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Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Themen Artikel
Handreichungen Band 23 - Jahrgang 1938
Lk 4,1 – Das Verhältnis des Herrn Jesus zum Heiligen Geist als Beispiel für die Diener des HerrnLk 4,1 – Das Verhältnis des Herrn Jesus zum Heiligen Geist als Beispiel für die Diener des Herrn
„Und auf Ihm wird ruhen der Geist Jehovas.“ (Jes 11,2) „Ich habe Meinen Geist auf Ihn gelegt.“ (Jes 42,1) „Der Geist des Herrn, Jehovas, ist auf Mir.“ (Jes 61,1)
Hier haben wir drei merkwürdige Weissagungen in bezug auf das Verhältnis des Heiligen Geistes zu unserem Herrn oder umgekehrt. In der ersten Stelle ist es, als ob wir die Stimme des Heiligen Geistes Selbst wahrnehmen, denn der Geist redet durch den Propheten Jesaja. In der zweiten Stelle hören wir die Stimme unseres Gottes. In der dritten Weissagung hören wir den Herrn Jesus Selbst. Also die ganze Dreieinigkeit gibt Zeugnis von dieser wunderbaren Tatsache, daß der Heilige Geist in besonderer Weise auf dem Herrn Jesus als Mensch in dieser Welt ruhte. Alles, was Er als Mensch tat oder lehrte, tat Er nicht aus Sich Selbst, sondern in Abhängigkeit von Seinem Vater, in der Kraft des Heiligen Geistes. (Vgl. Joh 8,28; 12,49; 14,10; Lk 4,1.14; Mt 12,28; Apg 1,2)
Das wunderbare Ereignis des Herabfahrens des Heiligen Geistes auf Ihn berichten alle vier Evangelien. Erst nachdem der Heilige Geist auf Ihn gekommen war, trat Er Seinen öffentlichen Dienst an. Über das frühere Leben des Herrn vor dem Herabkommen des Heiligen Geistes auf Ihn wird uns wenig gesagt. Wir lesen nur, wie Er als zwölfjähriger Knabe im Tempel war und daß Er zunahm an Weisheit, Größe und Gunst bei Gott und Menschen, aber nirgends, wie zuweilen gesagt wird, finden wir, daß Er Wunder tat, Teufel austrieb oder Reden gehalten hätte. Erst als der Heilige Geist auf Ihn gekommen war, begann Er Sein großes Werk, das mit Seinem Opfertode am Kreuze endete.
Dieses sichtbare Herabfahren des Heiligen Geistes auf Ihn berichten, wie gesagt, alle vier Evangelien. Als der Herr nach Seiner Taufe aus dem Wasser heraufstieg und betete, teilten sich die Himmel, und der Geist kam sichtbar in leiblicher Gestalt wie eine Taube auf Ihn herab, und aus dem Himmel erscholl eine Stimme: „Du bist Mein geliebter Sohn, an Dir habe Ich Wohlgefallen gefunden.“ Nun begann Er, voll Heiligen Geistes, als Mensch hienieden, den vor den Zeitaltern gefaßten Liebesratschluß Gottes zu vollbringen. Wir lesen Lk 4,1: „Jesus aber, voll Heiligen Geistes, kehrte vom Jordan zurück und wurde durch den Geist in der Wüste vierzig Tage umhergeführt, indem Er von dem Teufel versucht wurde.“ Nach völligem Sieg über den Teufel kehrte Er in der Kraft des Geistes nach Galiläa zurück. In der Synagoge von Nazareth wird Ihm das Buch des Propheten Jesaja gereicht. Er liest die Stelle, wo geschrieben war: „Der Geist des Herrn ist auf Mir“ (Lk 4,18), und erklärt: „Heute ist diese Schrift vor euren Ohren erfüllt.“ Seine Worte durchbohrten gleich Pfeilen, „die im Herzen der Feinde des Königs scharf sind“ (Ps 45,5), die dicke Kruste der Selbstgerechtigkeit und Selbstzufriedenheit Seiner Zuhörer. Von Wut erfüllt stießen sie Ihn zur Stadt hinaus, um Ihn hinabzustürzen.
Was der Herr auch tat, alles geschah in der Kraft des Heiligen Geistes. Er Selbst wies in Mt 12,28 die Pharisäer darauf hin, indem Er sagte: „Wenn Ich aber durch den Geist Gottes die Dämonen austreibe, so ist also das Reich Gottes zu euch gekommen.“ Es ist auch lehrreich, daß in diesem Kapitel (V. 18) die Weissagung aus Jes 42,1-4 angeführt wird, in der Gott Selbst bezeugt: „Ich werde Meinen Geist auf Ihn legen.“ Es war also eine Lästerung des Geistes (eine Sünde, für welche es keine Vergebung gibt), die herrlichen Taten des Herrn durch den Heiligen Geist dem Obersten der Dämonen zuzuschreiben!
Wir kommen nun zu dem größten Werke des Herrn, das der beschränkte Verstand des Menschen niemals zu erfassen vermag, nämlich zu dem Werke der Erlösung am Kreuze. Auch von diesem wunderbaren Werke steht geschrieben, daß Er „durch den ewigen Geist Sich Selbst ohne Flecken Gott geopfert hat“ (Heb 9,14). Gar viele denken, daß unser Herr, als Er das schwere Werk vollbrachte, nur leidend duldete, Selbst aber untätig war. Diese zur Anbetung rufende Stelle aber zeigt uns, daß Er auch tätig war, und zwar durch den ewigen Geist. Mit tiefer Huldigung betrachten wir es, obwohl wir nur einen schwachen Begriff von der Tragweite und Bedeutung desselben haben.
Auch noch nach der Auferstehung des Herrn lesen wir, daß Er den Aposteln, die Er Sich auserwählt, durch den Heiligen Geist Befehl gab. (Apg 1,2) Selbst als der siegreiche Herr handelte Er hienieden in der Kraft des Heiligen Geistes.
Wenn diese Tatsache uns so oft und nachdrücklich durch die Schrift vor Augen gestellt wird, so sehen wir, wie wichtig sie ist - viel wichtiger als wir denken. Und warum? Weil wir, die Nachfolger des Herrn, in Seine Fußtapfen treten sollen.
Wenn der Herr alles in der Kraft des Geistes unternahm und Sich völlig unter Seine Leitung und Führung stellte, wieviel mehr haben wir dann als Seine Jünger und Seine Knechte es nötig, unseren Dienst in der Kraft des Geistes zu tun! Dem Herrn gelang alles wohl, jedes Wort Seines Mundes war vollkommen, siebenmal geläutert. Niemals, auch nicht im Geringsten brauchte Er es zu ändern oder zu korrigieren. Nie mißlang Ihm ein Werk. Vollkommen gemacht, „ist Er allen, die Ihm gehorchen, der Urheber ewigen Heils geworden“. (Heb 5,9)
Nun verstehen wir auch, warum der Herr nicht wollte, daß Seine Jünger ihren Dienst als Seine Zeugen in der Welt eher anfangen sollten, bis sie mit Kraft aus der Höhe angetan waren (Lk 24,49). Wohl haben wir nicht eine neue „Ausgießung des Heiligen Geistes“ zu erwarten, denn diese ist für das Zeitalter der Heraussammlung der Gemeinde aus der Welt ein für allemal geschehen. Der Heilige Geist ist jetzt tatsächlich hienieden wohnend in den Gläubigen. Und doch, wie manchen Dienst haben Knechte des Herrn im Laufe der Jahrhunderte und heute noch, ohne durch den Heiligen Geist geleitet zu sein, angefangen. Wie oft haben sie die ganze Nacht sich bemüht und nichts gefangen! (Lk 5,5; Joh 21,3) Wie viele Predigten und Ansprachen werden wirkungslos gehalten - wie oft wird Gläubigen mit dem Worte gedient und die Zuhörer werden im Glauben, in der Liebe oder der Heiligung nicht weitergeführt! Wie oft sind unsere Pfeile stumpf und durchdringen nicht den Panzer der Gleichgültigkeit!
Wo steckt der Fehler? Ist es nicht, weil wir in eigener Kraft etwas tun wollen und nicht in der Kraft des Heiligen Geistes? Der Herr hat uns auch in dieser Hinsicht ein Beispiel hinterlassen, daß wir Ihm nach, ja, in Seinen gesegneten Fußtapfen wandeln sollen. Er hat alles durch den Heiligen Geist getan, und alles ist Ihm gelungen. Das Wort zeigt dieses ganz klar. Wir Gläubigen müssen immer wieder diese Lektion lernen, ja, müssen nicht nur lernen, daß wir ohne den Heiligen Geist nichts ausrichten können, sondern auch, daß unsere Worte ohne Seine Kraft das Herz des Menschen nur noch härter machen.
Um diese Kraft des Geistes zu gewinnen, ist mehr Gebet, mehr Begierde nach der Milch des Wortes nötig, mehr beständige Herzensgemeinschaft mit dem Herrn, mehr rückhaltlose Hingabe an Ihn. Wenn uns das kennzeichnet, werden wir nicht so oft zu klagen haben, daß unser Dienst fruchtleer ist. Vielleicht mag, wenn wir in der Kraft des Geistes arbeiten, unser Dienst nicht so umfangreich sein, aber daß etwas für die Ewigkeit gewirkt wird, ist doch die Hauptsache. Möchten wir vom Herrn lernen, damit wir Ihn, durch den Geist Gottes geleitet, verherrlichen.
F. Butcher.