Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Themen Artikel
Inhaltsverzeichnis
Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Themen Artikel
Handreichungen Band 23 - Jahrgang 1938
Die Gleichnisse des Herrn in Mat 13
Mt 13,44 – Der Schatz im AckerMt 13,44 – Der Schatz im Acker
Die zwei Gleichnisse, der Schatz im Acker und die köstliche Perle, gehören zusammen. Sie kommen wie ein Fremdkörper inmitten der anderen Gleichnisse vor. Ihre auffallende Gleichheit zeigt ihre Zusammengehörigkeit. Sie stellen Israel und die Gemeinde während des Herrn Abwesenheit von der Erde dar. In beiden Gleichnissen haben wir wie in den ersten zwei Gleichnissen einen Mann als Handelnden. In beiden Gleichnissen gibt der Käufer alles auf, um Schatz und Perle zu erwerben. Gleichzeitig aber besteht auch eine große Verschiedenheit zwischen beiden Gleichnissen. Der Schatz ist verborgen im Acker, und sein Wert wird nicht genannt. Die Perle liegt im Meer und ist von sehr hohem Wert. Der Verschiedenheiten wegen wollen wir sie getrennt behandeln.
Was ist das Gleichnis nicht? Gewöhnlich wird das Gleichnis hingestellt, als sei der Sünder der Kaufende, der Jesus erwirbt und in Ihm den Schatz erblickt. Der suchende Sünder aber kauft nicht, denn er besitzt gar nichts. Das Heil ist nicht zu kaufen, sondern aus Gnaden (Röm 3,24). Der Sünder kann keine Opfer bringen. Das Gesetz sagt ihm: Tue das, und du wirst leben. Aber gerade das kann er nicht. Weiter erkennen wir aus Vers 38, daß der Acker die Welt ist. Der Sünder muß doch nicht die Welt kaufen; im Gegenteil, diese soll er aufgeben. Zudem ist der Sünder nicht nur mittellos, sondern voller Schulden. Der Kaufende ist ein Mann, genau so, wie wir in den Gleichnissen vom Säemann und vom Unkraut einen Mann sahen. Der in jenen Gleichnissen genannte Mann ist der Herr, und so auch hier. Es ist also nicht der Ungerettete, der den Herrn sucht, sondern der Herr ist der Suchende. Weiter sehen wir, daß der Schatz verborgen bleibt. Der
Sünder, der Jesus gefunden hat, verbirgt Ihn nicht, sondern er macht Seinen Namen kund (Apg 4,20). Die Bedeutung des Gleichnisses muß also eine ganz andere sein. Was ist sie?
Das Bild des Schatzes. Das vom Herrn gebrauchte Bild des verborgenen
Schatzes war allen bekannt. Oft wurden in jener Zeit von Menschen
Schätze im Acker verborgen. Z. B. in Kriegszeiten oder anderen Gefahren
vergruben Menschen ihre Schätze, Gelder oder Schmucksachen in einer
Truhe in ihrem Felde, um ihn wieder zu heben, wenn die Gefahr vorüber
war. Solches geschieht heute noch. Kam der Eigentümer aus dem Kriege
zurück, so hob er seinen Schatz. Der Nachbar, der manchmal davon wußte,
kaufte nun das Feld, falls der Besitzer nicht zurückkehrte, und damit
auch den verborgenen Schatz. Der Schatz in unserem Gleichnis stellt
Israel dar, Gottes irdisches Volk. (2. Mose 19,5.6;
Der Schatz gekauft. Als der Herr in diese Welt kam, fand Er Israel in ihr. Israels wegen kaufte der Herr den Acker, die Welt, und zwar mit Seinem Blut (1Pet 1,19). Als Kaiphas das Wort sprach: „Es ist besser, es sterbe einer für das Volk, als daß das ganze Volk verderbe!“ (Joh 11,50), wußte er nicht, was er damit sagte. Ja, der Herr starb für Seine Nation und erwarb die Welt samt Israel in ihr. Er legte den Preis, Sein Blut, dafür dar. Das Ergebnis dieses dargelegten Erlösungspreises ist noch nicht offenbar geworden. Israel liegt noch immer verborgen im Acker dieser Welt, aber der Tag wird kommen, da Israel wiederhergestellt werden wird. (Hos 3,4.5; Jer 23,7.8; 31,10; 5. Mose 23,5; Röm 11,12-15).
Der Schatz gehoben. Israel ist noch immer in der Welt verborgen, oder wie es Hesekiel in seinem bekannten Bilde der Totengebeine zeigt, in den Gräbern der Nationen (Hes 37). Man denke vor allem an die zehn Stämme, die als solche nie aus der assyrischen Gefangenschaft zurückgekehrt sind. Wenn die Gemeinde, die kostbare Perle, droben beim Herrn sein wird, dann wird Er Sich wiederum des verborgenen Schatzes im Acker annehmen. Der Herr wird mit all Seinen Heiligen kommen, um diese Welt in Besitz zu nehmen, weil sie Sein rechtmäßiges Eigentum ist. Israel wird
Ihn erkennen und Buße tun und Den, den es einst ablehnte, aufnehmen. Israel wird dann das große Heil rühmen (Jes 12). Während der gegenwärtigen Abwesenheit Christi von der Erde ist Israel Verstockung widerfahren. Röm 11,25 aber belehrt uns, daß dies nur bis zum Ende dieses Zeitalters sein wird. Nachdem die Vollzahl aus den Nationen eingegangen sein wird, bekommt Israel wiederum seinen durch seine Sünde verlorengegangenen Platz zurück. Die Namenchristenheit lehnt diese Tatsache ab, und wenn wir wie sie auf das rein Äußere schauten, dann machten wir es auch so. Aber wir blicken auf die Verheißungen, die Ja und Amen sind. Alle noch unerfüllten Verheißungen an Israel werden bestimmt erfüllt werden. Israel wird noch einmal Gottes anerkanntes Volk auf Erden sein (Jes 2,2-4). Gerechtigkeit, Friede und Freude wird dann die Erde erfüllen. Alle Israel gegebenen Verheißungen werden sich an ihm erfüllen. (Apg 15,14-16; Röm 9-11).
Warum zwei so ähnliche Gleichnisse? Wenn in beiden Gleichnissen der Kaufmann der Herr ist, und Schatz und Perle Menschenseelen, warum dann zwei Gleichnisse? Der Herr redet hier von einem doppelten Geheimnis im Reiche der Himmel. Redet Er vom Schatz im Acker, so meint Er, wie gesagt, damit Israel, Sein irdisches Volk. Redet Er von der Perle, so meint Er die Gemeinde, Sein himmlisches Volk. Die Perle trägt ja auch alle Farben des Himmels an sich, ist also nicht von der Erde. Diese zwei Gleichnisse zeigen uns also das Geheimnis Israels und das Geheimnis des Leibes Christi. Paulus, dem diese Geheimnisse geoffenbart wurden, redet in seinen Episteln von beiden. Man lese besonders Röm 9-11 und den Epheserbrief.
G. Brinke (Aus „Ährenlese“, Verlag Bern)
Erstellt: 25.05.2024 15:42, bearbeitet: 16.07.2025 14:52
Quelle: www.clv.de