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Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Themen Artikel
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Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Themen Artikel
Handreichungen Band 11 -Jahrgang 1926
Mt 26,54 - „Das heilige Muß“Mt 26,54 - „Das heilige Muß“
Wer hat Not gern? Und doch liegt in der Not auch ein Segen, ein Segen besonderer Art: Sie treibt uns aus dem inneren Versteck der Selbsttäuschung heraus, so daß wir in unverhüllter Größe unser wahres Bild sehen. Die Not wird zum Dolmetscher unseres inneren Gesinnungszustandes, zum Gradmesser unseres Glaubens, unserer Demut, unserer Geduld, unserer Hoffnung, kurz unseres Verhältnisses zum Herrn.
So, wie uns der Ernst der Not trifft und uns dann offenbart, so sind wir wirklich. Aus unserer Haltung, unseren Worten und Handlungen in der Not, offenbart sich die Echtheit unserer inneren Einstellung im Glaubensleben.
Es gibt ein Wort unseres Herrn, das Er sprach, als die bittere Not hart an Ihn herantrat, und dies Wort ist eine köstliche Richtlinie für das unentwegte gottergebene Wandeln hier im Jammertal: „Wie sollten denn die Schriften erfüllt werden, daß es also geschehen muß.“
Die Schrift, der Wille des Vaters, mußte erfüllt werden. Der Herr ist Sich völlig klar über die ganze Tragweite Seiner Entschlüsse, über ihre Folgen, und freiwillig wollte Er diesen Weg gehen. - Wo gab es eine Macht im Himmel und auf Erden, die Ihn entgegen Seinem Erkennen und Willen hätte aufhalten können (Joh 10,18; 7,30; 17,1)?! Sein Weg und Wesen standen in Übereinstimmung mit dem bestimmten Ratschluß Gottes und mit der Schrift (Mt 26,54).
Und nun den Blick auf uns! Tragen wir in unseren Zügen den Ausdruck heilig-stiller Ergebenheit und freiwillig-demütiger Bejahung der Wege Gottes, weil wir erkennen, welche Ziele Gott mit uns hat und daß unser Weg so sein muß, damit der Ratschluß Gottes mit uns erfüllt werde? Erkennen wir Gottes weise Voraussicht zu unserem Heil? (Jes 46,10).
Darum steht uns das dumpfe Hinbrüten, die kalte Resignation, die tote Ruhe nicht an. Auch das „sich-Fügen“, weil man nicht widerstehen kann, der finstere Geist schlecht verhaltener Verzweiflung sind nicht nach Gottes Willen und
Plan mit den Ereignissen in unserem Leben zu verbinden! Nein, an dem Wege Jesu sollen wir lernen, daß es ein heiliges Muß Gottes auch in unserem Leben gibt, um Gottes Gedanken mit uns zum Abschluß zu bringen.
Nun Er überwunden hat, kann Er uns die Fußtapfen in Seinem Leben auf dieser Erde zeigen, in die wir treten müssen. In dem vorhergehenden Verse (Mt 26,53) sehen wir die volle Freiheit des Herrn, zu handeln, und zugleich Seine volle Einstimmung in diesen Weg. „Soll Ich den Kelch nicht trinken, den Mir der Vater gegeben hat?“ - „Doch nicht wie Ich will, sondern wie Du willst.“
Er hat Sich (uns ein Beispiel lassend) an den Willen Seines Vaters gehangen, Sich Ihm anvertraut und an dem, was Er litt, den Gehorsam gelernt. Wie wenig beschäftigen wir uns mit dem niedergelegten Willen Gottes, dem Wort der Weissagung, den allertreuesten Verheißungen. Seine Tage hatten ein bestimmtes Ziel: „Auf daß die Welt erkenne, daß Ich den Vater liebe und also tue, wie Mir der Vater geboten hat.“ Darum Sein Wort: „Es muß also geschehen!“
Das heilige Muß in unserem Leben will uns zu der unerschütterlichen Überzeugung führen, daß Gottes Wille souverän ist und daß unsere Liebe zu Ihm darin besteht, daß wir Seinen Willen zu dem unsrigen machen.
Jesus sah das Ziel und die Krone, sah die dankbaren Millionen geretteter Sünder, sah Seine Gemeinde, die kämpfende und triumphierende, sah auch dich und mich überwinden in Ihm.
Sehen auch wir das Ziel Gottes über uns, dann erweist sich dieses: „Es muß also geschehen“ als Nahrung unserem Glauben, als Probe unserer Liebe zum Herrn, als Leitstern unserer Hoffnung bis zur Ablegung der Hütte. Das Siegeswort des Herrn an die zagenden Emmausjünger: „Mußte nicht Christus dies leiden und in Seine Herrlichkeit eingehen?“ (Lk 24,26; Jes 50,5.6) ist Ermutigung für uns.
Wir folgen Ihm nach in die Gemeinschaft Seiner Leiden, weil über unserem Leben ein Rat Gottes schwebt, der in Ewigkeit vor der Zeit über uns gefaßt und in der Zeit Seines Vollzuges durch uns wartet.
Es ist der Ratschluß zu unserer Erlösung, zum ewigen Heil, der sich in unserer ganzen Lebensführung erweist. Wie schwer geht es uns ein, daß, wenn dieser Weg für unseren Herrn kein anderer sein konnte, auch wir einen kampf- und mühevollen Weg gehen müssen und Schmerzen und Tränen auf demselben finden werden. Lautet nicht die Losung, daß wir durch viel Trübsal in das Reich Gottes eingehen? „Es muß also geschehen“! Kein dunkles Labyrinth der rätselhaften Fügungen, sondern Licht, Liebe und Gnade, die schon da waren, ehe wir ins Dasein gerufen wurden. Und Er, der das „Muß“ in unser Leben legte, sorgt auch für die Kraft zum „Können“.
Ed. v. d. K.
Erstellt: 31.03.2024 20:41, bearbeitet: 23.10.2024 20:45