Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Themen Artikel
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Handreichungen Band 16 - Jahrgang 1931
Jer 31 - Ewige Liebe und ein doppelter Weg, einige Gedanken über Jeremia 31Jer 31 - Ewige Liebe und ein doppelter Weg, einige Gedanken über Jeremia 31
„Ja, mit ewiger Liebe habe Ich dich geliebt.“ So sprach Jehova durch den Mund des Propheten Jeremia in einer Zeit, da man auf Schritt und Tritt der Untreue begegnete. Das Buch Jeremia ist mit Klagen darüber erfüllt. König und Fürsten gingen mit bösem Beispiel voran, das Volk ahmte ihnen nach, und nur wenige Treue gab es im Lande. Das Gericht war nicht mehr abzuwenden. Überall, wohin der Prophet auch blicken mochte, Abfall von dem lebendigen Gott, nirgendwo ein Lichtstrahl: „Ich schaue die Erde an, und siehe, sie ist wüst und leer, und gen Himmel, und sein Licht ist nicht da“ (Kap. 4,23). Überall Finsternis: die Erde würde trauern, und der Himmel oben schwarz werden! (4,28) Inmitten dieser düsteren Kapitel aber erheben sich einzelne Abschnitte des Buches zu gegensätzlich leuchtender Fülle, sie offenbaren die ewige Liebe Jehovas, Seine Gnade, die bereit ist, Israel zur Ruhe zu bringen. Mochte das Volk auch untreu sein - und wie furchtbar war diese Untreue in Gottes Augen! -, mußte es auch für eine Weile beiseitegesetzt werden, die Gnadengaben Gottes und Seine Berufung waren und sind unbereubar (Röm 11,29). Der Prophet hält Ausschau in eine ferne Zukunft, die auch heute, nach Jahrtausenden, noch Zukunft ist, sein Seherblick schaut die Sammlung der zerstreuten Herde aus all den Ländern, wohin sie vertrieben war. Aus dem Norden kam das Unglück über alle Bewohner des Landes (1,14), aus dem Norden wird Israel einst zurückkehren, ja, von dem äußersten Ende der Erde (31,8). „Der Israel zerstreut hat, wird es wieder sammeln und es hüten wie ein Hirt seine Herde“. (31,10)
Welch eine Aussicht! Es ist die ewige Güte Jehovas, die sich Jerusalems erbarmt (Jes 54,8). Er hat Israel geliebt, als es jung war (Hos 11,1), und nicht nur damals: Die Königin von Scheba sagt, daß Er es ewiglich liebe (1Kön 10,9), und Jeremia bestätigt dieses Wort. „Ja, mit ewiger Liebe habe Ich dich geliebt, darum habe Ich dir fortdauern lassen Meine Güte“ (31,3). Wie mag das Herz des Propheten inmitten der Finsternis aufgejubelt haben, als er davon sprechen durfte! Kostbare Liebe Gottes, die sich in Tagen kundtat, da sich im Menschen nur Abfall offenbarte.
Diese Liebe läßt auch unser Herz höher schlagen. Dieselbe Liebe ist es, die uns so unendlich geliebt hat und uns im Sohne alles gab. Sie ist es, die uns unveränderlich trägt und uns durch all die Schwierigkeiten unseres Lebens hindurchführt, der Heimat entgegen. Bedürfen wir mehr, um getröstet und ruhig zu werden, als des Bewußtseins dieser Liebe? -
Wie oft aber müssen wir uns anklagen, der Liebe unseres Gottes vergessen zu haben! Seien es die Umstände des Weges, seien es Züchtigungen, die wir uns wegen unserer Untreue zuziehen, wir denken gar zu wenig daran, daß es die Liebe ist, die sich mit uns beschäftigt. Aber wenn wir uns dann wieder der Liebe erinnern, mit Beschämung des Herzens, dann werden wir glücklich in dem Gefühl des Geborgenseins. Die ewigen Arme, sie tragen auch uns. (5Mo 33,27)
Auch der Überrest Israels wird sich einmal der Liebe Jehovas erinnern. Die Decke wird von ihrem Herzen hinweggetan werden in Christo, und sie werden umkehren und Buße tun. Dann aber gehen sie den Weg, den sie schon einmal in ihrer Jugend gegangen sind. Damals befanden sie sich in einem Lande der Fremdlingschaft, in Ägypten. Gott führte sie aus dem eisernen Schmelzofen heraus, leitete sie durch die ganze große und schreckliche Wüste und brachte sie schließlich ins Land der Verheißung, in die Heimat. Es war ein beschwerlicher Weg, aber das Ziel war ein „Land, das von Milch und Honig floß“. „Israel wohnt(e) sicher, abgesondert der Quell Jakobs, in einem Lande von Korn und Most. Sein Himmel träufelt(e) Tau.“ (5Mo 33,28) Hätte Israel die Gebote Jehovas bewahrt, nimmer wäre es aufgescheucht worden, nimmer wäre es zerstreut worden bis an das äußerste Ende der Erde.
Aber nun muß es den Weg noch einmal gehen. Wenn auch nicht in Ägypten, so befindet es sich doch in der Fremde. Und wiederum wird es sich in der Wüste befinden. „Wer ist sie, die da heraufkommt von der Wüste her ...?“ fragt der Geliebte im Lied der Lieder (Hld 3,6). Es ist das Volk der dem Schwert Entronnenen, es hat Gnade gefunden in der Wüste (Jer 31,2). Jehova wird gehen, um Israel zur Ruhe zu bringen. Einmal schon war Er herabgekommen, um Sein Volk aus dem Land Ägypten in ein gutes und geräumiges Land hinaufzuführen (2Mo 3,8), und nun will Er wieder gehen, um Israel zur Ruhe zu bringen. Er wird sie zu Wasserbächen führen auf einem ebenen Wege, auf dem sie nicht straucheln werden. Denn Er ist Israel zum Vater geworden (Jer 31,9). Wieviel Trost liegt in solchen Worten, aus wie unermeßlicher Liebe heraus wurden sie gesprochen! Und andererseits, welche Beschämung wird es für den Überrest sein, wenn er seine Handlungen in das Licht dieser Liebe bringt und wenn er erkennen muß, daß Israel jahrtausendelang einen Irrweg gegangen ist! Nun führt sie die Gnade wieder den rechten Weg. Gott läßt sich herab, sie noch einmal zu führen, zur Ruhe und Sicherheit des Reiches.
Wie redet das auch zu unseren Herzen! Sind wir nicht auch schon manchen Weg zweimal und öfter gegangen? Wäre es nötig gewesen, wenn wir Treue bewahrt hätten? Aber Gott sei gepriesen, Seine Geduld und Liebe haben nicht aufgehört, für uns tätig zu sein. Seine ewige Liebe hat uns immer und immer geleitet. Sie wird uns - nicht mehr lange wird es währen - zur ewigen Sabbatruhe leiten.
Th. Bu.
Erstellt: 25.04.2024 21:41, bearbeitet: 03.11.2024 17:48
Quelle: www.clv.de