, zu leben, aber sie taten nichts dergleichen, sie stellten sich nur so! Ihr Leben war gemacht-fromm, so daß andere es sehen sollten (Mt 6! dreimal in V. 1 bis 18 „Heuchler“, V. 2.5.16)!, aber in ihren Herzen sah es gar böse aus! Gott nennt sie Heuchler. Sie legten volles Gewicht auf gute Lehre, aber ihr Leben zeugte nicht davon, daß sie sie ernst nahmen! „Hütet euch vor ihnen!“, sagt der Herr - „hütet euch vor ihrer Lehre, die Heuchelei ist!“ Wer sich nicht vor ihr hütete, kam gar zu leicht dahinein, daß er das praktische Leben als nebensächlich hinstellte gegenüber der Güte, der Feinheit oder gar Spitzfindigkeit der Lehre, und wie sehr ward des Herrn Name dann entehrt! (Vgl. Röm 2,17 bis 24)! Die Pharisäer werden uns in der Schrift als die Vertreter der Orthodoxie, der Rechtgläubigkeit, gezeigt, sie glaubten an die Schriften (das Alte Testament), an die Auferstehung, an Engel, an das Kommen des Messias, an den Geist usw. (Stellen zu nennen erübrigt sich hier), kurz sie waren schriftgläubige (wenn auch nicht christusgläubige) Leute - aber sie waren Heuchler eines Lebens, das zu haben sie vorgaben, aber nicht lebten, ja, das zu leben ihnen überflüssig erschien, wenn sie nur eine gute Lehre hätten!
Brüder, Schwestern! Gibt es das heute noch? Ist die Gefahr heute nicht mehr da bei uns, daß wir anders scheinen können, als wir praktisch sind, daß wir gute und an sich unentbehrlich-wichtige göttliche Lehren (vgl. die viele „Lehre“ in 1. und 2. Timoth. usw.; ja, sie ist unbedingt unentbehrlich-wichtig)! haben ohne das entsprechende Leben, das nur durch den Geist und in Ihm zu verwirklichen ist (Gal 5,19.25)!, daß wir uns unserer wohl tatsächlichen Rechtgläubigkeit, unserer wichtigen „Grundsätze“ (der Absonderung und Gemeinschaft) rühmen, ohne diese mit „dem wirklichen Leben“ (1Tim 6,19) zu füllen? O wie ernst ist doch Gottes Wort! Wie ernst ist doch das wirkliche Leben eines echten Gotteskindes! Wahrlich, Worte tun es nicht! Gott will Wirklichkeit bei uns, in unserem Glaubensleben sehen! „Ach, Blätter nur!“ Worte in der heutigen ernsten Zeit, da die Geister sich scheiden und da es mehr denn je auf die praktische Wahrheit und das Wandeln in ihr (nach 2Joh V. 4 und 3Joh V. 3.4 und die ganzen beiden Briefe)! ankommt, Worte sind leicht gesprochen, der Schein ist leicht erweckt, daß alles in Ordnung ist, und das Bekenntnis der Lippen täuscht leicht über die Leere des Herzens hinweg - und des Herrn Wort sagt: „Heuchler!“ Wie gewaltig ernst! Mögen wir uns warnen lassen! „Leget nun ab alle Bosheit und allen Trug und Heuchelei und Neid und alles üble Nachreden“ - und dann folgt das Heilmittel! - „... seid begierig nach der vernünftigen, unverfälschten Milch, auf daß ihr durch dieselbe wachset zur Errettung (oder praktisch in die Errettung hinein)!, wenn ihr anders geschmeckt habt, daß der Herr gütig ist“ (zu welchem ihr gekommen seid) (1Pet 2,1 bis 3). „Hütet euch vor dem Sauerteig der Pharisäer!“ Der treue Herr, des wir sind und dem wir leben und dienen dürfen, gebe uns Gnade, das zu sein im praktischen Leben, was wir durch Ihn sind: „Teilhaber göttlicher Natur“ (2Pet 1,4), auf daß wir Ihn verherrlichen „in Wort und Werk und allem Wesen!“ „Laßt uns Gnade haben“ (Heb 12,28), dieses „Hütet euch!“ nicht zu vergessen, sondern auch hierin „Täter Seines Wortes“ zu sein (Jak 1,22) zu Seinem Preise!
F. K.
Forts. folgt, s. G. w.!