Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Themen Artikel
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Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Themen Artikel
Handreichungen Band 17 - Jahrgang 1932
1Tim 4,16 - Haben wir acht auf uns selbst?1Tim 4,16 - Haben wir acht auf uns selbst?
Es gibt kranke Menschen, die nicht wissen, daß sie krank sind, weil sie nicht genügend acht auf sich selbst geben. Und es gibt Kinder Gottes, die so wenig acht auf sich selbst geben, daß sie nicht wissen, daß ihr geistlicher Zustand ein kranker ist. Für unser inneres Wachstum und unsere geistliche Gesundheit ist es von größter Wichtigkeit, daß wir acht auf uns selbst haben. Wenn Paulus es für wichtig hielt, einen so treuen Diener des Herrn , wie Timotheus es war, zu ermahnen: „Habe acht auf dich selbst!“, dann haben wir es sicher noch viel mehr nötig, diese Ermahnung zu beherzigen und mit allem Ernst acht auf uns selbst zu haben. Wie wollen wir ohne dieses Achthaben auch die sündigen Neigungen unseres Herzens, unseres Temperamentes und unseren inneren Zustand kennenlernen?
Es ist viel leichter, einen kleinen Fehler in des Bruders Auge zu entdecken, als den Balken in unseren eigenen Augen zu sehen oder zu erkennen, daß ein solcher überhaupt bei uns vorhanden ist. Das Acht-auf-sich-haben ist gleichsam die Wache des Gläubigen über die Gedankengänge und Neigungen seines Herzens, auf welche der nie ruhende Feind immerfort seine Anläufe macht. Alsdann entdecken wir auch die verborgenen Wurzeln unseres Zukurzkommens, erkennen unsere Schwachheit und wenden uns zu dem Thron der Gnade, um von dort Hilfe zu empfangen, um Überwinder zu werden.
Haben wir in der rechten Weise auf uns acht, so stellen wir uns in das Licht des Wortes Gottes und beurteilen uns nicht in dem Licht der Menschen. Unser Weg und Tun mag in den Augen der Menschen richtig, gut und nützlich sein, und doch mag beides von Gott in Seinem Worte verurteilt werden. Und nicht nur werden wir auf unser Tun acht haben, auch auf die Beweggründe, die uns darin leiten, ob die Verherrlichung Gottes darin die treibende Kraft oder auch der Wunsch damit verbunden ist, von Menschen gesehen und gerühmt zu werden oder irdische Vorteile zu erlangen.
Wichtig ist es auch, auf Gewohnheitssünden achtzuhaben, die sich so leicht und unbemerkt bei uns einnisten und uns dann beherrschen. Solche können sein: Stolz, Lieblosigkeit, Lust, Weltliebe, schlechte Laune, Rücksichtslosigkeit, Eigenliebe usw.
Es ist sehr bezeichnend, daß der Geist Gottes die Eigenliebe an die Spitze all der bösen Dinge setzt, durch welche die Menschen in den schweren Zeiten der letzten Tage gekennzeichnet sein werden (2Tim 3,2). Und warum setzt der Heilige Geist die Eigenliebe an die Spitze? Ist es nicht deshalb, weil die Eigenliebe gleichsam der Boden ist, auf dem all die anderen genannten Dinge sich entfalten können? Eigenliebe ist das gerade Gegenteil von dem, was Gott durch den Tod Christi in uns bewirken will: „Er ist für alle gestorben, auf daß die, welche leben, nicht mehr sich selbst leben.“ (2Kor 5,15)
O, wie zerstört Eigenliebe das Bild Dessen, der Sich nicht Selbst geliebt, sondern Sich Selbst für uns hingegeben hat! Je größer die Eigenliebe, desto rücksichtsloser ist der Mensch gegen andere und rücksichtsvoller gegen sich selbst. In diesen letzten schweren Zeiten, wo „die Menschen eigenliebig sein werden“, leben wir jetzt. Und von diesem Geiste und vielen anderen gottwidrigen Dingen und Einflüssen sind wir umgeben. Wie wichtig ist es deshalb, acht auf uns zu haben, und zwar nicht nur, ob der Eigenwille mit seiner schrecklichen Gefolgschaft etwa schon Kraft über unser Herz gewonnen hat, sondern auch, ob wir ernstlich gewillt sind, um jeden Preis Eigenliebe zu verurteilen und abzulegen, denn durch sie verunehren wir nicht nur den Herrn , sondern verleugnen auch Seinen Tod. Hier kommt es ans Licht, ob wir bereit sind, uns selbst zu verleugnen und das Fleisch dem Geiste zu unterordnen. O, wenn die Gläubigen doch mehr Wache hielten über sich selbst und der Eigenliebe in ihren Herzen keinen Raum geben möchten - wie würde sich da die Liebe in der Gemeinde und im Familienleben entfalten und welche Segensströme von Friede und Freude würden sich ergießen!
Aber nicht allein haben wir auf das Böse achtzuhaben, sondern auch auf Gutes, welches von uns zu tun versäumt wird. Christus ist es, der das Vorbild für all unser Tun ist. Was wir auch tun, es muß aus dem Herzen der Liebe und Hingabe an Ihn getan werden, um Ihn zu verherrlichen und das Werk Seines Namens zu fördern. Wollen wir nicht auch auf uns achthaben, ob wir träge und säumig geworden sind, Gelegenheiten, Fähigkeiten, Mittel, die der Herr uns gegeben hat, für Ihn zu benutzen? Lege jeder sich selbst die Frage vor: Wenn niemand mehr beten, treuer arbeiten, mehr Interesse für die Errettung Verlorener haben würde als ich, wie vielen oder wenigen würde dann wohl das Wort des Lebens gebracht werden?!
Fühlen wir nicht, teure Geschwister, wie wichtig das Wort der Ermahnung ist: „Habe acht auf dich selbst!“? Laßt uns den Herrn um Gnade bitten, mit Ernst unsere Herzen zu durchforschen, damit auch wir mit dem Psalmisten sagen können: „Ich habe meine Wege überdacht und meine Füße gekehrt zu Deinen Zeugnissen.“ (Ps 119,59)
(M). - A. v. d. K.
Erstellt: 13.05.2024 22:00, bearbeitet: 15.10.2024 15:32
Quelle: www.clv.de