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Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Themen Artikel
Handreichungen Band 11 -Jahrgang 1926
Heb 11,23-29 ; 2Mo 2Heb 11,23-29 ; 2Mo 2
Gott führt Seine Pläne mit den Menschen unter allen Umständen durch zu Seiner Verherrlichung. Er kommt immer zum Ziele, selbst wenn der Mensch in Unwissenheit, Verblendung oder bewußter Auflehnung handeln sollte. Die Folge des Widerstandes gegen Gott ist stets eine Benachteiligung des Menschen, ein Zurückhalten des Segens, den Gott ihnen in Seiner Liebe zugedacht hat.
Die Eltern des Mose waren beide aus dem Stamme Levi, aus der Kaste der Priester. Im Glauben hatten sie ihr Leben lang auf Gott geschaut, hatten innige Lebensgemeinschaft mit Gott gehabt; sie kannten den Glaubensgehorsam und den daraus resultierenden Frieden. Und nun, da Gott ihnen ein Kind, einen Sohn schenkte, waren sie ganz besonders aufmerksam: sie sahen, „daß das Kind schön war“. Im Glauben erkannten sie, daß Gott ihnen etwas damit sagen wollte, daß Er etwas Besonderes mit diesem Kinde vorhaben mußte.
Die Israeliten waren in Ägypten ein Sklavenvolk. Der Sklave, und somit das ganze Volk Israel, war seinem Herrn auf Gnade und Ungnade preisgegeben. Der Herr hatte Gewalt über Leben und Tod eines Sklaven. Er hatte nicht nötig, Rechenschaft über ihn abzulegen.
In dieser Vollmacht hatte der Pharao geboten, alle Knäblein in den Strom zu werfen und zu ertränken. Kein neugeborenes Kind männlichen Geschlechts durfte am Leben bleiben. Ein entsetzliches Gebot!
Schon vorher hatte er versucht, auf hinterlistige Weise durch die Hebammen die Knaben zu töten, aber diese taten es nicht. Gott sah es, und Er belohnte sie, indem Er ihre Tat durch den Mund der Wahrheit uns überliefert hat.
Jetzt aber trat der Feind ganz offen auf mit einem grausamen Gesetz, das Kummer und Entsetzen über jede Mutter bringen mußte.
Das war die Situation, in der sich die Eltern des Mose befanden. Es war ein unerhörtes Wagnis, ihr Kind nicht zu töten. Aber im Glaubensgehorsam gegen Gott ließen sie es am Leben. Sie fragten nicht nach menschlichen Geboten. Sie wußten den Willen Gottes und verwirklichten schon damals, was uns heute so sehr schwer wird: „Man muß Gott mehr gehorchen als den Menschen.“ (Apg 5,29).
In diesem Glauben zogen sie das Kind drei Monate auf, und in dieser Zeit geschah dem Kinde nichts. Kein Häscher nahte sich ihm; Gott rechtfertigte ihr Vertrauen.
Aber das Kind wuchs heran, und Kinder sind nicht immer still und daher nicht zu verbergen. So zogen allmählich die Überlegungen des Unglaubens in das Herz der Eltern ein und damit auch die Furcht und Sorge, entdeckt zu werden. Sie fanden es nicht mehr möglich, ihr Kind länger verborgen zu halten.
Freilich, es ist menschlich verständlich, daß sie nun nach einem Ausweg suchten. Aber damit verließen sie den schmalen Pfad des Glaubens! Hätten sie nun gerade erst recht unentwegt im Glauben ausgehalten, so ist kein Zweifel, Gott würde in wunderbarer Weise auf ihren Glauben geantwortet haben, denn Gott führt Seine Ratschlüsse aus, für Ihn bestehen keine Schwierigkeiten.
Der menschliche Ausweg, den die Mutter fand, indem sie ein Kästchen aus Schilf machte, es verpichte und das Kind darin am Nil aussetzte, brachte großes Leid über sie. Es ist nicht schwer, zu sehen, daß sie sich in diesem Ausweg dem Gebot des Königs anzupassen suchte, um straflos ausgehen zu können.
Mit welch banger Sorge wird sie von fern das Kästchen beobachtet haben! Was mag in ihrem Herzen vorgegangen sein, als sie sah, wie die Tochter des Pharao auf dasselbe aufmerksam wurde!? Wie mag ihr Herz gebebt haben, wie mag sie zu Gott gefleht haben in Herzensangst!
Wenn sie in ihren Zweifeln und Überlegungen kein Kästchen gemacht, wenn sie das Kind nicht ausgesetzt hätte, sicher, Gott würde es nach Seinem Rat geleitet haben, und die spätere Trennung von ihrem Kinde würde ihr erspart geblieben sein. Freilich durfte sie es noch aufziehen, bis es entwöhnt war, dann aber mußte sie es der Tochter des Pharao abtreten als deren Sohn.
Moses Eltern werden in der Schrift nicht mehr erwähnt außer hier im Hebräerbrief. Aber es ist bezeichnend für die vergebende Gnade, daß nur ihre Glaubenshandlung erwähnt wird, ihr eigenmächtiges Handeln dagegen nicht. So verfährt Gottes Gnade mit allen Gläubigen. Er macht Sein Wort wahr: „Ihrer Sünden will Ich nie mehr gedenken“.
Wohl deckt Gott ihre Sünden auf, aber wenn diese gerichtet und vergeben sind, so gedenkt Er ihrer nie mehr. Gott konnte der Sünden eines Esau, Bileam und anderer im Neuen Testament gedenken, aber nie der Sünden eines Abraham, Mose, David usw., niemals finden wir eine nochmalige Erwähnung von Sünden, die Gott vergehen hat. Welch wundersame Aussicht und welche Bestätigung auch unseres Glaubens!
Mose wurde nun von der Tochter des Pharao adoptiert. Er wird groß in dem Bereich der Welt, abseits vom Volke Gottes in der Mitte seiner Feinde und Unterdrücker. Ganz unmöglich, daß dort die Eltern irgendwelchen Anspruch an ihn geltend machen konnten.
Er sollte ganz und gar auf die Seite des Pharao gebracht und durch die Unterweisung in allen Künsten und Wissenschaften Ägyptens zu einem Ägypter umgewandelt werden; es sollte verwischt werden, daß er ein Sklavenkind war. Man veranschlagte die Kraft der weltlichen Bildung so hoch, daß man meinte, durch sie einen ganz neuen Menschen machen zu können. 40 Jahre lang wurde er in der Weisheit Ägyptens unterwiesen. Aber Gottes Hand waltete über ihm. Gott hatte Seinen Plan mit ihm.
Alle menschliche Weisheit vermochte nicht, in seinem Herzen die Liebe zu seinem Volke auszulöschen. Gott ließ sie nicht erlöschen. Wir lesen 2Mo 2,11: „Da ging er aus zu seinen Brüdern und sah ihren Lastarbeiten zu“. Und sogleich stellt ihn das von Gott erweckte Gewissen vor die Frage, ob er sich entscheiden will für das Volk Gottes oder für die Schätze Ägyptens.
Die Schätze Ägyptens waren ungeheuer groß, so groß, daß uns selbst die neueren Funde noch in Erstaunen setzen über ihr Ausmaß. Wie unglaublich diese Schätze damals gewesen sein müssen, davon können wir uns überhaupt keinen Begriff machen. Sind doch allein die Bauten, die gewaltigen Pyramiden und die Sphinx, solche Meisterwerke, daß sie von keinem Könige, von keinem Meister nachgemacht werden können. Welche Genialität steckt darin! Einer solchen sind die Menschen der ganzen Welt nicht mehr fähig. Es wäre töricht, unsere sogenannte Kultur für besser und leistungsfähiger zu halten als die damalige der Ägypter. Mose kannte alle diese Schätze und großen Fähigkeiten. Und was sah er bei seinen Brüdern? Lastarbeiten, Schande und Unterdrückung, Willkür seitens der Herren des Landes und Verachtung, alles Demütigende, was sich der Mensch nur denken kann.
Unvermittelt war er vor die Wahl gestellt - er mußte wählen! Er war der einzige seines Volkes, der überhaupt wählen konnte, denn die Schrift berichtet uns nicht, daß noch irgend ein anderer Israelit frei war oder die Stellung eines Sohnes der Tochter des Pharao inne hatte. Alle waren sie Sklaven. Er aber wählte: „Und er wählte, lieber mit dem Volke Gottes Ungemach zu leiden, als die zeitliche Ergötzung der Sünde zu haben, indem er die Schmach des Christus für größeren Reichtum hielt als die Schätze Ägyptens“.
Wiederum gedenkt hier das Neue Testament nicht des Totschlages, den er an dem Ägypter beging, sondern sie betont nur seine entschiedene Wahl. Und diese Entscheidung war so verblüffend, daß nun der Pharao ihn verfolgt und zu töten sucht. Aber er vermag es nicht.
Gott nimmt ihn nun in Seine Schule. Er schickt ihn jetzt nach den 40 Jahren der Bildung in Ägypten 40 Jahre in die Wüste, zu den Herden seines Schwiegervaters Jethro. Erst jetzt konnte der Schaden ausheilen, den der Mensch sich selbst zugefügt hatte durch Unglauben. Jetzt lernt er Gehorsam. Gott kann ihm im Dornbusch begegnen. Seine Heiligkeit überwältigt ihn derart, daß er die Wut des
Königs nicht mehr fürchtet, sondern zu ihm geht und den Auftrag Gottes ausrichtet.
Er tut vor dem Pharao die Zeichen, die Gott ihn zu tun heißt. Menschenfurcht kennt er nicht mehr. Der Gewaltherrscher, der ihn zu töten suchte, er muß, als er die Plagen an seinem eigenen Leibe erfahren muß, zu dem Manne Gottes kommen und ihn anflehen, daß er zu Gott bitte um Abwendung der Seuchen.
Und wie war das schließliche Ende? Die Tochter des Pharao, die in Mose einen Adoptivsohn erziehen wollte, sie mußte erleben, daß gerade dieser Moses von Gott gebraucht wurde, um die Ihrigen, ja das ganze stolze Heer der Ägypter zu vernichten. 2Mo 14,27 lesen wir: „Da streckte Mose seine Hand über das Meer, und das Meer kehrte beim Anbruch des Morgens zu seiner Strömung zurück, und die Ägypter flohen ihm entgegen; und Jehova stürzte die Ägypter mitten ins Meer“. Vertrauen wir uns im Glauben nur jeden Tag von neuem diesem Gott an, dann werden wir uns für Zeit und Ewigkeit sicher schützen vor jeder Enttäuschung, vor jedem Umwege, vor jedem Verlust.
Durch Unglauben war Mose 40 Jahre am Hofe des Pharao gewesen. Aber auch in diesen 40 Jahren waltete Gott in Seiner Gnade über ihn und über den Beruf, zu dem Er ihn bestimmt hatte. Aus Unglauben mußte das Volk Israel 40 Jahre in der Wüste bleiben, weil es Ihm nicht treu war und sich vor den Bewohnern des Landes Kanaan fürchtete. Gott hatte ihnen nichts von diesen gesagt, sondern ihnen nur das Land verheißen, das von Milch und Honig fließt; die Kundschafter bestätigten, daß es so sei (4Mo 13,16 oder 26-33). Kaleb hatte Glauben, und er ganz allein und Josua gingen schließlich ins Gelobte Land über den Jordan. Alle anderen Männer, die einst ausgezogen waren, mußten vorher sterben. Hätten sie geglaubt, sie wären allesamt sogleich im Gelobten Lande gewesen, und Gott hätte ihnen Rettung gegeben, wie Er sie aus der Hand der Ägypter gerettet hat.
Welch eine eindringliche Mahnung für uns! Welchen tiefen Frieden können wir schon hier in dieser bösen Welt genießen, wenn wir nur Glauben haben an das ein für allemal vollbrachte, vollkommene Opfer unseres Herrn und
Heilandes! Wir haben nicht nötig, alsdann einen mühsamen und unfruchtbaren langen Weg zu machen, um schließlich doch am Ende einsehen zu müssen, daß all die Mühen vollkommen umsonst waren. Das volle Heil ist uns angeboten umsonst. Wir haben dem nichts hinzuzufügen. Alles ist für uns getan. Wir haben nur nötig, im Glauben zu nehmen!
Eines der vielen Vorbilder auf Christus ist auch Mose. Es heißt 5Mo 18,15: „Einen Propheten aus deiner Mitte, aus deinen Brüdern, gleich mir, wird Jehova, dein Gott, dir erwecken; auf Ihn sollt ihr hören“. Jesus Christus ging über diese Erde als Gott, geoffenbart im Fleisch. Er ging den ganzen Weg des Menschen, den ganzen Weg des Volkes Gottes. Von Herodes verfolgt, mußte Er nach Ägypten hinab und gleichsam 40 Jahr-Tage Sich in der Wüste aufhalten. Er wandelte in vollem Gehorsam gegen Gott. Er machte Sich Selbst zu nichts. Er nahm Knechtsgestalt an, Er erniedrigte Sich Selbst .. (Phil 2,5-8). In voller Abhängigkeit vom Vater widerstand Er den Versuchungen Satans, nicht in der Kraft Seiner göttlichen Allmacht, sondern durch die Kraft des Wortes Gottes: „Es stehet geschrieben ...“ Dieser Kraft können auch wir uns bedienen. Wir haben das ganze Wort. Lasset es uns fleißig benutzen!
F. v. Br.