Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Themen Artikel
Handreichungen Band 10 -Jahrgang 1925
Jes 35,1 - „Die herrliche Zukunft für diese Welt“Jes 35,1 - „Die herrliche Zukunft für diese Welt“
„Die Wüste und das dürre Land werden sich freuen, und die Steppe wird frohlocken und aufblühen wie eine Narzisse.“ Jes 35,1.
Ein berühmter englischer Dichter, Browning, schrieb mit poetischer Phantasie: „Gott ist in Seinem Himmel und in der Welt ist alles wohl“; aber diese vielfach angeführte Strophe entspricht nicht der Wahrheit. Gott ist wahrlich in Seinem Himmel, aber mit der Welt steht es nicht gut, denn hier ist alles in größter Unordnung. Wie könnte es in einer Welt in Ordnung sein, die ihren rechtmäßigen Herrn, ihren Schöpfer, zum Kreuzestode verurteilt hat und Ihn noch heute verachtet und verwirft und nicht als Herrn anerkennt? Eine Welt, die sich mit teuflischer Ironie „christlich“ nennt! Wohl hat der Einfluß des Christentums viel Gutes auf Erden gestiftet. Wie unendlich viel schlechter würde es in dieser Welt aussehen, wenn die Gemeinde Christi nicht hier wäre; sie ist das Salz der Erde, das die Fäulnis noch zurückhält, sie ist auch das Licht in der Welt während der Abwesenheit ihres Herrn, aber trotzdem ist die Welt in einem Zustande der Empörung und des Aufruhrs gegen Gott.
Die Frage, die wir in diesem kurzen Artikel behandeln möchten, ist die, ob die arme, rastlose Welt jemals zur Ruhe kommen, ob die Menschheit glücklich und zufrieden werden und einmal wahre Gerechtigkeit hier herrschen wird. Mit einem freudigen „Ja“ können wir dieses beantworten, und zwar nicht, weil wir an die menschliche Fähigkeit glauben, daß sie durch hohe Entwicklung alles zu schlichten und in Ordnung zu bringen vermag, sondern weil wir Gottes Wort dafür haben, welches uns unzweideutig sagt, wie solches zuwege gebracht werden wird. Denn „wir besitzen das prophetische Wort befestigt, auf welches zu achten wir wohl tun (als auf eine Lampe, welche an einem dunklen Ort leuchtet), bis der Tag anbreche und der Morgenstern aufgehe in unseren Herzen“ (2Pet 1,19). Wenn wir das prophetische Wort nicht hätten, würden wir an der Zukunft für diese Welt verzweifeln, denn das völlige Unvermögen der Menschen, diese Welt zu regieren, tritt immer mehr zutage, und die Aussichten sind äußerst düster.
Viele Gotteskinder haben geglaubt, und einige glauben es noch, daß eine herrliche Zukunft für diese Welt durch die Verbreitung des Evangeliums zustande gebracht wird. Sie glauben, daß die christliche Lehre wie ein „Sauerteig“ die ganze Welt durchsäuern wird und man so langsam in das Friedensreich Christi hineingleiten werde, ohne daß man dessen gewahr werde. Die Ereignisse der letzten zehn Jahre haben doch vielen dieses Spinnengewebe zerrissen, und einige sind dadurch in den Unglauben geraten, weil sie auf das prophetische Wort nicht acht gaben; andere hingegen, als sie ihre eitlen Hoffnungen dahinschwinden und ihre Kartenhäuser stürzen sahen, wandten sich wieder zum Worte zurück und fanden dann, daß die Schrift nirgends lehrt, daß die herrliche Zukunft der Welt durch die siegreiche Ausbreitung des Evangeliums eingeführt werden wird. Sie sagt uns vielmehr, daß in diesem bösen Zeitalter Gott die Nationen heimsucht, um aus ihnen ein Volk für Seinen Namen zu nehmen (Apg 15,14), aber nicht, daß Er die Nationen christianisieren und verbessern will.
So sehen wir, daß weder durch menschliches Können noch durch die Verkündigung der christlichen Lehre der Zustand des Friedens und der Gerechtigkeit der Welt gebracht werden wird. Die Politiker zwar (und viele Pfarrer und Prediger gehören dazu) hoffen noch, daß es ihnen gelingen wird, Ordnung - wenigstens halbwegs - schaffen zu können, und arbeiten mit Begeisterung und menschlicher Geschicklichkeit an dieser hoffnungslosen Aufgabe, die doch ganz aussichtslos ist, weil es nicht der Weg Gottes ist. Die Worte des Herrn dagegen sind: „Auf der Erde Bedrängnis der Nationen in Ratlosigkeit bei brausendem Meere und Wasserwogen, indem die Menschen verschmachten vor Furcht und Erwartung der Dinge, die über den Erdkreis kommen.“ (Lk 21,25.26). („Die Wasser ... sind Völker und Völkerscharen ...“ Off 17,15). Ein im Reiche der Himmel unterrichteter Knecht des Herrn arbeitet mit Fleiß unter der Leitung des Heiligen Geistes, Seelen zu Christus zu führen, um sie aus der Welt herauszureißen. Er kennt die Wahrheit und vergeudet seine Zeit nicht damit, die Welt mit religiös-politischen Maßnahmen glücklich zu machen, noch die toten Kirchensysteme durch das Fabrizieren von Namenchristen zu unterstützen.
Gibt es nun noch einen Weg, in der Welt alles in Ordnung zu bringen und eine „Wiederherstellung aller Dinge“ herbeizuführen? Jawohl, die Schrift ist voll von diesem einzigen Wege, der Gottes Weg ist. Dieser Weg Gottes ist die alleinige Hoffnung, die dieser ruhelosen und betrogenen Welt bleibt. So gewaltig wird die Umwandlung für die Welt sein, daß der Herr Selber sie die „Wiedergeburt“ nennt. (Mt 19,28). Dann wird „Er auf dem Throne Seiner Herrlichkeit sitzen“. Durch dieses Wort fällt schon Licht auf unsere Frage, und wir sehen den Weg, der zu der herrlichen Zukunft führt. Was die Menschen in ihrer Ohnmacht nicht tun können und was die Verbreitung des Evangeliums nicht erzielen wird, das wird der Herr tun, wenn die Schrift sich erfüllt: „Die Erde wird voll sein der Erkenntnis Jehovas, gleichwie die Wasser den Meeresgrund bedecken ... und es wird geschehen an jenem Tage: der Wurzelsproß Isais, welcher dasteht als Panier der Völker, nach Ihm werden die Nationen fragen; und seine Ruhestätte wird Herrlichkeit sein.“ (Jes 11,9.10, Hab 2,14). Wir wundern uns deshalb nicht, daß der Herr dieses eine „Wiedergeburt“ für diese Erde nennt. Während dieser Zeit wird der gegenwärtige Fürst und Gott dieser Welt mit einer großen Kette gebunden in den Abgrund geworfen sein, der geschlossen und versiegelt ist, so daß er die Nationen für tausend Jahre nicht mehr verführen kann (Off 20,1-3). Petrus nennt diese herrliche Zukunft „Zeiten der Erquickung vom Angesicht des Herrn“ und auch „Zeiten der Wiederherstellung aller Dinge“ (Apg 3,19-21). Zugleich sagt Er uns, daß, bis diese Zeiten anfangen, der Himmel Jesus Christus aufnehmen muß. Sobald Er in großer Macht und Herrlichkeit erscheint, dann heben diese Zeiten an, und die 24 Ältesten rufen anbetend aus: „Wir danken Dir, Herr Gott, Allmächtiger, der da ist und der da war, daß Du angenommen hast Deine große Macht und angetreten Deine Herrschaft.“ (Off 11,17). Wohl wird die Welt sich dieser machtvollen Besitzergreifung der Herrschaft dieser Erde durch den Herrn bis zum Äußersten, aber vergeblich widersetzen; alle Erfindungen auf dem Gebiete der Kriegskunst sind ja in Wahrheit gegen den kommenden rechtmäßigen Herrscher gerichtet, denn zu allerletzt werden alle
Könige sich versammeln zu dem Kriege jenes großen Tages Gottes, des Allmächtigen. (Off 16,14).
Petrus sagte dem Volke in Jerusalem, daß Gott durch den Mund Seiner heiligen Propheten von diesen Zeiten der Wiederherstellung aller Dinge von jeher geredet hat; aber wie wenig achtet man auf das, was Gott sagt. Der Teufel nimmt gerade diese bedeutungsvolle Stelle (Apg 3,21), um daraus eine Irrlehre von der Wiederbringung der Verlorengegangenen zu machen und zu begründen. Jeder unbefangene Leser kann leicht sehen, daß diese Stelle gar nichts damit zu tun hat. „Alle Dinge“ dieser Welt sind durch den Sündenfall verdorben worden, darum will Gott alles dieses wiederherstellen. Er wird dieses auf Grund des Opfers Christi tun, und es wird durch das persönliche Eingreifen Seines geliebten Sohnes geschehen, den Er gesetzt hat zum Erben „aller Dinge“, durch den Er auch „die Welten“ gemacht hat.5 (Heb 1,2).
Die Heilige Schrift gibt uns volle Klarheit, wie diese Zeiten eingeführt werden und auch durch wen es geschehen soll, aber sie schweigt über eins, nämlich: wann dies zustande gebracht werden wird. Als die Jünger den Herrn fragten, ob es zu „dieser Zeit“ geschehen würde, antwortet Er ihnen: „Es ist nicht eure Sache, Zeit oder Zeiten zu wissen, die der Vater in Seine eigene Gewalt gesetzt hat.“ (Apg 1,7). Damit ist auch uns gesagt, daß wir kein Datum zu bestimmen haben, sondern geduldig zu warten haben, wie auch der Herr auf dem Throne Seines Vaters sitzend wartet, bis Seine Feinde zum Schemel Seiner Füße gelegt werden. Der Teufel haßt die Wahrheit von der Einführung der Zeiten der Wiederherstellung aller Dinge durch den Herrn, denn dann wird er - der Usurpator, der Thronräuber - gestürzt werden. Darum gaukelt er es den Menschen vor, daß sie selbst alles herrlich regeln können, und zwar unter seiner Leitung, die er aber den Menschen geschickt zu verbergen weiß. Die Bewunderung und Anbetung, die die Welt dem aus dem Völkermeer aufsteigenden „Tiere“ entgegenbringen wird, wird daher kommen, daß es ihm augenscheinlich gelingt, Großes auf diesem Gebiete zu leisten, „Ordnungen“ einzuführen, die aus der Hölle kommen, da das „Tier“ durch den „Drachen“ hierzu befähigt wird; Ordnungen, die sich schrecklich erweisen werden.
Anderen aber, die da zweifeln, daß durch menschliche Klugheit bessere Zeiten herbeigebracht werden, oder die durch Licht von oben nach dem Herrn ausschauen und nach Seinem Kommen, versucht der Teufel diese Hoffnung zu verdächtigen, indem er sie verleitet, ein Datum für die Ankunft des Herrn aufzustellen, obwohl der Herr gesagt hat: „Von jenem Tage und von jener Stunde weiß niemand, auch nicht die Engel im Himmel, sondern Mein Vater allein“ (Mt 24,36), und wieder: „So wachet nun, denn ihr wisset weder den Tag noch die Stunde.“ (Mt 25,13). Der Gründer der Adventistensekte gab ein bestimmtes Jahr für das Kommen des Herrn an, aber Er kam nicht in dem Jahre. Um sich nicht zu blamieren, kam er auf die Idee, daß der Herr in dem Jahre doch gekommen, aber ins Heiligtum gegangen sei, obwohl Heb 9,12 diesen unbiblischen Ausdruck als Lüge straft. C. P. Russell, der Gründer der sogenannten und sich selbst so nennenden „Ernsten Bibelforscher“-Sekte, behauptete, daß Christus schon gekommen sei und daß Er Sein Friedensreich im Jahre 1914 antreten würde. Wie ganz anders hat der Ausbruch des schrecklichen Weltkrieges geredet! So schob er es bis 1920 auf. Doch wieder verrechnet! Er machte noch einen eitlen Versuch und gab das Jahr 1925 an. In der Zwischenzeit ist er gestorben. Wir wissen nicht, wie er aus dieser Klemme sich hätte herauswinden können. Hüten wir uns davor, mehr als die Schrift wissen zu wollen!
Es ist genug für uns, zu wissen, daß unser Herr diese herrliche Zukunft für die Welt einführen wird. Denn die Schrift sagt uns: „Wir haben Dich, Jehova, erwartet auf dem Pfade Deiner Gerichte, nach Deinem Namen und nach Deinem Gedächtnis ging das Verlangen der Seele; mit meiner Seele verlangte ich nach Dir in der Nacht; ja, mit meinem Geiste, in meinem Innern suchte ich Dich frühe; denn wenn Deine Gerichte die Erde treffen, so lernen Gerechtigkeit die Bewohner des Erdkreises.“ (Jes 26,8.9). „Und Er wird die Geringen richten in Gerechtigkeit und den Demütigen des Landes Recht sprechen in Geradheit.“ (Jes 11,4). Und wenn das wahre Jubeljahr endlich anbricht und die ersehnte Stunde gekommen ist, wird die Schrift erfüllt werden: „Ich hörte wie eine Stimme einer großen Volksmenge und wie ein Rauschen vieler Wasser und wie ein Rollen starker Donner, welche sprachen: Halleluja! Denn der Herr, unser Gott, der Allmächtige, hat die Herrschaft angetreten; laßt uns fröhlich sein und frohlocken und Ihm die Ehre geben.“ (Off 19,6). „Es wird ein Tag einzig in seiner Art sein (er ist Jehova bekannt) ... und Jehova wird König sein über die ganze Erde.“ (Sach 14,6-11). Dann, erst dann wird endlich Ordnung auf dieser Erde sein, die Empörer werden überwunden und alle Vögel werden mit ihrem Fleische gesättigt werden; „denn Er muß herrschen, bis Er alle Seine Feinde unter Seine Füße gelegt hat.“ (1Kor 15,25). „Der Gott des Friedens aber wird in kurzem den Satan unter unsere Füße zertreten“ (Röm 16,20).
Was wir also zunächst zu erwarten haben, ist, daß die Unordnung in dieser Welt und die Ratlosigkeit der Menschen immer größer werden und alles weiter bergab stürzen wird. Ganz besonders beschleunigt sich dieser Absturz zusehends in dem in der Schrift vorhergesagten „Abfall“ vom Glauben. Jeder, der nur ein wenig die Dinge der gegenwärtigen Zeit beobachtet, muß dieses bestätigen. Die Schrift sagt: „Böse Menschen aber und Gaukler werden zu Schlimmerem fortschreiten, indem sie verführen und verführt werden.“ (2Tim 3,13). Die einzige Hoffnung, die uns für diese Welt bleibt, ist die Übernahme der Regierung durch unseren Herrn Jesus Christus, denn „Er wird richten zwischen den Nationen und Recht sprechen den Völkern; und sie werden ihre Schwerter zu Pflugmessern schmieden und ihre Speere zu Winzermessern. Nicht wird Nation wider Nation das Schwert erheben, und sie werden den Krieg nicht mehr lernen.“ (Jes 2,2-4). Die Gemeinde des Herrn aber hat die köstliche Zusage, daß ihr Herr zuerst für sie kommen wird, um sie zu Sich in Wolken entgegenzurücken, um ewig bei Ihm zu sein. Wenn wir sehen, wie schnell alles in dieser Welt dem Ende entgegenreift, so erkennen wir, daß Sein Kommen nicht mehr fern ist. Die „Ernte“ der Erde wird bald überreif, auch die Beeren sind reif (Off 14,15.18); und „die Ernte ist die Vollendung des Zeitalters“. (Mt 13,39).
Die Zeichen der Zeit mehren sich zusehends, und der Herr sagt: „Wenn aber diese Dinge anfangen zu geschehen, so blicket auf und hebet eure Häupter empor, weil eure Erlösung naht,“ und weiter: „Sehet den Feigenbaum und alle Bäume, wenn sie schon ausschlagen, so erkennet ihr von selbst, indem ihr sehet, daß der Sommer nahe ist.“ (Lk 21,29.30). Der Feigenbaum ist ein Sinnbild Israels, und „alle Bäume“ weisen hin auf die übrigen Nationen. Wir können bereits sehen, wie diese ausschlagen, ihre Unabhängigkeit usw. verlangen, und daran erkennen, daß das Reich Gottes nahe ist. Darum wiederholen wir noch einmal, die herrliche Zukunft für diese Welt liegt allein in den Händen Dessen, der von den irregeleiteten Männern dieser Welt durchstochen wurde! Außer Ihm gibt es keine Hoffnung. Wenn Er nicht eingreifen würde, so würde die Welt in ewige Nacht versinken.
F. Btchr.
5 Die „Wiederherstellung“ bezieht sich in dieser Schriftstelle auf „alle Dinge“, und zwar auf die, „von welchen Gott durch den Mund Seiner heiligen Propheten von jeher geredet hat“. Gott aber hat nie durch den Mund Seiner heiligen Propheten geredet, daß z. B. der Satan selig wird usw. (Die Schriftleitung. v. d. K).↩︎