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Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Themen Artikel
Handreichungen Band 7 -Jahrgang 1920
Lk 24,48.49; Apg 1,8 - „Welche Bedeutung hat das Pfingstereignis für die heutige Zeit?“Lk 24,48.49; Apg 1,8 - „Welche Bedeutung hat das Pfingstereignis für die heutige Zeit?“
Zwei Tatsachen der Gegenwart scheinen mir von der größten Wichtigkeit zu sein, Tatsachen, von denen die erste fast zu selbstverständlich ist, um genannt zu werden, während die zweite für uns Gläubige selbstverständlich sein sollte:
1. die Tatsache von der zunehmenden Macht der Finsternis,
2. die Tatsache von dem Zeugnis durch den Heiligen Geist.
Wenn es nötig sein sollte, über die erste der beiden etwas zu sagen, so bitte ich den lieben Leser, im 2. Tim.-Brief das dritte Kapitel aufzuschlagen und da nur die erste Hälfte zu lesen. Die Stelle handelt von der letzten Zeit, in der wir zweifellos leben; der ganze 2. Tim.-Brief ist ja prophetisch und darum, wenn solche Kennzeichen sich finden, dann sind wahrlich die letzten Zeiten da, und das sind „schwere Zeiten“! Die Kennzeichen derselben sind Dinge, Erscheinungen, die in den ersten Zeiten keimhaft auch schon dagewesen sind, aber heute sind sie in solchem Maße da, daß wirklich das Böse wie eine Lawine alles auf der Erde zu überfluten droht: Eigenliebe, Geldliebe, Verleumdung, Ungehorsam der Kinder, Grausamkeit, Vergnügungsliebe usw. Sind das Kennzeichen der heutigen Zeit oder nicht? Zweifellos! Und die Eigenliebe geht voran! Sieh in dein
Herz, Bruder, Schwester, die Merkmale der heutigen Zeit - wie sehr sitzen sie auch in uns, wieviel wirkt der Ansteckungsstoff der heutigen Zeitströmungen auch auf unsere Herzen, und wie zeigt dies, daß die Keime der Finsternis in uns sind wie in jenen, die noch unter der Macht Satans schmachten, gebunden an Händen und Füßen! Ja, welche Finsternis - überall! Willst du noch mehr Stellen? Lies Tit 3,3! Lies auch Lk 17,26-32 - gute Dinge, erlaubte Dinge, aber in Gleichgültigkeit gegen, ja ohne Gott getan - das charakterisiert das „Heute“!
2. Aber es ist - dem Herrn sei Dank! - nicht das einzige Kennzeichen des „Heute“! Da ist noch eins, ein viel bemerkenswerteres, wenn auch Millionen die Augen davor verschließen! Das ist das Zeugnis! Welches? Das Zeugnis davon, daß „der Christus leiden mußte“ - das „warum?“ beantworte dir selbst! - „und auferstehen am dritten Tage aus den Toten“ - bist du „aus“ den Toten geistlicherweise auferstanden (Joh 5,25), so wirst du bei der ersten Auferstehung auch leiblich „aus“ den Toten auferstehen! - „und auf Grund Seines Namens Buße und Vergebung der Sünden gepredigt werden allen Nationen, anfangend von Jerusalem!“ Lk 24,46.47. „Ihr aber seid Zeugen hiervon!“ Wann? Wann sollten sie Zeugen sein? Wenn sie die Verheißung Seines Vaters empfangen hätten und mit Kraft aus der Höhe angetan sein würden (V. 48.49, vgl. Apg 1,8! Siehe dazu Joh 15,26.27 u. 16,7-11)!. Welch ein köstliches Zeugnis, das über die ganze Erde ertönt! Welch ein Zeugnis schon in den ersten Jahren durch Männer wie Petrus und Paulus! Wie z. B. dies Zeugnis in jener ersten Zeit ausgerichtet ward, liest du z. B. in Apg 10,37-43 (zähle allein das Wort „Zeugnis“ in diesem Abschnitt)! und Kap. 26,15-20! Umgeben von dem Haß gegen das Licht (Joh 3,18ff). in einer Welt, wo Satan, der Gott dieser Welt, der Ungläubigen Sinne verblendet (2Kor 4,4)!, wo alles im Bösen liegt, da stehen die Zeugen und bezeugen Christus und in Seinem Namen Buße und Vergebung der Sünden!
Und wer sind diese Zeugen heute? Wodurch wird diese wichtigste Zeugenschaft ausgeübt? Durch Menschen, in denen der Heilige Geist wohnt, seit sie gläubig wurden (Joh 7,37-39; Gal 3,2), durch gesalbte (1Joh 2,20.27) Menschen, von denen Ströme des Segens im praktischen Leben ausgehen, Ströme in die verdurstende Welt mittels des Geistes aus Gott, der allein Leben und Kraft gibt; durch Menschen, in denen die Frucht des Geistes nach Gal 5,22 zu sehen ist, eine Frucht, die - unteilbar - (vgl. „G. H.“, Bd. VI, S. 37, 69, 92) offenbart, wer Christus ist und was Er der Welt sein will; durch Menschen, die, erfüllt mit Heiligem Geist, es nicht lassen können, zu reden und zeugen von dem Jesus, der sie errettet hat und der allein Leben und volles Genüge geben kann. Denn der Heilige Geist verherrlicht nie den Menschen im Fleisch, sondern stets Christus (Joh 16,14.15); wo der Heilige Geist ein Menschenleben in Besitz genommen hat, da wird Christus gepriesen und in den Vordergrund gestellt, und da wird die neue Schöpfung gesehen (2Kor 5,15-17).
Und solche Zeugen sind jetzt noch auf der Erde? Ja, gepriesen sei Gott - Er hat Seine Zeugen hienieden seit dem Pfingsttage. Ohne Pfingsten keine Zeugenschaft und keine Kenntnis von Gottes Liebe in Christo, kein Erinnern an all das, was der Herr Jesus gesagt hatte (Joh 14,26), kein Belehrtwerden über das Zukünftige, aber auch kein Ermuntertwerden, kein Eingeführtwerden in die ganze Wahrheit (16,13), wie es in den Briefen der Apostel geschah! Ohne Pfingsten kein Überführen von Sünde, kein Durchbrechen der Macht des Bösen, ohne Pfingsten - ohne das Herniederkommen des Sachwalters - wären des Herrn Jünger wahrlich Waisen geblieben, aber das gerade sollten sie, sollen wir nach Seinem eigenen Wort nicht sein! (Joh 14,16-18)! Ohne Pfingsten keine wahre Freude, keine Hoffnung, aber auch kein gesegneter Dienst, keine Zeugenschaft, denn ohne Pfingsten keine Kirche Christi, keine Gemeinde des Herrn, kein gemeinsames Zeugnis!
Am Pfingsttage ward Seine Gemeinde gegründet, ward die Schar der Seinen zu einem Leibe, einer Körperschaft getauft (1Kor 12,13). Gottes Haus, in dem Er wohnt, in dem Er angebetet wird, Gottes Tempel, an dem der Mensch sehen kann, was allein wahrer Gottesdienst ist, wurde gebildet, und an ihm wird noch heute gebaut (vgl. 1Kor 3 mit Eph 2). Einst sah die Welt an Israel, wer Gott ist, jetzt hat sie - oder sollte sie haben! - ein besseres Anschauungsmittel, indem sie die Gemeinde des Herrn unter sich hat auf dieser Erde. In einer Welt der Lüge steht die durch den Geist der Wahrheit gebildete Zeugenschaft, die der Welt Licht und Liebe vermittelt. Welch ein Segen für die arme, dem Gericht entgegeneilende Welt!
Und du und ich gehören dazu! Du und ich genießen den Segen des Pfingsttages und sind zu Zeugen gemacht und sind zusammengeschlossen, auf daß wir nicht nur einzeln, sondern auch gemeinsam bezeugen, wer Christus ist - ja, wir sollen Seine Tugenden verkünden (1Pet 2,9). Tun wir es? Geben wir der Welt Anschauungsunterricht? Sind wir Seine Zeugen? - O, bald wird Er Selber kommen, und dann ist unser Zeugendienst vorbei! Der Geist und die Braut rufen ja täglich ihr: „Komm, Herr Jesu!“ Und wie bald wird Er kommen! Und wir? Wir gehen dann mit Ihm dorthin, wo Er die Wohnung für uns bereitet hat (Joh 14,1ff). Aber sollte uns dieser Ausblick in eine nahe Zukunft nicht doppelt treu machen in unserem Einzelzeugnis und in unserem gemeinsamen Zeugnis, soweit wir diese Gemeinsamkeit erkannt haben und sie in göttlichen Linien verwirklichen können? (Heb 10,25; 2Tim 2,19ff.;
Apg 2,42)! Sicherlich! Welch ernster Dienst ist ein Zeugendienst, wenn man nur an die weltliche Gerichtsbarkeit denkt! - und der Zeugendienst für den Herrn der Herrlichkeit sollte uns weniger in Anspruch nehmen, uns gleichgültiger sein? Der Herr Selbst stärke unser Verantwortungsbewußtsein, daß wir aus Liebe zu Ihm und darum zur Sünderwelt (Joh 3,16) nicht anders können als reden und verkünden, was Er uns ist und sein will: ein vollkommener Heiland-Gottl (Tit 3,4-7). „Ihr sollt Meine Zeugen sein!“ Dank, teurer HErr, daß Du uns zu Deinen Zeugen gemacht hast! Wer bist Du und - wer sind wir? Gepriesen seist Du!
F. K.