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Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Themen Artikel
Handreichungen Band 16 - Jahrgang 1931
3Mo 23,4-5 ; 2Mo 12,2-14 - Die Feste Jehovas - Das Passah und das Fest der ungesäuerten Brote (2)3Mo 23,4-5 ; 2Mo 12,2-14 - Die Feste Jehovas - Das Passah und das Fest der ungesäuerten Brote (2)
Wir kehren nun wieder zum Passah zurück und betrachten es vor allem in seinem besonderen Charakter als die Grundlage des Waltens Gottes mit den Menschen. Das erste, was wir bemerken, ist, daß das Lamm am zehnten Tage des ersten Monats ausgewählt und dann bis zum vierzehnten Tage des Monats in Verwahrung genommen werden mußte. Es sollte ein Lamm ohne Fehl sein, natürlich mußte es schon in der Zeit vor dem zehnten Tage ohne Fehl gewesen sein, nur daß man demselben bis dahin keine besondere Beachtung geschenkt hatte. Von der Zeit an aber, da es aus der Herde genommen und für das Passah abgesondert wurde, war die Aufmerksamkeit aller auf dasselbe gerichtet, und seine vollkommene Fehlerlosigkeit konnte von allen festgestellt werden.
Auch in den zehn Tagen liegt eine Bedeutung, die wir nicht übersehen dürfen. Gott hat mit bestimmten Zahlen unzweifelhaft gewisse Gedanken verbunden. Wir lernen diese Gedanken kennen, wenn wir beobachten, in welcher Verbindung der Heilige Geist gewisse Zahlen gebraucht.
Die Zahl „Zehn“ in der Schrift.
Wir wollen auf einige Schriftstellen hinweisen, in welchen die Zahl „Zehn“ gebraucht wird, und uns bemühen, den mit dieser Zahl verbundenen typischen Sinn zu erfassen. Zunächst wissen wir, als Gott den Kindern Israel das Gesetz gab, daß Er dasselbe in zehn Gebote zusammenfaßte, die auf zwei Tafeln geschrieben wurden, Weiter finden wir die Zahl „Zehn“ in bemerkenswerter Weise in den Gleichnissen hervortreten, die davon reden, daß Gott diejenigen prüft, die den Platz des Bekenntnisses als Seine Knechte einnehmen. Wir denken an die Gleichnisse von den zehn Jungfrauen, den Talenten und den Pfunden in Mt 25 und Lk 19. Auch in der Geschichte von dem ungerechten Haushalter wird die Forderung des reichen Mannes an seine Schuldner jedesmal durch die Zahl „Hundert“ ausgedrückt, das ist zehn mal zehn. Es würde zu weit führen, wenn wir denen, die sich mit diesem Gegenstand noch nicht beschäftigt haben, die Bedeutung zeigen wollten, welche diese
Zahl in Verbindung mit der Stiftshütte hat, wo sie in bemerkenswerter Weise vorkommt. Das Gesagte dürfte aber genügen, um zu verstehen, daß der Heilige Geist diese Zahl in Verbindung mit der Forderung unseres Gehorsams in der Erfüllung Seiner göttlichen Ansprüche gebraucht.
So sehen wir in diesen zehn Tagen (vom ersten bis zum zehnten des ersten Monats) das Erdenleben des Herrn Jesus, des Lammes Gottes, bis zu dem Tage Seiner Taufe. In dieser Zeit hatte Er als Mensch auf Erden Gottes vollkommenes Wohlgefallen. Obwohl während dieser ganzen Zeit Gott in Ihm das vollkommene Lamm sah, war doch die Aufmerksamkeit der Menschen noch nicht auf Ihn gerichtet. Er war in Wahrheit Gottes makelloses Lamm, aber niemand auf Erden beachtete diese Tatsache. Bei Seiner Taufe jedoch wurde Er (um das Wort in 2Mo 12 zu gebrauchen) „genommen“. Die Stimme aus dem geöffneten Himmel: „Dieser ist Mein geliebter Sohn, an welchem Ich Wohlgefallen gefunden habe“, und ebenso der Heilige Geist, der auf Ihn herabkam, bezeugten, daß Er der Auserwählte Gottes war. Zur gleichen Zeit zeugte auch noch Johannes, daß Er das Lamm Gottes sei. Vom zehnten bis zum vierzehnten Tage mußte das Lamm in Verwahrung bleiben, und diese Zeit scheint mit den dreieinhalb Jahren des öffentlichen Auftretens des Herrn Jesus übereinzustimmen, in denen Er vor den Augen der Menschen als das auserwählte Lamm Gottes hervortrat.
Zwischen den zwei Abenden.
Das Lamm mußte am Abend des vierzehnten Tages des ersten Monats geschlachtet werden, buchstäblich zwischen den zwei Abenden. Wir müssen uns erinnern, daß der jüdische Tag vom Sonnenuntergang bis wieder zum Sonnenuntergang währte. Er begann somit am Abend und endete am Abend. Vom jüdischen Tag wirb deshalb im 3Mo 23,32 als vom Abend bis zum Abend gesprochen. Es könnte nun scheinen, als sei mit dem Ausdruck: „Zwischen den zwei Abenden“ der ganze Tag gemeint, aber ein Vergleich mit anderen Stellen, in welchen derselbe Ausdruck vorkommt, zeigt uns, daß dies nicht der Fall ist. In 2Mo 29,38.39 lesen wir: „Und dies ist, was du auf dem Altar opfern sollst: zwei einjährige Lämmer des Tages beständig. Das eine
Lamm sollst du am Morgen opfern, und das zweite Lamm sollst du opfern zwischen den zwei Abenden.“ Es kann hier gar nicht in Frage gestellt werden, daß der Ausdruck „zwischen den zwei Abenden“ im Gegensatz zum „Morgen“ steht, und ebenso wird uns gesagt, daß Aaron das Rauchwerk auf dem goldenen Altar am Morgen und am Abend räuchern sollte (2Mo 30,7.8). Und wieder wird hier derselbe Ausdruck gebraucht „zwischen den zwei Abenden“. Hieraus geht mit völliger Gewißheit hervor, daß mit diesen Worten die Zeit des Sonnenunterganges gemeint ist, wenn der eine Tag in den anderen übergeht.
Das Passah Jehovas.
In 3Mo 23,5 lesen wir: „Im ersten Monat, am vierzehnten des Monats, zwischen den zwei Abenden, ist Passah dem Jehova.“ Wie wir bereits sahen, wurde das Passahlamm ziemlich am Schluß des vierzehnten Tages zur Stunde des Sonnenunterganges geschlachtet. Unmittelbar darauf begann der fünfzehnte Tag. Der Sauerteig war bereits aus jedem Hause entfernt, und so gab es keinen zeitlichen Zwischenraum zwischen der Schlachtung des Lammes und dem Halten des Festes der ungesäuerten Brote, obgleich das eine zum vierzehnten und das andere zum fünfzehnten Tage gehörte. So war es beim ersten Passah, und so war es viele Jahre später beim letzten Passah, welches der Herr mit Seinen Jüngern feierte. Zwei von den Jüngern wurden in die Stadt und in das bezeichnete Haus gesandt, um das Passah zu bereiten, „und als es Abend geworden war, legte Er Sich mit den Zwölfen zu Tische“, das Fest zu halten. (Mt 26,20; Mk 14,17)
Für das erste Passah hatte Gott genaue Vorschriften gegeben. Moses mußte dem Volke befehlen, das Lamm zu schlachten und sein Blut draußen an die Oberschwelle und die Pfosten ihrer Tür zu streichen. Dann mußten sie in ihr Haus hineingehen und das Lamm essen und nicht wieder aus der Tür ihres Hauses herausgehen bis an den Morgen. Um Mitternacht ging Jehova an ihren Türen vorüber, während Er alle Erstgeburt der Ägypter schlug.
Das Fest der ungesäuerten Brote.
Sehr wichtig zu beachten ist, daß, wie schon früher gesagt, der Tod des Passahlammes die Grundlage alles dessen ist, was in den anderen Festen dargestellt wird. Besonders deutlich sehen wir dies in der unmittelbaren Einführung des Festes der ungesäuerten Brote. Alle Feste, welche nur einen Tag währten, führen uns eine bestimmte Handlung Gottes in Seinem gnädigen Walten mit Israel vor Augen, wogegen die beiden Feste, welche mehrere Tage währten - das Fest der ungesäuerten Brote (ein Sieben-Tage-Fest) und die Laubhütten (ein Acht-Tage-Fest) - uns das wahre Wesen der Dinge zeigen, die sich auf eine vorhergehende Handlung Gottes gründen. In dieser Hinsicht stehen das Passah und das Fest der ungesäuerten Brote in engster Beziehung zueinander. Die sieben Tage der ungesäuerten Brote sind ein Bild von dem wahren Charakter des Lebens der Gläubigen hienieden. Sie zeugen von der Gemeinschaft mit Gott inmitten widriger Umstände und einer feindlichen Umgebung, einer Gemeinschaft, die sich gründete auf die Erlösung durch das Blut des Lammes. Der Genuß dieser Gemeinschaft war aber an eine Bedingung gebunden, und diese war, daß aller Sauerteig entfernt sein mußte.
Die Anwendung dieses Vorbildes finden wir sehr klar in 1Kor 5,7.8: „Denn auch unser Passah, Christus, ist geschlachtet. Darum laßt uns Festfeier halten, nicht mit altem Sauerteig, auch nicht mit Sauerteig der Bosheit und Schlechtigkeit, sondern mit ungesäuertem Brote der Lauterkeit und Wahrheit.“ Es ist von größter Wichtigkeit, zwischen der Grundlage unserer Gemeinschaft mit Gott und der Bedingung, unter welcher wir uns dieser erfreuen, zu unterscheiden.
Es hätte für die Ägypter nicht den geringsten Nutzen gehabt, den Sauerteig aus ihren Häusern zu entfernen, wenn das Blut nicht über ihren Türen war. In dem Blut allein lag die Sicherheit derer, die unter dem Blute standen. Während das Blut so die Grundlage ihrer Gemeinschaft war, konnte doch die Gemeinschaft selbst nicht verwirklicht werden, es sei denn, daß die Bedingung, die Gott damit verbunden hatte, erfüllt war. So ist es auch mit uns. Christus, unser Passah, ist für uns geschlachtet, und wir sind von der Stunde an berufen, Festfeier zu halten. Aber wir können es nur tun, wenn wir den alten Sauerteig der Bosheit und Schlechtigkeit ausgefegt haben.
Obgleich wir in diesem Aufsatz uns mit den Festen Jehovas mehr in ihrem vorbildlichem Charakter in bezug auf das Walten Gottes als mit den kostbaren Einzelheiten ihrer geistlichen Bedeutung zu befassen haben, möchten wir doch nicht weiter gehen, ohne wenigstens einige wichtige Züge des Passahs und des Festes der ungesäuerten Brote noch berührt zu haben.
Ein jeder ein Lamm.
Zunächst laßt uns zwei Ausdrücke nebeneinander stellen: 1. „Da nehme sich ein jeder ein Lamm“ (2Mo 12,3), 2. „Die ganze Versammlung der Gemeinde Israel soll es schlachten zwischen den zwei Abenden“ (V. 6). Für Israel waren viele Lämmer nötig, aber diese zweite Schriftstelle spricht so, als ob nur ein Lamm für ganz Israel war, während die erste Stelle den vollen Wert und die ganze wirksame Kraft des Lammes für jeden einzelnen enthält. Wie völlig und wie kostbar werden uns hier die beiden Seiten unserer Erlösung vorgestellt! Die ganze erlöste Schar hat ein kostbares Lamm, das Lamm Gottes. „Christus hat die Gemeinde geliebt und Sich Selbst für sie hingegeben.“ (Eph 5,25) Und doch hat wiederum jede einzelne erlöste Seele Christus ungeteilt für sich persönlich in der ganzen Fülle Seiner Gnade und der Allgenugsamkeit Seines Werkes und Wortes, so daß der einzelne Gläubige sagen darf: „Der Sohn Gottes, der mich geliebt und Sich Selbst für mich hingegeben hat.“ (Gal 2,20) Indem wir noch einmal auf das in Verbindung mit dem Hinwegtun des Sauerteiges Gesagte zurückkommen, fassen wir es wie folgt zusammen: „Von dem Blut über der Tür hing ihre Sicherheit ab.“ „Von dem Hinaustun des Sauerteiges aus dem Hause hing ihre Gemeinschaft ab.“
Im 45. Vers (2Mo 12) lesen wir sodann von zwei Klassen, die nicht am Passah teilnehmen konnten. „Ein Beisaß und ein Mietling soll nicht davon essen.“ Diesen war die Teilnahme am Passah verboten. Der für Geld erkaufte Knecht dagegen konnte sich des Vorrechtes erfreuen, das dem gemieteten Knechte und Beisaß nicht zuteil werden durfte. Diejenigen, welche als Same Abrahams geboren, und diejenigen, welche durch Geld erkauft waren, konnten in gleicher Weise das Fest feiern. Wie schön wird hier das zweifache Anrecht jener ausgedrückt, die heute berufen sind, am Mahle des Herrn teilzunehmen. Dieses zweifache Anrecht können wir mit den Worten ausdrücken: „Geboren aus Gott“ - „erkauft von Gott.“
Zur Teilnahme an den uns von Gott bewirkten Vorrechten vermag uns keine menschliche Einrichtung zu befähigen. Und äußere Erziehung und Veredlung kann niemals neue Geburt - und alle Anstrengungen und Werke eines Mietlings können nicht die Erlösung durch das Blut Christi ersetzen.
Forts. folgt, s. G. w.