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Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Themen Artikel
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Handreichungen Band 23 - Jahrgang 1938
Die Gleichnisse des Herrn in Mat 13
Mt 13,3-9 – Der SämannMt 13,3-9 – Der Sämann
Nachdem wir einen kleinen Überblick über die Gleichnisse als Ganzes getan haben, wollen wir die einzelnen betrachten. Israel wird in seiner Geschichte mit einem Weinstock und Feigenbaum verglichen. Der aus Ägypten geholte Weinstock, der auf fetten Hügel gepflanzt und für den alles getan worden ist, hatte versagt und keine Früchte gebracht (Jes 5). Der Herr beseitigte den Weinstock Israel, er kam in die Gefangenschaft nach Assyrien und Babylon. Später holte Sich der Herr im Überrest einen Feigenbaum aus Babylon und pflanzte diesen in Seinen Weinberg, aber auch dieser versagte und brachte keine Frucht. Da verfluchte ihn der Herr. Da Israel vor wie nach seiner Gefangenschaft versagte und auch den Bußruf überhörte, verließ Er den Weinstock und Feigenbaum und begann eine ganz neue Art der Tätigkeit. Darum steht der Herr in diesem Gleichnis als Säemann vor uns.
Der Säemann. Aus der Erklärung des Gleichnisses vom Unkraut wissen wir, wer der Säemann ist (V. 37). Es ist der Herr Selbst. Aber nicht allein Er, sondern Seine Apostel und alle, die Ihm folgten, säten den guten Samen auf das Ackerfeld dieser Welt. Die Schrift gibt den Dienern Gottes sehr verschiedene Namen. In 2Kor 5,18-20 werden sie Gesandte genannt. In 1Kor 4,1 sind sie Verwalter der Geheimnisse Gottes. Ferner werden sie Knechte Gottes genannt (2Tim 2,24). Sie heißen auch Aufseher und Diener (1Tim 3,1.8). Paulus nennt sie auch Wächter (Heb 13,17), und Petrus redet von Hirten (1Pet 5,2-4). Der Herr Selbst nennt sie sogar Sterne (Off 1,20). Unser Wort aber stellt den Diener als Säemann dar.
Der, der Säemann genannt wird, nennt Sich Selbst das
Weizenkorn (Joh 12,24). Der Same, den hier der Säemann ausstreut, ist Weizen (V. 25). Der Herr, das Weizenkorn, fiel erst Selbst in die Erde und starb. Der abgelehnte König stirbt hier als Weizenkorn für Sein Volk, um ihm neues Leben zu geben. Woher sollten die drei Maß Feinmehl im Gleichnis vom Sauerteig kommen, wenn nicht Er Selbst erst in den Tod gegangen wäre und das Weizenkorn nicht viel Frucht gebracht hätte? Frucht gibt es nur durch Sterben. Hier haben wir einen wichtigen Wink für jeden Säemann: Will er viel Frucht sehen, so muß er erst selbst mit Christo gestorben sein.
Der Abschnitt zeigt uns noch, wann Jesus als Säemann ausging. Es heißt: „An demselben Tage.“ An dem Tage, da Israel Ihn ablehnte. Der Herr ließ Sich durch nichts hindern, weder durch Feind noch Freund, sondern tat allezeit den Willen des Vaters, sei es als Weingärtner oder Säemann. Der Säemann muß auch Samen haben, er muß wissen, wie man sät. Er muß fleißig und unternehmend sein, vorwärts gehen. Er muß seinem guten Samen glauben in Wachstum und Gedeihen. Er muß Ausdauer haben und an allen Wassern säen. Er weiß, daß, so lange die Erde steht, nicht aufhören Saat und Ernte.
Der Same. Wir sahen, daß der Herr der Säemann ist. Ebenso sagt uns das Wort, was der Same ist: Das Wort Gottes. (Lk 8,11) Wie wir eine vielfache Darstellung oder Benennung der Diener Gottes sahen, so haben wir auch eine mannigfaltige Bezeichnung für das Wort Gottes. Das Wort wird je nach der betreffenden Anwendung verglichen. In Jer 23,29 nennt es der Prophet einen „Hammer und ein Feuer“. David nennt es ein „Licht auf unserem Wege“ (Ps 119,105). Jakobus nennt es einen „Spiegel“ (Jak 1,23-25), und Paulus heißt es „Schwert des Geistes“ (Eph 6,17). Endlich gibt ihm Petrus den schönen Namen „unverweslichen Samen“. (1Pet 1,23)
Hier im Gleichnis ist es der Menschensohn, der treu den Samen in die Herzen der Menschen streut, ganz ungeachtet dessen, wie sie den Samen aufnehmen. Samen säen geschieht oft mit viel Mühe, oft sogar unter Tränen (Ps 126,6). Ach, keiner wie der Herr Selbst, der der Mann der Schmerzen genannt wird, streute den Samen mit so viel Tränen und Schmerz aus, bis Er endlich
Selbst als das Weizenkorn in die Erde fiel und starb. Er Selbst ist dieses lebendige Wort, dieser unverwesliche Same (Joh 1,1-14). Der Same ist himmlisch, Er kam aus dem Vaterhaus und brachte diesen Samen, und wie treu Er ihn ausstreute, davon zeugen die Evangelien. Seither hat Er viele als Säemänner ausgeschickt, ihnen Samen gegeben, d. h. Gaben gegeben als Evangelisten, Hirten und Lehrer, um den angefangenen Dienst zu vollenden, bis Er Selbst die Schnitter senden wird, um die Ernte einzuholen.
Das Saatfeld. Wir sahen Säemann und Samen und ihre Bedeutung. Wir wissen aber auch, welches das Saatfeld ist: Das menschliche Herz. Unermüdlich treu ist der Säemann, himmlisch ist der Same, ganz anders aber das Saatfeld. Der Herr wußte, daß, wenn der aufgenommene Same aufgeht, das menschliche Herz völlig erneuert und Herzen, der Wüste gleich, in einen Gottesgarten verwandelt werden. Der Herr zeigt aber auch die Ursachen des Fehlens. Der Same ist in jedem Falle gut, aber der Boden, das Herz, dahin er fällt, ist grundverschieden, und darum auch die Wirkung des Samens.
Auch wir sind Säemänner und streuen unermüdlich Samen aus in Wort und Tat. Denken wir daran, daß wir täglich ausstreuen. Wenn wir des Morgens unser Zimmer verlassen, so kann man sagen, es geht ein Säemann aus. Sorgen wir dafür, daß wir uns stets jeden Morgen mit Samen von oben beschenken lassen, um den rechten Samen auszustreuen und um unsere große Aufgabe zu erfüllen. Es kommt der Tag, an dem wir ernten ohne Aufhören.
G. Brinke (Aus „Ährenlese“).
Erstellt: 25.05.2024 15:42, bearbeitet: 09.10.2024 02:47