Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Themen Artikel
Handreichungen Band 10 -Jahrgang 1925
Mt 4,7 - „Wiederum steht geschrieben!“Mt 4,7 - „Wiederum steht geschrieben!“
Wenn es jemals wichtig war, auf das teure Wort Gottes zu achten, um bewahrt zu bleiben gegenüber den ungezählten Irrlehren und Irrtümern, die sich der Gläubigen zu bemächtigen drohen, dann heute, wo wir in besonders „gefahrvollen Zeiten“ (2Tim 3,1) leben! Wir können gar nicht peinlich genug den Wortlaut der Schrift uns zum inneren Eigentum machen, denn bei allen möglichen Gelegenheiten können wir in Gefahr kommen, „aus unserer eigenen Festigkeit zu fallen“ (2. Petrus 3,17), so z. B. beim Traktatverteilen in der Eisenbahn, wenn sich - etwa bei längerer Fahrt in einem nicht auf jeder Station haltenden Zuge - ein Mitreisender plötzlich auch als Bibelleser entpuppt, dem wir vielleicht freudestrahlend die Hand geben, um dann nach einigen Augenblicken zu entdecken, daß er - sagen wir - zu den Sabbatariern oder fälschlich sogenannten „Bibelforschern“ gehört! Das Gespräch ist aber einmal angeknüpft, ein vorzeitiges Abbrechenkönnen uns nicht immer gegeben, also heiß‘s beschlagen zu sein in der Schrift, nicht aber, um zu streiten, wozu wir vom Herrn keine Erlaubnis haben, sondern um die Widersacher zurechtzuweisen. (2Tim 2,24-26).
Das ist aber erfahrungsgemäß oft nicht so leicht. Und warum nicht? Weil weitaus die allermeisten Irrlehrer einen sehr ausgiebigen Gebrauch (d. h. Mißbrauch)! von der Heiligen Schrift machen, um ihre grundstürzenden, verderblichen Lehren zu stützen und Unbefestigte dadurch zu verführen. Da ist es also doppelt und dreifach wichtig, „durch Gewohnheit geübte Sinne zu haben zur Unterscheidung des Guten und Bösen“ und um „das Wort Gottes richtig zu teilen“ (vgl. Heb 5,14 und 2Tim 2,15); und diese unendlich wichtige Fähigkeit erlangen wir nur an der Hand des ganzen Wortes. Kinder Gottes, die sich fürchten vor der Lehre, d, h. der „gesunden Lehre“ (vgl. Tit 1,9), die stehen bleiben bei persönlicher „Heiligung“ oder womöglich bei seichten christlichen oder gar nur religiösen Geschichtchen, Romanen und Anekdötchen, werden nie fähig, im Kampfe mit meist sehr gut in ihren Lehren beschlagenen Irrlehrern zu bestehen. Wenn die durch Satan, den Lügner von Anfang, schlau und gewitzigt gemachten Vertreter der bösen „verderblichen Sekten“ (2. Petrus 2,1ff). solchen armen unbefestigten Gläubigen begegnen, sie in ihre „Schule“ nehmen, ihnen mit der Schrift beweisen, daß sie recht haben, dann sind jene letzteren gar bald gewonnen und erzählen triumphierend, daß sie jetzt erst „die Wahrheit“ erkannt hätten. Dasselbe kommt heraus, wenn solche haltlos schwankenden Gotteskinder unter dem Deckmantel von „Prüfet alles!“ (1Thes 5,21) überall hinlaufen, um schmackhaftere Wahrheiten kennen zu lernen. Wie viele sind durch solchen Mißbrauch jener Stelle, die das Prüfen der innerhalb der christlichen Orts-Gemeinde vorgekommenen Weissagungen den Brüdern anbefiehlt, z. B. in die satanische Zungenbewegung geraten oder in Krankenheilungskreise oder in andere Irrtümer, die eine unverstandene Seite der Schrift ungebührlich betonen und die Hauptsache vernachlässigen oder gering schätzen!
Geschwister, laßt uns nie vergessen, daß der Teufel bei der Versuchung des Herrn Jesus stets die Schrift im Munde führt! (Mt 4; Lk 4). Die satanischen Irrlehren vermöchten doch gar nicht unter der Christenheit, vor allem nicht unter den wahren Gläubigen, so erschreckend an Boden zu gewinnen, wenn sie nicht stets mit der Bibel als Grundlage auftraten! Man könnte das ja geradezu als einen Ruhm für unsere Bibel ansehen, daß solche teuflischen Lehren nicht verzichten können auf dieselbe, aber das ist nicht der Grund für dies Verhalten der Hölle. Sondern der Grund ist einfach der, daß der Teufel eben gerade bei denen, die des Herrn sind, die Den ehren, den jener mehr haßt denn alles, nichts erreichen kann, wenn er ihnen nicht mit der Bibel kommt! Kommt er aber also und es gelingt ihm dadurch, ihrer einige für seine stets die Person und das Werk Christi heruntersetzenden und das Wort Gottes fälschenden Irrtümer zu gewinnen, so hat er einen großen Sieg errungen, indem dadurch das Zeugnis Christi geschmälert ist - und das ist sein Ziel!
Darum, Geschwister, seid auf der Hut, seien wir alle auf der Hut! Es genügt nicht, daß einer sich angeblich auf die (ganze[?]) Schrift stützt und uns beweist: so steht's geschrieben! Wie schlau konnte der Teufel dies dem Herrn gegenüber, den er nicht anerkennen wollte als den ewigen Sohn Gottes, beweisen: „Es steht geschrieben“. Nützte ihm das etwas? Nein, nichts! Er verkannte völlig die Person, mit der er es zu tun hatte (vgl. Heb 4,12,13)!, und darum gab's für ihn auch eine völlige Niederlage. Aber wodurch? Dadurch, daß er mit der gleichen Schrift, mit dem gleichen Wort Gottes, das er so mißbräuchlich gebrauchte und verdrehte, geschlagen wurde. Hörst du das „Wiederum steht geschrieben!“? Geschwister, beachten wir dies wohl!
Noch einmal, nicht die bloße Anwendung der Schrift genügt noch genüge für uns, sondern die rechte, gottgemäße Anwendung muß es sein! Wir müssen, wie unser teurer Herr, die „Wiederum“-Menschen (die Kenner des „Wiederum“) sein, die den Irrtum, die Lüge, im Geiste Christi durchschauen und ihr die Antwort geben können aus dem untrüglichen Worte Gottes, die ihr gebührt. Sicher ist das nicht immer so einfach, und die Fähigkeit dazu kommt auch nicht von selber, sondern wie alle Fähigkeit durch Übung, d. h. durch Leben in der Wahrheit der Schrift, wie der Herr als Mensch in ihr lebte; Gehorsam gegen jedes erkannte Wort Gottes macht uns fähiger zum Kampf des Glaubens. „Von ganzem Herzen“, mit ganzem Willen, „ungeteilt auf Ihn gerichtet sein“ erwirkt für uns, „daß des Herrn Augen, die den ganzen Erdkreis durchlaufen, um sich an solchen mächtig zu erweisen“ (2Chr 16,9), auch uns Kraft geben, „jede Höhe, die sich wider die Erkenntnis Gottes erhebt, und jeden Gedanken, Vernunftschlüsse usw. gefangen zu nehmen unter den Gehorsam Christi (2Kor 10,3ff). Übung, d. h. Aufbau auf dem Vorhandenen, Erweiterung des uns schon Gegebenen, des uns schon Klargewordenen und ein praktisches Leben dieser Übung gemäß (Gehorsam; oder auch kurz gesagt, die geistliche Waffenrüstung von Eph 6), das hilft uns weiter (wie jede Übung, Trainierung im Sport u. a). zum Ziel, nicht nur um selber zu stehen „wider die geistlichen Mächte der Bosheit in den himmlischen Örtern“ (Eph 6,12ff)., sondern auch anderen zu helfen, frei zu werden, „nüchtern zu werden aus des Teufels Fallstrick“. (2Tim 2,26). „Es steht geschrieben“ - mag der Teufel manchmal so das Wort mißbrauchen - wir dürfen und sollen ihm und seinen Gefolgsleuten, „ohne Wortstreit zu führen“, antworten: „Wiederum stehet geschrieben ...!“
Der Herr lehre uns in Gnaden, Sein Wort: „Das Schwert des Geistes“ (Eph 6,17) immer besser zu gebrauchen!
F. K.