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Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Themen Artikel
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Handreichungen Band 23 - Jahrgang 1938
Mt 11,11 – Ein Großer im Reiche GottesMt 11,11 – Ein Großer im Reiche Gottes
„Wahrlich, Ich sage euch, unter den von Weibern Geborenen ist kein Größerer aufgestanden als Johannes der Täufer.“ (Mt 11,11)
Die Menschheit beschäftigt sich gern mit großen Männern und wird nicht müde, in ihrem Leben Züge der Größe zu finden. Die Schrift bezeichnet im allgemeinen den natürlichen Menschen nicht als „groß“. Aber von Johannes sagt der Herr, daß, wenn es einen „Großen“ unter den natürlichen Menschen gegeben hat, er es gewesen sei. Ohne Zweifel war er ein genialer Führer und Organisator. Er führte, als „die Zeit erfüllet war“, nicht nur die Juden, sondern die Menschen überhaupt dorthin, wo sie hingelangen mußten: zur Buße.
Johannes der Täufer führte deshalb mit so ungeheurer Sicherheit, weil er selbst voranging und nur das Ziel vor Augen hatte. Was er zurückließ, Religion und Frömmigkeit, mehr oder weniger dem Schein unterworfen und der Wahrheit entbehrend, bedeutete für ihn nichts. Ihm erschien wahre Buße allein notwendig.
Nichts anderes bewegte sein Herz. Damit erkannte er alles, was ein natürlicher Mensch vor Gott erkennen kann.
Wie schnell wird auch im Christentum - die Gemeinschaftsbewegung macht darin keine Ausnahme - die Buße übersehen oder, wenn sie da war, vergessen. Weil wir in bezug auf unser menschliches Dasein so wenig Bußfertigkeit im Herzen tragen, sind wir auch als Kinder Gottes leicht geneigt, Altgewordenes festzuhalten. Das einzige, was Johannes aus der alten Ordnung mitnahm, war ein bußfertiges Herz; damit ging er in die Wüste und empfing auch dort die Bestätigung durch die Menschen, die ihn als Führer anerkannten, indem sie zu ihm hinauskamen, um sich taufen zu lassen. Johannes unterschied klar zwischen echter und unechter Buße (Mt 3,7-10). Unser Blick über Buße ist oft recht getrübt. Aus falscher Buße entwickelt sich eine falsche Bekehrung.
Johannes besaß durch seine von Gott anerkannte Größe auch eine ungemein große Stellung auf religiösem Gebiet. Nie hat ein Mensch wieder eine solche Stellung besessen. Priester und Leviten hätten ihm gern die Gelegenheit verschafft, sie zu mißbrauchen und sich damit zu schmücken. (Joh 1,19-27)
Das Fleisch schmückt sich gern mit göttlichen Dingen, wenn es ihrer habhaft werden kann. Priester und Leviten stellen in dieser Beziehung bereitwilligst ihre Dienste zur Verfügung. Johannes aber begehrte das alles nicht. Er wich - mit all seiner Größe und Stellung - mit Freuden zurück, um einem Besseren und Größeren Platz zu machen. Er begnügte sich bereitwilligst damit, Teilhaber an der Freude des Bräutigams als dessen Freund zu sein. Der Herr will, daß wir durch unseren Dienst immer klarer in die Stellung von Freunden gelangen (Joh 15,15). Diese Freundschaft war bei Johannes so groß, daß er den Gipfelpunkt seiner Freude in seinem Rücktritt erblickte, damit der Bessere in die Erscheinung träte.
Johannes war groß und blieb groß, auch als er dem Größeren den Platz einräumte. Jeder Zweifel an der Person des Herrn war zum Schweigen gebracht; wahre Freude führte alles in seinem Inneren einer göttlichen Reife entgegen (Joh 3,29). Auch wir und unser Dienst müssen zurücktreten vor der Person des Herrn, damit Er geschaut werde. Wenn wir es freiwillig und gern tun, wird es gesegnet sein. In Off 19,17-21 sehen wir die, die nur gezwungen zurücktreten. Dort kann nur Verderben folgen.
Möchte unser Dienst vor antichristlichem Charakter durch die Gnade des Herrn bewahrt sein und bleiben! Nicht der Anspruch hoher Wahrheiten schützt uns davor, sondern allein die Hingabe an den Herrn. v. Rohr-Levetzow.
Erstellt: 25.05.2024 15:42, bearbeitet: 04.10.2024 18:02