Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Themen Artikel
Handreichungen Band 5 -Jahrgang 1917
Lk 2,15-20 - „Sie machten überall das Wort kund“Lk 2,15-20 - „Sie machten überall das Wort kund“
Geliebte Leser, laßt uns uns die Frage vorlegen in dieser Zeit, die in der Christenheit die „Weihnachtszeit“ heißt, ob wir Ähnlichkeit haben mit den Leuten, von denen der Heilige Geist uns obige kostbare Tatsache kündet! Was nützt es, Weihnachten zu feiern ohne ein Herz wie das jener Hirten auf Bethlehems Fluren? Aber auch die unter unseren Lesern, die eine Weihnachtsfeier als unbiblisch ablehnen, müssen gesinnt sein wie jene Männer, sonst dürfte eine noch so sehr bibeltreue Stellungnahme zum landläufigen Weihnachtsfest doch auch nur bloße Äußerlichkeit sein! Und nicht nur in dieser Zeit, sondern allezeit solche Gesinnung haben und zur Tat werden lassen gebührt uns, die wir Ihn kennen und als Geliebte Ihn lieben, der einst als Kindlein in der Krippe lag, da die kalte, arme, liebeleere Welt keinen Raum für Ihn hatte.
Man kann in dem angegebenen Abschnitt sieben Punkte, das Verhalten der Hirten betreffend, unterscheiden. Möge der Herr uns Gnade geben, sie zu betrachten:
1. „Laßt uns hingehen und sehen!“ Praktische Leute waren sie, mit Herzen auf dem rechten Fleck. Hingehen und sehen! Machen wir es auch so, indem wir stets von neuem in das köstliche Wort Gottes hineinsteigen wie in ein Bergwerk und die Schätze darin ansehen? - 2. „Sie kamen eilends.“ In letzterem Worte liegt die Energie des Glaubens, die uns so oft fehlt, weil unsere Herzen sich so leicht und gern mit unnützen Dingen beschäftigen, wir kommen auch wohl mal, und auch öfter, weil wir die Notwendigkeit fühlen, aber ob stets eilends? so wie zu etwas, was keinen Aufschub leidet? - 3. „Sie fanden ... das Kind.“ Wer mit solchem gläubig-suchenden Herzen kam wie die Hirten, der mußte finden, was des Suchens und Findens wert war, ist und bleibt. „Wen suchet ihr?“ fragt der Herr Jesus die Jünger in Joh 1. Er kannte ihre heilsverlangenden Herzen. „HErr, wir möchten Jesum sehen“, sagten die Griechen in Joh 12. Es ist stets dasselbe: was du suchst, findest du, wenn dein Suchen rechter Art ist und geradenwegs auf den Gegenstand selbst gerichtet ist. Ach, möchten wir doch mehr Jesum Selbst suchen, wenn wir in die Schatzkammer des göttlichen Wortes uns vertiefen! Welche Reichtümer enthält Sein Name! 4. „Als sie es gesehen hatten ...“ - sehen und sehen ist ein Unterschied. Mancher sieht in einem Gemälde nur eine Farbenzusammenstellung ohne besonderen Wert, während andere stundenlang vor dem Bilde stehen bleiben möchten. Worin der Unterschied? Der eine sieht als Kenner mit dem ganzen Herzen, der andere ganz oberflächlich mit ungeschulten Augen. Wer so kommt und sehnend sucht wie die Hirten, der sieht anders als ein Herodes gesehen haben würde, wenn er sich die Mühe genommen hätte, auf das Wort der Magier hin nach Bethlehem zu gehen (Mt 2). Die Hirten bekamen geöffnete Augen, wie ein Saulus in Damaskus, als die Zeit für ihn erfüllt war. Und darum, weil sie sahen mit für die Herrlichkeit Jesu geöffnetem Blick, weil sie wirklich sahen mit den Augen des Herzens, deswegen wurden ihre Herzen auch übervoll, und ihr Mund ging über. - 5. „Sie machten überall das Wort kund, welches über dies Kindlein zu ihnen geredet war.“ Bruder, Schwester, ach, möchten wir, ich, du, so erfüllt sein von dem Wort von Jesus, ja, mit der Herrlichkeit dieser herrlichsten aller herrlichen Personen so angefüllt sein, daß wir nicht anders könnten als „überall“ reden, zeugen von Ihm! Wie oft können Gläubige auch bei sogenannten ernsten Gesprächen noch reden, ohne den kostbaren Namen, der nach Hld 1,3 ein „ausgegossenes Salböl“ ist, also köstlichsten Duft verbreitet, auch nur zu nennen. Sie meinen dann „klug“ zu sein wie die Schlangen, aber sie sind nicht „ohne Falsch“ wie die Tauben, denn die Beweggründe zu solchem Tun sind nicht ganz rein, es ist meist Furcht, diesen Namen auszusprechen, Furcht vor Folgen in Form von Spott oder Sticheleien usw. Und dabei liegt ein so unberechenbarer Segen in diesem Bekennen Seines Namens. Lernen wir von dem praktischen Christentum dieser jüdischen Hirten! Da war keine Furcht, ja, nicht die geringste Überlegung, ganz wie von selbst kam dieses Kundmachen aus ihrem Munde, weil das Herz davon voll war. Sie scheuten sich nicht, die frohe Botschaft von V. 10-14 kundzumachen, obwohl sie noch keinerlei „Beweise“ dafür hatten, daß alles wirklich eintreten würde, wie es verheißen war. Sie hatten Glaubensvertrauen, obwohl sie „nur“ ein Kind als Träger der Verheißung gesehen hatten, sie glaubten dem Wort, ja, dem Wort Gottes, und darum machten sie es kund. Wie unendlich viel mehr haben wir, Geliebte! Glauben wir dem Worte wirklich? Ja, dann müssen wir es kundmachen, wenn anders die Botschaft unsere Herzen selig und freudvoll gemacht hat.
Wir müssen! Auch jetzt im Kriege? Gerade da erst recht, denn was brauchen die armen, elenden, verängstigten, leidüberhäuften, sündenbeladenen, seufzenden Menschen, die Kreaturen Gottes, heute nötiger als die frohe Botschaft eines Friedens, der nicht abhängig ist von Menschenkraft und Menschensieg über nur irdische Feinde, wo es einen viel wichtigeren Sieg gibt: den auf Golgatha erstrittenen, über den geistigen, mächtigsten, schrecklichsten Feind?! Sie machten überall das Wort kund, das Wort von dem Herrn Jesus! O Gott, unser Gott und Vater, lehre uns, mutig Deinen geliebten Sohn bekennen in dieser Welt zu Deiner Ehre!
Sicher werden die Folgen solch mannhaften Zeugnisses verschieden sein wie hier in V. 19.20. Etliche werden „sich verwundern“, etliche wohl auch böse und unsere größten Feinde werden, aber etliche werden solche Worte auch „bewahren und erwägen in ihren Herzen“, und zu seiner Zeit werden sie aufgehen und Frucht schaffen, die da bleibt in Ewigkeit. „Das Wort kommt nicht leer zurück“, gelobt sei Gott!
6. Die Hirten waren treu in ihrem Beruf, „sie kehrten um“, sie gingen dahin, wohin Gott sie gestellt hatte, aber sie ließen nicht zurück, was sie als Herzenserlebnis erfahren hatten. Wieviel glücklicher mögen sie ihren Beruf in der Zukunft ausgeübt haben, sie, die solch hoher Offenbarung gewürdigt waren. Lehrt uns dies auch etwas? Kehren wir von der Betrachtung des Wortes auch um zu unserem Posten, um ihn für Gott auszufüllen? „Ihr dienet dem Herrn Christo“ (Kol 3,24) - welche Verantwortung! aber zuvor welches Vorrecht, dessen gewürdigt zu sein, Ihn zu schauen mit den Augen des Glaubens. - 7. „Gott verherrlichend und lobend über alles, was sie gehört und gesehen hatten, so wie es ihnen gesagt worden war.“ (Beachten wir, wie oft in diesem Abschnitt die Worte „sagen“, „reden“, „kundmachen“ vorkommen)! Sie hatten in der Zukunft etwas zum Rühmen, zum Verherrlichen! „Wer sich rühmet, der rühme sich des Herrn!“ Das konnte in dem Bericht des Heiligen Geistes nicht fehlen, es ist die Krone! Wer erfahren hat, was der Herr Jesus für ihn ist, wie Er Gott verherrlicht hat auf der Erde an uns staubgeborenen Menschen, der kann rühmen und preisen Ihn, der als Kindlein in der Krippe lag und als Jehovas Genosse von dem Schwerte getroffen ward, Ihn, der als Mensch über diese Erde ging und am Fluchholz für uns zur Sünde gemacht wurde, Ihn, der am Kreuz von Gott verlassen ward, obwohl Er als Sohn stets in des Vaters Schoße war, und am Ostermorgen herrlich auferstand usw. Jeder Zug aus dem Leben dieses herrlichen Herrn ist unseres Rühmens wert, sei es, daß wir Ihn anschauen, in dem, was Er hienieden war und tat, sei es in dem, welche Herrlichkeit jetzt Sein Teil ist und welches Seine Tätigkeit droben ist (vergl. Heb 7,25 u. a).
Bruder, Schwester, verherrlichst du Gott über den Sohn, preisest du Ihn, der uns geliebt und Sich Selbst für uns hingegeben? O laßt uns auch hierin Nachahmer der Hirten von Bethlehem sein. Er ist es wert in Ewigkeit!
Nachahmer der Hirten! Jene hatten noch nicht den Geist der Verheißung - in uns aber hat Er Wohnung gemacht, und wir wandeln durch Ihn in Seiner Kraft (Gal 5,25). Also „laßt uns Gnade haben“ - sie ist da - „Gott wohlgefällig zu dienen“ (Heb 12,28) als solche, die völliger und vollkommener als jene Hirten es je vermochten, mit Herz und Sinn, Leben und Bekenntnis das Wort, Ihn Selbst kundmachen! (Phil 2,16).
F. K. (z. Zt. b. Militär).