Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Themen Artikel
Handreichungen Band 17 - Jahrgang 1932
1Kor 11,19 - Die Bewährten1Kor 11,19 - Die Bewährten
„Denn es müssen auch Parteiungen unter euch sein, auf daß die Bewährten unter euch offenbar werden.“ (1Kor 11,19).
Der sehnlichste Wunsch eines jeden treuen Gotteskindes ist, an jenem Tage unter den Bewährten gefunden zu werden. Alles wird erprobt werden, und nur das Echte wird bleiben. Petrus schreibt so ermunternd von der Bewährung des Glaubens (1Pet 1,7), damit der Glaube „in der Offenbarung Jesu Christi zu Lob und Herrlichkeit und Ehre erfunden“ werde. In diesem Stücke kann man gleich den Alten ein Zeugnis erlangen. (Heb 11,2) Timotheus wurde von seinem geistlichen Vater ermahnt, sich zu befleißigen, sich selbst Gott bewährt darzustellen als einen Arbeiter, der sich nicht zu schämen hat, der das Wort der Wahrheit recht teilt (2Tim 2,15). Das Werk eines solchen Arbeiters bewährt sich wie Gold, Silber oder köstliche Steine und wird vom Feuer nicht verzehrt, wenn alles Holz, Stroh und Heu verbrennen wird.
Wir freuen uns jetzt schon über Geschwister, die sich in Anfechtungen, Versuchungen und Kämpfen aller Art bewähren, die keine Schwenkungen weder nach rechts noch links machen, die dem Herrn und der Wahrheit Gottes treu bleiben trotz der Schlingen des Feindes, die nicht unter irgend welchem Druck ihre Segel anders stellen, wenn ein Wind von einer anderen Richtung bläst; solche werfen lieber „vier Anker“ aus (Apg 27,29) und wünschen, daß es Tag werde, als daß sie sich diesem Zeitlauf anpassen und mit dem Strom bergab gleiten.
Die Bewährten unter den Gläubigen in Korinth, von welchen Paulus in der obigen Stelle schreibt, waren schon offenbar, d. h. ihr rechtes Verhalten und ihre Gott wohlgefällige Gesinnung trat gerade durch das Parteiwesen der anderen in der dortigen Gemeinde hervor. Vielleicht war die Zahl der Bewährten nur klein im Vergleich zu anderen. Es waren jämmerliche Zerwürfnisse und Streitigkeiten in Korinth, indem gewisse führende Brüder Anhang für sich und um sich sammelten. Sicher waren es Brüder von Begabung, und viele wurden für den einen wider den anderen aufgebläht. Paulus ging in seinem ersten Briefe mit den fehlenden Gläubigen so zart um, daß er gar nicht die Namen derjenigen nannte, die eine Partei um sich gebildet hatten, sondern er schrieb so, als ob er und Apollos die Schuldigen wären! Dies drückte er in den Worten aus: „Dies aber, Brüder, habe ich auf mich und Apollos gedeutet um euretwillen, auf daß ihr an uns lernet, nicht über das hinaus zu denken, was geschrieben ist ...“ (1Kor 4,6) In dem Parlament irgend eines Staates können wohl verschiedene Parteien sein, deren Anhänger mit ihrem Führer zusammensitzen und ihnen folgen, aber in der Gemeinde Gottes soll und darf es nicht so sein.
Es liegt dem natürlichen Menschenherzen so nahe, sich selbst oder sich eines Menschen zu rühmen. Die Pharisäer in Jerusalem sagten mit solcher Selbstgefälligkeit: „Wir aber sind Moses Jünger.“ (Joh 9,28) Diese Parteien bildenden Führer in Korinth waren sicher auf sich selbst, ihre Gaben und ihren Einfluß stolz, und ihre Anhänger rühmten sich ihrer. Einmal sagte eine ältere Schwester: „Ich ziehe den Herrn Soundso dem Herrn Prediger Soundso vor.“ Wie verwerflich ist doch das alles! Paulus schreibt: „So rühme sich denn niemand der Menschen, denn alles ist euer - ihr aber seid Christi, Christus aber ist Gottes.“ (1Kor 3,21-23)
Worin bestand denn der Unterschied zwischen den Parteien sammelnden Führern mit ihren Nachfolgern und den Bewährten? Sicher darin, daß die Bewährten verwirklichten, daß Gott, der treu ist, sie in die Gemeinschaft Seines Sohnes Jesus Christus, unseres Herrn , berufen habe, nicht aber in die Gemeinschaft irgendeiner Organisation (1Kor 1,9), und so folgerecht sich weigerten, weder irgend welche Seelen um sich zu sammeln, noch sich einer der Parteiungen anzuschließen. Sie hielten die Wahrheit fest, daß der Herr nur eine Gemeinde habe und daß somit die Gemeinde Gottes in Korinth nur eine sei. Das war die wohlbegründete Überzeugung ihrer Herzen, und danach handelten sie. Vielleicht wurden sie dafür angefochten, und sicher machte jede Partei Anstrengungen, sie zu gewinnen, aber den göttlichen Grundsätzen und der Wahrheit Gottes konnten sie nicht untreu werden.
Heutzutage sind wir von gar vielen Parteiungen, Schattierungen und Denominationen umgeben, nicht zu sprechen von verderblichen Sekten, und mit Paulus könnte man mit Staunen ausrufen: „Ist der Christus zerteilt?“ (1Kor 1,13) Die Bewährten in Korinth wollten keineswegs die dortigen Parteiungen anerkennen, weil ihr Dasein keine Berechtigung hatte. „Denn gleichwie der Leib einer ist und viele Glieder hat, alle Glieder des Leibes aber, obgleich viele, ein Leib sind, also auch der Christus. Denn auch in einem Geiste sind wir alle zu einem Leibe getauft worden ... Gott hat die Glieder gesetzt, jedes einzelne von ihnen an dem Leibe, wie es Ihm gefallen hat.“ (1Kor 12,12; 13,18)15 Genügt uns die Gliedschaft nicht, in die Gott uns gesetzt hat? Wenn die Schrift keine
In dem Alten Testament haben wir einige lehrreiche Beispiele von Gottesmännern, die in Zeiten des Verfalles und der Schwachheit der Wahrheit treu blieben und sich so als Bewährte offenbarten. Wir wollen unser Augenmerk auf zwei solche Fälle richten. Zunächst auf Elia. Dieser lebte in einer Zeit tiefen Verfalles. Längst schon war das Volk Israel in zwei Teile geteilt. Unter der Herrschaft des gottlosen Ahab war der Baalsdienst zur Staatsreligion erhoben worden, der Altar Jehovas niedergerissen, und es schien, als ob es mit dem Volke Israel - wenigstens mit den zehn Stämmen - aus wäre. Nun steht von dem Propheten geschrieben: „Und Elia nahm zwölf Steine nach der Zahl der Stämme der Söhne Jakobs, zu welchem das Wort Jehovas geschehen war, indem Er sprach: Israel soll Dein Name sein! Und er baute von den Steinen einen Altar im Namen Jehovas.“ (1Kön 18,31.32) Er sah mit dem Auge des Glaubens nur ein Volk Israel, die Zersplitterungen konnte er nicht anerkennen, er sah im Lichte der Wahrheit ein einiges zwölfstämmiges Volk, und danach handelte er. Wir bewundern seine Zähigkeit, er dachte gar nicht daran, einen Altar aus zehn Steinen zu bauen, ihm blieb der feste Grund Gottes stehen, auch wenn das Volk sich schwer versündigt und in einen jämmerlichen Zustand geraten war. Er betrachtete das Volk Israel von dem Standpunkt Gottes aus, und deshalb darf man ihn zu den Bewährten zählen.
Nach der babylonischen Gefangenschaft hatten die Kinder der Wegführung wieder den Altar an seiner Stätte errichtet und endlich den Tempel in Jerusalem wieder aufgebaut, und dann feierte man die Einweihung dieses Gotteshauses mit Freuden, und dann bemerken wir, daß sie unter anderem zum Sündopfer für ganz Israel zwölf Ziegenböcke darbrachten nach der Zahl der Stämme Israels (Esra 6,17). andere Mitgliedschaft kennt, warum erkennen wir solche noch an? Sie ist doch nichts weiter als die Aufrichtung und Anerkennung eines Parteistandes mit ihren Gliedern, Statuten, Glaubensbekenntnissen etc.! Mit dem Eingehen in eine solche Mitgliedschaft „gehen wir über das hinaus, was geschrieben ist“; es ist ein „Weitergehen und Nichtbleiben in der Lehre des Christus“ (1Kor 4,6; 2Joh 9). Wir verlassen damit den Boden der Schrift und begeben uns in göttlichen Dingen auf den Boden der Menschen und des Fleisches, und uns trifft das Wort: „Seid ihr nicht fleischlich und wandelt nach Menschenweise?“ (1Kor 3,3.4).
A. v. d. K.
Damals war das Volk weithin geschleppt und gerupft, und nur ein kleiner Überrest befand sich wieder im Lande, und ihre Stadt Jerusalem war in der Tal nur ein Trümmerhaufen. Doch dieser zaghafte Überrest bekannte die Zusammengehörigkeit des einen Volkes Israel und brachte deshalb für ganz Israel ein Sündopfer dar. Wie lehrreich ist dies für unsere Herzen! Die inneren Augen des schwachen, doch gläubigen Überrestes sehen nur ein Volk Israel, und danach handelten sie.
Ebenso die Bewährten in Korinth. Gerade durch die Parteiungen wurden sie offenbar. Sie ließen sich nicht überreden, sich irgend einer dieser Parteien anzuschließen. Sehr wahrscheinlich wurden sie dafür, daß sie diesen festen, biblischen Stand einnahmen, stark angefeindet oder sogar verachtet, aber sie hatten im Glauben Gottes einiges Volk gesehen, was weder die Parteiführer noch ihre Anhänger erblickt hatten. Leichter wäre es gewesen, sich einer der bestehenden Parteiungen anzuschließen und sich dafür zu ereifern, aber gerade darin lag ihre Bewährung, daß sie diese nicht anerkannten. Sie sahen die Wahrheit und trachteten mit allen Fasern ihres Herzens, nach derselben zu handeln und zu wandeln. Sie erblickten nur einen Leib Christi, nur eine Gemeinde des Herrn , gerade so wie Elia in seinen Tagen und wie der gläubige Überrest nach der babylonischen Gefangenschaft nur ein Volk Israel sah. Und wie können wir uns mit irgendeiner Parteistellung, einem Bunde von Gemeinden oder irgendwelcher Organisation vereinigen, wenn wir dem Worte treu sein und „nicht über dies hinaus“ gehen wollen, „was geschrieben ist“!
Ob wir uns in dieser Hinsicht bewähren wollen? Wohl gibt es liebe Gotteskinder, die sich in mancher Hinsicht gut bewähren mögen, aber in dieser Sache nicht. Ob die Ursache darin liegt, daß sie den richtigen biblischen Betriff von der Gemeinde des Herrn nicht erfaßt haben? Vielleicht nicht in allen Fällen, denn es sind Brüder, die die Wahrheit in bezug auf diesen Punkt begreifen, doch handeln sie nicht danach. Sie reden sich aus, indem sie sagen, daß die jetzigen Zeiten es erheischen, daß man sich irgendeiner Denomination oder Gemeindeorganisation anschließen müsse. Nach solcher Behauptung muß man zu dem traurigen Schluß kommen, daß die Wahrheit von der Gemeinde Christi, die uns im Worte deutlich vor die Augen gestellt wird, nur eine Theorie sei, die keine praktische Anwendung und keine wirkliche Bedeutung habe.
Fragen wir wiederum, auf welche Weise haben sich die Bewährten in der Gemeinde Gottes zu Korinth geoffenbart? Sicher dadurch, daß sie sich konsequent keiner Organisation und Partei anschließen wollten, auch nicht, wenn die Parole wäre „Ich aber Christi!“ Hat man erfaßt, daß Christi Gemeinde Sein Haus, Sein Leib ist, wie kann man sich dann solchem Gebilde der Menschen anschließen! Behaupten wir aber die Wahrheit des einen Leibes und nehmen wir demgemäß unsere Stellung ein, so werden wir in diesem Stücke unter den Bewährten gefunden werden. Wenn man sich aber einer Denomination anschließt, so verleugnet man die praktische Anwendung der Wahrheit Gottes über die Gemeinde des Herrn . Wie unangenehm berührt es, wenn solche sich dann noch ihrer Gemeindeorganisation rühmen und das als etwas ganz Vortreffliches hinstellen wollen, was Gott in Seinem Wort verurteilt und als „fleischlich“ bezeichnet! Man könnte mit Jakobus ausrufen „Alles solches Rühmen ist böse!“ (Jak 4,16)
Nein, wir wollen nicht handeln, als ob des Hades Pforte die Gemeinde Christi überwältigt hätte; denn auch heute in diesen letzten Tagen gibt es eine Einheit des Geistes, die zu bewahren wir uns befleißigen sollen in dem Bande des Friedens. Diese Einheit hat einen dauernden Bestand, denn sie stammt nicht von einem Menschen her, und die eine Gemeinde Christi teilt die Herrlichkeit ihres Herrn in alle Ewigkeit (Ev. Joh 17,22-24). Ist das nicht genug für unsere Herzen? Oder dürften wir sagen, daß das alles keinen gegenwärtigen, praktischen Wert hat? Nein, diese Wahrheit soll uns davor bewahren, daß wir uns keiner menschlichen Partei hinzutun, wodurch (gelind gesagt) die Gemeinde Christi in den Hintergrund gestellt wird.
Wenn man sich einer Denomination rühmt, so beschäftigt man sich kaum mit dem Gedanken des baldigen Kommens des Herrn für Seine Gemeinde, denn wenn Er kommt, müssen die Gemeindeorganisationen in Staub zufallen, da die lebendigen Glieder ihrem Herrn entgegengerückt werden, während die anderen sich dem geheimnisvollen Weibe, das auf dem scharlachroten Tiere sitzt, anschließen. (Off 17)
Gebe der Herr in dieser wichtigen Sache den Seinigen mehr und mehr Klarheit, auch den guten Willen und festen Sinn, sich danach zu richten, damit die Zahl der Bewährten in dieser Hinsicht sich vermehre! Dann werden sie außerhalb des Lagers dem lebendigen und wahren Gott dienen und Seinen Sohn aus dem Himmel erwarten.
F. Btch.
15 Wenn das Wort uns in so deutlicher Weise sagt, daß es für den Gläubigen nur eine Mitgliedschaft gibt, nämlich die Gliedschaft des Leibes Christi, haben wir dann noch eine andere einzugehen?↩︎