Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Themen Artikel
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Handreichungen Band 17 - Jahrgang 1932
Stehen und gehenStehen und gehen
Zwei Prüfungen sind es, durch die Gläubige, die dem Herrn zu dienen und wohlzugefallen wünschen, oft hindurchzugehen haben. Die eine besteht darin, festzustehen und auszuharren da, wo der Herr uns hingestellt hat, die andere, unverzüglich zu gehen, wenn Er es gebietet. Beide Prüfungen finden wir in dem Leben Sauls und Amasas.
In 1Sam 13,8-14 wurde Saul auf seine Tauglichkeit für die hohe Aufgabe, der gesalbte König Israels zu sein, geprüft. Sie währte sieben Tage. Er hatte auf das Kommen Samuels zu warten, denn ohne diesen konnte nichts nach dem Wohlgefallen Gottes getan werden; es war eine ernste Prüfung. Das Volk fing an, sich von ihm abzuwenden; alles schien seinen Händen zu entgleiten, und Samuel kam nicht. Sollte er nun noch länger warten? Die Ungeduld seines ungebrochenen Willens kam ans Licht, und die Folge war: Er verlor sein Königreich. „Wer glaubt, wird nicht ängstlich eilen.“ (Jes 28,16) Diesen Weg des Glaubens ging Saul nicht.
In Amasas Geschichte finden wir die andere Prüfung. Amasa war ohne Zweifel ein befähigter Mann, aber er war mit Saul und nicht in Übereinstimmung mit den Wegen Gottes - nicht mit David gegangen. Aber durch Gnade wurde er wieder zurechtgebracht. Welche Reue und welchen Schmerz mußte er empfinden, als er erkannte, daß er wider David, seinem Herrn und König, gestanden hatte, der ihm jetzt trotz seiner Vergangenheit sein volles Vertrauen schenkte und ihn zum Heerobersten einsetzte (2Sam 19,13). Aber auch er mußte auf seine Tauglichkeit in der ihm von David anvertrauten Stellung geprüft werden. Des Königs Befehl war: „Berufe mir die Männer von Juda binnen drei Tagen, und stelle dich selbst hier ein.“ (2Sam 20,4) Nachlässigkeit darf ein Führer sich nicht zuschulden kommen lassen. Ein träger Geist soll in der Mitte des Volkes Gottes nicht gefunden werden, „weil die Sache des Königs dringend ist“ (1Sam 21,8). Und in unserer Geschichte sehen wir, daß das Volk eifriger und schneller zur Stelle war als der Führer. Amasa bewies damit seine Unfähigkeit für die ihm anvertraute Aufgabe und fand infolge seiner Säumigkeit den Tod. (2Sam 20,10)
Wenden wir uns nun zum Neuen Testament! In Timotheus sehen wir einen Gläubigen, der beiden Prüfungen unterworfen wurde. 1Tim 1,3 lesen wir: „So wie ich dich bat ... in Ephesus zu bleiben ...“ Ferner in Kap. 3,14: „... in der Hoffnung, bald zu dir zu kommen; wenn ich aber zögere ...“ Und weiter Kap. 4,13: „Bis ich komme ...“ Timotheus hatte also an dem Platze zu bleiben, der ihm genannt war, und seinen Dienst dort auszuführen „mit dem Vorlesen, mit dem Ermahnen, mit dem Lehren“. Sorgfältig sollte er dieses bedenken und darin leben, auf daß seine Fortschritte allen offenbar seien (1Tim 4,15). Dies war sein Dienst, in dem er ausharren und für den er in Ephesus bleiben sollte.
Dann aber kam ein anderer Auftrag: „Befleißige dich, bald zu mir zu kommen.“ (2Tim 4,9) Die Tage wurden dunkler, der Kampf ernster; man fing an, die Wahrheit aufzugeben und die Welt liebzugewinnen, und man schämte sich des Gefangenen des Herrn . Jetzt hieß es, an die Seite des treuen Mannes zu treten und den guten Kampf zu kämpfen. War Timotheus bereit, die Stätte seines Wirkens in Ephesus zu verlassen? Dies war die andere Prüfung. „Befleißige dich, vor dem Winter zu kommen“ (2Tim 4,21) war die nochmalige Aufforderung des Apostels. Das verlangte eine sofortige Bereitschaft, an der Seite des verlassenen Paulus für das Zeugnis der Wahrheit einzutreten.
Solche Proben werden noch heute an uns gestellt. Die Bereitschaft, sowohl in einer schweren Arbeit auszuharren als auch kühn an die Seite derer zu treten, die „dem zuverlässigen Worte nach der Lehre“ (Tit 1,9) anhangen, sind Proben des Glaubens und der Treue. Bestehen wir die an uns gestellten Proben nicht, so sind wir nicht brauchbar für die Aufgaben, für die der Herr uns gebrauchen wollte. Ihm ein „nützliches Gefäß“ zu sein, erfordert eine beständige Abhängigkeit von dem Worte Seines Mundes.
Wie steht es mit uns? Sind wir treu im Ausharren und Bleiben dort, wo der Herr uns hingestellt hat? Und wiederum, sind wir bereit, sofort zu gehen, wenn Er uns zu gehen heißt? Saul verlor sein Königreich, als er nicht warten konnte, und Amasa sein Leben dadurch, daß er säumig war. Auch wir können viel verlieren! Möchten wir mehr und mehr in unserer Abhängigkeit vom Herrn zunehmen und Seiner Führung uns anvertrauen! Dazu ist aber das Aufgeben des eigenen Willens erforderlich.
L. M. - A. v. d. K.
Erstellt: 13.05.2024 22:00
Quelle: www.clv.de