Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Themen Artikel
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Handreichungen Band 14 - Jahrgang 1929
Jos 7 – „Niederlagen“Jos 7 – „Niederlagen“
Dreitausend Mann hatte Josua nach Ai gesandt, die Stadt einzunehmen - war sie doch nur klein! Warum das ganze Heer aufbieten? Hatte man den Feind zu gering geschätzt? Diese Niederlage war umso schmerzlicher, als sie unerwartet nach einem großen Siege kam, den sie mit des Herrn Hilfe errungen hatten. Und nun, hatte Gott Sein Volk verlassen? Josua erkannte wohl, welche Folgen diese Niederlage für Israel haben würde, wie die Feinde jetzt das Haupt emporheben und Mut fassen würden, da Israel nicht mehr unbesiegbar war. Und was würde das Ende sein? Schmach und völlige Vernichtung. Die Gefahr war in der Tat groß.
Ja, diese Niederlagen! Es gibt deren in allen Lebensverhältnissen. Wohl uns, wenn wir bei unseren Niederlagen lernen, was Josua hier zu lernen hatte! Dann kann die Niederlage zum Siege werden.
Es gibt im geglichen Leben des einzelnen nicht bloß Siege, sondern wir müssen auch mit Niederlagen rechnen. Stehen wir doch auch im Kampfe gegen einen mächtigen Feind, der früher unser Herr und Meister war, der unsere schwachen Seiten kennt und nun alles versucht, uns wieder unter seine Herrschaft zu bringen, und wenn er uns auch unser göttliches Bürgerrecht nicht rauben kann, so will er uns dessen Besitz doch so schwer wie möglich machen. Daher unsere Versuchungen und inneren Kämpfe.
Paulus sagt: „Wenn auch ein Mensch von einem Fehltritt übereilt würde.“ (Gal 6,1) Damit gibt er zu, daß solches möglich ist, denn es steht jemand hinter uns, der listiger ist als wir und der uns zuvorgekommen ist, ehe wir es uns versahen - wir sind von einem Fehler übereilt worden - wir wollten es nicht, und wenn die Versuchung nicht so schnell und unerwartet gekommen wäre, dann wäre es auch nicht geschehen; wir haben eine Niederlage erlitten. Was sollen wir aber nun tun, wenn wir daniederliegen? Sollen wir alles aufgeben und denken: es nützt doch nichts, ob ich auch versuche als Christ zu wandeln, ich falle doch immer wieder in alle Fehler zurück?
Petrus erlitt eine Niederlage in jener denkwürdigen Nacht, „da Jesus verraten ward“, da er vor einer Magd sich schämte, seinen Heiland zu bekennen, er, der von sich selber zu Jesus gesagt hatte: „Und wenn sie dich alle verleugnen, so will ich dich nicht verleugnen.“ Und doch ist er der Petrus geworden, den der Herr gebrauchte, vielen Seelen den Weg zum Herrn zu weisen; er lernte sich kennen und bereute seinen Fall. Man sagt, eine Kette ist nicht stärker als ihr schwächstes Glied. Das ist wohl wahr, aber durch Gottes Gnade kann mit Wachen und Beten das schwächste Glied das stärkste werden. Der Prophet Micha sagt: „Freue dich nicht über mich, meine Feindin! denn bin ich gefallen, so stehe ich wieder auf.“ (Mich 7,8)
Auch Josua lernte hier. Er ging zum Herrn in heißem Gebet. Er hatte gesehen, wie sein Vorgänger, Mose, alles im Gebet vor den Herrn brachte, und der Herr immer antwortete und half. Es beugte ihn tief, er fiel auf sein Angesicht und bekannte seine Niederlage.
Hast du eine Niederlagen erlitten? Gib es offen und ehrlich zu, schiebe nicht die Schuld auf andere noch auf Zustände, die du nicht abwenden konntest. Sage dir selbst offen und ehrlich: Ich habe einen Fehler gemacht. Und je tiefer du denselben erkennst und je herzlicher du denselben bereust, desto eher und sicherer wird der Herr dir helfen, daß deine Niederlage zum Siege wird. Es gibt keine edlere Trauer, als die des Petrus, als er seine Fehler erkannte und bereute.
Dann lerne die Ursache deiner Niederlage erkennen! Wo lag der Fehler bei dir? Hattest du deinen Feind zu gering geschätzt, deine Kraft zu hoch, warst du sicher geworden? Es mag uns auch so gehen wie Josua, daß wir eine Niedertage erleiden, nachdem wir zuvor einen großen Sieg zu verzeichnen hatten, und vergaßen, daß der Herr sagt: „Wachet und betet, daß ihr nicht in Versuchung fallet.“ (Mt 26,41) Es ist höchst wichtig, daß man die Ursache seiner Niederlage erkennt, dann kann man lernen, das nächste Mal wachsamer zu sein. Mancher Schaden könnte leichter behoben werden, wenn man die Ursache desselben wüßte. Hier war es ein Mann, der sich am Geheiligten vergriffen hatte, den die Gier nach irdischem Besitz betrogen hatte. Ja, diese unheilige Gier nach Geld und Gut ist die Ursache vieler Niederlagen im geistlichen Leben der Kinder Gottes. Die Welt gewonnen, die Gemeinschaft mit dem Herrn verloren! Der Friede des Herzens ist dahin, die geistliche Kraft gelähmt, die Freude am Göttlichen vergangen. Ob das nicht auch die Ursache mancher Niederlage sowohl beim einzelnen als auch im Gemeindeleben ist, daß der Herr nicht mehr mit uns sein und Segen und Sieg verleihen kann, weil eine verborgene Sünde die Kraft lähmt und den Erfolg hindert?
Es war ein strenges Gericht, das der Herr über Achan verhängte. Aber wir haben es mit einem heiligen Gott zu tun, wir haben ein heiliges Werk zu treiben, das dürfen wir nicht vergessen. Und wenn dann die Ursache der Niederlage nach 1Joh 1,9 aus dem Wege geräumt ist, dann schickt der Herr auch wieder Sieg. Und wenn wir weise waren und bei unseren Niederlagen gelernt haben, unsere Fehler zu erkennen, zu beweinen und gut zu machen, so werden sie uns zum Segen.
Satans Engel schlug Paulus mit Fäusten, und vergeblich flehte er um Befreiung. Gottes Antwort war: „Meine Gnade genügt dir, denn Meine Kraft wird in Schwachheit vollbracht.“ (2Kor 12,9) Darum sagte er von sich: „Deshalb habe ich Wohlgefallen an Schwachheiten, an Schmähungen, an Nöten, an Verfolgungen, an Ängsten für Christum; denn wenn ich schwach bin, dann bin ich stark.“ (2Kor 12,10)
C. F. T.
Erstellt: 06.04.2024 11:08, bearbeitet: 15.11.2024 17:29
Quelle: www.clv.de