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Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Themen Artikel
Handreichungen Band 19 - Jahrgang 1934
Wie kam es? (7)Wie kam es? (7)
(Fortsetzung).
Ohne weitere Einleitung - über solche das Thema betreffende sehe man die jeweiligen Anfänge des Aufsatzes in den ersten Lieferungen des Js. ein! - betrachte ich, nachdem ich im letzten Heft eingehend über Herodes geschrieben habe, heute wieder einmal mehrere Typen der Schrift, so wie der Herr Gnade darreicht.
Laßt uns zunächst einige Blicke werfen auf Gehasi, jenen wohl noch nicht alten Diener und Gehilfen des Propheten Elisa in den ersten Kapiteln vom 2. Buche der Könige. Wie wahr ist doch das Wort des Apostels Paulus in 1Tim 6,10: „Die Geldliebe ist eine Wurzel alles Bösen, welcher nachtrachtend etliche vom Glauben abgeirrt sind und sich selbst mit vielen Schmerzen durchbohrt haben.“ Ja, „wie kam es“ bei dem armen Gehasi? Es kam durch die Geldliebe, daß seiner zunächst gesegneten, man kann wohl sagen, zukunftsreichen Laufbahn ein plötzliches Ende mit Schrecken gesetzt ward, und zwar im Verlauf der kostbaren Geschichte von Naaman, dem Syrer, in 2Kön 5. Vielleicht darf man aus 8,4 entnehmen, daß Gehasi von seinem Aussatz wieder geheilt worden sei, gewiß nach tiefer Beugung, aber sein Leben war dann nicht mehr das wie im Anfang. Ohne auf die Geschichte von Naaman näher einzugehen, die von jeher das Entzücken derer war und stets neu erregte, die das kostbare Evangelium von Jesus Christus verkünden dürfen, glaube ich doch kurz die Punkte aufzählen zu sollen, in denen der sich steigernde geistliche Niedergang des Gehasi sich offenbarte; er ist so recht ein Mann geworden mit einer „Form der Gottseligkeit ohne Kraft“ nach 2Tim 3, das Bild eines Menschen, der nicht Gottes Ehre, sondern seinen eigenen Vorteil suchte und das völlige Gegenteil ist von der Charakteristik Pauli in 1Thes 2,1-13:
1. Gehasi denkt an das Geld Naamans, V. 20, und das unter jenen wunderbaren Umständen;
2. er ruft Jehova mit den gleichen Worten an wie Elisa, V. 20, vgl. V. 16, als dieser sich weigert, von Naaman Geld zu nehmen (Mißbrauch des Namens Jehovas, Meineid)!;
3. er heuchelt und lügt zweimal, V.22 und 25; aber, aber „Lügen haben kurze Beine“, wie deutlich sieht man das hier!;
4. er unterschlägt das Geld, V. 24; das paßt gut zur Lüge und zur Heuchelei;
5. er hofft mit Frechheit bei Elisa durchzukommen, V. 25; kannte er seinen Herrn so schlecht? Wie wird die heutige, auch z. T. so freche Namenchristenheit einmal erschrecken, wenn sie sieht, wie sie sich in dem lebendigen Gott geirrt hat!
6. Aufs Ganze gesehen: Er zieht den vermeintlichen Reichtum dem Frieden seiner Seele und auch dem Frieden, dem Nichtbeunruhigen (vgl. Apg 15,19), des Naaman vor, und
7. er erkannte die Zeit nicht, die Zeit des Verfalles, die Zeit, in der es nicht auf eigenes Wohlleben ankommt, sondern auf die Rechte Gottes und ihre Vertretung durch die Treue und Selbstlosigkeit der „Menschen Gottes“. (V. 26, vgl. übrigens Jer 45: Jeremias Wort an seinen Schreiber Baruch, V. 5! 1Tim 6,11)
8. Und wie sah Gott den doppelherzigen, geldliebenden Gehasi? Er sah ihn innerlich so, wie Er ihn dann auch nach außen hin machte: aussätzig! (V. 27)
Diese kleine Geschichte stellt uns alle vor ernste Fragen. auf die ich nach dieser Punkte-Aufstellung nicht mehr einzugehen brauche. Laßt uns alle vorsichtiglich wandeln in dieser Zeit des Verfalls und der Offenbarwerdung der Namenchristenheit, und laßt uns uns bewahren (lassen) vor Doppelherzigkeit, sobald es sich um die Frage von Geld und Besitz handelt! „Der Betrug des Reichtums“ und „die Begierde nach den übrigen Dingen“ (Mt 13,22; Mk 4,19) sind arge Fallstricke für manches schön und gesegnet begonnene Leben von Gläubigen geworden. Das lehrt uns Gehasis Fall! - (Vgl. den 1. Aufsatz in dieser Lief). „Wie kam es?“!
Und wie kam es, daß der Landpfleger Felix nicht zum Glauben kam, trotzdem er den Paulus öfter hörte und ganz offenbar - wie Herodes den Johannes, Mk 6, vgl. vorige Lief.! - gern und mit Bedacht? (Apg 24) Wie es kam? Ein einziger Satz zeigt es ganz klar, wie es kam, und zwar nicht nur, daß der unglückliche „Glückliche“ („Felix“ heißt „der Glückliche“) nicht errettet wurde, sondern auch daß er sicher - wie Pilatus! - gegen besseres Wissen an dem Apostel Paulus das Justizverbrechen beging, ihn gefangen zu lassen, als er selber von Cäsarea weggehen mußte. Er, der „den Weg“ (das Christentum) überhaupt besser kannte, wohl durch seine jüdische Frau, erscheint zuerst als ein fast sympathischer Mann, ja geradezu „nett“ zu Paulus! (V. 23) Solche „netten“ Namenchristen findet man überall, „sympathische“ Leute, mit denen sich's ganz gut leben läßt, bis plötzlich ihr wahres Gesicht zum Vorschein kommt: „... Zugleich hoffte er, daß ihm von Paulus Geld gegeben würde“ (das dieser vielleicht „von den Seinigen“ (V. 23) bekommen hätte oder bekommen könnte oder würde, kalkulierte der sehr verschuldete, leichtlebige, schlaue Felix)!, „deshalb ließ er ihn auch öfter holen und unterhielt sich mit ihm.“ (V. 26) Armer Mann, er kam nicht auf seine Rechnung bei dem um der Wahrheit willen unbestechlichen Apostel, und seine Seele ging ins Verderben um seines geteilten Herzens, seines Welt- und Geldsinns und seiner Sinnenlust willen! Ja, so kam es, daß der Glückliche - wie glücklich hätte er werden können, er, der einen Paulus „über den Glauben an Christus“ hören durfte! - ewig unglücklich wurde! Felix - Infelix!
Lehrt uns, obwohl wir gläubig sind, diese Geschichte nichts? Ich denke doch, genau wie die des Herodes! „Wer Ohren hat zu hören, der höre!“ „Das Wort Gottes ist lebendig und schärfer als jedes zweischneidige Schwert und durchdringend usw.“ (Heb 4,12f). „Wie kam es?“
Ich hatte vorgehabt, ausführlich über Bileam zu schreiben, aber durch den vorzüglichen Aufsatz (von uns unbekanntem Verf). in der vorigen Lief., übersetzt aus jener alten holländ. christl. Zeitschrift, scheint es mir jetzt nicht nötig, mich näher mit diesem Manne zu beschäftigen, der mir - geht es mir allein so? - ein geradezu psychologisches Rätsel zu sein scheint. Einen zwiespältigeren Charakter gibt es in der Schrift wohl kaum! Und wenn wir sehen wollen, wie es kam, daß dieser Mann - der es wahrlich besser hätte haben können - seine Seele verlor und von den Kindern Israel mit dem Schwerte getötet wurde (Josua 13,22)!, so brauchen wir nur die Stellen im Neuen Testament zusammenzuhalten, in denen sein Name und sein Verhalten uns gezeigt werden - uns zur Warnung: 2Pet 2,(14).15.16; Jud V. 11; Off 2,14 mit den 3 Hauptworten: „er liebte den Lohn der Ungerechtigkeit“, „sie haben sich für Lohn dem Irrtum Balaams überliefert“, „Ich habe ein weniges wider dich, daß du solche dort hast, welche die Lehre Balaams festhalten, der den Balak lehrte, einen Anstoß (zum Fallen)! vor die Söhne Israels zu legen, Götzenopfer zu essen und Hurerei zu treiben.“ Über diese 3 Punkte will ich also, soviel sich auch sagen ließe, jetzt nicht schreiben, ich will nur kurz zusammenfassend betonen, „wie es kam“ bei diesem unseligen Propheten: durch Zwiespältigkeit des Charakters - ich nannte diese schon! - und Unentschiedenheit, aus der heraus sein falscher Rat wider bessere Erkenntnis entstand. Und sicher, auch dieses hat uns manches zu sagen, „denn alles, was zuvor geschrieben, ist ja zu unserer Belehrung geschrieben“ (Röm 15,4 und 1Kor 10,11) ..., damit, „wer zu stehen sich dünkt, nicht falle“! (V. 12) Immer wieder im Verlaufe dieses Aufsatzes finden wir dies Wort als Warnung für uns! - So kam es bei Bileam - und hätte so anders sein können, denn dieser Mann ward wirklich hoch begnadet, als er seine köstlichen Weissagungen über das Volk Israel geben mußte. (4. Mose 22-24)
Zum Abschluß des Aufsatzes in dieser Lief. lassen wir uns noch kurz mahnen durch das erschütternd ernste, ganz besonders den Gläubigen geltende Bild der (gläubigen) vielfältig gesegneten Mirjam (4. Mose 12). In dieser Geschichte ist Aaron eng mit Mirjam verbunden, sowohl in der Schuld wie auch in deren Wirkung, denn wenn ihn, als den Hohepriester wohl, auch nicht die gleiche Strafe äußerlich traf, so doch innerlich: V. 11 „auf uns“, „wir töricht“, „uns versündigt“ - aber über Aaron möchte ich, wenn Gott will, später in anderer Sache noch besonders schreiben, darum mögen diese wenigen Worte über ihn an dieser Stelle genügen! „Wie kam es“ bei Mirjam (und Aaron)? Sie sowohl wie auch Aaron starben ja auch vor Mose, ihrem doch jüngeren Bruder! Besonders aber zeigt 4. Mose 12, durch welche tiefen Wege das Geschwisterpaar gehen mußte, und warum? Insbesondere also, warum ging es mit Mirjam so tief? Ganz kurz und knapp gesagt: Weil sie gegen die Führung, gegen den gottgegebenen Führer murrte(n)! (V. 1.2) Wohl ward die Strafe nach siebentägiger Erziehungszeit von ihr genommen, aber wie ernst, daß solche sie überhaupt treffen mußte! Wie weit entfernte sich diese Frau von den Gedanken Gottes, indem sie gegen ihren Bruder (?) - das wäre wohl nicht so wichtig gewesen -, gegen den Führer des Volkes, gegen den wohl sanftmütigsten Menschen (V. 3) (daß das gerade hier uns berichtet wird)!, gegen den „König in Jeschurun (5. Mose 33,5)! murrte und sich auflehnte gegen sein Tun, das sie nicht nur nichts anging (vgl. 1Pet 4,14 am Schluß)!, sondern das seinerseits in gottgemäßer Weisheit geschah! Wieviel hat uns dies - auch heute äußerlich! (Röm 13,1-8! u. a). - in der Gemeinde des Herrn zu sagen! „Gehorchet euren Führern und seid unterwürfig!“ heißt es in Heb 13,17, und vor allem erwartet Er, der Herr, unser wahrer himmlischer Führer, „der Anführer unserer Errettung“ (Heb 2,10), daß wir Ihm rückhalt- und bedingungslos in voller Hingebung dienen und gehorsam sind aus Liebe und Überzeugung! Möge auch von uns heißen, was der Apostel von den Römern rühmt: „Euer Gehorsam ist zu allen hingelangt!“ (Röm 16,19 u. a). Wie also kam es bei Mirjam, daß sie so tief hinunter mußte? Durch ihr Murren gegen Mose, den gottbestätigten Führer des Volkes Gottes! Möge uns dies eine ernste Warnung sein! „Gott läßt Seiner nicht spotten“ (Gal 6,7), und „auch unser Gott ist ein verzehrendes Feuer!“ (Heb 12,29)
Wolle der Herr uns Gnade geben, die ernsten Belehrungen Seines Wortes recht auf uns anzuwenden und uns durch sie „weise machen“ zu lassen ..., „auf daß der Mensch Gottes vollkommen sei, zu jedem guten Werke völlig geschickt“ (2Tim 3,15-17). „Wohlgeläutert ist Dein Wort, und Dein Knecht hat es lieb!“ (Ps 119,140) „Wie kam es?!“
F. K.
(Fortsetzung folgt, s. G. w).