Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Themen Artikel
Handreichungen Band 17 - Jahrgang 1932
Off 21,1-11 - Eine Betrachtung über den Text
Off 21,1-11 - Eine Betrachtung über den Text (1)Off 21,1-11 - Eine Betrachtung über den Text (1)
Die angeführte Schriftstelle läßt uns etwas von der Ewigkeit ahnen, wenn Gott in dem Werke Seiner Liebe ruhen wird. Sie zeigt uns einen neuen Himmel und eine neue Erde, nicht eine Erde wie heute, auf welcher die Gerechtigkeit zu kurz kommt, noch eine Erde, wie in der Zeit der tausendjährigen Regierung Christi auf Erden, auf der Gerechtigkeit herrschen wird, sondern einen neuen Himmel und eine neue Erde, wo Gerechtigkeit für immer wohnen wird. Und dies alles wird geschehen durch den Einen - den verherrlichen Menschen, „der auf dem Throne sitzt“ und der da sagt: „Siehe, Ich mache alles neu“ (V. 5). Und dieser ist derselbe, den wir zuvor in Kap. 20,11 auch auf dem großen, weißen Thron sahen, vor dessen Angesicht die Erde entfloh und der Himmel. Diesem hat der Vater „das ganze Gericht übergeben“ (Joh 5,22.27), „weil Er des Menschen Sohn ist“. Von Ihm bezeugt Petrus Apg 10, daß Er der von Gott verordnete Richter der Lebendigen und Toten ist. Gott hatte einen Menschen gefunden, dem Er alles übergeben kann und der Ihn nie enttäuschen wird.
Der Vater liebt den Sohn und hat alles in Seine Hand gegeben. Und durch Gottes Gnade dürfen auch wir sagen: „Wir lieben Ihn.“ Gewiß, wir haben große Ursache, Ihn zu lieben, denn „Er hat uns zuerst geliebt“. Wie Paulus, so können auch wir bezeugen: „Der mich geliebt und Sich Selbst für mich dahingegeben hat.“ Das tat Er nicht deshalb, weil wir Ihn liebten, nein, ohne Anlaß von unserer Seite liebte Er uns und bewies uns Seine Liebe, indem Er uns „von unseren Sünden gewaschen hat in Seinem Blute“. Und ebenso wissen wir, daß Er die Gemeinde geliebt und Sich Selbst für sie dahingegeben hat. (Eph 5,25)16
Wir haben wahrlich große Ursache, Ihn zu lieben, aber auch der Vater hat Ursache, Ihn zu lieben. Der Herr sagt: „Darum liebt Mich Mein Vater, weil Ich Mein Leben lasse, auf daß Ich es wiedernehme.“ (Joh 10,17) Er hat ein Anrecht auf die Liebe des Vaterherzens. „Der Vater liebt den Sohn.“ Und Gott liebt auch uns, aber Seine Liebe findet keine Ursache dafür in uns, Er liebt uns aus Seinem eigenen Herzen heraus. Alle unsere Segnungen gründen sich deshalb allein auf das, was Gott in Seinem eigenen Wesen ist. Der Sohn kam zu uns, um uns Gottes Herz kundzumachen, und Er sagt uns: „Der Vater Selbst hat euch lieb.“ Er hat uns den Namen des Vaters (den Namen der Liebe) kundgetan. Und warum tat Er es? Die Antwort ist: „Auf daß die Liebe, womit Du Mich geliebt hast, sei in ihnen und Ich in ihnen.“ (Joh 17,26) Und so konnte Er sagen: „Ich fahre auf zu Meinem Vater und zu eurem Vater, zu Meinem Gott und zu eurem Gott.“ (Joh 20,17) Durch den Heiligen Geist gibt Er alles dies in unser armes Herz, so daß wir sagen können: „Wir haben erkannt und geglaubt die Liebe, die Gott zu uns hat. Gott ist Liebe.“ (1Joh 4,16)
Der Vater aber liebt, wie schon gesagt, den Sohn um deswillen, was Er in Ihm, dem Sohne, findet. Er ist der, welcher Seiner Liebe würdig ist. Der Sohn ist Seine Freude und Wonne, und Er hat alle Dinge in Seine Hand gegeben. Alle Dinge der Erde waren einst in die Hand des ersten Menschen gegeben, und dieser verlor alles in einer Stunde. Gott aber kann ohne Sorge alle Dinge in die Hand des zweiten Menschen legen. Er hat Ihm alles übergeben, und jeder hat es mit Ihm zu tun. Welch ein Erschrecken wird es sein, wenn die Augen jener Toten, die in der Auferstehung zum Gericht aus ihren Gräbern hervorkommen, einen großen weißen Thron und einen Menschen darauf sitzen sehen werden, der sie richten wird. Alsdann werden die Erde und der Himmel vor Seinem Angesicht entfliehen. Die Toten werden dem Feuersee übergeben, und dann macht Er alle Dinge neu. Ein neuer Himmel - eine neue Erde - ein All des Segens, welches von der Herrlichkeit Gottes erfüllt ist, nimmt seinen Anfang. Jede Spur von der Sünde des ersten Menschen ist dann durch den zweiten Menschen, der der Mittelpunkt des Ratschlusses Gottes ist, zur ewigen Befriedigung des Vaterherzens entfernt. In Ihm hat Gott Seine vollkommene Freude gefunden.
Wir sagen manchmal, daß Gott in einer gewissen Beziehung den Menschen gewechselt hat. 4000 Jahre war Er mit dem ersten Menschen beschäftigt; Er prüfte ihn, um seine Unverbesserlichkeit ans Licht zu bringen, und beseitigte ihn als unverbesserlich im Tode Christi. Aber in Christo, dem Auferstandenen, sehen wir einen neuen Menschen, und zwar an einem neuen Platze; mit diesem Menschen ist jetzt Gott beschäftigt, und auf Ihn lenkt Er unsere Aufmerksamkeit. In Wirklichkeit stand Christus von Anfang an schon vor Seinem Auge, denn nicht Adam war der Hauptgedanke, der Gott in der Schöpfung beschäftigte - Adam war nur das Vorbild des Zukünftigen (Röm 5,14), und in Eva sehen wir die Braut, das Weib des Lammes. Gottes Ratschluß war das, was wir in Off 21 finden. Das, was uns in Off 21 vollendet gezeigt wird, das war in dem Herzen Gottes von Anfang. Sein Vorsatz war eine Schöpfung, in der Er von Menschen umgeben „wohnen“ wollte. Aber Er konnte nicht wohnen bei Menschen, die von Erde waren, obwohl alles sehr gut war, sehr gut in seiner Art, so konnte Er doch daselbst nicht wohnen. Wenn Er auch den Menschen in seiner Unschuld besuchen und mit ihm verkehren konnte, so konnte Gott doch dort nicht wohnen, wo Er Seiner Natur nach nicht gekannt werden konnte. Es bedurfte der Erlösung, um ans Licht zu bringen, was Er Seiner Natur nach ist - daß Er Liebe ist. Und in dem Werke Seiner Liebe, dem Werke Seines Herzens, will Er ruhen, nicht in dem Werke Seiner Hand. Wohl war die Schöpfung schön und gut, im Anblick derselben sangen die Morgensterne und jubelten die Söhne Gottes. Sie entsprach dem Zweck Seines Willens. Ein großer Teil derselben bestand jedoch aus dem ruhelosen Meer, Seine Freude aber fand Er „auf dem bewohnten Teile Seiner Erde“, denn Sein Vorsatz war, bei Menschen zu wohnen und an ihnen Seine Wonne zu haben. (Spr 8,31) In Off 21 aber sehen wir Seinen Ratschluß erfüllt: „Die Hütte Gottes ist bei den Menschen! Und Er wird bei ihnen wohnen.“
Welch ein wunderbarer Gedanke, daß es Gott gefallen hat, Menschen und nicht Engel zum Gegenstand Seines Ratschlusses und Seiner Liebe zu wählen. Wenn der Sohn ein Engel geworden wäre, es würde uns nicht so erstaunlich gewesen sein, da sie weit über uns zu stehen scheinen, daß aber Gott Menschen zu Seinem Wohlgefallen für Sich haben will, daß Sein Sohn Mensch wurde, scheint uns auf den ersten Blick zu wunderbar. Wenn wir aber die Art von Menschen sehen, an denen Gott Seine ewige Wonne finden will, dann ist es uns nicht mehr so überraschend. Es ist nicht mehr der Mensch in Adam, sondern der Mensch in Christo - der Mensch nach Seiner Art.
Wie wunderbar, daß Gott jetzt einen Menschen vor Seinem Auge hat, der Seinem Herzen entspricht. Über diesen bezeugt Er: „Mein geliebter Sohn, an welchem Ich Wohlgefallen gefunden habe.“ Teure Brüder, daß wir Freude an Ihm finden, ist nicht überraschend. Überraschend aber ist es, daß wir, nachdem wir Ihn erkannt haben, noch die geringste Freude an irgend etwas anderem finden können. Er, der Gottes Herz ausfüllt, sollte sicher unserem armen Herzen genügen.
Mit dem ersten Menschen ist Gott fertig, uns aber will Er jetzt dem Bilde Seines Sohnes gleichförmig machen. Wenn die Hütte Gottes bei den Menschen ist und Er bei ihnen wohnt, so ist es bei Menschen nach der Art des zweiten Menschen. Wo ist nun „das Erste“ (V. 4) geblieben? „Vergangen!“ Himmel, Erde, Sünde, Tod, Tränen, Trauer, Geschrei, Schmerz - alles ist vergangen - vorüber auf ewig! Und wer hat dieses „Erste“, welches Gott so betrübte, hinweggetan? Jesus, der Mensch des Ratschlusses Gottes. Er sagt: „Siehe, Ich mache alles neu“: Neuen Himmel, neue Erde, neue Menschen, neue Wonne, neue Verwandtschaft, einen neuen Wohnplatz für Gott. „Er wird bei ihnen wohnen.“ „Und Ich werde ihm Gott sein, und er wird Mir Sohn sein.“ (Off 21,3.7)
Christus hat alles zur Herrlichkeit Gottes vollführt. Die erste Schöpfung wurde durch die Sünde befleckt. Er hat die Sünde hinweggenommen. „Siehe, das Lamm Gottes, welches die Sünde der Welt hinwegnimmt.“ (Joh 1,29) Um der Herrlichkeit des Vaters willen ist der ewige Sohn in Gleichheit der Menschen geworden, und als Mensch ward Er gehorsam bis zum Tode, ja, zum Tode am Kreuz (Phil 2,7.8). Die Welt stellte Ihn als einen Übeltäter hin und höhnte Ihn als von Gott verlassen, Er aber ging diesen
Weg: „Auf daß die Welt erkenne, daß Ich den Vater liebe und also tue, wie Mir der Vater geboten hat.“ (Joh 14,31) Und die Welt wird es einmal erkennen, daß es vollkommene Liebe und Gehorsam gegen den Vater war, als Er ans Kreuz ging, und alle werden erfahren, welch ein Wohlgefallen Christus für Gottes Herz war und ist. In der Welt, in der alle Menschen Gott verunehrten, verherrlichte Er Ihn. Als Er hier auf der Erde war, war Er der einzige Mensch, der die Bewunderung des Himmels und die Liebe des Vaters hatte und der sagen konnte: „Ich habe Dich verherrlicht auf der Erde.“
(Schluß folgt, s. G. w).
16 Einem Vortrage nachgeschrieben.↩︎