Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Themen Artikel
Handreichungen Band 14 - Jahrgang 1929
Mt 26,36-46 ; Mk 14,32-42 ; Lk 22,39-46 ; Joh 18,1-11 - Gethsemane
Mt 26,36-46 ; Mk 14,32-42 ; Lk 22,39-46 ; Joh 18,1-11 – Gethsemane (2)Mt 26,36-46 ; Mk 14,32-42 ; Lk 22,39-46 ; Joh 18,1-11 – Gethsemane (2)
Gethsemane nach Lk 22,39-46 ist wesentlich anders als nach dem Matthäus- und Markus-Evangelium. Bitte, lies die Verse!
Wir hören, daß der Herr nach Seiner Gewohnheit an den Ölberg ging, nach dem Berge, von welchem aus Er später gen Himmel fuhr. Das Wort „Gewohnheit“ erinnert uns daran, daß Er als Mensch die heilige Gewohnheit hatte, die Stille aufzusuchen. Die Jünger folgten Ihm, ihrem Meister, welcher als vollkommener Mensch auch uns ein Vorbild hinterlassen hat, daß wir Seinen Fußtapfen nachfolgen möchten.
Er spricht zu Seinen Jüngern: „Betet, daß ihr nicht in Versuchung kommet.“ Er war zunächst besorgt für Seine Geliebten, daß sie angesichts des bevorstehenden Leides sich im Gebet stärken möchten. Dann zog Er sich Selbst zurück wegen des Ihm Selbst bevorstehenden schweren Leides und kniete nieder und betete.
Im Matthäus- und Markus-Evangelium wird uns berichtet, daß Er sehr betrübt, bestürzt und beängstigt war. Auch wird uns dort gesagt, daß Er auf Sein Angesicht und auf die Erde fiel. Im Lukas-Evangelium wird uns dieses nicht berichtet. Wir dürfen wohl annehmen, daß uns hier weniger die Schwere des vor Ihm liegenden Kreuzes berichtet wird, wie in den ersten zwei Evangelien, als vielmehr die Vollkommenheit Seines Gehorsams. Wie wunderbar ist Gottes Wort! Damit wir die verschiedenen Seiten des Kreuzes erkennen möchten, gibt uns der Heilige Geist verschiedene ergänzende Berichte, ja, sogar verschiedene Wortlaute der Aussprüche unseres Herrn . Der Herr durchlebte diese verschiedenen Seiten zugleich. Wir können sie kaum getrennt verstehen. Sein Wort ist vollkommen, Ihm sei Dank dafür! So ist uns auch das Gebet des Herrn hier im Lukas-Evangelium in anderen Worten berichtet als im Matthäus- und Markus-Evangelium. Wie wenig verstehen wir die Tiefe der Gedanken Gottes in Bezug auf diese Unterschiede in Seinem Worte!
Im Lukas-Evangelium dürfen wir Ihn anschauen als den vollkommenen Menschen, welcher in Abhängigkeit und im Gehorsam verharrt bis zum Tode am Kreuze. Angesichts des schmachvollen Todes am Kreuze schüttet Er Sein Herz vor Seinem Vater aus und und unterwirft Sich in vollkommener Weise dem Willen Seines Vaters. Sein Gebet blieb angesichts Seiner Frömmigkeit nicht unerhört. Ein Engel vom Himmel kam und stärkte Ihn. Doch sehen wir Ihn noch in ringendem Kampfe und heftiger beten, so daß Sein Schweiß wie große Blutstropfen wurde, die auf die Erde herabfielen. Wir können es nicht verstehen, was es für Ihn, den Heiligen, war, in den Tod, ja, in solch schmachvollen Tod am Kreuze zu gehen. Seine Vollkommenheit als Mensch wird hier in besonderer Weise offenbar.
Die Gefangennahme unseres Herrn läßt wieder herrliche Züge Seiner Menschheit erkennen (Siehe Lk 22,47-53). Noch einmal redet Er zu dem Herzen des Judas, welcher den Kuß, das Zeichen der Liebe und Ehrerbietung, als Mittel zur Überlieferung benutzt. Im Lukas-Evangelium sehen wir auch, wie der Herr den Schaden, den Petrus durch seinen Eifer anrichtete, wieder gut machte, indem Er das Ohr des Knechtes heilte.
Verhöhnt, verspottet, mit Nägeln ans Kreuz geschlagen, in für uns unermeßlichen Schmerzen, betet der HErr: „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun.“ (Lk 23,34) Wenn wir bedenken, daß der Herr durchaus das war, was Er auch redete, so können wir nur anbeten angesichts solcher Liebe zu Seinen Feinden. Wir sehen Ihn als den Mittler zwischen Gott und Menschen.
Auch die Worte, die Er an den bußfertigen Übeltäter richtete: „Wahrlich, Ich sage dir, heute wirst du mit Mir im Paradiese sein,“ zeigen Ihn als den Heiland in Seiner Huld und Freundlichkeit. Er nahm den Übeltäter an, brachte ihn in Seine Gemeinschaft und führte ihn in die Segnungen ein.
Er, der Heilige, welcher im Gehorsam ausgeharrt hatte, konnte alsdann sagen: „Vater, in Deine Hände übergebe Ich Meinen Geist!“
Wie Er den Übeltäter angenommen, in Seine Gemeinschaft gebracht und in die Segnungen eingeführt hat, so hat Er auch mit uns gehandelt. Nun dürfen wir Ihn auschauen und die Kostbarkeit Seiner Person genießen, gleichwie der einst verlorene Sohn in Gemeinschaft mit dem Vater das gemästete, geschlachtete Kalb genießen durfte. Ja, Er ist das wahre Friedensopfer, an welchem auch wir Anteil haben, gleichwie die Priester an dem Friedensopfer Anteil hatten nach 3. Mose 7,34.
Auch bei der Einsetzung des Mahles in Verbindung mit Seinem Tode kommt in dem Lukas-Evangelium die Gemeinschaft mit dem Herrn und untereinander und das Gedenken Seiner Selbst und damit das Genießen der Kostbarkeit Seiner Person besonders zum Ausdruck. Es ist Sein Gebot: „Dieses tut zu Meinem Gedächtnis!“ Seine Person Selbst soll es sein, die unser Herz bei Seinem Mahle ausfüllt, dann werden unsere Herzen auch überfließen in Anbetung.
Nicht nur hat Er unsere sündigen Taten und unseren sündigen Zustand von uns vor Gott hinweggetan, Er hat uns auch mit Sich Selbst auf ewig verbunden. Seine Liebe, Seine Treue, ja, Er Selbst ist unser ewiges Teil. Gepriesen sei Sein herrlicher Name!
Eine andere Seite der Herrlichkeit und des Werkes des Herrn zeigt uns der Bericht über Gethsemane nach Johannes 18,1-11. Bitte, lies diese Verse!
Nachdem der Herr mit den Jüngern geredet (Joh 13,31 - 16,33) und gebetet (Joh 17,1-26) hatte, ging Er mit ihnen aus der Stadt hinaus. Sein Weg führte nach dem Garten am Ölberg, nach dem Berge, auf welchem Seine Füße einst stehen werden, wenn Er in Herrlichkeit kommen wird.
Der Heilige Geist berichtet uns hier im Johannes-Evangelium nichts von Kampf wie in Lukas und nichts von Bestürzung und Beängstigung oder einem auf-die-Erde-Fallen (wie in den beiden ersten Evangelien), auch nichts vom Gebet in dem Garten.
Als Judas, welcher zum Werkzeug Satans geworden war, mit der Menschenmenge im Dunkel der Nacht mit Leuchten und Fackeln an den Eingang des Gartens kommt, ging der Herr hinaus, ihnen entgegen. Hier wird uns etwas berichtet, was uns in den anderen Evangelien nicht mitgeteilt wird. Er floh nicht. Wie beschämend muß es für die bewaffnete Menge gewesen sein, daß Er Sich sogar zu erkennen gab! Er vereitelte den Gebrauch ihrer Waffen.
Der Herr fragt sie: „Wen suchet ihr?“ Mit göttlicher Erhabenheit, Würde und Hoheit tritt Er ihnen entgegen. Sie suchten Jesum, den Nazarener. Er aber zeigt Sich als der Ewige mit den Worten: „Ich bin's.“ Unter der Macht Seines Wortes wichen sie zurück und fielen zu Boden. Gott, der Sohn, war gegenwärtig in Gnade. Mit göttlicher Macht hätte der Herr Seine Feinde von Sich weisen oder auch vernichten können, doch dies wäre nicht der Weg der freiwilligen Hingabe zur Verherrlichung Seines Vaters gewesen. Niemand konnte Sein Leben nehmen, Er ließ es von Sich Selbst. (Joh 10,18)
Er spricht zu den Feinden: „Wenn ihr nun Mich suchet, so lasset diese gehen.“ Es ist kostbar, Ihn hier auch als den guten Hirten zu sehen, der nicht floh, sondern Sich für Seine Schafe verwandte. (Joh 10)
Als Petrus im Eifer das Schwert zog, spricht der HErr: „Stecke das Schwert in die Scheide! Den Kelch, den Mir der Vater gegeben hat, soll Ich den nicht trinken?“ Und alsdann banden sie Ihn, Ihn, den Sohn Gottes, den Schöpfer und Erhalter aller Dinge, um Ihn vor ein menschliches, ungerechtes Gericht zu stellen und schuldlos zum Tode am Kreuze zu verurteilen.
Blicken wir im Geiste hin nach dem Kreuze (Joh 19,25-30), so sehen wir, wie Er, das fleischgewordene Wort, in göttlicher Vollkommenheit nicht die menschlichen Verbindungen übergeht, sondern in zarter Liebe für Seine Mutter und für Johannes sorgt. Auch Seine eigenen menschlichen
Bedürfnisse läßt Er erkennen in dem Wort: „Mich dürstet!“ Doch anstatt Wasser wurde Ihm Essig gereicht. Mit dem Worte: „Es ist vollbracht“ legte der Herr Sein Leben nieder. Durch den ewigen Geist opferte Er Sich Selbst ohne Flecken Gott. (Heb 9,14)
Er war das wahre vollkommene Brandopfer lieblichen Geruchs (3. Mose 1,9), welches ganz für Gott war. An dem Brandopfer hatten die Priester keinen Anteil, doch durften sie schauen, wie der liebliche Geruch aufstieg zu Jehova.
Er konnte Seine Augen aufheben zu Seinem Vater und von Sich in Wahrheit sagen: „Ich habe Dich verherrlicht auf der Erde.“ (Joh 17,4) Ja, es war das Bedürfnis Seines Herzens, Seine Speise, den Willen dessen zu tun, der Ihn gesandt hatte (Joh 4,34). Er ehrte Seinen Vater. „Da sprach Ich: Siehe, Ich komme; in der Rolle des Buches steht von Mir geschrieben. Dein Wohlgefallen zu tun, Mein Gott, ist Meine Lust; und Dein Gesetz ist im Innern Meines Herzens.“ (Ps 40,7-8, vgl. Heb 10,7-9)
Wir können nicht verstehen, was der Sohn für Seinen Vater war in Seinem Wandel und in Seinem Tode am Kreuze. Doch dürfen wir Ihn anschauen, so, wie das Wort Ihn uns zeigt, und Ihn anbeten als den Sohn Gottes, welcher als Mensch hier auf dieser Erde Seinen Vater in vollkommener Weise freiwillig verherrlicht hat, dieses zeigt uns besonders der Gethsemane-Bericht nach dem Johannes-Evangelium.
Es ist wunderbar, daß uns unser Gott in den vier Berichten über Gethsemane die vier Seiten des Opfertodes unseres Herrn vor Augen stellt. Er war das wahre Brandopfer nach dem Johannes-Evangelium, das Friedensopfer nach dem Lukas-Evangelium, das Sündopfer nach dem Markus-Evangelium, das Schuldopfer nach dem Matthäus-Evangelium.
Er hat das große Werk vollbracht. Möchten unsere Herzen Ihm näher kommen! Gelobt und gepriesen sei Sein hoher und heiliger und herrlicher Name!
D.