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Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Themen Artikel
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Handreichungen Band 6 -Jahrgang 1918/19
Gal 2,20 - „Nicht ich - Christus“Gal 2,20 - „Nicht ich - Christus“
Der natürliche Mensch liebt es, groß zu sein, anerkannt und bewundert zu werden. Seine Gedanken drehen sich nach dieser Richtung hin. Seine Hoffnungen und Wünsche liegen alle in dieser Welt. Der Tod ist ihm ein Feind, an den er nur als in weiter Ferne liegend zu denken wagt. Er wirkt und strebt, empor zu kommen in Stellung, Beruf, Geschäft, usw., um das Gute davon zu genießen, und er findet darin die Anerkennung und das Lob der Welt, wie Gott sagt: „Man wird dich loben, wenn du dir selbst Gutes tust.“ (Ps 49,18). Aber alles dieses ist vergänglich. Es hört auf, sobald der Tod kommt. Und hätte er die höchste Stufe des Erfolges und Ruhmes erreicht - in diesem Augenblick ist alles für ihn dahin. Nichts kann er mitnehmen.
Der Gläubigen Ziel und Streben liegt nach einer ganz anderen Richtung hin. Seine Seele verlangt nach der Anerkennung und dem Lobe Gottes. Diese aber erlangen wir nicht durch fleischliche Anstrengungen, Großes zu tun, sondern auf dem Wege des Sterbens Jesu in der Selbstverleugnung (2Kor 4,10). „Trachtest du nach großen Dingen für dich? Trachte nicht danach!“ sagt der Prophet (Jer 45,5). Trachten wir in den Dingen Gottes danach, groß zu sein, uns zu wichtigen Personen zu machen, die in dem Vordergrund stehen, so handeln wir in und nach dem Fleische und können als solche Gott nicht gefallen (Röm 8,8). Suche ich Beifall in meinem tadellosen Wandel, meiner Hingabe und Arbeit, meinen glänzenden Gaben, denen eines Hirten, Lehrers oder Evangelisten, so ist es nichts weiter als mein eigenes eitles „Ich“, und „Lob von Gott“ wird mir nicht werden, denn wenn ich suche Menschen zu gefallen und zufriedenzustellen, so bin ich Christi Knecht nicht (Gal 1,10). Des Christen Wert und Größe offenbart sich in der Selbstverleugnung. Sein „Ich“ muß verschwinden, ehe Christus sichtbar werden kann. Und wie leicht mischt es sich in die göttlichen Dinge ein und lebt verborgen im Herzen. Mit Eifer und auch einer gewissen Aufrichtigkeit gibt man sich der Arbeit für den Herrn hin - aber tief verborgen im Herzen liebäugelt und sonnt sich das „Ich“ an der Schätzung seines Namens, an dem Zur-Geltung-Kommen und an dem Zu-Ansehen-Gelangen, an dem Lobe der Menschen. Aber das Lob und das Wohlgefallen Gottes ist eine andere Sache. Er kann nur anerkennen, was Christus ist, und nur soweit, wie Christus in uns sichtbar wird, kann uns Lob von Gott werden. Darum: Unser „Ich“ muß verschwinden und durch Christus ersetzt sein.
Wie kann das geschehen? Wir müssen im Glauben erfassen und verwirklichen, mit Christo gestorben zu sein. Als der Herr von sich als dem Weizenkorn redet, das in die Erde fällt und stirbt, spricht Er: „Wenn Mir jemand dient, so folge er Mir nach, ... so wird Mein Vater ihn ehren“ (Joh 12,26). Der Herr fordert uns hiermit auf, den Weg des Todes zu gehen, auf diesem Wege Ihm zu folgen. Nur so können wir Ihm dienen und die Ehre des Vaters empfangen. Er Selbst, der Herr, lebt jenseits des Todes als der Auferstandene, und wie kann ich Gemeinschaft mit Ihm haben, wenn ich denselben Weg des Sterbens nicht betreten will. Der Glaube betritt diesen Weg und verwirklicht in Liebe, mit Christo gestorben zu sein, und „Ich“ und „Welt“ verschwinden, und alles, was der Mensch aufgerichtet hat zur Befriedigung des Fleisches, hat keinen Wert (Kol 2,21-23). Das Kreuz, der Tod Christi hat den gefallenen Menschen beseitigt. Er hat am Kreuz unter dem Gericht Gottes sein Ende gefunden und ist für immer abgetan. Jeder Gläubige muß den Tod Christi und die Kraft Seiner Auferstehung - das neue Leben, praktisch und erfahrungsgemäß im Glauben annehmen und verwirklichen.
Paulus hatte dies gelernt. Er konnte in Wahrheit sagen: „Das Gesetz des Geistes des Lebens in Christo Jesu hat mich freigemacht von dem Gesetz der Sünde und des Todes“ (Röm 8,2). Saulus, der stolze Pharisäer, wurde mit all seiner Vorzüglichkeit in den Tod gegeben, damit Christus sein Leben werde. Hinfort achtete er alles, was in irgend einer Weise das Fleisch anerkannte, für Verlust, ja, für Dreck, um Christus zu gewinnen (Phil 3,4-8). Er kannte hinfort niemanden nach dem Fleische, und in der Mitte der Kinder Gottes wollte er nichts weiter wissen „als nur Jesum Christum, und Ihn als gekreuzigt“ (2Kor 5,16; 1Kor 2,2). Möchte es auch so bei uns sein! Das war das Gefäß, dem der Herr so hohe Offenbarungen anvertrauen und in dem er sich verherrlichen konnte.
In 2Thes 1,12 bittet Paulus für die Heiligen, daß der Name des Herrn Jesus in ihnen verherrlicht werde, und sie in Ihm. Dies kann aber nur geschehen auf dem Wege des Sterbens. Paulus wies sie hin auf den Tag, wo Gott die, die hier glaubend den Weg des Todes Christi wandelten, vor den Blicken einer in Bewunderung staunenden Welt offenbar machen würde zu Seiner Herrlichkeit; uns aber soll es ermutigen, allezeit das Sterben Jesu am Leibe umherzutragen, auf daß auch das Leben Jesu an unserem Leibe offenbar werde (2Kor 4,10).
Der Herr schenke uns, mit ganzem und gläubigem Herzen die Wahrheit des Todes Christi zu erfassen und zu verwirklichen!
(C). v. d. K.
Erstellt: 28.03.2024 19:58, bearbeitet: 09.09.2024 20:46