Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Themen Artikel
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Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Themen Artikel
Handreichungen Band 6 -Jahrgang 1918/19
Lk 10,25-37 - „Gehe hin und tue desgleichen“Lk 10,25-37 - „Gehe hin und tue desgleichen“
Wie oft haben wir das Gleichnis vom barmherzigen Samariter gelesen und mit Bewunderung Ihn angeschaut, der im Erbarmen dorthin kam, wo wir waren, der unsere Wunden verband, der uns zu der Heimstätte des Segens brachte und Vorsorge für uns getroffen hat, bis Er wiederkommt. Wie aber verhält es sich mit dem Worte des Herrn am Schlusse des Abschnittes: „Gehe hin und tue desgleichen?“ Sind wir darauf eingegangen? Oder haben wir sie nur für andere gelten lassen? Laßt uns näher darauf eingehen, was sie uns zu sagen haben.
Gehe hin!
Wir lesen: Ein gewisser Samariter, der auf der Reise war, kam zu ihm hin. Wir wissen wohl, wer der Samariter ist. Es ist der Herr Jesus Selbst. Er kam von der Herrlichkeit hernieder, von jener Stätte der Wonne, wovon wir in Sprüche 8,25-31 lesen. Er, „welcher reich war, wurde um unseretwillen arm“ (2Kor 8,9) und „machte Sich Selbst zu nichts und nahm Knechtsgestalt an“ (Phil 2,7). Welche
Herablassung, welche Gnade! Er sah uns in unserem Verderben, in unserem Elend und Sünden, und Er kam zu uns, dahin, wo wir waren. Und wir? Kennen wir etwas davon? Da schmachten Seelen in Finsternis und Sünden, da liegen die Armen in ihrem Elend und verlangen nach Erbarmen. Gehst du zu ihnen hin, da wo sie sind, um ihnen von jener Liebe zu erzählen, die sich nicht verändert? Erzähle ihnen von Seinem Blute, welches sie reinigen kann von ihren Sünden. Weise sie hin zu dem Einen, der ihr beladenes Herz erquicken und ihnen Friede und Freude geben kann. Gehe hin zu ihnen, suche sie auf. Frage nicht, ob du dazu geschickt bist - Er ist geschickt. Denke nicht, du seiest zu schwach dafür - Er ist die Kraft. Er will uns gebrauchen als Seine Boten zu diesen Elenden und Niedergebeugten, wenn wir nur demütig genug sind, uns von Ihm füllen zu lassen.
Tue!
Was sollen wir tun? Manche denken, sie könnten zu viel tun, und tun deshalb nichts. Andere leben nur für ihr Geschäft, sie jagen und rennen und finden vor Arbeit und Mühe keine Muße, für andere etwas zu tun. Andere wieder überschreiten die Grenzen. Sie tun viel und vielerlei. Im Übereifer jagen und hasten sie, aber verwenden auf keine Sache die nötige Zeit und Ruhe, um sie zur segensreichen Durchführung zu bringen. Aber auch solche sind da, die in Ruhe, Geduld und Ausharren freie Stunden und Augenblicke zum fruchtbaren Dienst für ihren Herrn und zu Seiner Ehre benutzen.
Doch laßt uns Ihn anschauen und sehen, wie der Herr tat. Da liegt der arme Mann an der Straße, ausgezogen, beraubt, verwundet und halbtot. Mit dem Herzen des Erbarmens tritt der gute Samariter an ihn heran und beugt Sich zu ihm nieder. Er gießt das Öl der Heilung in seine Wunden und stärkt ihn mit dem Wein der Freude. Er führt ihn zur Herberge, Er sorgt für ihn. Teurer Mitpilger, hier ist unser Vorbild, das sollten wir auch tun! Wie wenige haben diese Lektion gelernt. Wir schrecken zurück vor den Stätten der Sünde, des Elends und den Leiden. Wir sind zu selbstsüchtig, um unsere Empfindungen beiseite zu stellen und dem Herrn dahin zu folgen. Wir sagen, es ist besser, solche mit ihrem Leid allein zu lassen, und ach, wie oft ist dies eine traurige Wahrheit. Aber warum? Weil wir nicht zu trösten wissen; weil wir nicht wissen, wie wir ihnen das Öl der göttlichen Heilung und den Wein der himmlischen Freude bringen können. Laßt uns deshalb den Meister anschauen und diese Dinge zu Herzen nehmen!
Desgleichen!
Es scheint uns sehr schwer zu sein, hinzugehen und desgleichen zu tun. Aber der Herr hat es geboten; und indem wir gehen, wird Er es uns lehren. Eins ist gewiß, je mehr wir Ihn anschauen und je besser wir Ihn erkennen, um so mehr wird Seine Liebe, Sein Erbarmen auch unser Herz erfüllen und wachsen wir in Sein Bild. Schau Ihn an, wie Er hienieden wandelte: Wieviel Liebe, welches Mitleid lag darin, als Er zu der Witwe sagte: „Weine nicht.“ (Lk 7,13). Welch tiefes Mitgefühl, als Er mit den Schwestern weinte, die den Bruder verloren hatten! (Joh 11,35). Welche Besonnenheit, als Er den Eltern sagt, dem Mägdlein zu essen zu geben! (Mk 5,43). Welch ein Schmerz, als Er über die verblendete Stadt weinte, deren Zerstörung und Gericht er zuvor sah! (Lk 19,41). Das sind einige Züge von dem, der „ausgezeichnet ist unter Zehntausend“. „Alles an Ihm ist lieblich!“ (Hld 5,10.16).
O, daß wir Ihn besser kennten! Wir würden uns viel näher zu Ihm halten. Er ging umher und tat wohl (Apg 10,38), so heißt es von unserem Herrn und Meister. Möchte dies auch von uns gesagt werden können!
L. - K.
Erstellt: 28.03.2024 19:58, bearbeitet: 16.07.2025 14:48
Quelle: www.clv.de