Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Themen Artikel
Handreichungen Band 19 - Jahrgang 1934
Wie kam es? (11)Wie kam es? (11)
(Fortsetzung) „Was brachte sie zum Aufgeben ihrer Beziehungen zu Gott, ihrer Stellung, ihres Glaubens, ihrer Freude usw.? Was führte ihren Fall herbei, machte sie unfähig, untüchtig zum Reiche Gottes, ungeeignet, die Sache Gottes zu vertreten usw.?“ Solche und ähnliche Fragen haben wir bei den bis jetzt behandelten zirka 30 Typen besprochen, stets unter der Schriftstelle 1Kor 10,12(.13) „Verscherzte Vorrechte!“ Wie so schmerzlich ist auch dieses oft angeführte Wort! Wie kam es? Ach, möchte der Herr Gnade geben, daß der Ernst dieser Frage uns allen ins Herz gedrungen sei! 1Kor 10,11!
Heute nun ist nicht viel Raum zur Verfügung, und dabei nähern wir uns dem Ende des Jahrbuchs! Da möchte ich zunächst eine Reihe von Männern anführen, bei denen ich wieder nur kurz in Verbindung mit einschlägigen Bibelstellen die Gründe zu dem „Wie kam es?“ nenne, indem dem Leser überlassen bleibt, sich weiter mit den Dingen zu beschäftigen, und danach sollen in der letzten Lieferung noch ein paar Typen genauer besprochen werden, wenn der Herr Gnade gibt.
Wie kam es, daß Kain (1Mo 3) seine Stellung als Erstgeborener verlor, unstet und flüchtig ward? Die Schrift spricht vom „Wege Kains“ (Judas V. 11). Es war ein falscher Weg, es war ein Gott nicht genügen könnender Gottesdienst, nämlich einer ohne Sühnungsblut, allein auf Grund der Arbeitskraft, die ein Kain aufbringen konnte. Es war ein Gottesdienst ohne ein „vorzüglicheres Opfer“ - dieses brachte allein Abel (Heb 11,4), nicht Kain! Er mochte sich an der Frucht der Mühsal seiner Hände freuen, aber Gott diese darzubringen ohne Gefühl für seine eigene Unvollkommenheit und Sünde - das war Eigenwille und konnte Gott nicht befriedigen. Leben anstatt Leben mußte dargebracht werden, woran allein zu sehen war, daß der Opfernde eine Empfindung von seinem durch Sünde verwirkten Leben hatte. Abel hatte sie („durch Glauben“)!, Kain nicht, und da Gott dem Abel das Zeugnis Seines Wohlgefallens gab, dem Kain aber nicht, so entstand bei letzterem der Neid, der ihn seinen Bruder erschlagen ließ, so daß der Erdboden zum erstenmal das Blut eines Menschen trinken mußte. - „Wie kam es?“ O, Kain ist das Vorbild vieler ungezählter Millionen, die da nicht verstehen - weil sie es nicht wollen -, daß Gott Leben anstatt Leben fordern muß und daß Er die Erfüllung Seiner Forderung erst in Seinem Sohne fand, wenn auch im Vorbild schon bei Abel. Aber erst in Seinem Sohne ist Er völlig befriedigt, und keiner auch heute kann in Gnaden bei Gott sein, der nicht ruht in dem vollbrachten Werk des Sohnes, denn allein dessen Blut reinigt von aller Sünde. (Joh 1,7)
Und „wie kam es“ bei Simson23? Geistlicher Schlaf, falsche Liebe und böse Lust sind es, die diesen gewaltigen Mann, der viele Jahre Israel in Kraft richtete, schließlich zu Fall brachten. Und wenn er am Ende auch noch einmal seine Kraft wiedergewann und wenigstens mit seinem eigenen Tode vielen Philistern das Leben raubte (Ri 16,30), so ist doch sein vorheriger Fall tief betrüblich, zumal er selbst „nicht wußte“, wohin es mit ihm gekommen war (V. 20)!, nachdem er der falschen Delila „sein ganzes Herz“ (V. 17) kundgetan hatte! Welche Gefahr besteht doch auch für uns darin, den Weltkindern „unser ganzes Herz“ zu offenbaren, mit ihnen mitzugehen, ihnen anzugehören! Vorsichtig müssen wir wandeln, um nicht den Geist zu betrüben und schließlich zu erfahren, daß der Herr Sich von uns zurückzieht. Armer, großer Simson, das hätte nicht zu geschehen brauchen, wozu du es kommen ließest! „Behüte dein Herz mehr als alles, was zu bewahren ist, denn von ihm aus sind die Ausgänge des Lebens!“ (Spr 4,23) Sinnenlust infolge von mangelnder Wachsamkeit hat schon manchen Gläubigen zu Fall gebracht und ihm kostbare Stücke seines Lebens und seiner Lebenskraft geraubt und ihn oft auf viele Jahre hinaus lahmgelegt! „Er wußte nicht, daß der Herr von ihm gewichen war!“ (V. 20) Wie namenlos ernst! Wie kam es? -
Und wie kam es bei Judas Iskarioth? Ich fühle nicht das Recht, im Rahmen dieser kurzen Notizen an das Geheimnis dieser Person zu rühren, das sich ausdrückt in des Herrn Wort über ihn: „der Sohn des Verderbens“ (Joh 17,12) u. ähnl. - ich möchte nur wenige Worte über das Bild geben, das uns in ihm vor Augen steht, denn in dieser Hinsicht ist er uns eine Warnung, welche praktischen Wert für uns hat. - Wenn wir die Stellen (z. B). Mt 26,14ff.; Joh 12,6; Apg 1,16; 1Tim 6,10 lesen und betrachten, so sehen wir in dem Verräter einen Mann voll schnöder Geldliebe und Weltansehens und Trachtens nach beidem (für letzteres vgl. auch das schimpfliche Versprechen an die religiösen Machthaber, den Herrn durch einen Kuß - durch einen schmutzigen Judaskuß! - ihnen zu überliefern). Geld- und Weltliebe brachte ihn, soweit wir es sehen und beurteilen dürfen, zu Fall; aber er bekam den vollwertigen „Lohn der Ungerechtigkeit“ (Apg 1,18) dafür, daß er ein falscher „Wegweiser“ geworden war (V. 16). Wie furchtbar ernst ist doch des Verräters Tun und Verzweiflung und Ende! Eine Mahnung für alle, die einmal einen scheinbar guten Anfang gemacht haben, wohl aufzupassen, daß nicht Geldliebe und Ehre bei Menschen ihnen raube, was Gott ihnen schenken wollte! Wie kam es? „Die Geldliebe ist eine Wurzel alles Bösen“, ja, das sagt die schon oben genannte Stelle
1Tim 6,10. Diese Gefahr zu sehen ist schon ein gutes Mittel, um ihr zu entgehen, aber leider lassen manche sich auf diesem Gebiet nicht leicht etwas sagen ...! Wie kam es?
Und wie kam es, daß Hiob von Kap. 3 an ins Hadern mit Gott hineinkam, nachdem sein Leben einen so guten Beginn und langjährigen Fortgang zeigt? Nicht daß ich uns das Recht zubilligen würde, diesen doch wunderbaren Mann zu kritisieren - da müßten wir vielmehr uns unter die geistliche Lupe der Schrift nehmen und uns fragen, wie wir wohl bei und nach jenen „Hiobsposten“ geredet und gehandelt hätten, wie wir uns verhalten hätten angesichts der beständigen Fehlurteile der drei „Freunde“ (wahrlich, erbärmliche Freunde)! und bei dem Schwerliegen der Hand Gottes auf dem Geprüften! Nein, nicht kritisieren können wir ihn, aber fragen müssen wir uns doch, was denn Gott mit ihm vorhatte, daß Er ihn durch solche Tiefen führte. Wie kam es bei Hiob? Hiob in all seiner eigenen Güte kannte sein Herz nicht - das ist das Ganze! Er redete und haderte in einer gewissen Selbstgerechtigkeit, die ihn sogar den unendlichen Abstand zwischen ihm und Gott nicht mehr sehen ließ. Aber er lernte! O daß wir so lernten wie er, daß, wie er von dem Elihu, seinem wahren Freund, so wir von dem göttlichen Elihu, dem Herrn Selbst und Seinem Worte uns sagen ließen („Die Weisheit von oben läßt sich sagen“, Jak 3,17 nach Luther, auch richtig)! und uns nach dem Zukurzkommen so zurechtbringen ließen wie Hiob! Er lernte, indem er Jehova kennenlernte, sich selber kennen und - verabscheuen! (42,5.6) Das ist groß und wunderbar und die Quelle neuer und größerer Segnungen! Das will der Herr auch mit uns erreichen. Mögen wir Ihm nicht im Wege stehen, damit Er Seine Ziele mit uns erreiche - dann werden auch unsere Wege geebnet und gesegnet sein, Ihm zur Ehre! Wie kam es?
Gern hätte ich nun noch kurz hingewiesen auf Joab, den Feldobersten des David, jenen stets nicht ganz ehrlichen, stets etwas hinterhältigen, stets, trotz all seiner unbestreitbaren Tüchtigkeit, nicht ganz zuverlässigen Mann! Aber der Raum läßt es nicht mehr zu. Und so bitte ich, um das „Wie kam es“, daß dieser Mann auch elend zu Tode kam (1Kön 2,21 durch das Gerichtsurteil Salomos), zu verstehen, nachzulesen eigentlich die ganze Geschichte Davids! -, was 2Sam 3,28.29 und 1Kön 2,5 steht! Ich denke, auch dieses hat uns etwas zu sagen, geradeso wie das „Wie kam es?“ im Leben Jonas, jenes vom Herrn anerkannten Propheten (Mt 12,39.40 u. a)., der nicht einverstanden war mit Jehovas Erbarmen und daher ungehorsam war (4,1-3), nachdem er schon in Kap. 1,2.3 anscheinend aus Furcht vor der Ausführung des ihm gewordenen Auftrages im Ungehorsam von dem Angesichte Jehovas hinweggeflohen war. Aber wie tiefernst für uns und auch wie köstlich, daß und wie Jehova Seinen Propheten immer wieder zurechtbringt und braucht zu großen Dingen! Gelobt sei Sein Name!
Möge der Herr uns alle diese kurz genannten Beispiele wichtig und wertvoll machen, damit wir uns unter Zucht halten und keine solchen schmerzlichen „Wie-kam-es?“-Fragen in unserem Leben beantworten müssen wegen verfehlter Wege! Laßt uns Ihm gehorsam sein, laßt uns „wandeln im Glauben“ (2Kor 5,7), bis hin zum Herrlichen Ziel, das nicht mehr weit!
F. K.
(Schluß folgt, s. G. w).
23 Vgl. „Handr.“ Jahrb. 15, Frg. 8 (mit Antwort von K. O. St. †).↩︎