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Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Themen Artikel
Handreichungen Band 21 - Jahrgang 1936
2Mo 19,6; Off 1,6 - Priester Gottes2Mo 19,6; Off 1,6 - Priester Gottes
„Ihr sollt Mir ein Königreich von Priestern und eine heilige Nation sein.“ (2. Mose 19,6) „Und Er hat uns gemacht zu einem Königtum, zu Priestern Seinem Gott und Vater.“ (Off 1,6)
Gottes Wille war, daß das Volk Israel, welches Er auf Adlers Flügeln getragen und zu Sich gebracht hatte, Ihm Selbst ein Königreich von Priestern sein sollte. Dieses ist damals nicht völlig in Erfüllung gegangen. Aber ein Stamm und eine Familie aus dem ganzen Volke wurde genommen und dem Dienste des Herrn im Heiligtum geweiht.
Priester ist derjenige, der in Gottes Gegenwart - ins Heiligtum geht, um den Gottesdienst zu verrichten. Ein solcher hat somit das herrlichste und kostbarste Vorrecht, welches überhaupt einem Menschenkinde von Gott zuteil werden kann.
Die Schrift sagt: „Jeder aus Menschen genommene Hohepriester wird für Menschen bestellt in den Sachen mit Gott, auf daß er sowohl Gaben als auch Schlachtopfer für Sünden darbringe usw.“ (Heb 5,1ff). Und wiederum: „Jeder Hohepriester wird bestellt, um sowohl Gaben als auch Schlachtopfer darzubringen.“ (Heb 8,3) Aaron war der aus Menschen genommene Hohepriester, und Priester waren auch seine Söhne mit ihm und nach ihm. Zu diesem wichtigen Dienst wurde er feierlich gesalbt und geweiht - eine Handlung, welche bis in jede Einzelheit für uns bedeutungsvoll und lehrreich ist. Wir können uns aber damit jetzt nicht beschäftigen. Auf einen Punkt aber möchten wir hinweisen, nämlich auf das Salböl (2Mo 29,7). Dieses Salböl wird „ein Öl der heiligen Salbung“ genannt (2Mo 30,22-33). Mit diesem heiligen Salböl wurden Aaron und seine Söhne gesalbt, um Jehova den Priesterdienst auszuüben. Die Bestandteile dieses Öles der heiligen Salbung wurden genau angegeben, sie sind auch voller geistlicher Bedeutung.
Dieses einzig in seiner Art gemischte Salböl ist ein treffliches Vorbild des Heiligen Geistes, wogegen die heiligen Kleider, die Aaron zum Schmuck und zur Herrlichkeit trug, unseren Herrn Jesus als Den von Gott gesalbten Hohenpriester darstellen, dem Gott nicht nach Maß den Geist gegeben hat. Der Herr Jesus ist in dieser Hinsicht allein der wahrhaft Gesalbte Gottes, denn Er ist ein Diener des Heiligtums und der wahrhaftigen Hütte, welche der Herr errichtet hat und nicht der Mensch.
In dem jetzigen Zeitalter ist der Herr Jesus Christus der einzige Hohepriester. Gott hat Ihn mit Freudenöl gesalbt mehr als Seine Genossen. „Myrrhen und Aloe, Kassie sind alle Seine Kleider.“ (Ps 45,7.8) Dieser herrliche Hohepriester ist für uns im Heiligtum. Alles, was unsere ewigen Segnungen betrifft, liegt in Seinen mächtigen Händen. „Er vermag völlig zu erretten, die durch Ihn Gott nahen, indem Er immerdar lebt, um Sich für sie zu verwenden.“ (Heb 7,25)
Aarons Söhne, obwohl sie Priester waren, hatten kein Recht, in das innerste Heiligtum zu treten. Auch die Seinigen hat der Herr zu Priestern gemacht. Aber niemals hätten sie ein Schlachtopfer für Sünden darbringen können. Die Lehre von dem allgemeinen Priestertum ist den meisten Gläubigen bekannt; aber sie ist mehr als eine Theorie oder ein Dogma; sie ist eine sehr praktische Wahrheit. Laßt uns noch einige Augenblicke dabei verweilen.
Im Buch der Offenbarung (Kap. 1,5.6) wird uns gesagt, daß Er uns geliebt, uns von unseren Sünden gewaschen und zu einem Königtum, zu Priestern Seinem Gott und Vater gemacht habe. Dies letztere geschah durch die Salbung mit dem Heiligen Geist - dem heiligen Salböl. Ohne dieses ist niemand ein wahrer Priester Gottes. Jede bekehrte Seele aber ist dadurch von Ihm zu einem Priester Seinem Gott gemacht. Die Schrift sagt: „Ihr habt die Salbung von dem Heiligen und wisset alles ..., die Salbung, die ihr von Ihm empfangen habt, bleibt in euch ...“ (1Joh 2,20.27) Jedes Kind Gottes sollte wissen, daß es ein Priester Gottes ist und von dem Herrn Jesus dazu durch die Salbung mit dem Heiligen Geist gemacht worden ist.
Aaron und seine Söhne wurden Priester, um Gott den Priesterdienst auszuüben; ebenso haben die Priester, die der Herr Seinem Gott und Vater gemacht hat, das Vorrecht, die Pflicht und die Freude, Gott den Priesterdienst auszuüben. Dieser Priesterdienst gilt in erster Linie nicht Menschen, sondern Gott. Wohl dürfen wir dem Herrn auch an Menschen dienen, und viele tun es gern und sollen es mit Eifer tun. Die Ausübung des wahren Priesterdienstes Gott gegenüber aber wird im allgemeinen wenig verstanden. Petrus sagt über diesen Dienst klar und bündig, daß wir selbst, als lebendige Steine aufgebaut, ein geistliches Haus sind, „ein heiliges Priestertum, um darzubringen geistliche Schlachtopfer, Gott wohlannehmlich durch Jesum Christum“. Und weiter: „Ihr aber seid ein auserwähltes Geschlecht, ein königliches Priestertum.“ (1Pet 2,5.9) Sollten alle geliebten Kinder Gottes sich nicht mit Ernst prüfen, ob dieser ihnen gegebene Priesterdienst auch von ihnen ausgeübt wird?! Dieser Dienst besteht darin, Gott geistliche Schlachtopfer durch Jesum Christum wohlannehmlich darzubringen.
Wir betonen nochmals, daß der Herr uns Seinem Gott und Vater zu Priestern gemacht hat, deshalb geziemt es sich, ernstlich darauf bedacht zu sein, mit unbeschuhten Füßen ins geistliche Heiligtum zu treten, um Gott den Priesterdienst zu verrichten, d. h. die geistlichen Schlachtopfer darzubringen, nicht nur einzeln, sondern auch gemeinschaftlich mit allen Heiligen, besonders am ersten Tage jeder neuen Woche, wenn wir uns in Seinem Namen versammeln, um den Tod des Herrn in dem Brechen des Brotes zu verkündigen und Seiner zu gedenken.
Sogar auch hier fehlt manchmal das Verständnis für den heiligen Priesterdienst. Dies zeigt sich oft in dem Vorschlagen von Liedern, die für diesen Dienst gänzlich unpassend sind, oder in dem Vorbringen unserer Anliegen in Bitten und Flehen vor Gott, anstatt als Priester dem Herrn die Huldigung und Anbetung unserer Herzen darzubringen. Steht nicht deutlich geschrieben: „Durch Ihn nun laßt uns Gott stets ein Opfer des Lobes darbringen, das ist die Frucht der Lippen, die Seinen Namen bekennen. Des Wohltuns aber und Mitteilens vergesset nicht, denn an solchen Opfern hat Gott Wohlgefallen.“ (Heb 13,15.16) Und weiter: „... durch die Erbarmungen Gottes, unsere Leiber darzustellen als ein lebendiges, heiliges, Gott wohlgefälliges Schlachtopfer, welcher unser vernünftiger Gottesdienst ist.“ (Röm 12,1)
Der Herr gebe Gnade, daß auch unter uns mehr Anregung bewirkt werde, uns als Priester Seinem Gott und Vater zu betätigen! Gewiß wird oft das Wort Heb 10,19.20 in der Gemeinde gelesen. Wenn wir aber dann mit Freimütigkeit ins Heiligtum treten, welches wir nur als Priester tun können, so laßt uns auch getreulich den Priesterdienst ausüben.
Zacharias, der Vater Johannes des Täufers, hatte als Priester den Dienst vor Gott zu erfüllen; er ging in das Heiligtum des Herrn, um zu räuchern (Lk 1,8-10). Sein Dienst galt allein Gott. Laßt uns auch als Priester Gottes in dem geistlichen, inneren Heiligtum das nämliche tun! Wenn wir diesen Priesterdienst Gott nicht ausüben, so hat der Herr uns umsonst zu Priestern gemacht. Oder ist es etwa nur ein Ehrentitel, daß wir Priester Gottes sind? Ein solcher Gedanke wäre Torheit! Hat der Herr die Seinigen Seinem Gott und Vater zu Priestern gemacht, so sind sie es auch wirklich, und der Herr erwartet den Priesterdienst von ihnen. Möchte jedes Herz ein goldener Rauchaltar sein, von welchem geistlicher Weihrauch zu Gott emporsteigt, Ihm wohlgefällig durch Jesum Christum!
Andere Dienstleistungen haben einmal (vielleicht gar bald) ein Ende, denn es kommt die Nacht, da niemand wirken kann, d. h. einmal werden wir nicht mehr das Evangelium den Unbekehrten verkündigen noch den verirrten Schafen mit Geduld nachgehen usw. Unser Priesterdienst aber besteht ewig. Wir sehen in der Offenbarung die Heiligen, bekleidet mit weißen Kleidern und Palmen in den Händen, Gott in Seinem Heiligtum Nacht und Tag dienen (Off 7,15). Kann das etwas anderes sein als eine Fortsetzung ihres Priesterdienstes in der Ewigkeit, den sie hier auf Erden in schwacher Weise angefangen hatten? In den ewigen Hütten kann man kein Evangelist oder Hirte sein, aber ein Priester Gottes. Und noch einmal wird uns am Schluß der Offenbarung gesagt, daß Seine Knechte Ihm dienen oder Gottesdienst erweisen werden von Ewigkeit zu Ewigkeit. (Off 22,3-5) Und ist es nicht das Herrlichste und Kostbarste, was die Erlösten des Herrn auch schon hienieden tun können?
Wenn es sich um den Dienst am Worte in den Zusammenkünften der Gemeinden handelt, sagt die Schrift: „Propheten aber laßt zwei oder drei reden.“ (1Kor 14,29) Der Priesterdienst aber wird nicht auf zwei oder drei beschränkt, denn Er hat alle zu Priestern Seinem Gott und Vater gemacht. Laßt uns deshalb dieses hohe Vorrecht nicht versäumen!
F. Btch.