Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Themen Artikel
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Handreichungen Band 17 - Jahrgang 1932
Erwarten wir den Herrn?Erwarten wir den Herrn?
Als der Herr zum ersten Male auf diese Erde herabkam, wurde Er nur von den wenigen, die das Licht über Sein Kommen in ihr Herz aufgenommen hatten, erwartet und empfangen. Alle diese kennzeichnete eine Sinnesart, die den Herrn erfreute und die der Herr auch heute bei denen zu finden wünscht, die nach Seinem zweiten Kommen ausschauen. Das, was Ihn damals erfreute, erfreut Ihn noch heute. Schau diese kleine Schar an: Den Priester Zacharias und sein Weib Elisabeth - die Jungfrau Maria - „die Hirten, die in der Nacht Wache über ihre Herde hielten“ - den alten Simeon - die Witwe Hanna (Lk 1 u. 2). Sieh, wie gering sie in den Augen dieser Welt geachtet wurden! Geh in den Palast des Kaisers Augustus! Was wußte der Kaiser von Zacharias, von Elisabeth, von den Hirten, von Simeon und Hanna! Er hatte gewißlich nie etwas von diesen gehört; sie hatten in dieser Welt keine Bedeutung. Und die Schriftgelehrten und Hohenpriester jener Tage beachteten kaum diese Treuen des Alten Bundes.
Auch die Schriftgelehrten unserer Tage kennen vielleicht kaum jene, die heute auf das Kommen des Herrn warten; sie sind eben der Welt unbekannt. Aber im Himmel sind sie gekannt und wertvoll in den Augen Gottes. Sie sind die Fortsetzung jenes treuen Überrestes, von dem Maleachi (Kap 3,16) berichtet. Diese Treuen fürchteten Jehova und unterredeten sich miteinander. Und Gott merkte darauf und hörte, was diese wenigen Treuen miteinander redeten, und „ein Gedenkbuch ward vor Ihm geschrieben für die, welche Jehova fürchten und welche Seinen Namen achten“. Sie waren Jehovas teures Eigentum. Und wie wertvoll wurden sie von Ihm geachtet! Zacharias' Gebete am goldenen Altar - die Unterredung Marias und Elisabeths - die Herzensäußerungen der Hirten - der Lobpreis Simeons und der Prophetin Hanna, alles dieses ist in dem heiligen Buche Gottes niedergeschrieben.
Warum waren alle diese Gott so teuer? Sie hatten das, was Gott ihnen kundgetan hatte, im Herzen aufgenommen, und ihr Verlangen war darauf gerichtet, Ihn, wenn Er kommen würde, zu empfangen. Was der Kaiser redete, was die Schriftgelehrten und Hohenpriester wirkten, ist längst vergessen und vergangen, aber was diese von der
Welt Unbeachteten redeten, ist in dem Buche des Gedächtnisses vor Gott eingetragen.
Wenn wir uns einen Augenblick zu den Hirten wenden, so möchten wir uns fragen: Warum wird in Lk 2 so eingehend von ihnen berichtet? Warum wurden sie gewürdigt, die Botschaft zu empfangen: „Euch ist heute in Davids Stadt ein Erretter geboren, welcher ist Christus, der Herr!“? Warum wurden sie vor tausend anderen auserkoren? Ist es nicht deswegen, weil Gott in ihr Herz schaute und sie passend fand, das Licht des Kommens Seines Sohnes zu empfangen und aufzunehmen? Sie waren treue Männer. Sie hielten Wache über ihre Herde in der Nacht; sie gingen treu mit dem ihnen Anvertrauten um; sie gaben sich keiner Bequemlichkeit hin, sondern blieben auf dem Felde, so dunkel auch die Nacht sein und welche Gefahren sie auch in sich bergen mochte. Gott sah diese Hirten und erfreute Sich an ihrer Treue der Herde gegenüber. Sie empfingen die köstliche Botschaft, und treu dem ihnen gewordenen Licht gehen sie nach Bethlehem und reihen sich so in die kleine Schar ein, die den Herrn empfing. Und als sie zurückkehrten, verherrlichten und lobten sie Gott über alles, was sie gehört und gesehen hatten. (Lk 2,20)
Und warum wurde Simeon so hoch begnadigt, zu wissen, daß er vor seinem Tode den Christus des Herrn sehen solle? Der Geist Gottes sagt uns, daß er gerecht und gottesfürchtig war und auf den Trost Israels wartete. In den bösen Tagen, von allen Seiten umgeben von dem Verderben der religiösen und politischen Welt, wandelte er gerecht und gottesfürchtig. Wenn andere den Namen Gottes verunehrten, er ehrte ihn, „und der Heilige Geist war auf ihm“, und wir lesen: „Er kam durch den Geist in den Tempel.“ Simeon kannte die Wirksamkeit des Heiligen Geistes, und dies kennzeichnet auch heute diejenigen, die den Herrn vom Himmel erwarten. Was die religiöse Welt kennzeichnet, ist das Fleisch. Ihre Bauten, ihre Gewänder, ihre Riten, ihre Zeremonien usw. - sind sie von dem Heiligen Geist? Sicherlich nicht! Sie sind der Eitelkeit und den Gedanken der Menschen entsprungen. Aber Simeons Verhalten, sein Tun und Lassen wurden vom Heiligen Geist bestimmt. In welchem Gegensatz stand er in jenen Tagen zu dem Volke Israel und zu dem, was wir in unseren Tagen sehen! Gott beachtete Simeons Herz und Wandel. Dem Herzen, in welchem Gottes Geist Raum hat, kann Gott
Seine Geheimnisse offenbaren. Simeon durfte das Kindlein in seine Arme nehmen und Gott mit seinem Herzen loben. (Lk 2,28ff).
Dann wird die Prophetin Hanna in diesem Kapitel erwähnt. Sie kam zu derselben Stunde wie Simeon herzu, „lobte den Herrn und redete von Ihm zu allen, welche auf Erlösung warteten in Jerusalem“ (Lk 2,38). Auch auf sie achtete der Herr. Was kennzeichnete sie? Sie war eine Witwe in hohem Alter und aus dem Stamme Aser. Und von Aser wird gesagt: „Er sei wohlgefällig seinen Brüdern, und er tauche in Öl seinen Fuß! ... Und wie deine Tage, so deine Kraft.“ (5. Mose 33,24.25) „Hanna wich nicht von dem Tempel, in dem sie Tag und Nacht mit Fasten und Flehen diente.“ (Lk 2,37) Ihr Platz, ihr Heim war dort, wo der Herr Sein Erscheinen zugesagt hatte (Mal 3,1). Die Welt und die irdischen Dinge fesselten sie nicht; der Herr füllte ihr Herz. Nicht, als ob sie in dem Tempel gewohnt hätte, aber sie lebte dort in dem verborgenen Leben ihrer Seele, und Gott achtete auf sie, weil ihr ganzes Leben dort war, wo Sein Licht leuchtete. Ihre Augen schauten Ihn, und ihr Mund konnte den Herrn preisen.
O daß auch wir diese Kennzeichen, die der Herr bei dem treuen Überrest fand, an uns tragen möchten, wenn Er kommt!
W. J. H. (A. v. d. K).
Erstellt: 13.05.2024 22:00, bearbeitet: 11.09.2024 19:00
Quelle: www.clv.de