Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Themen Artikel
Handreichungen Band 17 - Jahrgang 1932
Heb 11,5-6 - Henoch!Heb 11,5-6 - Henoch!
Laßt uns einige Verse aus Heb 11 lesen! Wie erquickend ist es, diese Männer des Glaubens anzuschauen, die Gott uns in Seinem Worte als Vorbilder vor Augen führt! Sie wandelten im Glauben, als sähen sie den Unsichtbaren - den lebendigen Gott. Was Gott sagte, das war ihnen Wirklichkeit. Sie forderten keinen sichtbaren Beweis für die Wahrheit Seines Wortes. Ihnen genügte es, daß Gott es sagte. Wie schwach fühlen wir uns in unserem Glaubensleben diesen Männern gegenüber! Wie wenig ist Gott uns wirklich der lebendige Gott, der noch nicht aufgehört hat, der Erhalter aller Menschen und insonderheit der Gläubigen zu sein (1Tim 4,10). Er hat noch Seine Hand in allen Dingen. Wie unsere Wege auch sein mögen und was auch in der Welt geschieht, die Zügel sind noch in Seiner Hand. Er überwaltet alles.
In Henoch sehen wir einen Menschen, der in dieser Welt mit Gott wandelte. Er ist der erste Mensch, von dem dies in der Schrift gesagt wird. Wir möchten staunen, daß so wenig in der Schrift von Henoch geredet wird, während wir doch über David, über Salomo und andere soviel berichtet finden. Nur viermal wird in dem Heiligen Buche Henochs Name genannt. Zuerst in 1Mo 5,18-24, wo uns in knappen Worten sein Leben berichtet wird, dann wird sein Name im Geschlechts-Register des Herrn in Lk 3,371 gefunden, sodann in Heb 11,5 und zuletzt in Jud 14.15. Das ist alles, was wir von Henoch in der Heiligen Schrift lesen. Die Länge seines Lebens betrug 365 Jahre. O, sagst du, ein langes Leben! Wenn wir uns aber erinnern, daß die Menschen vor der Sintflut ein fast tausendjähriges Alter erreichten, dann müssen wir sagen: ein sehr kurzes Leben!
Von seinem 65. Lebensjahre ab, lesen wir, wandelte Henoch mit Gott. Welch ein bedeutungsvolles Jahr muß dieses Jahr gewesen sein! Wunderbarer Tag, als er anfing, mit Gott zu wandeln! Dieser Tag war der Wendepunkt in seinem Leben, den wir in dem Sinne des Neuen Testamentes wohl als den Tag seiner Bekehrung bezeichnen können. Die Schrift sagt uns nichts Näheres über seine Bekehrung, aber sie berichtet uns das aus seinem Leben, was durch die Bekehrung bewirkt wird, nämlich, daß er nach dem Verlauf von 65 Jahren anfing, mit Gott zu wandeln. Eine völlige Wandlung fand in seinem Leben statt. Von jetzt an stand sein Leben im Gegensatz zu dem Leben seiner Zeitgenossen. Diese wandelten nicht mit Gott, und so konnte er von nun an nicht mehr mit ihnen wandeln. Sein Weg wurde einsam. Und wenn wir mit Gott wandeln, so wandeln wir abgesondert von dieser Welt. Ist das ein einsamer Weg? Nein, niemals! Wohl macht er uns einsam in bezug auf die Freundschaft der Welt, aber wir wandeln mit Gott, in der Gemeinschaft Seines Sohnes Jesus Christus, unseres Herrn , und haben Gemeinschaft mit allen, die im Lichte wandeln.
Brüder, wie steht es mit uns in bezug auf den Wandel mit Gott? Wenn wir nach den Grundsätzen dieser Welt und nach den Gewohnheiten der Menschen wandeln, so wandeln wir nicht mit Gott. Mit Gott wandeln heißt: in Übereinstimmung mit Ihm zu sein. Henoch verließ den Weg seiner Zeitgenossen und wandelte nach dem Willen Gottes. Wie verschieden mußte sein Leben von dem Leben seiner Zeitgenossen sein, denn sie waren „Gottlose“, die „gottlos“ die „Werke der Gottlosigkeit“ verübten! So werden sie uns in Jud 15 gekennzeichnet. Wie einsam unser Weg im Blick auf den Verkehr mit dieser Welt auch sein mag, er ist doch ein Weg des Segens, des Friedens und der Freude - ein Weg, auf dem wir das Zeugnis empfangen, Gottes Wohlgefallen zu besitzen.
Henoch empfing vor der Entrückung das Zeugnis, daß er Gott wohlgefalle. Es wird uns nicht gesagt, in welcher Weise er dieses Zeugnis empfing. Die Schrift berichtet nichts darüber, aber sie sagt uns, daß er das Zeugnis vor seiner Entrückung gehabt habe. Er muß es also in einer nicht mißzuverstehenden Weise empfangen haben. Glücklich der Mann, dem Gottes Geist nicht nur Zeugnis gibt, daß er ein Kind Gottes ist, sondern auch das Zeugnis, daß sein Werk und seine Wege Gott wohlgefallen! Als Henoch mit Gott wandelte, hatte er das Zeugnis, daß er Gott wohlgefalle. Gott gab es ihm, und Gott gibt es uns, wenn wir im Glauben wandeln. Gefällt unser Wandel Gott wohl? Welches Zeugnis gibt Sein Geist uns? Wie ernst sind diese Fragen! „Durch Glauben ward Henoch entrückt, damit er den Tod nicht sehen sollte, und er wurde nicht gefunden, weil Gott ihn entrückt hatte, denn vor der Entrückung hat er das Zeugnis gehabt, daß er Gott wohlgefallen habe.“ (Heb 11,5) Ohne allen Zweifel wußte Henoch vor seiner Entrückung, daß Gott ihn entrücken wolle, damit er den Tod nicht sehen sollte. Auch Elia und Elisa wußten es zuvor, daß Gott den Elia gen Himmel entrücken wollte, denn ehe dieses geschah, sagte bereits Elia: „Wenn du mich sehen wirst, wie ich entrückt werde ...“ (2Kön 2,10, Menge-Übers). Meinst du, daß Henoch nicht Gottes Absicht, ihn zu entrücken, wußte? Und hat Gott Geringeres mit uns vor? Wissen wir, daß wir dem Herrn entgegengerückt werden sollen in Wolken in die Luft? Welche Wirkung hatte dieses Bewußtsein auf Henoch? Sein Sinn war jetzt auf das gerichtet, was droben ist. Er wandelte mit Gott und wartete im Glauben auf den Tag seiner Entrückung. Sein Herz begehrte nichts mehr von den Dingen dieser Welt. Sein Leben, seine Freude, sein Glück waren, seinem Gott wohlzugefallen. O, daß es auch bei uns so sei!
Gott hatte Wohlgefallen an Henoch, und Gott hielt nicht zurück, ihm dies zu bezeugen. Welche Freude mußte das Bewußtsein des Wohlgefallens Gottes in Henochs Herz auslösen, aber andererseits auch, wie mußte seine Seele das Wesen dieser Welt gottwidrig empfinden! Und so wird es auch mit uns sein. Wenn wir das Wohlgefallen Gottes genießen, dann empfinden wir erst recht, welch einen Abscheu Gott vor den Dingen dieser Welt haben muß, die schon unserem Herzen zuwider sind. Können wir uns darüber wundern, daß Henoch diese Welt verurteilte und ihr das Gericht ankündigte? Er sieht den Herrn schon kommen „inmitten Seiner heiligen Tausende“, das Gericht über alle Gottlosen auszuführen. Einmal nahm Gott durch die Flut die Gottlosen hinweg und später nochmal einen Teil derselben durch das Feuer, welches auf Sodom und Gomorra herabfiel. Das Geschlecht der Gottlosen ist heute noch da. Ja, der Mensch rühmt sich heute nicht nur, „gottlos“ zu sein, der Name „Gottloser“ ist heute schon zum Bekenntnis geworden. Nie ist Christus, der Sohn Gottes, so verworfen, verachtet und der Heilige Geist verlästert worden wie in unseren Tagen! Aber das Gericht kommt sicher über all die „gottlosen Sünder“, die in harten Worten „wider Ihn geredet haben“.
Henoch wandelte inmitten dieser „Gottlosen“ mit Gott, schaute im Glauben nach der Stunde seiner Entrückung aus und bezeugte der Welt das kommende Gericht. Und dann kam für ihn plötzlich der herrliche Tag seiner Entrückung. „Er wurde nicht gefunden.“ Wie nahe mag der Tag sein, an dem auch wir dem Herrn entgegengerückt werden in Wolken in die Luft! Laßt uns bis dahin Nachahmer Henochs sein!
Wir erwähnten schon, daß Henochs Name im Geschlechtsregister des Herrn aufgeführt wird. Es ist köstlich, seinen Namen mit dem Namen des Herrn Jesus verbunden zu finden. Wohl uns, wenn unser Name mit Seinem Namen verbunden ist und Er Sich nicht schämt, uns Seine Brüder zu nennen!
Möchte Henochs Leben uns ermuntern zum Wandel mit Gott! Ihn in einer gottlosen Welt zu bekennen und Zeugnis von Seiner Gnade und von dem kommenden Gericht abzulegen! „Das Ende aller Dinge ist nahe gekommen.“ Laßt uns die Zeit auskaufen! Nicht mehr lange haben wir Gelegenheit, Ihm in dieser Welt, wo Er verworfen ist, durch ein Leben des Glaubens wohlzugefallen.
A. v. d. K.
1 Nachgeschriebener Vortrag auf der Berliner Konferenz 1931.↩︎