Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Themen Artikel
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Handreichungen Band 23 - Jahrgang 1938
Die Gleichnisse des Herrn in Mat 13
Mt 13,45-46 – Die köstliche PerleMt 13,45-46 – Die köstliche Perle
Die übliche Auffassung dieses Gleichnisses ist die, daß der Mensch alles verkauft, was er hat, um die kostbare Perle zu erwerben, die den Herrn darstellen soll. Andere Schriftstellen aber zeigen, daß das nicht so ist. Der Mensch hat nichts zu bringen. Womit soll er eine Perle kaufen, da er nur Schulden hat? Der Sünder kann also unmöglich der Kaufmann sein. Er darf zwar auch kaufen, aber ohne Geld und umsonst. (Jes 55). Darum spricht er mit dem Dichter: „Nichts ich bin und nichts ich hab', nur vom Kreuz laß ich nicht ab.“ Am Kreuz ist all seine Schuld bezahlt; es ist also nichts mehr zu zahlen. Also weder ist der Sünder der Kaufmann, noch der Herr die Perle. Gewiß ist Er köstlicher als die köstlichste Perle, ja, der Schönste unter den Menschenkindern. Jedoch das Gleichnis stellt eine andere Wahrheit dar.
Wer ist der Kaufmann dieses Gleichnisses? Kein anderer als der Herr Jesus, der alles aufbietet, um diese Perle, die Gemeinde, zu erwerben. Wir wissen, welchen Preis Er zahlte, um sie zu erwerben (Apg 20,28). Nicht mit Gold oder Silber, sondern mit Seinem teuren Blut (1Pet 1,18.19). Wahrlich, Er verkaufte alles, was Er hatte. Deshalb entäußerte Er Sich Selbst (Phil 2,7). Er, der reich war, wurde unsertwegen arm (2Kor 8,9). Um einen hohen Preis hat Er uns erworben (1Kor 6,19.20). Dieser Kaufmann kam von oben aus dem Vaterhaus und ging hinab in die tiefsten Tiefen, um die Perle zu gewinnen. Wir wissen, wie tief Er hinabgestiegen ist, bis zu uns herab. Wie wertvoll muß Ihm diese Perle sein, daß Er sie um Sein eigenes Blut und Leben erwarb!
Was ist die Perle dieses Gleichnisses? Die Perle ist die Gemeinde, der Leib Christi. Einige Einzelheiten über Perlen sollen uns noch besonders zeigen, warum gerade der Herr die Gemeinde mit einer Perle vergleicht.
Die Herkunft der Perlen. Perlen werden von Tauchern in der Tiefe des Meeres gesucht und gefunden. Das Meer stellt die
Völker dar, und in der Hauptsache kommt die Gemeinde, diese kostbare Perle, aus der Völkerwelt.
Die Perle ist das Ergebnis von Leiden. Tief unten im Meeresgrund lebt unter vielen anderen die Perlmutter in ihrer harten, nach außen hin unansehnlichen Schale. Irgendwie ist durch eine Öffnung der Perlmutterschale ein Sandkorn eingedrungen. Dieses Sandkorn verursacht in den zarten Teilen der Perlmutter Schmerzen. Da sie aber weder Hände noch Füße hat, um sich zu wehren, umkapselt die Muschel das Sandkorn mit einer schleimartigen Absonderung. Der Vorgang wiederholt sich unzählige Male bis zur Größe der Perle. Dieser geheimnisvolle Vorgang hat die Perle mit all ihrer Pracht, in der sich alle Farben des Regenbogens widerstrahlen, geschaffen. Die Perle verdankt also ihre Entstehung einer Verletzung der Muschel, aus deren Seite sie hervorgegangen ist. Als Gott die Eva schuf, ließ Er einen tiefen Schlaf auf Adam kommen, und aus dessen Seite nahm Er das Weib, die Eva. Die Schöpfung der Eva ist ein Vorbild von der einen großen Neuschöpfung, der Braut des Lammes. Auch wir, die Gemeinde, kommen aus der Seite Dessen, der am Kreuz mit einem Speer in der Seite verwundet wurde (Eph 5,30; Jes 53,11). Durch die Schmerzensarbeit der Muschel ist die Perle entstanden, und durch die Mühsal Seiner Seele auf Golgatha sind wir Sein. Um die Perle zu erwerben, muß die Muschel leiden und sterben, und das tat der Herr für die eine Perle, für Seine Gemeinde.
Perlen sind sehr begehrt. Scharen von Menschen suchen sie unter größter Lebensgefahr, da, wo sie daheim sind. Warum? Weil sie so wertvoll sind. Die höchsten Preise werden für eine einzige Perle bezahlt. Ach, und da fragen wir, was sah der Herr an uns so Schönes, so Begehrenswertes, daß Er Sein Leben für uns gab? Der von Ihm geleistete Preis zeigt, wie wertvoll wir in Seinen Augen sind.
Perlen sind sehr dauerhaft. Sie sind feuerfest. Die Gemeinde, diese kostbare Perle, konnte durch nichts zerstört werden, weder Feuer noch Schwert vermochten sie auszurotten.
Perlen sind auch schwer zerbrechlich. Natürliche Stärke zerbricht sie nicht. Alle Anstrengungen, um die Gemeinde zu vernichten, versagten. Nichts kann uns scheiden von der Liebe Gottes.
Die Bestimmung der Perle. Irdische Perlen glänzen bei den Großen dieser Welt und zieren die Kronen der Könige. Die Schrift sagt uns, daß im himmlischen Jerusalem die Tore aus je einer Perle bestehen (Off 22). Wie wunderbar wird diese himmlische, goldene Stadt sein! Wenn aber die Stadt, deren Baumeister der Erwerber der Perle ist, solche Schönheiten bietet, was wird erst die Gemeinde selbst sein? Sie wird Seine Zierde sein. In Eph 5,27 sehen wir, daß der Herr diese kostbare Perle Gott darstellen wird, ohne Flecken und ohne Runzeln. Heute erscheint sie der Welt noch sehr unansehnlich; sie ist vielen nach außen hin wie die Perle, die noch in der Schale der Perlmutter ist. Es ist noch nicht erschienen, was wir sein werden, bald aber werden wir ewiglich Seine Zierde sein.
Da wir so wertvoll in Seinen Augen sind und die kostbare Perle genannt werden, sollen wir auch jetzt schon den ganzen inneren Glanz der Perle tragen (2Kor 4,7). Die Perle ist innerlich und äußerlich gleich schön, und das sollen auch wir sein: Lauter und unanstößig auf den Tag Christi. (Phil 1,10.11).
Gegenwärtig ist diese Perle noch wie im Dunkel des Meeres der Völkerwelt, bald aber wird Er sie heimholen, wo sie Sein ewiger Schmuck sein wird.
Erstellt: 25.05.2024 15:42, bearbeitet: 28.10.2024 13:59
Quelle: www.clv.de