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Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Themen Artikel
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Handreichungen Band 22 - Jahrgang 1937
Lk 10,21 – Eine Stunde besonderer Freude im Leben des HerrnLk 10,21 – Eine Stunde besonderer Freude im Leben des Herrn
Als der Herr Jesus nach Seiner Taufe inmitten Seines Volkes wandelte, befand Er Sich in ähnlicher Lage wie wir heute. Leben wir nicht in einer Zeit hochgespannter Erwartungen, Befürchtungen, Hoffnungen? Geradeso erging es unserem Herrn, als für Ihn die Stunde kam, in aller Öffentlichkeit den Auftrag des Vaters zu vollbringen, der nichts Geringeres enthielt, als die Bollwerke Satans zu zerstören. Unser Text nun spricht von der Stunde einer besonderen Freude des Herrn, als Er erlebte, wie Sein Vater im Himmel beschlossen hatte, die Macht des Feindes zu bekriegen und zu besiegen.
Sicherlich wird auch das für uns eine Freude und Ermunterung sein, zumal im Bewußtsein unserer eigenen Kleinheit und Erbärmlichkeit und im Anblick der Macht des Feindes! Die Vorgeschichte dieser Freude Jesu ist die Rückkehr der Siebenzig. Glückstrahlend konnten diese einfachen Leute berichten, wie sie weit mehr erlebt hatten, als sie nach den Worten des Herrn erwartet hatten (V. 9). Sogar die Dämonen waren ihnen untertan! Und der Herr Selbst konnte von noch einem herrlicheren Sieg reden, denn nicht nur die Dämonen allein, auch ihr Anführer, der Satan, hatte erleben müssen, daß ein noch Gewaltigerer auf der Erde war. Doch nicht eigentlich dieser Sieg war der Grund zur Freude; noch etwas anderes erzeugte nicht nur in Seinem Gemüt und Gefühl, sondern sogar in Seinem Geiste eine tiefe Freude, eine Freude, die ein heißes Dankgebet Ihm aus dem Herzen lockte. Der Herr redet auch nicht nur den Vater an, von dem Er Sich geliebt weiß, Sein Handeln ist ein solch wunderbarer Beweis von Seiner Souveränität, daß Er Ihn „Herr des Himmels und der Erde“ anreden muß.
Was tat nun der ewige Gott und tut Er noch heute? Als erstes verbirgt Gott! Es ist doch eine gewaltige, ernste Sache, daß Gott im Himmel zunächst verbirgt!
Welch ein Jubel ging durch das Universum, als Gott endlich redete im Sohn! (Heb 1,2) Darin zeigte sich die Herablassung Gottes, die Heil und Errettung erwarten ließ. Aber es gibt hier auf Erden Menschen, denen verbirgt Gott, was sie in den Stand setzen könnte, nicht nur selbst der Macht der Finsternis zu entfliehen, sondern auch anderen Wegweiser und Führer zum Heil zu werden, um so die Bollwerke Satans zu zerstören. Es sind die Weisen und Klugen, denen Gott vorenthalten muß, was sie zu Menschen Gottes, zu Trägern göttlicher Autorität in dieser Welt machen könnte.
Natürlich handelt es sich hierbei nicht um Weise und Kluge an sich, sondern nur um solche, die sich dafür halten (Röm 1,22), deren Weisheit und Klugheit sie hindert, vor der göttlichen Weisheit sich in den Staub zu beugen. Denn wo ist das Menschenhirn, das ewige Dinge erfassen oder begreifen könnte! (1Kor 2,14) Solche Menschen kann Gott nicht gebrauchen, hier auf Erden Sein Werk zu tun. Schon in Lk 5,36-38 wird entschieden die Mitwirkung der „Alten“, d. h. derer, die keinen Arzt nötig haben (V. 31) oder die am „Alten“ festhalten (V. 30.33; 6,2), abgelehnt. Also nicht die offiziellen geistlichen Führer der damaliger Zeit konnte der ewige Gott im Himmel hier auf Erden in Seinem Weinberg gebrauchen! Das mußten ganz andere Leute sein! Wie aber schauten sie aus, denen Gott nicht „verbergen“ mußte, sondern „offenbaren“ konnte? Unmündige werden sie genannt, und diese Tatsache liegt so fern jeder menschlichen Berechnung und Art, daß der Herr nun zur Bekräftigung hinzufügt: „Ja, Vater, so ist es bei Dir beschlossen!“ Wohl dem Menschenkinde, das seine Hand auf den Mund legen kann, wenn es sich zu Gott naht, um einen Auftrag zu empfangen. Nur so kann es ja „ganz Ohr“ sein. Das ist das Geheimnis göttlicher Ausbildung allein in Seiner Schule, die Gott anerkennen kann, ja, die Gott gebrauchen und ausrüsten kann mit göttlicher Vollmacht (Lk 10,19). Das sind die Leute, die keine andere Weisheit besaßen und gelten ließen als die, die der Herr ihnen vom Vater Selbst mitgeteilt hatte (Joh 17,8). Die anderen hätten es ja doch nicht lassen können, ihre eigenen Sprüche hinzuzufügen, ihre eigenen Gedanken zu verfechten, wodurch nach dem Beispiel ihrer Väter mehr zerstört als aufgebaut wurde.
Darum wurde zunächst das Heil angeboten in einer Form, daß auch das Kind es verstand und annehmen konnte; aber auch das Wirken für den Herrn in Seinem Weinberg sollte abhängig sein und bleiben von einer „Unmündigkeit“ oder Unselbständigkeit, die es niemals wagen würde, in eigener Waffenrüstung dem Feinde zu begegnen!
Und wo immer der Herr es einmal für gut befunden hat, auch einen Gelehrten zu Seinem Werkzeug zu erwählen, da geschah es doch erst, nachdem ihm die eigene Weisheit zerbrochen, ja, zur Torheit geworden war.
Daß der Herr Himmels und der Erde die größte und heilsamste Umwälzung in der Weltgeschichte durch Leute vollbrachte und vollbringt, die in dieser Welt nichts gelten, das ist der Grund der tiefen Freude Jesu in dieser denkwürdigen Stunde!
Heinz Köhler.
Erstellt: 24.05.2024 23:14, bearbeitet: 09.10.2024 03:25