Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Themen Artikel
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Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Themen Artikel
Handreichungen Band 15 - Jahrgang 1930
1Kor 1,4 - „Ich danke meinem Gott!“1Kor 1,4 - „Ich danke meinem Gott!“
Das ist wahrhaft schön und kostbar! Paulus, der uns ermahnt: „seid dankbar in allen Dingen!“ (1Thes 5,18), ist selber ein Mann, der danken kann und es gern und „allezeit“ tut. Fängt er doch so gut wie alle seine Briefe (im Galaterbrief kann er es nicht um des ernsten Gegenstandes willen, der sein Herz ganz ausfüllt)! mit Dank und Lob an: „Wir danken ...“ Er hat stets etwas, wofür er danken kann - sicher in seinem eigenen Leben, sicher aber auch in bezug auf die, denen er dient und an die er schreibt. Er sieht stets zuerst auf das, was die Gnade in den Geliebten des Herrn gewirkt hat, und das ist ihm dankenswert.
Wieviel können wir hierin von ihm lernen, wir, die wir so leicht geneigt sind, zuerst auf das zu sehen, was das Fleisch, das noch in uns ist, in den Gläubigen, mit denen wir's zu tun haben, wirkt. Wir finden leicht gern Fehler! Wir gleichen jenem mir bekannten (gläubigen) Diplom-Ingenieur vielleicht, von dem mir erzählt wurde, daß er die - für seinen Beruf sehr nützliche - Fähigkeit habe, Fehler zu entdecken an den Maschinen und sonstwo, die kein anderer finden könnte, und der seinem Werk, in dem er angestellt sei, auf diese Weise schon manchen Schaden erspart hätte. Ja, das ist eine gute, nützliche Eigenschaft in solchem Fach, aber in christlicher Hinsicht ist es nicht gut, immer gleich die Fehler bei anderen zu sehen und auf diese den Finger zu legen! Es mag an seinem Platze gut sein, es zu tun, besonders für solche, die der Herr mit der Sorge für Seine Gemeinde betraut hat, für Hirten (allgemein)!, für Älteste (örtlich)! und andere, die sich verantwortlich wissen - und Paulus ist auch darin ein wundersames Vorbild (vergl. z. B. Apg 20,17-35)! und rügt Verkehrtheiten in Lehre und Leben mit unnachahmlicher Treue und Energie - die Briefe zeugen davon! Aber das Erste sollte für uns alle sein, das zu finden und das anzuerkennen (auch mit Worten! Anerkennung muß nicht zu Hochmut führen, ist vielmehr u. a. oft ein wichtiges pädagogisches Mittel zur Erzielung noch besserer Leistungen)!, was gut ist, was hervorgebracht ist durch die Gnade, was gewirkt ist durch den Geist, im Gehorsam der Treue gegen das Wort Gottes. „Ich danke meinem Gott!“ Wie persönlich ist gerade dieser Ausdruck! Welch liebliches, persönliches Verhältnis tritt hier zutage! Und wo steht dieses Wort? Freilich auch in dem gewichtigen, grundlegenden Römerbrief
(1,8); freilich auch in der Philipperepistel (1,3), jenem so herzlich-persönlichem Schreiben des Apostels, voll liebender Sorgfalt; freilich auch in dem noch viel persönlicheren Philemonbrief (V. 4) - hier scheint es uns ganz und gar am Platze! -, aber siehe, es steht auch in dem an ernstesten Ermahnungen, tiefgreifendstem Tadel, herzbewegendster Warnung usw. so reichen 1. Korintherbrief! Selbst diesen beginnt Paulus mit überquellendem Dank für das Gute, das in seinen „Schmerzenskindern“ - so darf man wohl sagen - zu finden ist. „Ich danke meinem Gott allezeit eurethalben!“ - wie wahrhaft geistlich-schön ist das doch - in diesem Briefe sicherlich schöner, als wenn es hieße: „wir danken ...“ wie in anderen Briefen, obwohl mit dem „wir“ auch stets Paulus zuerst sich selber meint. Aber „ich“ ist gerade im 1. Kor. doch größer: „ich, der ich euch kenne, wie kein anderer - ich, der ich euch liebe wie keiner - ich, der ich euch gedient und für euch gearbeitet habe wie kein Mensch sonst (vergl. 15,10)! - ich, der ich für euch bete wie gewiß sonst niemand - ich, der ich niedergebeugt bin um euretwillen - ich, der ich zittere und weine um euch - usw.; usw. - „ich danke meinem Gott allezeit eurethalben.“ Meinem Gott, d. i. meinem: ich kenne Ihn, Er wird mich nicht im Stiche lassen eurethalben - Er wird mir zur Seite stehen, daß ich euch mit meinem Briefe dienen kann - Er hört mein Flehen für euch - Er sieht meine Sorgen - Er kennt mein Herz ... Er ist mein Gott. Aber - Er ist auch mein Gott: Er ist fähig, alles das zu tun, um was ich Ihn bitte für euch, Er ist heilig und gerecht, aber auch treu und gütig, Er wird das Werk vollenden an euch - Er ist mein Gott, und „Gott ist treu, durch welchen ihr berufen worden seid in die Gemeinschaft Seines Sohnes Jesus Christus“ (1,9). So ist mein Gott! Und ich? - ich danke meinem Gott allezeit eurethalben!“ Und wofür? „für die Gnade Gottes, die euch gegeben ist in Christo Jesu!“ - wahrlich Grund genug zu immerwährendem Dank! Grund genug zu stets neuem Vertrauen, zu stets neuer Treue und Liebe im Dienst, zu stets neuer Freude!
Sagt uns dies nichts, geliebte Geschwister? O lasst uns lernen, unserm - jeder seinem - Gott mehr zu danken Tag für Tag für alles, gerade auch in der gegenwärtig trüben, schweren Zeit, laßt uns Gnade nehmen und haben (nach Heb 12,28), Ihm auch mehr zu danken im Blick auf Sein ganzes Volk, im Blick auch auf die Glieder der örtlichen Gemeinde, der jeder von uns angehört - und daß wir einer angehören, ist durchaus biblisch! - laßt uns uns den Blick öffnen lassen für die geistgewirkten Schönheiten auch in dem schwächsten Gläubigen und auch bei allen denen, die uns (wer sind wir?)! „unsympathisch“ (!)! scheinen, laßt uns dankbare Leute werden, dankbar für alles, was die Hand Gottes für uns tat und tut und für das, was sie uns gibt - dankbar aber auch für das, was sie in anderen, unseren geliebten Geschwistern, gewirkt hat und wirkt! Sie sind geliebt wie wir, durch Christi Blut erlöst wie wir, haben Seinen Geist wie wir, usw. - sollten wir nicht ihrethalben mehr danken? Würde das nicht dem Allgemeinzustand der örtlichen wie auch dem der Gesamtgemeinde nur förderlich sein? -
Der Herr lasse uns dies Wort des Paulus wichtig und kostbar werden durch Seine Gnade, auf daß auch wir gemäß Jak 1,22 handeln danach: „Ich danke meinem Gott ...!“
F. K.
Erstellt: 25.04.2024 20:52, bearbeitet: 17.11.2024 21:16
Quelle: www.clv.de