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Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Themen Artikel
Handreichungen Band 13 - Jahrgang 1928
Mt 14,16 - "Sie haben nicht nötig"
Mt 14,16 - „Sie haben nicht nötig...!“ (5)Mt 14,16 - „Sie haben nicht nötig...!“ (5)
(Schluß).
6. Aber wie wir nicht nötig haben, uns über Arbeitsmangel zu beklagen, weil die Seinen, die Kinder Gottes, da sind, so haben wir auch nicht nötig, alles allein zu machen - im Gegenteil, es ist höchst schädlich, wenn wir meinen, es zu müssen, oder wenn wir uns einbilden, auf uns käme alles an, ohne uns ginge das Werk, vielleicht an einem kleineren Ort, unbedingt in die Brüche. Es gibt ja - leider, wage ich zu sagen! - Gemeinschaftsarbeiten, in denen die „Leiter“ oder die „Prediger“ alles in ihrer Person vereinigen müssen: den Dienst am Wort, die Seelenpflege, die äußeren Dinge, die Kassenverhältnisse, die Gästeversorgung, die Vertretung vor der Öffentlichkeit und Obrigkeit usw.! Das sind nach der Schrift bare Unmöglichkeiten, und in der Praxis ergeben sich denn auch sehr oft derartige Unzuträglichkeiten, daß an ihnen ganze blühende Arbeiten zugrunde gehen können.
Nein, in einer örtlichen Gemeinde, die im Lichte der Schrift zu handeln sucht - und wie im Leben des einzelnen, so ist für die gläubige Gesamtheit der christliche Gemeinde „Sein Wort unseres Fußes Leuchte und ein Licht für unsern Pfad“ (Ps 119,105) -, sind solche oben geschilderten Zustände, zu denen nicht der Heilige Geist die Weisung gibt, sondern menschliche Erwägungen, völlig undenkbar. Aber nicht nur dies, sondern sie sind auch gänzlich unnötig, denn der Herr , der das Haupt Seines Leibes, der Gemeinde, ist (Eph 1,22; 4,15.16; Kol 2,19 u. a)., hat, wie schon in Punkt 5 u. a. ausgeführt, dafür gesorgt, daß die Gaben verschieden ausgeteilt sind, und sie alle harren der geistlichen (nicht freilich der fleischlichen)! Betätigung - so im ganzen, was die ganze „Gemeinde Gottes“ (1Kor 1,1), als auch, was die einzelne Ortsgemeinde anbelangt (Aus Mangel an Raum kann ich diese letzten Punkte nicht mehr ausführlich besprechen, aber es tut nach dem Vorhergehenden auch nicht so not)!. Und nicht nur verschiedene Gaben sind vorhanden (vgl. nochmals 1Pet 4,10ff. und Röm 12,6-8 sowie 1Kor 11-14 und Eph 4,7 nebst Frage 3 [und 18] des Jahres usw)., sondern auch verschiedene Dienste (in der Luth.-Übersetzung fälschlich sogenannte „Ämter“), und gerade diese, über die, wie sich jeder überzeugen kann, in den Timotheus-Briefen und im Titus so manches gesagt ist, die Dienste der „Ältesten“ und der „Diener“ („Diakonen“; auch die Phoebe wird „Diakon“ genannt, nicht etwa „Diakonisse“, Röm 16,1.2)., sind äußerst wichtig in einer (möglichst) biblisch geordneten Gemeinde. Doch können wir heute keine solchen Dienste („Älteste“ und „Diener“) wählen, obwohl manche christlichen Kreise von heute sich dazu für befugt halten19, sondern wir haben, wie die Schrift sagt, „die zu erkennen (d. h. auch: anzuerkennen)!, die unter uns arbeiten usw.“ (1Thes 5,12.13)!. Und gewiß! nie wird der Herr (das Haupt)! eine treue Ortsgemeinde ohne solche sich verantwortlich wissenden dienenden Brüder und Schwestern lassen, die ihre gottgegebenen Kräfte und Fähigkeiten in praktischen Dingen zur Verfügung stellen und vom Herrn legitimiert werden. Er hat auch heute noch in Seinem Volk, in Seiner Gemeinde „treue Leute“ nach 2Tim 2,2. Ihm sei Preis! Und wie Er im Alten Testament dem Mose seinen Bruder Aaron beigesellte (2. Mose 4), wie Er die Seinen, als Er hienieden war, zu Zeiten paarweise aussandte (vgl. Lk 10,1 u. a). usw., so zeigt Er in der Ordnung Seines Hauses (1Tim 3,15) noch heute, wie wichtig es Ihm, der „nicht ein Gott der Unordnung, sondern des Friedens“ (1Kor 14,33)! ist, daß jeder das ihm Anvertraute treu tue und daß keiner sich in den Dienst eines anderen einmische oder sich die Befugnisse eines anderen aneigne. (Vgl. z. B. 1Pet 4,15)! Hierüber ließe sich vieles schreiben, aber das Obige mag genügen, um uns einerseits daran zu erinnern, wie wohlgeordnet alles ist, was aus Seiner Hand hervorgegangen ist - auch Seine Gemeinde im Anfangszustande! -, andererseits um uns unsere Verantwortung ans Herz zu legen, im Sinne dieses 6. Punktes zu handeln und anderen in ihrem Tun gemäß ihrer Verantwortung nicht hinderlich zu sein, damit alles diene zur Auferbauung (1Kor 14)!. Nicht haben wir nötig, alle dasselbe zu tun und auch nicht alle alles - denn die Seinen sind ja da! Wir brauchen einander, und Gott will uns alle brauchen - gelobt sei Er! Möchten wir nur alle durch Seine Gnade „nützliche Gefäße“ sein! (2Tim 2,21, vgl. S. 76ff. des Jahrb.)!
Und damit komme ich zum Schluß, denn den 7. Punkt will und brauche ich nur noch kurz zu nennen, und jeder kann diesen, der ebenso wie die anderen aus der Fülle herausgegriffen ist und doch zu den vorigen in Beziehung gebracht werden kann, selbständig überdenken und sich zum Segen betrachten! Der Herr schenke uns Gnade dazu!
7. Weil die Seinen da sind, so haben wir nicht nötig, die Fülle der uns in Christo Jesu geschenkten und durch den Geist Gottes ins Herz ausgegossenen Liebe allein zu tragen! (Röm 5,5)! Nicht wahr, es ist einfach, diesen Punkt zu überlegen, und wenn wir daran denken, was Gott uns alles geschenkt hat mit Ihm, Seinem Sohn, den Er vor 1900 Jahren in jener „stillen heiligen Nacht“ auf diese Welt sandte (was die Christenheit nun bald wieder mehr oder weniger „gläubig“ zu feiern sich anschickt)!, dann beten wir an im Staube ob so viel Liebe, Gnade und Herrlichkeit, wie sie uns in Ihm zuteil geworden ist! (Röm 8,32). Aber nein, diese Fülle für uns zu behalten und unter dieser kostbaren „Last“ zusammenzubrechen, haben wir nicht nötig! Wir dürfen „mitteilen“ (vgl. 1Pet 2,9 und andererseits auch Heb 13,16)! und „segnen“ (vgl. 1Pet 3,9)!, wie wir gesegnet sind. Weitere Stellen hierzu zu nennen ist gewiß nicht mehr nötig, nur schon der 1. Johannes-Brief sagt uns hierin vieles! Laßt uns lieben, Ihn und Sein Volk, nachdem wir zuerst geliebt sind! Liebe ist Opfer, ist Hingabe, ist Wille für Den andern! Wo sähen wir dies besser als in der Liebe Gottes und in der des Sohnes?! Hieran laßt uns lernen, wie in der Schule des Meisters ein Paulus lernte, der sogar ein Wort schreiben durfte wie 2Kor 12,15! - Herrliche Dinge sind uns im gegenwärtigen Jahrbuch auch gesagt über 1Kor 13! Freilich, an diesem Kapitel lernen wir nie aus!
Nein, wir haben nicht nötig, diese Kostbarkeiten für uns zu behalten - ein großes, weites Betätigungsfeld ist für uns da: die Seinen, Sein Volk und alle die, die Gott diesem noch hinzufügen will! Laßt uns allezeit und überall treu sein im Mitteilen der Liebe, die wir selber so reichlich erfahren haben!
*
Und damit komme ich zum Anfang zurück, indem ich meinen Aufsatz, der hoffentlich einigen Lesern zum Segen gedient hat, schließe mit den Worten des Themas, das uns das Wort unseres geliebten Herrn gab in unserem Textwort Mt 14,16: „Sie haben nicht nötig, wegzugehen! Gebt ihr ihnen zu essen!“
Möchten wir Gnade haben, das köstliche, nahrhafte, schmackhafte „Brot Gottes“ - Christus Jesus - denen gleichsam zu „essen“ zu geben, die nicht nötig haben, es zu entbehren, weil Er, wenn auch unsichtbar, doch da ist und weil auch die Seinen hienieden weilen und „wirken, solange es Tag ist!“ Ja, möchten wir, „gekräftigt durch Seine Kraft am inwendigen Menschen“ (Eph 3,16), „in Wort und Werk und allem Wesen“ Christum Jesum so bezeugen, daß alle, mit denen wir in Berührung kommen, einen tiefen Eindruck bekommen von Ihm und somit geistlicherweise gespeist und genährt werden durch uns mit dem „Brote des Lebens“, das allein Er Selber ist (Joh 6,35)! „Ihm sei die Herrlichkeit, sowohl jetzt als auch auf den Tag der Ewigkeit! Amen.“ (2Pet 3,18b).
F. K.
19 Vgl. hierzu das sehr klare Schriftchen von Br. v. d. K. „Hütet die Herde“ (35 Pfg). bei A. v. d. Kammer, Klotzsche! (F. K). Anmerkung der OBP Redaktion: Das Hochladen dieses Büchleins ist in Vorbereitung. ↩︎