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Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Themen Artikel
Handreichungen Band 12 -Jahrgang 1927
Vier Bedingungen für fruchtbaren Dienst
1Pet 1,10-12 - Die Inspiration der Schrift (1)1Pet 1,10-12 - Die Inspiration der Schrift (1)
„Über welche Errettung Propheten nachsuchten und nachforschten, die von der Gnade gegen euch geweissagt haben, forschend, auf welche oder welcherlei Zeit der Geist Christi, der in ihnen war, hindeutete, als Er von den Leiden, die auf Christum kommen sollten, und von den Herrlichkeiten danach zuvor zeugte. Welchen es geoffenbart wurde, daß sie nicht für sich selbst, sondern für euch die Dinge bedienten, die euch jetzt verkündigt worden sind ...“ (1Pet 1,10-12).
Unsere Schriftstelle gibt uns einen Blick in das Geheimnis und Wunder der Wortinspiration der Heiligen Schrift. Sie bekundet uns, daß die Propheten des Alten Testamentes die Bedeutung ihrer eigenen Niederschrift nicht verstanden, sondern darüber nachsannen und forschten.
Getrieben vom Heiligen Geiste schrieben sie Worte nieder, die sie weder selbst wählten, noch mit ihrem Verstande zu ergründen vermochten, sondern für deren Verständnis sie auf die Offenbarung des Heiligen Geistes angewiesen waren. Wie hätte sonst David schreiben können: „Sie haben Meine Hände und Meine Füße durchgraben“ (Ps 22,16). Oder: „Sie teilen Meine Kleider unter sich, und über Mein Gewand werfen sie das Los“ (Ps 22,18)? Welches Verständnis konnte er über diese Worte haben? Durch Offenbarung, und nicht durch ihren Verstand wurde es den Propheten „geoffenbart, daß sie nicht für sich selbst, sondern für uns (euch) die Dinge bedienten, die uns (euch) jetzt verkündigt worden sind“.
Hätten sie, ohne den Sinn zu verstehen, eine verständliche Schrift schreiben können, wenn die Worte ihnen nicht inspiriert worden wären? Wenn jemand aus sich selbst etwas schreiben würde, was er selbst nicht versteht, welch verworrenes Zeug würde solche Schrift enthalten. Ohne Wortinspiration hätten die Propheten die Heilige Schrift nicht schreiben können. Hat es je einen Nachkommen des gefallenen Adam gegeben, der uns aus sich selbst über Gott, über Gottes Gedanken, Pläne und Ziele, über zukünftige Dinge, über die Ewigkeit usw. hätte Mitteilungen machen können? Der Mensch vermag wohl in menschliche und irdische Dinge einzudringen, göttliche und ewige Dinge aber kann er mit den Kräften seines Verstandes nicht erforschen. Hierfür ist er auf Mitteilungen und Offenbarungen von Gott angewiesen. (Hiob 11,7; Jes 64,4).
Daß Gott den Menschen für den Empfang Seiner Mitteilungen bestimmt hat, geht schon aus seiner Erschaffung hervor. Ihn allein unter allen Wesen auf Erden rüstete Gott mit Vernunft aus. Damit gab Er ihm die Befähigung, Seine Offenbarungen aufnehmen zu können und Träger derselben zu sein. So allen anderen Geschöpfen auf Erden überlegen, im Bilde Gottes geschaffen, sollte er herrschen über die ganze Erde. (1Mo 1,26).
Wir Menschen gestalten und rüsten, was unseren Zielen dienen soll, seinem Zwecke entsprechend aus. Auch Gott hat mit den Geschöpfen Seiner Hand Ziele im Auge. Wenn Er unter allen Geschöpfen dieser Welt allein dem Menschen die Fähigkeit des Schreibens und Lesens gab, so läßt uns diese Ausrüstung schon erkennen, daß Er ihn dazu bestimmt hat, Sein Wort niederzuschreiben, zu lesen und zu beachten.
Wie aber kann Gott uns Seinen Willen kundtun?
Kann Gott reden?
Reden ist die Äußerung unserer Gedanken durch Worte. Kann der unsichtbare Gott zu Menschen reden? Der Gott der Philosophie ist ein stummer Gott, und manche sind der Philosophie zur Beute geworden. Der Mensch findet es ganz natürlich, daß er reden und seine Gedanken in Wort und Schrift ausdrücken kann; daß aber auch Gott solche Fähigkeit besitzen soll, das anzuerkennen sträubt sich der Mensch. „Der das Ohr gepflanzt hat, sollte Er nicht hören? Der das Auge gebildet, sollte Er nicht sehen?“ (Ps 94,9). „Wer hat dem Menschen den Mund gemacht? Oder wer macht stumm oder taub oder sehend oder blind? Nicht Ich, Jehova?“ (2Mo 4,11).
Uns ist es ein Kleines, unsere Worte in den Mund eines anderen zu legen; wenn aber Gott sagt, daß Er Seine Worte in unseren Mund legt (Jes 51,16; 59,21; Jer 1,9; 5,14), so kann die hohe Weisheit des Menschen dem Schöpfer die Fähigkeiten Seines Geschöpfes nicht zubilligen.
Wenn unser Kind sich seines Auftrages mit den Worten entledigt: „Mein Vater sagt ...“, so zweifelt kein Mensch daran, daß es die Worte des Vaters sind. Wenn die heiligen Männer Gottes aber sagen: „So spricht der Herr Jehova“ (Hes 3,27 u. a. m)., so erklären uns die Philosophen mit tiefgründigen Schlüssen, daß solches unmöglich sei und anders verstanden werden müsse. Und in dem Bewußtsein ihrer Weisheit und Überlegenheit fragen sie uns, ob wir noch so unaufgeklärt seien, zu glauben, daß Gott Sein Wort wie ein Rechtsanwalt dem Schreiber diktiert habe. Deshalb aber, weil diese klugen Leute meinen, daß dies ganz unmöglich sei, ist es noch lange nicht unmöglich. Warum sollte es unmöglich sein? Vermag Gott solches nicht? Was uns möglich ist, kann Er das nicht vollbringen? Und deshalb, weil ihr Verstand nicht hinreicht, zu begreifen, daß Gott auch noch in anderen Weisen zu reden vermag, deshalb ist Gottes Allmacht wahrlich nicht beschränkt, auf vielerlei Weise Seine Worte in den Mund Seiner Heiligen legen zu können!
Gott gebraucht unsere Weisheit nicht für Sein Tun. Als die Leute in Samaria Hungers starben, ließ Gott durch den Mund Elisas sagen, daß zwei Maß Gerste am nächsten Tage einen Sekel kosten sollten. (2Kön 7,1.2). Dem Unglauben erschien das auch unbegreiflich und unmöglich, und der Mann der Vernunft meinte, wenn dies geschehen solle, müsse Gott Fenster am Himmel machen und die Gerste herabschütten. „Der im Himmel thront, lacht ihrer ...“ (Ps 2,4). Er konnte auf mancherlei Weise dem Volke Brot geben, und ebenso haben auch die, die das Wunder der Wortinspiration verneinen, zu lernen, daß Gott „auf mancherlei Weise ehedem zu den Vätern geredet hat in den Propheten“. „Was bei Menschen unmöglich ist, ist möglich bei Gott.“ (Heb 1,1; Lk 18,27). Leugnen wir die Wortinspiration der Heiligen Schrift, so helfen wir dem Feinde, Gott aus der Schöpfung zu entfernen.
Wie einfach ist alles für den Gläubigen, der Gott in Seiner Unumschränktheit schaut und sich allein auf das göttliche Zeugnis stützt. Er bedarf keiner weiteren Beweise. Ihm ist es genug, zu wissen, daß heilige Männer Gottes redeten, getrieben vom Heiligen Geiste (2Pet 1,21). Aber Gott sagt uns noch mehr. Er sagt uns nicht nur, daß diese Männer vom Heiligen Geiste inspiriert wurden, sondern auch, daß die „Schrift“, die sie niederschrieben, inspiriert wurde: „Alle Schrift ist von Gott eingegeben (inspiriert)“.
Paulus sagt nicht, „der Sinn aller Schrift“ oder „die in der Schrift enthaltenen Gedanken“ seien von Gott eingegeben, sondern „alle Schrift“, das Geschriebene, ist von Gott eingegeben. Dies ist ein unwiderlegbares, klares Zeugnis der Eingebung der Worte der Schrift. Wenn die „Schrift“ eingegeben ist, so müssen notwendig die Worte eingegeben sein, denn eine Schrift ist nichts anderes als geschriebene Worte. Die heiligen Männer redeten so, wie sie getrieben wurden vom Heiligen Geist. Sie wählten sich nicht die Worte selbst, in denen sie sich ausdrückten, sondern diese wurden ihnen vom Heiligen Geiste eingegeben. Ihr Sinn und ihre Gedanken wurden so von Ihm beherrscht und geleitet, daß sie die Worte niederschrieben, die Er geschrieben haben wollte.
Wenn Paulus in dem vorhergehenden Vers 2Tim 3,15.16 sagt, daß Timotheus von Kind auf die heiligen Schriften gekannt habe, so sind damit natürlich die alttestamentlichen Schriften gemeint. Wenn der Apostel alsdann aber hinzufügt: „Alle Schrift“, so schließt dieses Wort nicht nur die alttestamentlichen Schriften, sondern auch die von den Aposteln geschriebenen Schriften ein. Die apostolischen Schriften wurden schon in jener Zeit, wie wir aus 2Pet 3,16 lernen, mit zu den „Schriften“ gezählt. Wir lesen von den Schriften des Paulus: „Wie auch in allen seinen Briefen, wenn er in denselben von diesen Dingen redet, von denen etliche schwer zu verstehen sind, welche die Unwissenden und Unbefestigten verdrehen, wie auch die übrigen Schriften, zu ihrem eigenen Verderben.“
Und in 1Kor 2,13 lesen wir, daß die Apostel die uns von Gott geschenkten Dinge nicht verkündigt haben „in Worten, gelehrt durch menschliche Weisheit, sondern in Worten, gelehrt durch den Geist“. Damit wird uns deutlich gesagt, daß sie ihre Worte nicht durch Nachdenken in menschlicher Weisheit fanden oder wählten, sondern daß sie ihnen vom Heiligen Geiste eingegeben wurden.
So sehen wir es auch am Pfingsttage, als die Jünger in anderen Sprachen redeten. Sie redeten, wie der Geist ihnen gab auszusprechen (Apg 2,4). Es kann gar nicht deutlicher ausgedrückt werden, daß sie die Worte durch den Heiligen Geist aussprachen. Wenn Gott uns sagt, daß Er „durch den Mund Davids“ oder „durch den Mund Seiner heiligen Propheten“ geredet habe, so sagt Er uns damit, daß Er der Redende war und die Propheten nur Sein Mund waren, und daß die Worte somit tatsächlich Gottes Worte waren, denen nichts hinzugefügt noch abgetan werden durfte. (Apg 1,16; 3,18.21; 4,25; 28,25; Mk 12,36; Lk 1,70. - 1Thes 2,13; Eph 6,17; Röm 3,2; Heb 5,12; Off 17,17. - 5Mo 4,2; 12,32; Off 22,18.19).
Wie hätte Mose sonst schreiben können: „Im Anfang schuf Gott die Himmel und die Erde“ (1Mo 1,1). Er schrieb nicht, er nehme an, daß Gott im Anfang die Himmel und die Erde schuf, sondern er schrieb die Tatsache, daß es so war. Wie konnte er das wissen? Der Psalmist schreibt: „Durch Jehovas Wort sind die Himmel gemacht, und all ihr Heer durch den Hauch Seines Mundes“. „Er sprach, und es war; Er gebot, und es stand da.“ (Ps 33,6.9). Und wieder fragen wir: Wie konnte er das wissen? Und nachdem Mose berichtet hat, daß Gott die Himmel und die Erde schuf, bezeugt Jesaja: „Nicht als eine Öde hat Er sie geschaffen; um bewohnt zu werden, hat Er sie gebildet“ (Jes 45,18). Und weiter berichtet Mose: „Und die Erde war wüst und leer, und Finsternis war über der Tiefe; und der Geist Gottes schwebte über den Wassern“ (1Mo 1,2). Woher wußten Mose und der Psalmschreiber und Jesaja alle diese Dinge, die vor der Zeit des Menschen geschahen? Wer vermochte solches zu sagen als Gott allein?
Wie kam Mose dazu, in dem ersten Satz seines Schöpfungsberichtes „Im Anfang schuf Gott die Himmel und die Erde“ das Wort „Gott“ in der Mehrzahl und „Himmel“ in der Zweizahl und „schuf“ in der Einzahl zu schreiben? Aus der Sprachkunde oder von den Sprachkundigen erfahren wir, daß die hebräische Sprache drei Formen: Einzahl, Zweizahl und Mehrzahl hat. Wir in unserer Sprache unterscheiden dagegen nur zwei Formen: Einzahl und Mehrzahl, so daß mit zwei bei uns schon die Mehrzahl beginnt. In der hebräischen Sprache aber müssen für den Gebrauch der Mehrzahl mindestens drei sein. Wenn Mose nun das Wort „Gott“ in der Mehrzahl schrieb, so mußten mindestens drei darin eingeschlossen sein, so daß wir in diesem zum ersten Male niedergeschriebenen Worte „Gott“ schon einen Hinweis auf die unausforschliche Dreieinigkeit finden dürfen.
Und wiederum, während Mose das Wort „Gott“ in der Mehrzahl schrieb, schrieb er doch nicht „schufen“ (Mehrzahl), sondern „schuf“ (Einzahl), womit wieder zum Ausdruck gebracht ist, daß Gott „ein einiger Gott“ ist. (5Mo 6,4; Mk 12,29; Röm 3,30; 1Kor 8,4).
Und das Wort „Himmel“ schrieb er in der hebräischen Zweizahl, während die Schrift doch von einem dritten Himmel redet (2Kor 12,2), den wir als die Stätte der unmittelbaren Gegenwart Gottes annehmen dürfen. (Heb 9). Mose aber beschreibt das Schöpfungswerk Gottes, und somit konnte er nur von zwei Himmeln, dem Lufthimmel, der unsere jetzige Erde mit Wolken umgibt, und dem Sternenhimmel, diesem gewaltigen Raum mit seinen unzählbaren Sternen, berichten. Der dritte Himmel der allerheiligsten Gegenwart Gottes konnte in den Schöpfungsbericht nicht aufgenommen werden.
Wie mathematisch genau ist doch Gottes Wort! Wie aber vermochte Moses jedes einzelne Wort in solcher Genauigkeit und Feinheit zu bestimmen (zumal es sich um Dinge handelte, über die er durch seinen Verstand nichts wissen konnte), wenn ihm die Worte nicht inspiriert, „eingegeben“ worden wären? Und solche Beispiele der Genauigkeit ließen sich mit Leichtigkeit vermehren. So trägt die Schrift das Zeugnis der Wortinspiration in sich selbst.
Wie oberflächlich gehen doch manche Kinder Gottes über die Schärfe und Feinheit der Schrift hinweg, ja, suchen sogar ihre Oberflächlichkeit mit einem Schriftwort, wie z. B. „Der Buchstabe tötet“, zu bedecken und offenbaren damit zu ihrer Oberflächlichkeit und Unehrerbietigkeit auch noch ihre Unwissenheit, wenn nicht gar eine gewissenlose Schriftverdrehung.
Der Herr und Seine Apostel gingen an diesen Feinheiten der Schrift nicht vorüber, ja noch mehr, sie gründeten auf solche oft sogar ihre Beweisführung. Z. B. die ganze Beweisführung des Herrn in Joh 10,34.35 ruhte auf dem einen Worte „Götter“. Und bei dieser, sich auf die Genauigkeit der Schrift gründenden Beweisführung fügte Er das Wort hinzu: „Und die Schrift kann nicht aufgelöst (Luther: gebrochen) werden.“ Welch eine Ehrfurcht vor dem Schriftwort drückt sich in diesem Worte des Herrn aus!
Und Paulus in Gal 3,16 gründet gleichfalls seine Beweisführung auf ein einziges Wort, und zwar darauf, daß dasselbe in der Einzahlform und nicht in der Mehrzahlform geschrieben stand. Wie hätte der Herr und Seine Apostel in solcher Weise die Schrift anerkennen können, wenn die Worte derselben nicht inspiriert wären?
Wohl haben auch Worte und Taten von bösen Menschen, die nicht vom Heiligen Geist gewirkt wurden, ja, selbst
Worte des Teufels in der Schrift
Aufnahme gefunden. Deshalb nun, weil sie in der Schrift angeführt sind, zu sagen, daß auch solche Worte dem Betreffenden von Gott eingegeben sein müßten, ist eine ganz sinnlose Behauptung, denn nicht ihre Worte waren inspiriert, wohl aber der Bericht ihrer Worte. Diese göttlich inspirierten Berichte verbürgen uns die Wahrheit. Alles in der Schrift Geschriebene (selbst die Mitteilungen solcher Worte) ist zu unserer Belehrung niedergeschrieben und von Gott eingegeben. Auch Paulus, als er über die Frage der Heirat schrieb, machte einen Unterschied zwischen dem, was er als seine eigene Meinung und dem, was er als ein Gebot vom Herrn schrieb. Er wurde inspiriert, seine Meinung, sein geistliches Urteil als einer, der vom Herrn begnadigt war, treu zu sein, abzugeben (1Kor 7,6.10.12.25). v. d. K.
(Fortsetzung folgt, s. G. w.)!