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Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Themen Artikel
Handreichungen Band 23 - Jahrgang 1938
1Joh 2,15-17 – Der Christ und die Welt (Gedanken)1Joh 2,15-17 – Der Christ und die Welt (Gedanken)
1Im 1. Johannes-Brief war es Aufgabe des Apostels, im Blick auf die antichristlichen Lehrer seiner und unserer Zeit das Wesen wahren, lebendigen, positiven Christentums, seine Entfaltung und sieghafte Bewährung gegenüber allem falschen Christentum und toten Bekenntnis klar ins Licht zu stellen. Die göttliche Grundlage dafür aber und der Hauptgedanke des Briefes ist nach Kap. 5,11 u. 12 die Tatsache, „daß Gott uns ewiges Leben gegeben hat; und dieses Leben ist in Seinem Sohne. Wer den Sohn hat, der hat das Leben, wer den Sohn Gottes nicht hat, hat das Leben nicht“. Wahres Christentum ist daher nichts weniger als der Besitz göttlichen, ewigen Lebens, das der Sohn Gottes, der von Anfang beim Vater war und zu uns herabkam, geoffenbart hat. Wer sich dem Fürsten des Lebens glaubend unterwirft, empfängt durch Seinen Heiligen Geist dieses neue ewige Leben und erfährt seine gesegneten Wirkungen nach zwei Richtungen:
1. Wiedergeburt zu einem neuen Menschen, zu einem Kinde Gottes; Einführung in die Gemeinschaft mit dem Vater und dem Sohne und damit in völlige Freude, weil das Herz in Gottes Liebe ruht. Diese Liebe beeinflußt, bildet und bestimmt nun das ganze Leben des Kindes Gottes. Sie weckt und wirkt die Liebe zu Gott und zu den Brüdern.
2. Der Gläubige erkennt von dem Lichtsstandpunkt Gottes in Christo aus alle Dinge in ihrem wahren Ursprung und Charakter und sieht klar die ernsten Wirklichkeiten, die unüberbrückbaren Gegensätze zwischen Licht und Finsternis, Vater (Gott) und Welt, Sohn (Christus) und Teufel, Fleisch und Geist. Die göttliche Verbundenheit hebt ihn heraus und empor und trennt ihn von allen gottwidrigen Elementen. Sie befähigt ihn zu sieghafter Überwindung und zur Offenbarung des Lebensreichtums Christi, zur Ehre Gottes und zum Segen der Menschheit. In dieser Entfaltung des neuen ewigen Lebens offenbart der Gläubige positives Christentum und reift wachstümlich zum geistlichen Jüngling und Vater in Christo heran.
Dem Wiedergeborenen sagt nun das Wort Gottes, daß er durch den Tod Christi nach dem Willen Gottes aus der gegenwärtigen bösen Welt herausgenommen ist (Gal 1,4), daß er errettet ist von der Gewalt der Finsternis und versetzt in das Reich des Sohnes der Liebe Gottes (Kol 1,13 u. 14), daß er mit Christo den Elementen der Welt gestorben ist (Kol 2,20) und daß er sinnen soll auf das, was droben ist, nicht auf das, was auf der Erde ist (Kol 3,2). Mit und in Christo ist jetzt schon droben der Platz des Gläubigen, den er durch den Heiligen Geist im Glauben einnehmen darf. Wenn auch mit den Füßen noch in der Welt, ist er doch der geistlichen Zugehörigkeit und dem Charakter nach nicht von der Welt.
Als solcher wird er von den Weltbeherrschern dieser Finsternis, von den geistlichen Mächten der Bosheit in den himmlischen Örtern bekämpft (Eph 6,12). Der Teufel geht darauf aus, ihn auf dem Wege durch diese Welt hin zum himmlischen Ziel aufzuhalten, ihm Blick und Herz von dem Reichtum der Liebe und Segnungen Gottes, ja von Christus Selbst abzulenken und ihn seiner Zeugen- und Kampfkraft zu berauben. Er will ihn in den Bann des Sichtbaren, Irdischen ziehen und sucht mit viel List immer wieder etwas neben und außer Christo seinem Herzen und Geist vorzustellen, groß und begehrenswert zu machen, um ihn dadurch aus dem Genuß der Lebensgemeinschaft mit Christus und aus der göttlichen Lebensherrschaft herauszulocken. Kein Wunder, daß gerade die, die „Jünglinge“ im Glaubensleben sind, mit den Worten „Liebet nicht die Welt ...!“ vor der List des Feindes gewarnt werden!
Nicht Weltflucht oder Nichtachtung und Ablehnung der von Gott geschenkten irdischen Güter und menschlichen Errungenschaften soll damit ausgesprochen sein, auch nicht die Verurteilung der Freude an allem Schönen und Großen in Gottes Weltschöpfung, sondern die Gefahr der irdischen und fleischlichen Gesinnung (1Kor 3,22 u. 23). Die Welt, die noch in dem Gläubigen durch seine alte Natur, sein Ich-Wesen, vorhanden ist, will der Feind als Angriffspunkt und Operationsbasis gegen ihn benutzen, indem er dieser Natur Nahrung und Befriedigung durch die sichtbaren, vergänglichen Dinge anbietet, damit das neue Leben vernachlässigt und geschädigt werde. Verharrt nun das Kind Gottes nicht im wachsamen Glaubenskampf, im Gebet und in der Ablehnung seiner natürlichen fleischlichen Neigungen und Triebe, ist Christus nicht mehr der genügsame Gegenstand, die Lust und Freude seines Herzens, dann wird er durch fremde Stimmen, Bilder und Einflüsse unnüchtern gemacht, gefangengenommen und von der Höhe der geistlichen Freiheit, Freude und Kraft in unheilige Atmosphäre und Sünde gezogen. Daher die ernste Ermahnung in Sprüche 4,23! Es gilt vor allem, die eigne Welt des alten Lebens nicht zu lieben und nichts zu dulden, was sich von innen oder außen zwischen den himmlischen Bräutigam und mein Herz eindrängen will. Liebe ist vertrauensvolle Verbindung und Hingabe, die Gott bei Seinen Heiligen ganz für
Sich beansprucht, um sie als Zeugen und Segensträger der verlorenen Welt gegenüber gebrauchen zu können. Nur in der richtigen Stellung und Liebe zu Gott in Christo gewinnen wir die richtige Stellung und Liebe zum Geschöpf.
Die. Welt lieben heißt, sich innerlich einlassen und verbinden mit einer unheiligen Lebensatmosphäre, Befriedigung in Augenlust, Fleischeslust und Hochmut des Lebens suchen und somit gegen 2Kor 6,14-18 und Röm 12,2 handeln. Ein solcher Gläubiger gibt die durch das Kreuz gewirkte und geschenkte Freiheit und göttliche Absonderung auf und stellt sich in Gegensatz zu Ihm, weil das Wesen der Welt und des Fleisches gegen das Wesen Gottes und Seinen Heiligen Geist ist. Er geht des Genusses der Liebe des Vaters verlustig und fällt unter das Urteil von Jak 4,4-10.
Je mehr der Herr naht und damit das Ende, um so tätiger ist der Fürst dieser Welt, und um so schwieriger sind die Proben für den Glauben. Daher ist auch ein Stehen und Wandeln in der Gegenwart Gottes und in Seiner Kraft um so nötiger, um nicht im Strom der Zeit fortgerissen und verschlungen zu werden; unentbehrlich und wertvoll auch die gegenseitige Gemeinschaft, die Fürbitte und das ermunternde Vorbild der Heiligen. - Welch armseliger Schluß aber eines verweltlichten Christenlebens: wohl errettet, aber ohne Ewigkeitsfrucht! Nicht durch das, was vergeht und für die Ewigkeit wertlos ist, die Welt und ihre Lust, kann ein Kind Gottes glücklich sein und vorankommen, sondern allein durch die treue Beachtung und Verwirklichung des Willens Gottes.
Möge uns dies zur ernsten Selbstprüfung führen, gerade heute, in den Tagen der Vermischung und Verwischung, in der letzten Stunde vor dem Einbruch des Antichristen. Die Zeit ist gedrängt, verkürzt. Wie verwenden und verwerten wir unsere uns noch geschenkten Gnadentage, unsere vielleicht wenigen freien Stunden und Minuten? Prüfen wir alles an dem Worte Gottes? Haben wir noch das Zartgefühl für die Stimme des Heiligen Geistes, um unterscheiden zu können, was von unten und was von oben ist? Oder haben wir irgendwie die göttlichen Gegensätze überbrückt, die heiligen Grenzen verrückt, den schmalen Weg breiter gemacht? Haben wir uns vom Geist der Welt und von ihrem Wesen anstecken und beflecken lassen? Mit wem pflegen wir Umgang und Freundschaft? Was atmen die Schriften, die wir lesen, die Unterhaltungen, die Freuden und Erquickungen, die wir suchen und genießen? Wird unser Glaubensleben und die Gemeinschaft mit dem Herrn dadurch vertieft, oder geht es uns wie Simson, der seine göttliche Kraft im Verkehr mit der Delila verloren hatte und es noch nicht einmal merkte?! Wie schnell wirkt das Gift der Welt und der Sünde!
Was der Welt und dem Volke Gottes heute not tut, sind Glaubenspersönlichkeiten wie ein Daniel, der auch auf dem Wege der Leiden seinem Gott glaubenstreu und gehorsam war und daher Seine wunderbare Durchhilfe und die Achtung der ungläubigen Umgebung erfahren durfte. So kann und muß auch heute die Welt durch unsere, der Gläubigen besondere Leistungsfähigkeit und Treue wie auch durch ein entschiedenes Glaubensleben überzeugt werden, daß wir wahre Christen sind, hinter denen der lebendige Gott steht, der Sein Wort und Seine Verheißungen in unserem Leben wahr machen will. - Sollte der Herr aber dir und mir sagen müssen: „Ich habe wider dich, daß du die erste Liebe verlassen hast!“ (Off 2,14), dann laßt uns in Eile gründlich Buße tun, denn der Herr kommt bald - und Sein Lohn mit Ihm!
A. Wettach sen.
Ohne Gott - ankerlos!
Vor Gott - arm und bloß!
In Gott - reich und groß!
1 Dieser Artikel sollte aber auch unbedingt von den älteren Gläubigen beachtet werden!
Die Schriftl.↩︎