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Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Themen Artikel
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Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Themen Artikel
Handreichungen Band 19 - Jahrgang 1934
Mk 5,18 - Das Verlangen, beim Herrn zu seinMk 5,18 - Das Verlangen, beim Herrn zu sein
Wenn wir jemand liebhaben, so ist es uns nicht gleichgültig, ob derselbe anwesend oder abwesend ist. Und so fühlen auch wir - alle, die Ihn liebhaben - Seine Abwesenheit. Wir empfinden es, daß Er, der uns geliebt und Sein Leben für uns hingegeben hat, nicht hier ist und noch von der Welt verworfen wird. Aber wir haben Seine Zusage, daß Er wiederkommt und uns zu Sich nehmen will, auf daß wir für immer dort sein sollen, wo Er ist. Diese Verheißung ist die Freude unseres Herzens, und wir sehnen uns nach der Stunde der Vereinigung mit Ihm. Wir wissen nicht den Tag Seines Kommens, aber der Herr hat uns Zeichen des Endes dieses Zeitalters gegeben, und diese Zeichen beginnen jetzt schon sichtbar zu werden. Wenn wir daraus sehen, daß das Ende des Zeitalters nahe ist, wieviel näher muß dann Sein Kommen sein, um die Seinigen zu Sich in die Luft zu entrücken! Diese köstliche Hoffnung, daß der Herr ganz nahe ist, erfüllt unser Herz mit tiefer Freude, und inbrünstig rufen wir: „Komm, Herr Jesus!“
Aber nicht allein ist es unsere Freude, bei dem Herrn zu sein, es ist auch die Freude des Herrn, uns bei Sich zu haben. Sein Verlangen ist nach uns, und wir verlangen nach Ihm. Er will uns bei Sich haben, und wir möchten bei Ihm sein.
Den Mann, der seinen Namen „Legion“ nannte, können wir als ein Bild von uns nehmen. Er verlangte, bei dem Herrn zu sein, und er bat Ihn, „daß er bei Ihm sein dürfe“ (Mk 5,1-20; Lk 8,26-39). In diesem Manne sehen wir unsere Geschichte. Von der schrecklichen Gewalt Satans geknechtet, wohnte er in den Grabstätten. Diese Erde ist eine große Grabstätte, und in ihr wohnt der vom Satan beHerrschte Mensch. Er ist ein Bild des Elendes, der sich selbst mit den Steinen der Sünde zerschlägt. Er ist ein Schrecken seiner Umgebung. Keine Macht dieser Erde kann ihm helfen; alle Stricke und Ketten, die ihm angelegt werden, ihn zur Vernunft und Ordnung zu bringen, werden von ihm zerrissen. Zu diesem Menschen kommt der Herr Jesus. Der arme Gebundene wünscht Ihn nicht; er meint, Er käme nur, um ihn zu „quälen“. Aber der Herr in Seinem Erbarmen macht ihn frei von der Gewalt der Finsternis, und nun sitzt er bekleidet und vernünftig zu Seinen Füßen. Welch ein Gegensatz! Versetzt aus der Gewalt der Finsternis in das Reich des Sohnes Seiner Liebe. (Kol 1,13)
Bald aber befällt neue Furcht sein Herz. Die Menschen wollen seinen Retter nicht in ihrer Mitte haben, und sein Wohltäter schickt Sich an, fortzugehen. Er sieht das Schiff am Ufer und den Herrn im Begriff, einzusteigen und mit Seinen Jüngern abzufahren. Wer wird sich seiner jetzt annehmen? Wer wird ihn vor dem Feinde bewahren, der ihn bisher gefesselt hielt und von dem er durch die gnädige Hand seines Herrn befreit wurde? Er wendet sich an den Herrn; er bittet, „daß er bei Ihm sein dürfe“.
Meinst du, daß der Herr für diese Bitte kein Ohr noch Herz hatte? Ganz gewiß, Er verstand sie, und Er entsprach ihr auch, aber nicht in der Stunde, als Er darum gebeten wurde. Der Herr gab ihm noch zuvor einen kleinen Auftrag, den er für Ihn ausführen sollte: „Gehe hin nach deinem Hause zu den Deinigen und verkündige ihnen, wieviel der Herr an dir getan und wie Er Sich deiner erbarmt hat.“ Wir wissen, daß er nun ging und überall die Geschichte seiner Errettung erzählte. Und in seiner Person war er der sichtbare Beweis der Wahrheit seiner Worte. Die Ewigkeit wird offenbar machen, wie viele durch sein Zeugnis zu dem Herrn geführt und gleich ihm von ihren Sünden befreit wurden. Mehr als 1900 Jahre ist er schon bei Dem, bei Dem zu sein er einst bat. Meinst du, daß die kurze Zeit seines Zeugnisses, die zwischen seiner Bitte, beim Herrn zu sein, und der Erfüllung derselben lag, ihm jetzt lang erscheint? Ich denke, wir alle fühlen, daß ihm diese Zeit, in der er für seinen Herrn zeugen durfte, als ein gnadenvolles Vorrecht unendlich wertvoll und kostbar sein muß. Möchten wir jetzt schon diese Zeit in diesem Lichte sehen! Unser Verlangen ist wie das des vordem Besessenen, bei dem Herrn zu sein, aber möchten wir auch nicht weniger die kostbare Gelegenheit schätzen, zu erzählen, wie Er Sich unser erbarmt hat.
Nun laßt uns noch einen kurzen Blick auf den Herrn richten, dessen Verlangen es ist, uns bei Sich zu haben. Wir sehen Ihn in Joh 14 auf dem Wege, von hier wegzugehen, nicht über den See, wie bei dem Besessenen, sondern durch die dunklen Wasser des Todes. Die Jünger erschraken, als Er zu Petrus sagte: „Wo Ich hingehe, kannst du Mir jetzt nicht folgen.“ (Joh 13,36) Dann aber, ein wenig später, sagte Er: „Ich gehe hin, euch eine Stätte zu bereiten ..., auf daß, wo Ich bin, auch ihr seiet.“ Dann hören sie Ihn in Joh 17,24 beten: „Vater, Ich will, daß die, welche Du Mir gegeben hast, auch bei Mir seien, wo Ich bin.“ Was sind diese Worte für unser Herz! Wie köstlich ist es für uns, daß es auch Sein Verlangen ist, uns bei Sich zu haben! Es ist kein Wunder, wenn wir bitten, bei Ihm zu sein; ein Wunder aber ist es, wenn Er zu Seinem Vater betet, daß Er uns bei Sich haben will. Bald wird dies Sein Gebet erhört sein! Auch wir harren sehnsüchtig auf die Erfüllung dieser Seiner Bitte. Möchte unser Leben davon ein Zeugnis sein!
(R). A. v. d. K.
Erstellt: 16.05.2024 22:02, bearbeitet: 29.10.2024 17:22