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Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Themen Artikel
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Handreichungen Band 14 - Jahrgang 1929
Mt 25,14-30 ; Lk 19,12-27 – „Talente“Mt 25,14-30 ; Lk 19,12-27 – „Talente“
An vielen Stellen der Schrift wird vom Lohn geredet. Der Herr will Lohn geben für jedes Werk, welches in Treue Ihm getan wurde. Unsere Werke werden einmal alle offenbar, geprüft und gerichtet werden, die Person des Gläubigen jedoch kommt nie ins Gericht. Der Herr Selbst sagt, wer an Ihn glaubt, wird nicht gerichtet, aber unsere Werke werden geprüft und alles, was mit unseren Werken in Verbindung steht, wird offenbar werden. Was in unserem Leben und Wirken im Widerspruch mit Gott stand, wird im Feuer des Gerichts verbrennen und Verlust für uns sein, während alles, was in unserem Leben zur Verherrlichung Gottes diente, am Richterstuhl Christi Belohnung finden wird.
Wir können Lohn empfangen, und wir können auch Lohn verlieren. Es ist so, als wenn ein Bauunternehmer einen Regierungsbau übernimmt. Am Tage der Bauabnahme wird derselbe geprüft, und wenn der Regierungs-Kontrolleur erklärt, daß er den Bedingungen der Regierung nicht entspricht, so erleidet der Bauunternehmer, statt daß er für seine Arbeit Lohn empfängt, den Verlust seiner Arbeit. Seine Zeit, sein Geld, seine Arbeit, alles ist verloren und ohne Gewinn für ihn; anderseits aber, wenn sein Werk die Prüfung besteht, empfängt er den Lohn für sein Werk.
Laßt uns noch etwas auf den Charakter des Lohnes eingehen, den der Herr Jesus den Seinigen geben wird.
Lohn ist nicht eine Vergeltung für unsere Gaben und Fähigkeiten, sondern Lohn ist Vergeltung für unsere Treue. Dies wird uns in Mt 25,14-30 und in Lk 19,12-27 gezeigt.
In der ersten Stelle gibt der König einem Knechte fünf Talente, einem anderen zwei und einem anderen ein Talent, „einem jeden nach seiner eigenen Fähigkeit“. Die Verteilung der Talente geschieht nach der Fähigkeit, aber nicht so der Lohn. Je nach unseren Fähigkeiten ist auch unsere Verantwortlichkeit; aber wie gesagt, nicht nach unseren Fähigkeiten empfangen wir Lohn, sondern nur nach der Treue, in welcher wir unseren Fähigkeiten entsprechend gehandelt haben. Als der König zurückkehrt, findet er, daß der Knecht, welchem er fünf Talente übergeben hat, damit gewirkt und andere fünf Talente gewonnen hat; ebenso war es auch bei dem, welchem er zwei Talente übergeben hatte; auch dieser hatte zwei gewonnen.
Und wie ist nun das Verhältnis des Lohnes? In beiden Fällen Wort für Wort gleich: „Wohl, du guter und treuer Knecht! über weniges warst du treu, über vieles werde ich dich setzen; gehe ein in die Freude deines Herrn.“ (Mt 25,21.23) In beiden Fällen hat jeder das ihm Anvertraute verdoppelt. Während der eine größere Verantwortlichkeit hatte, weil ihm mehr als doppelt soviel wie seinem Mitknechte anvertraut war, so hatten beide doch die ihnen gegebenen Gelegenheiten benutzt, und beide waren mit dem ihnen Anvertrauten gleich treu gewesen, und so empfangen sie auch gleichen Lohn.
Aber in der zweiten Schriftstelle (Lk 19,12-27) ruft der Herr seine zehn Knechte zu sich und gibt ihnen zehn Pfund in gleichen Teilen. Sie alle fingen an, mit einem gleichen Pfund zu wirken. Als der Herr zurückkommt, ruft er wieder seine Knechte zu sich, und des einen Pfund hatten zehn Pfund gewonnen. Sein Lohn erstreckt sich über zehn Städte. Des anderen Knechtes Pfund hatte fünf Pfund gewonnen und sein Lohn umfaßt fünf Städte.
In diesem Gleichnis ist der Fleiß und die Treue des einen Knechtes größer als die des anderen, und nach diesem Verhältnis ist auch der Lohn verschieden. Dies soll uns ein Ansporn sein zum treuen Gebrauch dessen, was unser Herr in Seiner souveränen Gnade uns anvertraut hat, und zugleich soll es uns bewahren, mit unseren Talenten nicht unzufrieden zu sein, wenn sie uns nicht so reichlich oder nicht so groß wie anderen zugeteilt sind. Andere mögen größere Talente empfangen haben, aber sie sind damit auch unter größere Verantwortlichkeit gestellt. Jeder aber hat in dem, was er empfangen hat, treu zu sein und mit Fleiß zu wirken.
Wir werden ermahnt: „Eifert aber um die größeren Gnadengaben.“ (1. Kor. 12,31) Und doch wird hinzugefügt: „Und einen noch vortrefflicheren Weg zeige ich euch.“ Was will der Apostel uns damit sagen? Wir sollen einander lieben. Ich mag Talente und Gaben haben, zu predigen und zu lehren, ich mag ein großes Einkommen haben und viele und große Summen für das Werk des Herrn geben; aber jemand kann lieben mit einem ganzen Herzen, selbst wenn sein Wissen und Portemonnaie sozusagen klein bezw. leer ist.
Und weiter, es kann sein, daß jemand größerer Gnade bedarf, treu zu sein, wenn er wenig hat, als wenn er viel hat. Jemand mag z. B. mit betendem und sich von seinem Besitz lösendem Herzen vor dem Herrn stehen, wenn er 100 Mark gibt, während er eine Mark kaum mit einem Gedanken darreicht. Ein Armer dagegen richtet vielleicht mit betendem Herzen seinen Blick in die Ewigkeit, um sein Herz von seinem Besitz zu lösen, wenn er eine Mark vor den Herrn hinlegt.
Der Lohn ist verbunden mit der Wiederkunft des Herrn in Seinem Reiche. Wir sollen mit Ihm in Seinem Reiche herrschen und regieren. Wenn wir jetzt mit Ihm leiden, werden wir alsdann auch mit Ihm herrschen. Unser Platz in dem Reiche wird bestimmt durch unsere Treue zu dem jetzt verworfenen Herrn , der dann über die Erde herrschen wird. Unser Platz im Himmel ist dagegen ganz aus Gnaden und hat nichts mit dem Lohn für das, was wir getan haben, zu tun. Unser Anrecht auf diesen Platz ist allein und ausschließlich das kostbare Werk des Herrn Jesus Christus. Jedes Kind ist dem Vater gleich teuer und lieb; dort gibt es keine Lieblinge, keine Bevorzugten. Wie köstlich ist der Gedanke, daß alles, was mit der Herrlichkeit zusammenhängt, aus Gnade, aus gerechter Gnade ist!
Das Reich steht in Verbindung mit Regierung und Herrschaft, einer Herrschaft der Gnade, während mit dem ewigen Zustande die Gnade und Herrlichkeit verbunden sind.
Nun laßt uns zum Schluß noch ein Wort der Schrift anfügen: „Wenn aber auch jemand kämpft, so wird er nicht gekrönt, wenn er nicht gesetzmäßig kämpft.“ (2Tim 2,5) Gott gebe uns Gnade, das uns anvertraute Gut als ein uns gegebenes Vorrecht anzusehen und jede uns gegebene Gelegenheit zu benutzen, um mit ganzem Herzen dem Herrn mit dem uns anvertrauten Talent zu dienen, so daß die Liebe und nicht der Lohn der Beweggrund aller unserer Arbeit für den Herrn sei.
P. (A v. d. K).
Erstellt: 06.04.2024 11:08, bearbeitet: 15.11.2024 17:24