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Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Themen Artikel
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Handreichungen Band 21 - Jahrgang 1936
Lk 2,15 - Laßt uns nun hingehen nach Bethlehem!Lk 2,15 - Laßt uns nun hingehen nach Bethlehem!
Wie lieblich klingt der Name Bethlehem-Ephrata dem Ohr jedes Gläubigen! Ist es doch der Ort, den Gott ersehen und zuvor bestimmt hatte, an dem unser Herr und Heiland diese Erde betreten sollte. Aber nicht nur dieses große Ereignis, auch andere Begebenheiten, die an diesem Orte geschehen sind, berichtet uns die Schrift. Zum ersten Male wird Bethlehem-Ephrata in 1Mo 35,16-19 erwähnt. Am Wege dorthin starb Rahel. Jakob erinnerte sich in der Stunde seines nahen Todes des Heimganges seiner Rahel, die er auf dem Wege nach Ephrat, d. h. Bethlehem, begraben hatte. (1Mo 48,7)
Bethlehem war auch das Reiseziel Noomis und Ruths, als sie vereinsamt, arm und elend das Land Moab verließen. Auch Samuel wurde nach Bethlehem gesandt, um David zum König Israels zu salben (1Sam 16). Drei Helden brachen in ihrer Liebe zu David durch das feindliche Lager der Philister, um aus der Quelle zu Bethlehem David einen Trunk Wasser zu holen. Hirten hörten aus dem Munde der Engel die himmlische Botschaft von der Geburt des Heilandes in Bethlehem, und ihr Entschluß war, nach Bethlehem zu gehen und die Sache zu sehen, die der Herr ihnen kundgetan hatte. Mit der Botschaft zugleich umstrahlte sie die Herrlichkeit des Herrn.
Wir verlieren viel, wenn wir die himmlische Erscheinung nur auf die Hirten, die sie tatsächlich erlebten, beschränken und nicht den Weg nach Bethlehem gehen, um für uns selbst zu sehen, was da geschehen ist. Möchte ihr Entschluß: „Laßt uns nun hingehen nach Bethlehem“, einen Widerhall in unserem Herzen finden! Wir werden manche Unterweisungen aus Bethlehem mitnehmen können.
Jakob war ein Hirte, und er war auf dem Wege nach Bethlehem. Er erreichte den Platz, als das Kostbarste, was er auf Erden besaß, von ihm genommen war. Ist es nicht auch so mit uns, daß die Herrlichkeit Bethlehems unsere Seele umleuchtet, wenn wir den Tod auf alles, was in dieser Welt ist, geschrieben finden? Wollen wir die Dinge des Ratschlusses Gottes sehen, dann müssen wir zuerst sehen, daß die Dinge, die in der Welt sind, die unser Herz an das Irdische fesseln, unter dem Tode und dem Gerichte Gottes sind (1Joh 2,17). Paulus drückt dies in den Worten aus: „Aber was irgend mir Gewinn war, das habe ich um Christi willen für Verlust geachtet.“ (Phil 3,7) Und so verstehen wir, was in Bethlehem geschehen ist.
Den gleichen Grundsatz finden wir auch in der Geschichte Noomis und Ruths. Als einsame Witwen, die alles, woran ihr Herz einst hing, in Moab verloren hatten, gingen sie nach Bethlehem. Mit Weinen endete die Nacht in Moab, aber Freude brachte ein neuer Morgen in Bethlehem. In Bethlehem, dem „Brothause“, fanden sie alles, was sie bedurften: Gemeinschaft, Mitgefühl, Freude und Liebe. Sie kamen nach Bethlehem zur Zeit der Gersten-Ernte, ein Vorbild von dem, was wir in der Auferstehung Christi finden.
Samuel mußte auch den Weg nach Bethlehem gehen. Er war ein angesehener Mann, auferzogen im Hause Gottes, ein großer Prophet. Aber auch er mußte, um den König, den Auserwählten Gottes, zu sehen, die Reise nach Bethlehem machen. Und welch ein reicher Segen ging von Bethlehem aus! Dort sah er David, „schön von Augen und von gutem Aussehen“ (1Sam 16,12). Alles an Christo ist lieblich. Um dies aber zu erkennen, müssen wir die Reise zu Ihm hin machen. Hiob sagt: „Weisheit wird im Lande der Lebendigen nicht gefunden.“ (Hiob 28,13) Und wir finden Christus nicht in der Welt, so wie es der Engel sagte: „Er ist nicht hier, denn Er ist auferstanden.“ (Mt 28,6)
David hatte Verlangen nach einem Trunk aus der Quelle Bethlehems (2Sam 23,15-17), und er sprach diesen Wunsch seines Herzens aus. In Bethlehem war er geboren; dort hatte er seine Jugend verlebt; dort wurde er gesalbt „inmitten seiner Brüder“. Einige Männer standen David so nahe, daß sie den Wunsch seines Herzens hörten. Auch wir sollen dem Herrn, dem wahren Sohne Davids, so nahe sein, daß wir den Wunsch Seines Herzens kennen.
Der Weg, den diese Männer zu gehen hatten, war voller Gefahren, aber in ihrer Liebe zu David drangen die drei Helden durch das feindliche Lager der Philister und brachten David die ersehnte Erfrischung aus der Quelle Bethlehems. David nahm das Wasser und goß es als ein Opfer aus vor dem Herrn, denn das Leben dieser seiner drei Getreuen hing daran. In ähnlicher Weise mögen auch wir durch eine gefahrvolle Welt hindurchdringen, um Ihm ein Opfer unserer Liebe zu weihen, welches zugleich als ein Trankopfer Gott dargebracht wird.
Drei Männer erquickten, als sie ihm diesen Trunk darbrachten, durch ihre Liebe das Herz Davids am Tage seiner Verwerfung. Und erquicken wir nicht das Herz des Herrn jetzt am Tage Seiner Verwerfung, wenn wir den Wunsch Seines Herzens erfüllen: „Dies tut zu Meinem Gedächtnis!“?
Möchten wir mit den Hirten sagen: „Laßt uns nun hingehen nach Bethlehem und diese Sache sehen, die geschehen ist, welche der Herr uns kundgetan hat!“ Lukas schreibt mit dem Blick auf den verherrlichten Christus. Er sieht Bethlehem im Lichte der Herrlichkeit. Wenn wir Bethlehem so sehen, dann hört Bethlehem auf, uns nur ein geschichtlicher Ort zu sein, dann wird Bethlehem uns der Ort, von dem aus Gottes Liebe in der Geburt Christi Sich in Gnade den Menschen nahte und von dem aus die Welt den Lobpreis der Engel vernahm: „Herrlichkeit Gott in der Höhe, und Friede auf Erden, an den Menschen ein Wohlgefallen!“
G. L. - A. v. d. K.
Erstellt: 23.05.2024 21:55, bearbeitet: 29.10.2024 09:13