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Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Themen Artikel
Handreichungen Band 8 -Jahrgang 1921/22
2Tim 1,14 - „Der Heilige Geist, der in uns wohnt“
2Tim 1,14 - „Der heilige Geist, der in uns wohnt“ (6)2Tim 1,14 - „Der heilige Geist, der in uns wohnt“ (6)
(Fortsetzung von Seite 128).
Mehr sagt uns die Schrift nicht über „Taufe mit Heiligem Geiste“. Aber haben wir die Größe dieses wunderbaren Ereignisses erfaßt? Eine ganz neue Sache wurde auf Erden in der Taufe mit Heiligem Geiste aufgerichtet. Der Bau, von dem der Herr gesagt hatte: „auf diesen Felsen will Ich Meine Gemeinde bauen“ (Mt 16,18), nahm damit seinen Anfang. Der „eine Leib“ wurde gebildet, der da wächst und der jedes Glied umschließt bis zur Ankunft des Herrn.
Von dieser Stunde an hörte die kleine Schar der Gläubigen in Jerusalem auf, eine Schar von einzelnen Gläubigen zu sein. Von jetzt an waren sie unlöslich zu „einem Leibe“ zusammengefügt und untrennbar mit dem himmlischen Haupte verbunden. Dieses war etwas ganz anderes als das Beisammensein einer Anzahl von Gläubigen, sie bildeten jetzt einen Körper.
Als das wunderbare Brausen vom Himmel das Haus erfüllte, da wurden sie zu dieser nie zuvor gekannten Einheit getauft, die keine Gewalt und Macht je zerstören kann und von der der Herr sagt: „Die Pforten des Hades werden sie nicht überwältigen“ (Mt 16,18). Der Feind mag durch Sünde, Spaltungen usw (Apg 5; 1Kor 3). diese Einheit zu zerstören suchen, und es mag ihm gelungen sein, das äußere Bild der Einheit zu verderben, aber die Einheit selbst, die dort in der Taufe mit Heiligem Geist gebildet wurde, ist unzerstörbar. Sie ist eine Tatsache, die nie aufgehoben werden kann: „Da ist ein Leib“ (Eph 4,4).
Nie zuvor gab es derartiges in der Welt. Henoch, Noah, Abraham, Mose, David, diese alle waren Gläubige, die mit Gott wandelten, aber sie waren einzelne Männer des Glaubens: niemals waren sie zu einem Leibe, zu einer Einheit zusammengefügt, nie mit dem himmlischen Haupte als der Leib Christi verbunden. Ein solcher Gedanke lag ihnen gänzlich fern und konnte auch nie in eines Menschen Herzen aufkommen; aber in Gottes Herz lag dieser Gedanke schon vor Grundlegung der Welt.
In Adam und Eva legte Gott diesen in Seinem Herzen verborgenen Plan schon als ein Geheimnis nieder. Hierauf deutet Paulus hin, als er den Ephesern schreibt: „Dieses Geheimnis ist groß; ich aber sage es in bezug auf Christus und die Gemeinde“ (1. Mose 2,24; Eph 5,32). Weiter lesen wir 1. Mose 5,1.2: „An dem Tage, an dem Gott Adam schuf, machte Er ihn im Gleichnis Gottes. Mann und Weib schuf Er sie, und Er segnete sie und nannte ihren Namen Adam, an dem Tage, da sie geschaffen worden“. Evas Selbständigkeit ging auf in der Einheit mit ihrem Manne: „Gott nannte ihren Namen Adam“ (Mensch).
In seinen Belehrungen über die Gemeinde des Herrn weist Paulus hin auf den menschlichen Leib und spricht: „Gleichwie der Leib einer ist und viele Glieder hat, alle Glieder des Leibes aber, obgleich viele, ein Leib sind: also auch der Christus“ (1Kor 12,12). Wir würden gesagt haben: also auch die Gemeinde. Gott aber sagt von der Gemeinde: „also auch der Christus“. Kann die Einheit der Gläubigen untereinander und mit Christo enger, unlösbarer ausgedrückt werden als in diesem Worte? Sie, die Gemeinde, wird mit dem Namen Dessen genannt, aus dem sie geworden ist. So wie der Name des Weibes in dem Namen des Mannes aufgeht, so wie Er ihren Namen Adam nannte, so verbindet die Schrift die Gemeinde mit Christo in dem einen Namen: Christus. Und der Apostel gibt in dem folgenden Verse den Grund dafür an: „denn auch in einem Geiste sind wir alle zu einem Leibe getauft worden, es seien Juden oder Griechen, es seien Sklaven oder Freie, und sind alle mit einem Geiste getränkt worden“. (1Kor 12,13).
Wenn die Schrift uns in der Taufe mit Heiligem Geiste den „einen Leib“, die eine Gemeinde - Seine Gemeinde vor Augen stellt, die dort ihren Anfang nahm, warum kennen wir heute so viele verschiedene Gemeinden und woher kommen diese? Warum gehört heute ein Glied des Leibes dieser Gemeinde und ein anderes jener Gemeinde an? Sind wir nicht alle in einem Geiste zu einem Leibe getauft? Warum verwirklichen wir diese Wahrheit so wenig? Ist nicht jede Zugehörigkeit zu einer Denomination oder einer Volkskirche eine Verleugnung des einen Leibes? Wenn wir Glieder des einen Leibes sind, können wir dann auch noch Glieder eines anderen Leibes sein? Oder kann das Glied verbunden sein mit etwas, womit das Haupt nicht verbunden ist? Die Schrift kennt keine andere Mitgliedschaft als die „an dem Leibe“ Christi (1Kor 12,18); warum kennen wir solche, und kann es dem Herrn wohlgefällig sein, solche Mitgliedschaften (die die Schrift nicht kennt) aufrecht zu halten? Solche Fragen prüfen unser Herz, wie es zum Herrn und Seinem Wort steht. Wir mögen fühlen, daß, wenn wir den Weg nach der Wahrheit wandeln wollen, uns ernste und schmerzliche Kämpfe bevorstehen; aber es ist besser, mit dem Worte Gottes in Übereinstimmung zu stehen, als mit Dingen verbunden zu sein, die nicht nach dem Worte Gottes sind. Bin ich durch Gottes Gnade ein Glied des Leibes Christi, so bin ich als solches verbunden mit allen Gliedern Seines Leibes, sowohl in dieser Stadt, in diesem Lande, wie in der ganzen Welt. Jede Sonderverbindung aber ist eine Verleugnung der Einheit der Gemeinde Gottes - des Leibes Christi. In der Freude über diese köstliche Wahrheit schrieb mir kürzlich ein junger Bruder im Herrn: „... Ich bin ein ernster Bibelforscher geworden und habe viel Segen davon. Außerdem bin ich ein Adventist und Baptist, ein Heiliger der letzten Tage, ein christlicher Wissenschaftler, ein Evangelischer, Reformierter und ein Glied der ‚katholischen‘ Kirche. Im gewissen Sinne bin ich auch ein Jude und gehöre zu den Freireligiösen, also alles mögliche, nur kein Parteimann“.
Anderseits aber hebt die köstliche Wahrheit der Einheit des Leibes Christi nicht unsere Verantwortlichkeit auf, von der Ungerechtigkeit abzustehen (2Tim 2,19). In dem Bilde der Gemeinde als des „einen Leibes“ zeigt uns die Schrift u. a. die Einheit der Glieder und unsere alleinige Mitgliedschaft; aber sie spricht auch von der Gemeinde als dem „Hause Gottes“, dem Hause des Gottes, der „nicht ein Gott der Unordnung ist“ (1Kor 14,33). In Seinem Hause herrscht Zucht und Ordnung; nicht Ordnungen, die nach den Statuten und Einrichtungen der Menschen sind, sondern Ordnungen, die Er und nicht Menschen gegeben haben. So sind wir verantwortlich, sowohl voll und ganz für die unverbrüchliche Einheit des Leibes einzutreten, als auch verantwortlich, keine Anordnungen und Dinge mitzumachen oder gar anzuerkennen als nur die, die Er gegeben hat. Doch hierüber ist an anderer Stelle eingehender geschrieben worden.10
Ob und wie weit es die Gläubigen am Pfingsttage verstanden haben, daß der Herr in der Taufe mit Heiligem Geiste den „einen Leib“ - Seine Gemeinde - aufgerichtet hatte, wissen wir nicht. Das Wesen des einen Leibes: „ein Herz und eine Seele“ aber wurde in ihrer Mitte durch den innewohnenden Geist gewirkt und geschaut. Die Weite dieses großen Ereignisses aber, daß es sich auch auf die Gläubigen aus den Nationen (die noch ferne waren) ausstrecken würde, ja, diese schon mit umschloß, konnten sie noch nicht verstehen noch ahnen.
Einen Hinweis darauf dürfte man schon in dem jüdischen Pfingstfeste finden. An diesem Pfingsttage mußten zwei Webebrote vor Gott gebracht werden. Diese beiden Brote können als ein Vorbild angesehen werden von den Juden und von den Heiden, von denen Paulus sagt: „Er hat aus beiden eines gemacht und abgebrochen die Zwischenwand der Umzäunung“ (Eph 2,14). Diese Einsmachung der beiden Brote fand an dem Neutestamentlichen Pfingsttage statt, wie wir lesen: „In einem Geiste sind wir alle zu einem Leibe getauft worden, es seien Juden oder Griechen“.
Daß aber die Gläubigen aus dem Judentum dieses weder verstanden noch ahnten, sehen wir aus der Bestürzung, wie sie außer sich gerieten, als auch auf die Nationen die Gabe des Heiligen Geistes ausgegossen wurde und der Heilige Geist auf diese fiel, wie auch auf sie im Anfang. (Apg 10,45).
Nicht als ob sich das Ereignis von Pfingsten im Hause des Cornelius wiederholt hätte, aber an dem plötzlichen „in Sprachen Reden“ und dem „Gott Erheben“ erkannten sie, daß auch auf die Nationen die Gabe des Heiligen Geistes ausgegossen war, „denn“ sie hörten sie „in Sprachen reden“ und „Gott erheben“ (Apg 10,45.46). Diese Wirkungen des Heiligen Geistes in diesen Erstlingen aus den Nationen müssen denen am Pfingsttage so geglichen haben, daß Petrus offenkundig den Zusammenhang mit der Taufe des Heiligen Geistes am Pfingsttage sah, so daß er an das Wort des Herrn gedenken mußte (welches dieser im Blick auf den Pfingsttag gesagt hatte): „Johannes taufte zwar mit Wasser, ihr aber werdet mit Heiligem Geiste getauft werden“ (Apg 1,5; 11,16). Durch diese eigentümliche Übereinstimmung der Wirkungen des Heiligen Geistes führte der Herr Petrus und die Gläubigen aus dem Judentum Schritt für Schritt zur Erkenntnis, daß auch die Nationen in dem durch die Taufe mit Heiligem Geiste gebildeten Leib eingeschlossen waren.
Weil nun hier in dieser Stelle von einem auf sie „Fallen“ und „Ausgießen“ des Heiligen Geistes gesprochen wird, haben manche angenommen, daß Cornelius und die mit ihm waren eine neue Taufe mit Heiligem Geiste empfingen und sich so das gleiche Ereignis von Pfingsten wiederholt habe. Die Schrift aber sagt solches nicht. Wohl sehen wir, daß Gott bei diesen Erstlingen aus den Nationen in einer besonderen Weise die Verbindung mit der Taufe des Heiligen Geistes am Pfingsttage dartat, aber die Schrift spricht nie wieder von einer „Taufe“ mit Heiligem Geiste, sondern fernerhin von der „Gabe“ des Heiligen Geistes, durch welche alle Gläubigen der einmal am Pfingsttage gegründeten und wachsenden Familie Gottes hinzugetan werden.
Doch gehen wir noch etwas näher auf die Worte „fallen“ und „ausgießen“ ein. Zunächst ist es beachtenswert, daß wir diese Worte nur finden während der Entwicklung der Gemeinde, bis daß ihr Aufbau aus Juden und aus Nationen erreicht war, und weiter finden wir, daß diese Worte dann auch nur auf die Erstlinge aus den Juden (Apg 11,15), aus den Samaritern und aus den Nationen angewandt werden. (Als eben Gott ganz außergewöhnliche Wege ging, um die Jünger in den Plan Seiner Gemeinde einzuführen).
Am Pfingsttage hatte Gott verkündigen lassen, daß die Verheißung des Heiligen Geistes nicht allein für die Kinder Israel sei, sondern auch für alle, die noch in der „Ferne“ seien, so viele irgend der Herr, unser Gott, herzurufen würde (Apg 2,39). Als nun Gott in außergewöhnlicher Weise die „Erstlinge dieser „Fernen“ herzurief, tat Er es unter Begleiterscheinungen, wie sie „im Anfang“ (am Pfingsttage) gesehen wurden. Wir ersehen dieses aus den Worten: „die den Heiligen Geist,empfangen' haben, gleichwie auch wir“ (Apg 10,47). Und ferner: „Der Heilige Geist fiel ‚auf‘ sie, wie auch ‚auf‘ uns im ‚Anfang‘ “ (Apg 11,15). Hiermit werden wir hingewiesen auf Apg 2,3.4, als sich der Heilige Geist „auf“ jeden Einzelnen niederließ und sie anfingen in Sprachen zu reden. (Siehe auch Seite 125).
Durch diese außergewöhnlichen, nur hier gefundenen Geschehnisse mußte Petrus usw. zu der Erkenntnis geführt werden, daß auch die Heiden in dem am Pfingsttage durch die Taufe mit Heiligem Geiste gebildeten Leib eingeschlossen waren; oder wie Paulus es später ausdrückt: daß alle, „es seien Juden oder Griechen“, in einem Geiste zu einem Leibe getauft seien.
Die Stellen, in denen wir das Wort „fallen“ des Heiligen Geistes finden, sind: Apg 8,16; 10,44; 11,15.
Vom „Ausgießen“ des Heiligen Geistes wird gesprochen in Apg 2,17.33; 10,45; und Paulus wendet das Wort noch einmal allgemein auf alle Gläubigen an in Tit 3,6.
Mit diesen Worten ist durchaus nicht gesagt, daß „fallen des Heiligen Geistes“ bzw. „ausgießen des Heiligen Geistes“ an sich auch äußerlich wahrnehmbar gewesen sein muß. Wir lesen z. B.: „Furcht fiel auf alle“ (Apg 19,17; vergl. Röm 15,3; Apg 13,11). Damit ist natürlich nicht gesagt, daß man das Fallen der Furcht usw. äußerlich wahrnahm. Ebenso ist es mit dem Worte „ausgießen“. Das gleiche Wort, welches in Joel 2,28 und Apg 2,17.33 für „Geist ausgießen“ (ausschütten) gebraucht wird, finden wir auch in Ps 42,4; 62,8; 69,24 u. a. m. für „Seele ausgießen“, für „Grimm ausgießen“ usw. gebraucht, womit kein äußerliches Wahr nehmen verbunden werden kann. So drücken auch diese Worte mehr das Plötzliche und Überraschende aus als ein äußeres Wahrnehmen des Fallens des Heiligen Geistes. Die Verse 44-46 bestätigen uns auch dieses; Nur wenige Worte hatte Petrus geredet, da wurde er plötzlich unterbrochen, und mit Bestürzung wurden sie inne, daß die Nationen den Heiligen Geist empfangen halten, „denn sie hörten sie in Sprachen reden und Gott erheben“. Diese Wirkungen gaben ihnen den Beweis, daß sie den Heiligen Geist empfangen hatten. Sie sahen eine gewisse Fortsetzung dessen, was am Pfingsttage geschehen und was sie z. T. an sich selbst erlebt hatten.
In diesen Erstlingen aus den Nationen hatte nun die Gemeinde ihr Ausmaß als ein Zusammengefüge von Gläubigen aus Juden und aus Nationen gefunden. Zwar finden wir in der Schrift noch weiterhin das „in Sprachen reden“ und „Gott erheben“ als Wirkungen des Heiligen Geistes, aber von nun an niemals mehr in Verbindung mit „fallen“ oder „ausgießen“ des Heiligen Geistes. v. d. K.