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Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Themen Artikel
Handreichungen Band 15 - Jahrgang 1930
1Pet 3,21 - „Die Errettung durch die Arche“ 11Pet 3,21 - „Die Errettung durch die Arche“ 1
Im Neuen Testament wird in zwei Weisen von der Sintflut gesprochen; einmal in den Evangelien als von einem Bilde von der Zeit des Endes und das andere Mal in 1Pet 3 als von einem Bilde von der Errettung. Auf diese letztere möchte ich die Aufmerksamkeit der Leser lenken. Bevor wir uns jedoch damit beschäftigen, wird es gut sein, auch kurz die feierlichen Worte des Herrn in Mt 24,37-39 zu erwägen. „Aber gleichwie die Tage Noahs waren, also wird auch die Ankunft des Sohnes des Menschen sein. Denn gleichwie sie in den Tagen vor der Flut waren: sie aßen und tranken, sie heirateten und verheirateten, bis zu dem Tage, da Noah in die Arche ging, und sie es nicht erkannten, bis die Flut kam und alles wegraffte, also wird auch die Ankunft des Sohnes des Menschen sein.“
Aus diesen Worten des Herrn sehen wir, daß der gegenwärtige Zustand dieser bösen und sorglosen Welt bis zum Tage des Herrn bestehen bleibt. Was Gott vorauf gesehen und über die Menschen gesagt hat, wird wahrhaftig geschehen. Von Noahs Zeit lesen wir: „Und Jehova sah, daß des Menschen Bosheit groß war auf Erden, und alles Gebilde der Gedanken seines Herzens nur böse den ganzen Tag ... Und die Erde war verderbt vor Gott, und die Erde war voll Gewalttat.“ (1Mo 6,5.11) Und dies, was Gott damals sah, sieht Er heute noch in der Welt. Die Menschen rühmten sich damals ihrer großen Fortschritte, wie sie sich heute solcher rühmen; die Flut aber brachte sie alle um. Und bald wird der Herr auch ein schreckliches Gericht über diese Welt bringen. Obgleich Gott der Welt - wie in den Tagen Noahs, das kommende Gericht verkündigen läßt, erkennen die Menschen es ebensowenig wie damals vor der Flut. Ob es der Jahre viele oder wenige noch sind - die Bosheit der Welt reift dem Gericht entgegen. Gesegnet sind jene, welche zuvor dem Herrn entgegengerückt werden in die Luft. Es ist ein feierlich ernster Gedanke, sicher zu wissen, daß dieses Ereignis sehr, sehr nahe ist. Dies ist jedoch nicht der Gegenstand unserer Betrachtung in diesem Artikel - obgleich es mir schwer wird, meine Gedanken und meine Feder hiervon zurückzuhalten. Wir richten deshalb unsere Gedanken nun auf die Flut und die Arche als ein Bild von der Errettung.
Das Ende alles Fleisches war in den Tagen Noahs vor Gott gekommen. Dasselbe wird uns in bezug auf den gegenwärtigen Zustand des Menschen durch Paulus im Römerbrief gesagt. Ob Jude oder Grieche, alle sind schuldig vor Gott und stehen unter Seinem Gericht. Immer wieder hatte Gott den Menschen auf die Probe gestellt. Die Prüfungszeit ist nun zu Ende. Gott hat ihn geprüft und für schuldig erfunden, und der Mensch steht jetzt unter dem Urteil der Verdammnis. Es ist zu spät für den zum Tode verurteilten Mann, von einer neuen Bewährungs- oder Probezeit zu reden. Er muß entweder begnadigt oder gerichtet werden. So steht es um den Menschen. Gott hat ihn geprüft, er ist schuldig erfunden und dem Gericht verfallen. Das Ende alles Fleisches ist vor Gott gekommen. Der arme Gefangene mag träumen, nichts Strafbares getan zu haben, aber er wird zur Hinrichtung erwachen. O, wie blind ist doch die arme Welt über ihren wirklichen Zustand vor Gott! Und so blind war die Welt auch in den Tagen Noahs über ihren Zustand, als Gott sagte: „Das Ende alles Fleisches ist vor Mich gekommen.“ Die ganze Welt stand unter dem Urteilsspruch des Todes, und es gab keine Probe- und Bewährungszeit mehr für sie. Das Todesurteil war über alles, was durch die Sünde verunreinigt war, ausgesprochen. Es gab keine Rettung mehr für den Menschen im Fleisch. So sind die Tage Noahs ein Bild von dem gegenwärtigen Zustande der Welt. Der Tod ruht auf allen Menschen, denn alle haben gesündigt. Das Evangelium enthält keine Botschaft für die Heilung und Besserung des Menschen im Fleische; es bestätigt nur, daß der Tod und das Gericht auf dem ganzen Geschlecht Adams ruht. „Und Jehova sprach zu Noah: Gehe in die Arche, du und dein ganzes Haus; denn dich habe Ich gerecht ersehen vor Meinem Angesicht in diesem Geschlecht.“ (1Mo 7,1) Mit diesen Worten redet Gott Noah als Haupt und Repräsentanten seines Hauses an. Er ist in dieser Weise ein treffendes Vorbild von Christus, dem Haupt der Gemeinde, dem Erstgeborenen aus den Toten. Noah als Mensch war natürlich eingeschlossen in das, was von allen Nachkommen
Adams gesagt ist: „Da ist kein Gerechter, auch nicht einer.“ (Röm 3,10) Aber er glaubte Gott, verurteilte die Welt und wurde durch Glauben ein Erbe der Gerechtigkeit (Heb 11,7). Wie bei Abraham, so wurde auch ihm sein Glaube zur Gerechtigkeit gerechnet. Aber doch ist er ein treffendes Bild von Christus. So wie Gott Noah aus der Welt des Todes herausnahm und aus den Wogen des Gerichtes emporhob auf die Höhe des Ararat, so hat auch Gott Jesum aus den Toten wiedergebracht und Ihn zum himmlischen Ararat emporgehoben. Und so, wie in Noahs Familie eine neue Welt vom Berge Ararat aus ihren Anfang nahm, so hat auch Gott in dem aus den Toten auferstandenen Christus eine neue Schöpfung begonnen. Lehrreich ist es auch zu beachten, daß die Schöpfung an der großen Errettung, die Gott Noah gab, teilnahm.
Laßt uns nun etwas näher hierauf eingehen. Gott sagte: „Gehe in die Arche, du und dein ganzes Haus, denn dich habe Ich gerecht erfunden vor Meinem Angesicht.“ (1Mo 7,1) Wer kann die Tiefe dieser Worte fassen? Wenn die Söhne Noahs, Sem, Ham und Japhet, Gott willkommen waren, wie willkommen muß Gott jedes Glied Christi sein?! „Siehe, ich und die Kinder, die Gott mir gegeben hat“ (Heb 2,13) ist ein Wort, welches auf den Herrn Jesus Bezug hat. Welch ein herrliches Willkommen erwartet jedes Kind Gottes droben im Hause seines Vaters! Kein fremder Gott empfängt und begrüßt uns dort.
Und warum werden wir von Gott so freundlich aufgenommen? Der Grund ist: „Denn dich habe Ich gerecht vor Mir erfunden in diesem Geschlecht.“ (1Mo 7,1) Erwäge sorgfältig jedes Wort! „Denn dich“ - Er sagt nicht: „Denn sie habe Ich gerecht erfunden.“ Es geschah nicht um dessentwillen, was Gott in Sem, Ham und Japhet sah; es ist nicht um dessentwillen, was Er in uns sieht. Gott kann nur im Blick auf Seinen geliebten Sohn sagen: „Denn Dich habe Ich gerecht vor Mir erfunden.“ „Dies ist Mein geliebter Sohn, an welchem Ich Wohlgefallen gefunden habe.“ Nur allein unser hochgelobter Herr konnte sagen, daß Er „allezeit das Ihm Wohlgefällige tue“ (Joh 8,29). Jeder Gedanke Seines Herzens, jede Handlung, jedes Wort war vollkommen und gerecht vor Gott. Jeder Zweifel an der Vollkommenheit Seiner fleckenlosen Person geht vom Vater der Lüge aus.
Viele in unseren Tagen halten die Menschen nicht für so schlecht, so gänzlich verdorben und dem Gericht verfallen, daß ihnen die Gerechtigkeit Christi, die Er in Seinem Leben hier auf Erden offenbarte, nicht zugerechnet werden könnte oder (wenn wir uns in den Worten des Herrn ausdrücken wollen) daß das alte Kleid nicht so verdorben sei, daß es nicht mit einem Flicken von neuem Tuch besser gemacht werden könnte. Die Heilige Schrift lehrt uns aber das Gegenteil. Sie sagt uns, daß das Ende alles Fleisches vor Gott gekommen ist. Der Mensch im Fleische ist gleich dem alten Kleide so verdorben, daß Gott ihn als unverbesserlich und für immer unbrauchbar erklärt hat.
Obwohl der Herr hier auf Erden in „Gleichgestalt des Fleisches der Sünde“ ein wahrer und wirklicher Mensch, ohne Sünde und unvergleichlich vollkommen war, so ist doch eine Verschmelzung Seiner sündlosen Menschheit mit der sündigen Menschheit unmöglich. Es ist unmöglich, von der einen etwas zu nehmen, um die andere damit wiederherzustellen. Diese ernste Wahrheit brachte der Herr in den Worten zum Ausdruck: „Wahrlich, wahrlich, Ich sage euch, wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, bleibt es allein; wenn es aber stirbt, bringt es viel Frucht.“ (Joh 12,24)
Immer wieder brachte der Herr diese wichtige Wahrheit, daß durch Sein vollkommenes Leben auf dieser Erde dem Menschen im Fleische Gerechtigkeit und Leben nicht zuteil werden könne, vor die Ohren Seiner Jünger, aber sie konnten es nicht verstehen, daß Er dazu sterben und auferstehen müsse. Wenn sie Leben haben wollten, mußten sie zuerst sterben. Wer sein Leben in dieser Welt liebte und bewahren wollte, der konnte nicht das Leben empfangen, welches Er in Seiner Auferstehung ans Licht brachte und welches Er uns geben will. Wir sind ebenso träge wie damals die Jünger, diese Lektion zu lernen, und bis wir sie gelernt haben, sind wir auch genau so im Dunkeln, wie sie es waren. Als der Herr Seine Jünger in dieser Wahrheit unterwies, daß Er leiden, sterben und auferweckt werden müsse, tadelte Petrus den Herrn. Der Herr aber zeigte ihm, wer hinter seinen ablehnenden Worten stand. (Mt 16,21-25)
Nein, der Mensch ist durch die Sünde so gänzlich verdorben und unter dem Gericht Gottes, daß Christus nur als sühnender Stellvertreter ihm Rettung bringen konnte. Er mußte den Tod erleiden, und Christus starb den Sühnungstod für ihn am Kreuze, damit durch Seinen Tod und Seine Auferstehung der Mensch mit Ihm im Auferstehungsleben (nicht mit Seinem Leben im Fleische) verbunden werden konnte. Christus konnte nicht mit unserer sündigen Menschheit eins gemacht werden, wir aber können, nachdem Er für uns starb, mit Seiner Auferstehung eins gemacht werden. O, Tiefe des Reichtums und der Weisheit Gottes, wieviel höher sind Gottes Wege und Gedanken als die Gedanken der Menschen!
Wenn wir nun zu unserer Betrachtung wieder zurückkehren, so werden wir sehen, wie schön diese Wahrheit im Vorbilde uns gezeigt ist. Gott rechnete Noahs Gerechtigkeit nicht der alten Welt - nicht dem Menschen im Fleische - zu. Das Ende alles Fleisches war vor Gott gekommen. Gott beabsichtigte nicht, das Fleisch zu erretten, sondern es zu verderben. Die furchtbaren Wasser des Gerichtes ergossen sich deshalb über die Erde. Dieses gleiche todbringende Wasser aber, welches alles in seinen Fluten begrub, trug auf seiner Oberfläche den einen Mann, den Gott gerecht erfunden hatte, und alle diejenigen, die durch ihr Verbundensein mit ihm gerettet wurden.
Wir müssen bei Betrachtung dieser alttestamentlichen Schriftstelle es uns immer vor Augen halten, daß wir in derselben ein Bild sowohl des Todes als auch der Auferstehung haben. „Welches Gegenbild auch euch jetzt errettet, das ist die Taufe, (nicht ein Ablegen der Unreinigkeit des Fleisches, sondern das Begehren eines guten Gewissens vor Gott) durch die Auferstehung Jesu Christi, welcher, in den Himmel gegangen, zur Rechten Gottes ist, indem Engel und Gewalten und Mächte Ihm unterworfen sind.“ (1Pet 3,21.22) In dieser Schriftstelle werden die Wasser der Flut und die Taufe als gleiche Bilder der Errettung Seite an Seite gestellt. Beide zeigen, daß eine wahre Errettung nur auf dem Grunde des Todes und eines neuen Lebens in Auferstehung geschehen kann. Noah wurde aus der Welt des Todes heraus auf den Berg Ararat emporgehoben, und Christus, aus den Toten auferstanden, wurde in den Himmel emporgehoben.
Alle außerhalb der Arche kamen um, und alle außerhalb der Verbindung mit Christus kommen um. Es war kein Unterschied, wie nahe auch jemand der Arche sein mochte, entweder war er ein- oder ausgeschlossen. Jemand mochte für den Bau der Arche Bäume gefällt oder sonstwie an dem Bau mitgewirkt haben, war er aber, als die Tür verschlossen wurde, nicht in der Arche, so war er ausgeschlossen. Es war vergebens, alsdann zu rufen: „Noah, Noah, mache uns auf!“ Wir wissen, in Kürze werden manche auch rufen: „Herr, Herr, tue uns auf!“ (Mt 25,11) Sei nicht unter diesen! Die Tür wird bald geschlossen sein. Es macht nichts aus, wie nahe du ihr gewesen bist. Ein „Beinahe“ nützt nichts. Manche hoffen, gerettet zu werden, weil sie dem Reiche Gottes nahe gewesen sind. Solche mögen Lehrer in der Sonntagsschule oder Prediger des Wortes gewesen sein, die Frage aber ist: „Bist du drinnen? Hat Gott dich in die einzige Arche der Sicherheit eingeschlossen?“
Es heißt: „Und Jehova schloß hinter ihm zu.“ Der Herr hat nie nötig, ein Werk zweimal zu tun. Noah, einmal eingeschlossen, war völlig gerettet; von dem Augenblick an, da er in die Arche hineinging, war er in völliger Sicherheit, obwohl seine Errettung noch nicht vollendet war, aber er war ebenso sicher gerettet wie in der Stunde, da er auf dem Berge Ararat aus der Arche herausging. Sind wir in Christo, so ist keine Verdammnis für uns, gerade so wie es außerhalb der Arche keine Errettung gab. Errettung ist nur in dem auferstandenen Christus. „Wenn aber Christus nicht auferweckt ist, so ist auch unsere Predigt vergeblich.“ (1Kor 15,14) Wenn (in unserem Bilde gesprochen) die Arche nicht durch die Wasser des Todes hindurch auf der Höhe des Ararat gelandet wäre, hätte sie niemandem genützt. Unter den Wassern würde sie nur ein großer Sarg gewesen sein. So auch unser hochgelobter Herr. Der Gerechte starb für die Ungerechten. Die dunklen Wasser des Gerichtes gingen über Sein unschuldiges Haupt. Er starb für unsere Sünden und wurde begraben. Wäre Er im Tode geblieben, so würde Sein Tod für uns vergeblich und ohne Nutzen gewesen sein gleich der Arche, wenn sie auf den Meeresgrund gesunken wäre. So ist die Arche, die durch die Wasser des Todes ging und auf dem Berge Ararat landete, ein Vorbild von dem auferstandenen Christus.
Aus dem Vorherbetrachteten haben wir also gesehen, daß Gott nicht den Menschen im Fleische zu retten beabsichtigte. Alles, was in der alten Welt Odem hatte, mußte sterben. Noah und die verbunden mit ihm in die Arche eingingen, wurden gerettet. Dies ist es, was die Taufe uns lehrt. Warum wird der Gläubige getauft? Drückt er nicht damit aus, daß er als ein Mensch im Fleische im Tode Christi vor Gott sein Ende gefunden hat und er jetzt, mit Christo durch das Wasser der Taufe begraben, kraft der Auferstehung Christi in Neuheit des Lebens wandelt? Wenn das Begrabensein das Ende wäre, so würde es kein Nutzen für uns sein, aber wir sind auch mit Christo eins gemacht in Seiner Auferstehung. Der Welt, in der wir einst unser Leben hatten, sind wir gestorben, und eine neue Welt hat sich für uns auf der Höhe des himmlischen Ararat geöffnet. Wir dürfen uns der Sünde für tot halten, aber Gott lebend in Christo Jesu. (Röm 6,1-11) Es gibt keine schönere Harmonie als diese beiden Bilder, Taufe und Flut. Die alte Welt nahm ihr Ende unter dem Gericht, und die neue Welt begann von dort aus, wo die Arche ruhte: auf dem Berge Ararat. Gott rettete durch Noah nicht die alle Welt, sie wurde durch Ihn verurteilt. „Das Alte ist vergangen, siehe, alles ist neu geworden.“ (2Kor 5,17) So ist auch in Christo „das Alte vergangen und alles neu geworden; alles aber von Gott“. Einen großen Gegensatz zwischen Christus und Noah dürfen wir jedoch nicht übersehen: Mit Noah, dem Haupte jener neuen Welt, kam bald wieder die Sünde herein, aber nie ist ein Verderben der neuen Schöpfung unter Christus möglich.
Schluß folgt, s. G. w.