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Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Themen Artikel
Handreichungen Band 12 -Jahrgang 1927
Vier Bedingungen für fruchtbaren Dienst
1Pet 1,8-9 - „Errettung“ (2)1Pet 1,8-9 - „Errettung“ (2)
Über diese Errettung suchten und forschten die Propheten des Alten Bundes nach. Sie wußten nichts von der Weite der Errettung und ihrer Entfaltung, die sie in den verschiedenen Zeitaltern finden sollten. Ihr Glaube wartete auf Jehovas Rettung für Sein Volk. Wir sehen dieses bei Jakob. Er ist der erste, der von Jehovas Rettung weissagte und auf sie harrte. Sterbend enthüllte er seinen Söhnen, was ihnen in den zukünftigen Tagen begegnen werde (1Mo 49,1). Als er den traurigen Lauf Dans schaute, rief er aus: „Auf Deine Rettung harre ich, Jehova!“ (1Mo 49,18). Mit welcher Sehnsucht die Gläubigen des Alten Bundes nach dieser Rettung ausschauten, das empfinden wir aus den Worten Davids: „O, daß aus Zion die Rettung Israels da wäre! Wenn Jehova die Gefangenschaft Seines Volkes wendet, soll Jakob frohlocken, Israel sich freuen.“ (Ps 14,7; 53,6).
Daß auch die Heiden Teilhaber der Errettung sein würden, war ihnen nicht fremd. Und ebenso wußten sie, daß das Heil von ihnen (den Juden) aus zu den Nationen kommen müsse. In Seiner Unterredung mit dem samaritischen Weibe weist auch der Herr darauf hin, als Er sagte: „Das Heil ist aus den Juden.“ (Joh 4,22). David drückt dieses in seiner Bitte aus: „Gott sei uns gnädig und segne uns, Er lasse Sein Angesicht leuchten über uns!“ Warum bittet David, daß Gott Israel gnädig sein und segnen solle? Die Antwort ist: „Daß man auf der Erde erkenne Deinen Weg, unter allen Nationen Deine Rettung!“ David wußte, daß wenn durch Israel die Nationen gesegnet werden sollten, es zuerst selbst gesegnet sein müsse. Und in der Gewißheit des Glaubens ruft er aus: „Es werden Dich preisen die Völker, o Gott; es werden Dich preisen die Völker alle! ... Gott, unser Gott, wird uns segnen. Gott wird uns segnen, und (als Folge) alle Enden der Erde werden Ihn fürchten.“ (Ps 67).
So bezeugten die Propheten, vom Heiligen Geiste getrieben, wie aus einem Munde die kommende Errettung durch den Messias. Mit glühender Begeisterung verkündigten sie eine Zeit der Gerechtigkeit und des Friedens unter der Herrschaft des Messias auf dieser Erde. Aber der Heilige Geist bezeugte ihnen nicht nur die Herrlichkeiten Christi, sondern Er zeugte auch von den Leiden, die den Herrlichkeiten vorangehen sollten. Die Herrlichkeiten des Gesalbten Gottes erwarteten sie mit allen Heiligen des Alten Bundes in hoher Freude, aber die Leiden, die auf Ihn kommen sollten, waren ihnen ganz unverständlich. Darüber wurden auch die Jünger bestürzt, als der Herr ihnen immer wieder sagte, daß Er vieles leiden und verworfen werden müsse (Lk 17,25 u. a). Das war dem Petrus so befremdend, daß er den Herrn beiseite nahm und Ihn über solche Gedanken strafte (Mt 16,21ff.; Mk 8,31ff). In den Leiden des Messias lagen ihre Schwierigkeiten.
Sie konnten nicht verstehen, daß der Christus leiden und in die Herrlichkeit eingehen müsse. Hierüber öffnete der auferstandene Herr den Emmaus-Jüngem auf dem Wege die Schriften, denn hierin waren sie unverständig und trägen Herzens, zu glauben an alles, was die Propheten geredet hatten. Der Grund ihrer Traurigkeit war das Nichtverstehen der Schrift. Und dieses ist bei vielen Kindern Gottes auch heute noch der Fall. Würden nicht die Herzen vieler brennen, wenn sie sich von Ihm die Schriften öffnen ließen?
Wie gesagt, sie konnten es nicht fassen, daß für den „gerechten Knecht“ (Jes 53,11), dem am allerwenigsten Leiden geziemte, Leiden ohnegleichen und über jedes menschlich erfaßbare Maß hinaus bestimmt sein sollten. Das war ihnen ein Rätsel. Sie schauten prophetisch aus der Ferne gleichsam die Höhenzüge der Herrlichkeiten Christi, aber das dazwischen liegende liefe Tal Seiner Erniedrigung, Verwerfung und der Leiden blieb ihren Blicken verborgen, so wie auch wir aus der Ferne wohl die Bergesspitzen, aber nicht die dazwischenliegenden Täler sehen können. Sie alle erwarteten mit dem Kommen des Messias die Aufrichtung Seines Reiches in Herrlichkeit. Selbst die Jünger taten dieses noch nach Seiner Auferstehung (Apg 1,6). Es war einem Juden eben undenkbar, daß Christus bei Seinem Kommen nicht Sein Reich aufrichten sollte. Daß der Christus von Seinem
Volke verworfen, auferstehen, gen Himmel gehen und Sein Reich im
Geheimnis aufrichten werde, einen solchen Gang der Geschichte ahnten sie
nicht. Wir können deshalb verstehen, welche Schwierigkeiten ihnen
Aussprüche machten, wie wir sie z. B. in
Der Heilige Geist sagt uns auch hier in dem 10. Verse unseres Kapitels, daß die Propheten über die von ihnen selbst niedergeschriebenen Weissagungen nachsannen und nachforschten. Wohl wurden die Propheten gewürdigt, das Zeugnis des Geistes Christi von den Leiden, die auf Christus kommen sollten, und von den Herrlichkeiten danach zu empfangen und niederzuschreiben; damit aber verstanden sie noch nicht, was sie niederschrieben. Mit Fleiß sannen sie über die Gnade der Errettung nach und forschten, auf welche Zeit der Geist Christi hindeutete. Sie schauten ja voll Sehnsucht nach der Errettung ihres Volkes und dem Gericht ihrer Feinde aus, aber sie fanden in ihrem Forschen nicht die vollständige Lösung ihrer Weissagungen. Nur soviel wurde ihnen geoffenbart, daß Gottes Rettung auf Grund der Leiden Christi weit mehr umfaßte als nur die Errettung, nach der sie ausschauten, und der Geist Christi nicht auf ihre Zeit, sondern auf andere Zeitalter hindeutete, so daß sie nicht für sich selbst, sondern für andere (für uns) die Dinge bedienten, die uns jetzt verkündigt worden sind durch die, welche uns das Evangelium gepredigt haben durch den vom Himmel gesandten Heiligen Geist, in welche Dinge Engel hineinzuschauen begehren. (Vers 12).
Wie hoch sind wir den Propheten gegenüber begnadigt! Das, was diesen verborgen war, wird uns verkündigt. Mit welchem Eifer forschten sie über die Leiden und die Herrlichkeiten Christi nach! Und ach, wie wenig begehren wir oft diese Dinge der Leiden und Herrlichkeiten Christi anzuschauen! Wie nachlässig und ohne Verlangen stehen unsere Herzen den Tiefen Seiner Leiden und Herrlichkeiten gegenüber!
Als die Propheten von den Leiden und den Herrlichkeiten Christi redeten, waren beide noch nicht vollendet. Sie konnten von den Leiden nur reden als von solchen, die auf Christum kommen sollten. Diese Leiden sind nun vorüber.
Wir stehen heute zwischen den vollendeten Leiden und den kommenden Herrlichkeiten. Obgleich wir zurückblickend die Leiden in ihrer Vollendung anschauen können, so vermögen wir doch nicht die Tiefen Seiner Leiden zu erfassen, die Er sowohl von der Hand der Menschen, um Seines Gehorsams willen, als auch von der Hand Gottes litt, um unserer Sünden willen. Wenn nun bei dem geringen Licht die alttestamentlichen Heiligen über Christi Leiden und Herrlichkeiten forschten, mit wieviel größerem Fleiße sollten wir es tun!
Gott will, wir sollen die Dinge kennen, die uns von Gott geschenkt sind (1Kor 2,12). Er sendet den Heiligen Geist vom Himmel herab. Durch Ihn werden uns nun die Dinge verkündigt durch die, welche uns das Evangelium gepredigt haben. Gott tut alles, sie uns bekannt zu machen. Und der Mensch geht kalt und herzlos daran vorüber. Er zeigt kein Interesse dafür. Und wie viele Kinder Gottes sind in unseren Tagen der Welt gleich geworden! Gott bemüht Sich, daß Seine Kinder die Segnungen, die Er ihnen geschenkt hat, nicht bloß besitzen, sondern auch genießen. Aber fortgerissen von dem Zeitgeist, umgeben von der Luft des Todes, schlafen sie inmitten der Toten und finden keinen Reiz und kein Interesse mehr an den Dingen, in die Engel begehren hineinzuschauen. Wenn es dahin mit uns gekommen ist, dann ist es traurig um uns bestellt. Dann gilt uns das Wort: „Wache auf, der du schläfst, und stehe auf aus den Toten, und der Christus wird dir leuchten.“ (Eph 5,14).
Die Engel begehren hineinzuschauen in die Wunder der Gnade, die Gott nicht der Engel-, sondern der Menschenwelt erwiesen hat und noch Tag für Tag erweist. Wir lesen nicht, „sie begehrten“, sondern sie „begehren“ hineinzuschauen. Ihr Hineinschauen in die Offenbarungen der Gnade Gottes hat schon begonnen und dauert ununterbrochen an. So sollte es auch bei uns sein.
Die Engel, diese mächtigen, heiligen Wesen und Boten Gottes, sind nicht allwissend. Auch sie sind auf die Mitteilungen und Offenbarungen Gottes angewiesen und lernen Seine Weisheit in dem Anschauen Seiner Werke und Wege. Was sie nun auch immer, sei es in der Schöpfung oder in Seinem Walten mit den Menschen (Sintflut, Israel usw). lernen mögen, so ist das doch nicht alles.
Die gar mannigfaltige Weisheit Gottes soll ihnen kund getan werden durch die Gemeinde Gottes, und zwar nich erst, wenn die Gemeinde verherrlicht ist, sondern jetzt schon, während sie auf der Erde ist. „Auf daß jetzt den Fürstentümern und den Gewalten in den himmlischen Örtern durch die Gemeinde kundgetan werde die gar mannigfaltige Weisheit Gottes.“ (Eph 3,10). Die Gemeinde ist (wie jemand gesagt hat) gleichsam das Lesebuch der Engel, worin sie Gottes mannigfaltige Weisheit lesen sollen. Durch uns (wie sie uns sehen) sollen ihnen Gottes Gedanken und Weisheit kundgetan werden (1Kor 11,10; 1Kor 4,9). Die Dinge der Weisheit und Liebe Gottes auf dieser Erde sind nicht nur für uns, sondern auch für die Bewohner anderer Welten Gegenstände der Bewunderung. Unsere Erde ist nicht ein Körper, der von der übrigen Schöpfung isoliert ist. Das, was hier geschehen ist und geschieht, berührt und interessiert auch die Engelwelt. „Die Morgensterne jubelten miteinander, und alle Söhne Gottes jauchzten“, als Gott die Erde gründete (Hiob 38,4-7). Die Engelwelt sah das wunderbare Schöpfungswerk Gottes, den Menschen, den Gott in Seinem Bilde und nach Seinem Gleichnis geschaffen hatte. Was hatte Gott vor? Was war Gottes Plan? Sie begehren „hineinzuschauen“.
Ein wenig später bewahren Cherubim den Weg zum Baum des Lebens (1Mo 3,23.24). Warum? Der Mensch, im Bilde Gottes geschaffen, war aus dem Garten Eden getrieben. Er war dem Versucher zum Opfer gefallen. War Gottes Plan zerstört? Sie begehren „hineinzuschauen“.
Wiederum jubeln die Engel; sie sehen ein Kind in der Krippe (Lk 2,13.14). Der Sohn der Liebe, das Bild des unsichtbaren Gottes, ist in Knechtsgestalt in die Welt gekommen. Was hat Gott mit der sündenbefleckten Welt vor? Sie begehren „hineinzuschauen“.
Engel kamen hinzu und dienten Ihm (Mt 4,11). Der Versucher war auch an den „zweiten Menschen“ herangetreten, das Bild Gottes zu verderben. Er mußte weichen. Wie konnte der Versucher es wagen, Den zu versuchen, dem die Engel mit Ehrfurcht dienen? Sie begehren „hineinzuschauen“.
Im Garten Gethsemane erscheint ein Engel vom Himmel, Ihn zu stärken. (Lk 22,43). Die Engel sahen Seinen ringenden Kampf - Seinen Schweiß wie Blutstropfen die Erde benetzen. Engellegionen standen, nur eines Winkes wartend, für Ihn bereit - und Er ließ Sich von Verräterlippen küssen und von Sünderhänden binden, schlagen und ans Kreuz nageln. Sie begehren „hineinzuschauen“.
Engel wälzen am Auferstehungsmorgen den Stein von der Gruft, nicht um Den, der alle Gewalt im Himmel und auf Erden hat, herauszulassen - Er war auferstanden -, sondern um schwachen Weibern das leere Grab zu zeigen und die gute Botschaft Seiner Auferstehung zu bringen. - Und Engel in weißen Kleidern verkünden den Jüngern bei Seiner Himmelfahrt Seine Wiederkehr! Sie begehren „hineinzuschauen“.
Welche Fülle von Geheimnissen! Können wir verstehen, daß die Engel begehren, in diese Dinge hineinzuschauen, die uns verkündigt worden sind? Wie sollten unser Herz und Mund überfließen von Lob, Dank und Anbetung!
Die Engel lobpriesen Gott bei der Geburt, aber nicht bei der Auferstehung und Himmelfahrt des Herrn. Der Lobpreis soll von uns dargebracht werden. Es ist, als ob sie zurücktraten, um denen, für die Christus starb und auferstand, das Vorrecht und den ersten Platz im Anstimmen des Lobgesanges einzuräumen.
Weisheit Gottes konnten sie in den Schöpferwerken Gottes sehen, Liebe Gottes aber sehen sie, wenn sie auf diese Erde blicken, auf der das Kreuz von Golgatha stand, an dem der Sohn Seiner Liebe für Gottlose starb. Hier erwarb Sich Gott Seine Gemeinde durch das Blut Seines Eigenen (Apg 20,28b). Und hier hat Christus die Gemeinde geliebt und Sich Selbst für sie dahingegeben (Eph,5,25). Die Gemeinde ist die Lösung der Dinge, in die Engel hineinzuschauen begehren und durch die jetzt den Fürstentümern und Gewalten in den himmlischen Örtern die gar mannigfaltige Weisheit Gottes kundgetan wird (Eph 3,10). „Ihm sei die Herrlichkeit in der Gemeinde in Christo Jesu, auf alle Geschlechter des Zeitalters der Zeitalter hin! Amen.“ (Eph 3,21). v. d. K.