Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Themen Artikel
Handreichungen Band 16 - Jahrgang 1931
Mt 16,6.11.12; Mk 8,15; Lk 12,1 - Hütet euch vor dem Sauerteig! (5)Mt 16,6.11.12; Mk 8,15; Lk 12,1 - Hütet euch vor dem Sauerteig! (5)
(Fortsetzung) „Die Lehre der Sadduzäer“! Hütet euch vor ihr! Was ist denn die „Lehre“?
Von einer festumrissenen „Lehre der Sadduzäer“ läßt sich viel weniger reden als von einer solchen der Pharisäer, im Grunde genommen hatten sie gar keine ihnen eigentümliche; es war vielmehr so, daß sie alles, aber auch alles, was andere sagten - nicht etwa vorurteilsfrei prüften, sondern einfach negierten (verneinten) oder doch durch die zersetzende Lauge ihrer Kritik zogen.
Beiläufig: Von diesem Gesichtspunkt gesehen, ist auch das Verhör unseres teuren Herrn Jesus vor dem (sadduzäisch gesonnenen) Hohepriestertum eines Hannas und Kajaphas ein gewaltiges Armutszeugnis für den Geistesstand dieser großen Leute! Beweise brauchten sie nicht, erhabene Worte, die sie durch ihren kritischen Widerspruch verurteilen konnten, genügten ihnen, um ihr Todesurteil zu fällen. Da sie alles Übersinnliche negierten, so konnte Gott auch keinen Sohn haben, folglich waren des Herrn Jesu Worte „Lästerung“, und Er war des Todes schuldig. Das war ihr - der Heuchler, die selber nichts glaubten! - Argument! Vor Pharisäern allein wäre das Verhör vielleicht etwas anders verlaufen, natürlich waren im Synedrium (im „Hohen Rat“) auch Pharisäer, wie die nachher angeführte Stelle aus Apg 5 zeigt, aber in der Verurteilungsgeschichte des Herrn ist in allen 4 Evangelien meines Wissens von den Pharisäern nicht die Rede, das Wort führten die beiden miteinander verwandten Hohenpriester, der diensttuende und vorherige, und da sie in ihrer inneren Stellung Sadduzäer waren, deswegen regierte nicht wahres religiöses Interesse für die Wahrheit, sondern krasse Verneinung aller Metaphysik (Übersinnlichkeit), und der Herr wurde eben verurteilt als „Lästerer“. Wieviel edler war jenes Gericht, in dem ein Gamaliel (der Lehrer des Saulus-Paulus), „ein Pharisäer“, die geistige Leitung hatte (die äußere nicht, denn sonst wären die Apostel kaum für ihr Zeugnis auch nur geschlagen worden)!, Apg 5,17.18.27! 33-42 (34ff.40)!. Aber auch ein Gamaliel blieb dem Reiche Gottes fern, leider, leider! Er war wohl zu klug, um zu glauben! Aber er war gerechter denkend als seine sadduzäischen Kollegen!
Der Herr sagt in Seiner Beantwortung des sadduzäischen Angriffs auf Ihn wegen der Auferstehung (Mt 22,23-33; Mk 12,18-27; Lk 20,27-40) nach der Fassung, die uns Matthäus und Markus überliefert haben, jenes wichtigste Wort, das uns den Charakter „sadduzäischer Lehre“ am unzweideutigsten zeigt: „Ihr irret deshalb, weil ihr die Schriften nicht kennet, noch die Kraft Gottes“ (Mt 22,29, vgl. Mk 12,24, und nach Markus fügt Er hinzu: „Ihr irret also sehr!“ V. 27). Hieraus folgernd kann man geradezu sagen - denn solch ein Wort wird nicht zu Pharisäern gesagt! -, der Sauerteig der sadduzäischen Lehre ist Irrtum (aber nicht verzeihlicher, entschuldbarer - wegen des Nachsatzes)!, weil die Sadduzäer 1. die Schrift, 2. die Kraft Gottes nicht kannten! Das ist Sauerteig, wenn man aus unentschuldbarer Unkenntnis der Schrift und der Kraft Dessen, Der sie gegeben, Lehren vertritt, die Irrtum sind und Irrtum zu verbreiten trachten. Hütet euch vor diesem Sauerteig, dessen ganzer geheim wirkender Sauerteigscharakter so furchtbar gefährlich ist!
Welche Irrtümer verbreitet die heutige, zumeist deutsche protestantische Theologie! Wie ist doch schon in christlich-sein-wollenden (jedenfalls einst echt christlichen) Kreisen die ewig-herrliche Tatsache der jungfräulichen Geburt des Herrn und Seiner Gottessohnschaft in Mißkredit geraten, wie vielen sogar sich gläubig nennenden „Predigern“ (!)! ist das „offene Grab“ eine „Frage“ (ein „Problem“!)!, wie viele junggläubig gewordene Theologen verlieren in den ersten Semestern ihres Studiums ihren ganzen Glauben an die Unantastbarkeit der Wortinspiration der ganzen Schrift - erst dieser Tage klagte mir eine entschieden gläubige Mutter in dieser Hinsicht ihr Leid um ihren Ältesten! - Aber weiter: wie soviele wahrhaft Gläubige, denen man es nicht zutrauen möchte, huldigen dem groben, aber auch dem feinen Sadduzäismus bezüglich der Person des Herrn , als habe Er in Seiner Menschheit sündigen können(!)! - wenn Er es natürlich auch nicht getan habe!24 Wie so manche ebenfalls ihre Gläubigkeit betonenden Leute behaupten, der Herr habe während der drei Tage, wo Sein Leib im Grabe lag, geschlafen(!)!, während andere meinen, Er sei während jener Tage in der Unterwelt gewesen, um ein fortwährendes Predigtamt in der Hölle aufzurichten! Wahrlich, schlimmer kann 1Pet 3,19.20 nicht mißverstanden werden! Wieviele heutige wirkliche Christen - aber solche gab es schon bald seit Anfang der christlichen Zeitrechnung („es gibt nichts Neues unter der Sonne“ sagt der Prediger)! - lehren echt sadduzäisch (Kritik am Worte Gottes und an Gott Selbst) und zugleich pharisäisch (Zusätze!)! die endliche Errettung aller Menschen und Wesen, auch des Teufels, und nennen diese Lehre verführerisch „Allversöhnung“ (Kol 1,20 - nicht aber ist hier die Rede von den Dingen unter der Erde, wie aber sehr wohl in Phil 2,10 von den Unterirdischen)! - sie werden das Urteil über ihre Lehre vor dem Richterstuhl Christi hören, wenn sie sehen werden, wie viele Seelen sie durch wahrhaft böse „wiederbringerische“ Wortverkündigung ins ewige Verderben gebracht, weil von der Bekehrung zurückgehalten haben! Während andere, die auch behaupten, als Gläubige zu gelten, die Vernichtung der Gottlosen lehren, und zwar mit solchen echt sadduzäischen Worten wie, es sei doch nicht denkbar, daß „man“ ewig im Feuersee sein könnte, ohne schließlich verzehrt zu werden!!! Die „Allversöhnler“ dagegen stellen (so in einem Buche eines ihrer Hauptvertreter) den Feuersee als das läuternde Meer der Liebe Gottes hin, in dem die Verdammten allmählich umgestimmt und aus Feinden Gläubige würden! Ja, das ist Sadduzäismus, das ist zerstörende, unterwühlende Kritik am Worte Gottes und wortverdrehende, falschmünzerische Umwertung aller Werte. Pharisäische Zusätze zum Wort streiten hier mit zersetzender Kritik am Wort und am Tun Gottes um die Wette, und die alle Teufelsfrage: „Sollte Gott gesagt haben?!“ erfährt ihre Neuauflage in der zweiflerischen Frage: „Wie ist es mit der ewigen Liebe Gottes vereinbar, wenn zahllose Verdammte für immer im Feuersee bleiben müssen?“ Daß Gott auch „Licht“ ist und in Seinem Charakter des „Lichts“ ebenso ewig wie in dem der „Liebe“, das wird übersehen von solchen Brüdern, die sehr ungehalten werden, wenn man ihnen sagt, sie wollten barmherziger sein als Gott! (Vgl. zu diesem ernsten Gegenstand auch „Handr.“ Jahrb. 12, Frage 13)! Ja, es ist „Sadduzäismus“, natürlich in christlichem Gewande, denn an der Echtheit des Christentums solcher haben wir nimmermehr zu zweifeln, aber wir trauern tief um sie! Jedoch, wenn ein gewisser feiner Sadduzäismus nicht möglich wäre bei den Seinen, wie sollte dann der Herr sie vor dem „Sauerteig der Lehre der Sadduzäer“ so ernst warnen?! So gibt es noch viel mehr an „mancherlei und fremden Lehren“ welche die Gläubigen innerhalb der Gemeinde des Herrn fortreißen können und derentwegen wir alle „ein festes Herz“ brauchen (Heb 13,9! vgl. auch 1Tim 4)!, doch ich möchte den Gegenstand jetzt verlassen, um dann in nächster Lief., s. G. w., auf die Warnung vor dem „Sauerteig des Herodes“ einzugehen: Lassen wir uns aber warnen vor jeder noch so feinen, verhüllten oder auch offenen Form des Sadduzäismus, der Kritik oder Verneinung der Schrift und der biblischen Tatsachen! Denn, um es noch kurz zu sagen, nicht nur die Leugnung der Auferstehung oder auch die Behauptung, sie sei schon gewesen (2Tim 2,17.18), nicht nur die Verneinung der Engel oder des Geistes oder der Inspiration der Schrift (siehe Apg 23,8) usw. liegt auf dem Gebiete des sadduzäischen Sauerteigs, sondern jegliche Kritik oder freidenkerische Ablehnung biblischer Lehren gehört dazu, die geistliches Sich-Irren zur Folge hat, an dem auch Gläubige schuld sind - und warum? weil sie die Schrift nicht kennen, obwohl sie es könnten, noch die Kraft Gottes, und inwiefern diese sich betätigt. Daß die Kraft Gottes die Auferstehung zustande bringt, beweist jenen Zweiflern der Herr unzweideutig mit dem Wort von dem Gott, der „ein Gott der Lebendigen“ ist (Mt 22,32 usw).. Aber es ist gefährlich, der gewiß alles vermögenden Kraft Gottes (siehe z. B. Mt 19,26) etwas zuzuschreiben, was die Schrift nicht lehrt, sondern wo sie das Gegenteilige sagt! Es muß alles dem ewigen Charakter Gottes entsprechen!
Geliebte, wo unser Gott von uns Glaubensgehorsam verlangt, Unterwerfung unter Sein Wort, auch wenn es den vom Feinde leicht beeinflußten Gefühlen nicht lieb sein mag, da laßt uns Ihm nicht widersprechen, sondern demütig uns beugen, und „hernach werden wir verstehen“! Laßt uns uns hüten lernen vor jeder noch so verkappten Form der Lehre des Sadduzäismus, d. i. des Zweifels an Ihm und Seinem Wort, laßt uns vielmehr leben von „jeglichem Wort, das durch den Mund Gottes geht“ (Mt 4,4), dann werden wir nicht irren, denn Sein Wort bewahrt uns davor! „Hütet euch vor dem Sauerteig!“ Der Herr gebe uns dazu „größere Gnade“! (Jak 4,6.7). F. K.
Fortsetzung folgt, s. G. w.
24 Mein vor 20 Jahren erschienenes, leider längst vergriffenes Büchlein „War Jesus versuchlich?“ beschäftigte sich mit dieser „Frage“ (die mir keine ist) und ihren Vertretern, die solche böse Lehre noch dazu als eine höhere Ehre für den also geschmähten Herrn ansehen! F. K.↩︎