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Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Themen Artikel
Handreichungen Band 23 - Jahrgang 1938
1Sam 1,1-18 – Ewigneues Altes Testament, Gedanken zum 1. Buch Samuel, Hannas Gebet1Sam 1,1-18 – Ewigneues Altes Testament, Gedanken zum 1. Buch Samuel, Hannas Gebet
Das Buch Samuel könnte man mit gleichem Recht als 1. Buch der Könige bezeichnen. Samuel, der Prophet, stirbt bereits in der zweiten Hälfte des 1. Buches Samuel. Doch spielt die Geschichte seines Lebens am Anfang des Buches die Hauptrolle. Daher wurde wohl der Name gewählt. Der Stammbaum Samuels ist in 1Chr 6,26-28.33 zu finden. Er war ein Levit, ein Nachkomme Kehaths, der einer der drei Söhne Levis war. Die Kehathiter hatten das Vorrecht, die Bundeslade und die heiligen Geräte der Stiftshütte tragen zu dürfen (4Mo 4,15). In 1Chr 6,33 lesen wir: „Diese sind es, die da standen, und ihre Söhne.“ Die Mithilfe der Söhne im Dienst scheint also Sitte gewesen zu sein. Der Knabe Samuel war daher keine außergewöhnliche Erscheinung.
Gleich zu Beginn der Geschichte Samuels tun wir einen Blick in den Jammer der Vielweiberei. Eifersucht, Neid und Bitterkeit entstehen im Hause Elkanas und seiner beiden Frauen. Hanna (Gnade) und Peninna (Koralle) machten sich gegenseitig unglücklich (V. 6 u. 7). Gott hat der Sitte der Vielweiberei nicht durch ein klares Gebot ein Ende gemacht. Aber der Herr Jesus hat gesagt: „Von Anfang ist es nicht also gewesen.“ (Mt 19,4-8). In den heiligen Schriften wird von dem Elend dieser Sitte erzählt. Im Neuen Testament sehen wir die Vielweiberei ebenso wie die Sklaverei allmählich ein Ende nehmen.
Hannas stilles Gebet. - Ihr Herz betet, ihre Lippen bewegen sich unwillkürlich, aber keine Stimme wird gehört. Zu allen Zeiten hat es den betrübten Gläubigen gedrängt, die Gefühle seiner Seele im Gebet auszudrücken. Gott hörte und erhörte das Gebet der Not. Elis Verhalten ist eine Warnung für alle, die rasch zu einem abfälligen Urteil bereit sind. Es wäre besser gewesen, wenn Eli sich an jenem Tage nicht eingemischt hätte. Hinterher versuchte er sein Unrecht wieder gutzumachen durch die Worte: „Gehe hin in Frieden; und der Gott Israels gewähre deine Bitte, die du von Ihm erbeten hast!“ Wahrscheinlich wußte er nicht, um was Hanna eigentlich gebetet hatte, und noch weniger, daß die Erhörung ihrer Bitte ihm den Beistand und Nachfolger im Amt bringen würde.
Zum Nachdenken:
Der Knecht Gottes braucht den Tiefblick liebenden Verstehens im Umgang mit Menschen, die betrübten Herzens sind.
Der Knabe Samuel wird dem Herrn geweiht.
(Kap. 1,19-28).
Wie schwer muß es Hanna geworden sein, ihren einzigen kleinen Sohn in der Stiftshütte zu Silo zurückzulassen. Wie heiß hatte sie sich nach dem Kinde gesehnt; wie freudig hatte sie sein Erscheinen begrüßt, wie zärtlich hatte sie seine früheste Kindheit umhegt! Aber das Gelübde, das sie getan hatte, war aufrichtig gewesen. Als sie damals im Gebet den Knaben Gott geweiht, hatte sie ihn tatsächlich dem Herrn hingegeben. Das Gebirge Ephraim, wo Hanna wohnte, lag fern von Silo. Wahrscheinlich konnte sie ihren Jungen nur einmal im Jahr besuchen. (Vgl. Kap. 2,19). Da Samuel ihr erstgeborener Sohn war, mußte sie ihn mit einem Lamm lösen (2Mo 13,13). Der Farre (V. 25) diente wahrscheinlich als Brandopfer. Er war ein freiwilliges Dankopfer als Zeichen der Hingabe und Dankbarkeit. Die beiden anderen Farren (V. 24) waren vielleicht ein Geschenk für Eli. Aus diesen Opfergaben sehen wir, daß Elkana ein vermögender Mann war und daß Hanna ein freigebiges Herz besaß.
Drei Dinge scheinen mir hier beachtenswert:
1. Segen ruht auf dem Kind, das von Herzen dem Herrn geweiht ist. Manche gläubigen Eltern weihen ihre Kinder dem Herrn und sehen verlangend der Stunde ihrer Bekehrung entgegen, der Stunde, wo ihnen Gott begegnet und ihr Ohr sich für Seine Stimme öffnet (Vgl. Kap. 3,7-10). Nichts wünschen solche Eltern sehnlicher, als daß ihre Kinder wahre Knechte Gottes werden.
2. Gelübde müssen weislich überdacht und auf alle Falle gehalten werden. In Prediger 5,4-6 lesen wir: „Wenn du Gott ein Gelübde tust, so säume nicht, es zu bezahlen; denn Er hat kein Gefallen an den Toren. Was du gelobst, bezahle. Besser, daß du nicht gelobst, als daß du gelobst und nicht bezahlst.“ Solche Eltern müssen sich darüber klar sein, daß es sie unter Umständen manches Opfer, manchen Verzicht kostet, ihr Kind in der Furcht des Herrn zu erziehen.
3. Dem Glauben und Vertrauen wird Freude folgen. Wie glücklich muß Hannas Herz gewesen sein, als sie erfuhr, daß Gott mit ihrem Kind geredet hatte, daß Samuel Gottes Ruf geantwortet hatte! Später schenkte ihr Gott noch drei Söhne und zwei Töchter. (Kap. 2,21). So reichlich belohnte Er ihr gläubiges Vertrauen. „Ein Erbteil Jehovas sind Söhne, eine Belohnung die Leibesfrucht.“ (Ps 127,3).
Zum Nachdenken:
Die Mütter, die in späterer Zeit ihre Kinder zu Jesus brachten, waren gleichen Geistes wie Hanna.
Hannas Lobgesang
(Kap. 2,1-11).
Der Gesang Hannas erinnert uns an das Loblied Marias über die zukünftige Geburt eines Größeren als Samuel (Lies Lk 1,46-55). Beide Lieder preisen Gott wegen Seiner Gnade, die Er Niedrigen erzeigt. Sie loben Ihn, weil Er Mächtige demütigt und „das Horn Seines Gesalbten erhöht“12. Zum erstenmal in der ganzen Heiligen Schrift begegnet uns hier der Ausdruck „Sein Gesalbter“. Sein Gesalbter, „Christus“, kommt später oft vor. Hanna braucht zum erstenmal diese herrliche Anrede.
Der Mann Gottes, der Eli den vernichtenden Vorwurf wegen seiner Söhne machen muß (V. 27ff)., wendet in demselben Kapitel den gleichen Ausdruck an. Er kündet das Kommen eines treuen Priesters, der „vor meinem Gesalbten wandeln wird alle Tage“ (V. 35). Der Ausdruck „der Gesalbte Jehovas“ galt auch von Königen und Priestern, die mit dem heiligen Öl gesalbt worden waren (Vgl. z. B. Kap. 24,7; 26,11.16.23). Die Propheten gebrauchten den gleichen Ausdruck im Blick auf Christus, den Messias, der kommen sollte, den Herrn Christus. In Psalm 2,2 lesen wir: „Die Fürsten der Erde ratschlagen miteinander wider Jehova und wider Seinen Gesalbten.“ Diese Stelle wird in Apg 4,26 ausdrücklich auf den Herrn Jesus bezogen.
Auch Hanna schaute im Geist den kommenden Christus. Sie heißt Ihn „Seinen König“ (V. 10), was uns wieder an den 2. Psalm erinnert: „Habe doch Ich Meinen König gesalbt auf Zion, Meinem heiligen Berge.“
Hanna freute sich nicht nur über ihren eigenen ersehnten Sohn. Sie freute sich im Herrn. Über der Dankbarkeit, die sie dem Geber schuldete, vergaß sie die Gabe - das ist wahre Anbetung. Sie frohlockte in der Gnade Gottes, die sie erfahren hatte, und sang deshalb: „Keiner ist heilig wie Jehova, denn keiner ist außer Dir; und kein Fels ist wie unser Gott.“
Zum Nachdenken:
Wer in Wahrheit anbetet, vergißt sich selbst über der Größe Dessen, den er anbetet.
12 Horn ist Sinnbild für Kraft und Mut.↩︎