Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Themen Artikel
Handreichungen Band 10 -Jahrgang 1925
Apg 8,37 - „Was hindert mich, getauft zu werden?“Apg 8,37 - „Was hindert mich, getauft zu werden?“
Diese Frage des Kämmerers, auf die er sich keine Antwort zu geben brauchte noch eine Antwort erwartete, da ihn eben nichts hinderte am Gehorsam gegenüber der Stimme des Herrn, möge dich, lieber Bruder, teure Schwester, die ihr dies leset, ein wenig beschäftigen! Bist du schon getauft oder noch nicht? Bist du etwa bis heute noch der Meinung gewesen - religiöse Meinungen sind aber wertlos vor Gott! - daß jene Handlung, die einst an dir, da du noch ein kleines Kindlein warst, vollzogen wurde, die biblische Gläubigentaufe ersetze? Gott hat Glaube und Taufe miteinander verbunden, hat Seinen Zeugen aufgetragen, die, welche gläubig wurden, zu taufen, und wir dürfen in der Apostelgeschichte wieder und wieder sehen, daß die Apostel diesen Auftrag getreulich ausführten. Der aufmerksame Bibelleser kennt viele solcher Stellen, die dies besagen, z. B. in Apg 10 oder 16 oder 18! Unser geliebter Herr Jesus hat Sich taufen lassen, „um alle Gerechtigkeit zu erfüllen“. (Mt 3,15). Er nahm schon in dieser sinnbildlichen Handlung der Bußtaufe des Johannes, der Er Sich unterzog, den Platz eines schuldigen Sünders abbildlich ein, während Er später tatsächlich an unserer Statt das Gericht und den Tod erduldete. Er ging den Weg des Gehorsams von Anfang Seines Auftretens an, Seine Jünger aber handelten in Seinem Auftrag und Willen an den Gläubiggewordenen, und diese selber waren nicht weniger gehorsam, sondern ließen sich taufen und bezeugten nach Gottes Gedanken (auch wenn sie selber es noch nicht gleich ganz verstanden) durch die Taufe, d. i. Untertauchung, symbolisch (sinnbildlich), mit Christo begraben zu sein, nachdem sie im Glauben an Ihn mit Ihm gekreuzigt und gestorben waren. (Röm 6). Erst Glaube, dann Taufe! Erst gestorben sein, dann begraben werden - erst mit Christo gestorben sein (im Glauben), dann Ihm nach ins Grab gelegt werden, das ist göttliche Ordnung, und nicht umgekehrt, als wenn es einerlei sei, ob man erst stirbt und dann begraben wird oder erst begraben wird und dann stirbt!
Diese Dinge werden den meisten Lesern der „Handreichungen“ ganz geläufig sein. Aber, Geschwister, wie ist es nun praktisch? Sind wir alle getauft nach unserer Bekehrung, oder haben schriftwidrige „Kirchenlehren“ den einen oder anderen so beeinflußt, daß er dem klaren Schriftwort entgegen die biblische Taufe ablehnen zu dürfen meinte? Es ist doch recht beschämend, daß in einem deutschen Schriftchen zur Verteidigung der Kindertaufe der bekannte gläubige Verfasser keine anderen „Beweise“ für die Berechtigung derselben hat, als die in den Schriften der sogen. „Kirchenväter“ sich vorfindenden! Aber was gehen diese, die wohl religions-wissenschaftliche und kulturhistorische Bedeutung haben, uns Bibelgläubige an? Wissen wir nicht, daß der Verfall der Gemeinde Gottes, das Abweichen von der Lehre der Apostel, schon zu deren Lebzeiten begann, und, als der letzte Apostel (Johannes) die Augen schloß, unter den „Kirchenvätern“ reißende Fortschritte machte? Nur in der Schrift finden wir die Richtlinien für das gottgewollte und gotteswürdige Verhalten der Kinder Gottes. Wenn daher einige von uns, sofern sie schon Licht genug haben konnten oder hatten über die Anordnungen Gottes betr. der Taufe (und des Abendmahles), dennoch glauben, hierin anders handeln zu dürfen, und etwas, was die Schrift nie „Taufe“ nennen würde, doch als diese ansehen zu können meinen - so müssen diese Brüder aus der Schrift ihre Stellung beweisen! Das wird ihnen aber schwer werden, ja, unmöglich sein, wenn sie ehrlich sind. Aber ist es ehrlich, zu sagen, wie in einer anderen Kindertaufschrift zu lesen ist: „Gott hätte nirgends die Kindertaufe verboten, darum sei sie erlaubt“ und ähnliches? Wie soll Gott etwas verbieten, was noch gar nicht da war, was der ganzen Schriftlehre so entgegengesetzt ist? In der ganzen Schrift findet sich nicht die leiseste Spur von Kleinkindertaufen (auch nicht bei den sogen. „Haustaufen“)!. Warum nur arbeiten so manche teure Brüder gegen diese kostbare Schriftlehre, die sowohl in Röm 6 wie in Kol 2 (vergl. Frage 7 dieses Jahrb). oder 1Pet 3 wunderbare Tiefen enthält, die bei der Anwendung der Kindertaufe, d. h. der Taufe unwiedergeborener Menschen, völlig gegenstandslos werden?
Ja, warum wohl? Die Gründe mögen verschieden sein, und wir haben vorsichtig zu sein, keinen Bruder zu verletzen oder ihn zu zwingen, mit unserer Erkenntnis die Dinge zu sehen. Er steht und fällt seinem Herrn! Aber in dieser Hinsicht sei jeder, den es angeht, doch herzlichst gebeten, obiges Wort des Kämmerers auf sein eigenes Herz wirken zu lassen! „Was hindert mich, getauft zu werden?“ Wodurch lasse ich mich hindern, mich taufen zu lassen? Sieh dir nochmals den Mann an! Sieh ihn, wie er so treulich das Wort Gottes liest, wenn er es auch noch nicht versteht! Sieh seine Demut, wie er den einsamen Wanderer zu sich nimmt und an seinen Lippen hängt, sieh, wie er darauf achtet, ob sich Wasser zeigt, damit er seinen jungen Glauben bezeugen kann, sieh, wie er fröhlich seine Straße zieht, reicher denn je zuvor geworden; er, der über einen großen irdischen Schatz gesetzt war als Verwalter, war jetzt Mitbesitzer eines unendlich viel größeren Schatzes geworden, und die Herrlichkeit dieses Schatzes füllt sein Herz so aus, daß er nicht anders kann als handeln nach seinem Glaubensgehorsam! Ihn hinderte nichts! Und dich? Was ist's? Sind's Menschen? Sieh wieder den Kämmerer! Meinst du, die ihn begleitenden Diener, Schreiber, Kutscher, Soldaten usw. hätten sich erst verkriechen müssen, um nicht zu sehen, was ihr Herr tat? Gewiß nicht, sie mögen höchst aufmerksam zugeschaut haben - und warum auch nicht? Getauft werden, sich taufen lassen aus liebendem Gehorsam gegen
Den, der Sich aus Liebe zu uns in den Tod gab, ist doch keine Schande! Und sieht's vielleicht die Welt auch so an - was tut's? Gott wertet es anders, und darauf kommt's doch an in Ewigkeit! Was also hindert dich? Deine Verhältnisse, dein Beruf, etwaige Folgen deines Tuns? Sieh den Kämmerer abermals an! Hätten solche Gründe ihn nicht hindern können, ihn, der in ein heidnisches Land zurückzog, fern von allen Glaubensgenossen, um dort auf einsamem Posten seinem Gott zu leben? Nichts hinderte ihn! Und dich so viel, dich, der du in unserem Lande so viele Gleichgesinnte finden kannst und nicht allein zu stehen brauchst? Was hindert dich? Menschenfurcht, Hohn, Spott? Nein, dies alles nicht! aber ...! „Aber ich halte es nicht für nötig!“ - Ach so - du hältst etwas nicht für nötig, was Gott für nötig genug hielt, dir mitzuteilen, was der „ungefähr 30 Jahre alt gewordene“ (Lk 3,23) Herr Jesus für nötig hielt, an Sich vollziehen zu lassen, was die Apostel taten im Gehorsam gegen das Wort Gottes und worüber sie kostbare Belehrungen gaben - so - du hältst das nicht für nötig! Du willst wohl mit Christo gestorben und auferstanden, aber nicht begraben sein wie Er? Das also ist dein Hindernis, mein Bruder, meine Schwester? Nun sieh nochmals auf den Kämmerer! Was würdest du wohl sagen, wenn die Sache etwa so verlaufen wäre: statt des Kämmerers hätte Philippus gesagt: „Da ist Wasser, was hindert dich, getauft zu werden?“ und der Kämmerer darauf: „Ach, ich bin ja gläubig, das genügt mir, warum denn nun noch diese - ‚unbequeme' (?), ‚überflüssige’ (?!)!, ‚gesetzliche' (?) - Taufe? Nein, die halte ich nicht für nötig.“ Was würdest du, lieber Leser, dazu sagen? Zu solchem Undank gegenüber der Liebe des Heilandes? Der Herr sei gepriesen - so war die Sache nicht, und solange Gläubige die Schrift lesen, dürfen sie von diesem bekenntnisfreudigen Manne lesen, für den es keine Hindernisse gab. Er war geliebt vom Herrn, ja, wie du und ich, vielgeliebt, und er konnte nicht anders: er mußte wiederlieben. Denn wie sagt der Herr Jesus? „Liebet ihr Mich, so haltet Mein Wort!“ (Joh 14,21ff). Aber noch einmal suchst du mir zu entgehen und sagst: ja, der Kämmerer mußte natürlich getauft werden, der war ja als Kind noch nicht getauft wie ich! - Sagst du wirklich so? Wagst du es nach dem Lesen dieses Aufsatzes? Wagst du zu reden von der Gläubigentaufe als einer Wiedertaufe? O bitte, bitte, Bruder, tue es nicht, du streitest wider besseres Wissen, wider die Wahrheit! Die Schrift anerkennt keine Taufe ohne Glauben, und schon deswegen, von anderen Gesichtspunkten abgesehen (wie z. B. dem, daß jene Handlung überhaupt nichts mit der schriftgemäßen Handlung gemein hat), war deine Kindertaufe keine biblische Taufe, und du bist in Wahrheit noch gar nicht getauft. Aber du weißt, daß die Schrift die Taufe der Gläubigen verlangt (Mk 16,16 u. a). Was willst du nun tun? Was hindert dich nun noch? Gib Gott die Ehre und weiche Ihm nicht länger aus! Verschanze dich nicht länger hinter Hinderungsgründen, die keine wirklichen sind und die man nur sucht, um sie zu finden, damit man um den unbequemen Gehorsamsakt herumkommt. Ist es eines bluterkauften Gläubigen würdig, Gründe an den Haaren herbeizuziehen, um nicht gehorsam sein zu brauchen? Solche Gründe, wie etwa schließlich noch den, daß die Geistestaufe die Wassertaufe ersetze? Aber wo steht das? Zumal durch die Geistestaufe die Körperschaft der Gemeinde des Herrn gebildet ist zu Pfingsten (Apg 2; 1Kor 12,13), während der Geistesempfang des einzelnen Gläubiggewordenen (Joh 7,37.39 u. a). nie, unter keinen Umständen, „Geistestaufe“ genannt wird! Aber abgesehen davon ist die Wassertaufe doch nötig, wie dir ohne weiteres Apg 10,44-48 und 19,1-5 zeigen.
Doch nun genug und übergenug! Aus Liebe zu den nie überflüssigen gesegneten Worten unseres teuren Herrn und darum aus Liebe zu den Seinen (1Joh 5,2.3; vergl. Frage 10)! mußte ich diese Ausführungen niederschreiben, betr. derer es mein Gebet ist, daß sie ein wenig dazu mithelfen, daß sich geliebte, teuer erkaufte, echt gläubige Leser der „Handreichungen“ finden, welche, sofern sie es nicht schon getan haben, aus Gegenliebe gegen den Herrn, der Sich Selbst für uns gab, das Wort des treuen, gehorsamen Kämmerers mitsprechen und ausleben lernen: „Was hindert mich, getauft zu werden?“
Der Herr gebe Gnade und Segen dazu! Seine Gnade genügt für uns in allem!
F. K.