Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Themen Artikel
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Handreichungen Band 23 - Jahrgang 1938
Das Buch in der ErziehungDas Buch in der Erziehung
Die Frage: „Was sollen wir unseren Kindern zu lesen geben?“ ist ein Problem, besondere in Tagen, wo gerade der Jugend so unendlich viel Lesestoff geboten wird. Es ist durchaus nicht leicht, in dieser Sache richtig und nach Gottes wohlgefälligem Willen zu handeln. Wenn nicht unsere Kinder durch Gottes Gnade einen Geschmack für höhere und bessere Dinge haben, so ist es fast unmöglich, sie ganz von schlechten oder auch von literarisch wertvollen, aber für die innere Geistesrichtung gefährlichen Büchern fernzuhalten. Doch dürfen wir, wenn wir treu sind, auch in diesem Stück auf Gottes Hilfe rechnen. Wenn unsere Kinder solch teure Gegenstände für unsere Herzen sind, so sind sie es nicht minder für das Herz unseres Gottes und Vaters, und gewiß, Er ist bereit, uns die nötige Weisheit auch in dieser Beziehung darzureichen. Daß die Frage, was unsere Kinder lesen, für ihre Entwicklung unendlich wichtig ist, darüber kann kaum eine Meinungsverschiedenheit herrschen. Wir müssen daher mit festem Herzensentschluß und in stetem Aufblick zu unserem Gott und Vater unserer heiligen Verantwortung zu entsprechen suchen.
Wir sind sicher verpflichtet, weit größere Sorgfalt auf die Auswahl der Bücher zu legen, die wir unseren Kindern in die Hand geben, als z. B. auf das, was sie anziehen oder was sie essen und trinken. Wir haben nach jeder Seite hin zu wachen. Es besteht die Gefahr, die Zügel zu straff anzuziehen, und andererseits, sie zu lose zu lassen. Wir können nicht erwarten, daß unsere Kinder nur die Bibel oder Belehrungs- und Erbauungsschriften lesen. Ihr Geist bedarf auch anderer Nahrung zu seiner Entwicklung. Allein es ist unsere Pflicht, sie, soweit es in unserer Macht steht, vor Büchern zu bewahren, die einen schädlichen Einfluß auf ihr sittliches Empfinden bzw. ihr Glaubensleben ausüben könnten. Christliche Eltern sollten darum besorgt sein, daß ihre Kinder möglichst nur Bücher in die Hand bekommen, deren Inhalt sie selbst oder zuverlässige, gläubige Berater vorher geprüft haben. All jener Lesestoff, der nur darauf berechnet ist, die Begierden und Leidenschaften der Natur zu reizen, sollte gänzlich aus einem christlichen Hause verbannt sein. Das gleiche gilt von Büchern mit philosophisch- oder wissenschaftlich-ungläubigem Inhalt. Bücher aber, die die jungen Herzen unserer Kinder in einer gesunden, dem Geiste des Christentums nicht entgegenstehenden Weise zu bilden imstande sind, sollten wir ihnen nicht entziehen. Tun wir das, so leisten wir der Heimlichkeit Vorschub, und wir selbst tragen mit Schuld daran, wenn dann die Kinder sich anderswo, ohne unser Wissen, ihren Lesestoff verschaffen. Viel kommt hier auf ein gutes Vertrauensverhältnis zwischen Eltern und Kindern an. Gesetzliche Strenge ist ein tödliches Übel. Es sollte so sein, daß mein Kind mich gern um meinen Rat fragt. Doch laßt uns auch sorgfältig darüber wachen, daß nicht unsere Gleichgültigkeit in dieser Sache zum zeitlichen und vielleicht ewigen Schaden unserer Kinder und damit zu unserer tiefen Demütigung, Beschämung und zum beständig bohrenden Schmerz ausschlage!
Vor allen Dingen dürfen christliche Eltern nicht müde werden im Beten und Flehen, daß das Reich Gottes in den jungen Herzen ihrer Kinder aufgerichtet werde, das „Gerechtigkeit, Friede und Freude im Heiligen Geiste“ ist (Röm 14,17). Das ist, wir brauchen es nicht zu sagen, das Höchste und Begehrenswerteste für sie und wird, wenn vorhanden, außerordentlich viel zur Regelung der oben angeregten Frage beitragen.
Möge Gott in Seiner Gnade und errettenden Macht alle Familien der Seinigen besuchen! Möge Er die Unbekehrten retten und allen denen, die errettet zu sein bekennen, Gnade geben, einfältig und treu zu wandeln!
Erstellt: 25.05.2024 15:42
Quelle: www.clv.de