verschiedene Autoren
Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Themen Artikel
Handreichungen Band 18 - Jahrgang 1933
1Pet 3,15 - Seid aber jederzeit bereit ...! (6)1Pet 3,15 - Seid aber jederzeit bereit ...! (6)
In den schon erschienenen sechs Lieferungen dieses Jahres haben wir uns mehr oder weniger eingehend mit 14 verschiedenen Punkten beschäftigen dürfen, als mit Dingen, zu denen wir „jederzeit bereit“ sein müssen oder sollten. Außerdem habe ich in der letzten Lieferung noch sechs Dinge kurz mit Schriftstellen nur genannt, die uns ebenso „jederzeit bereit“ finden sollten, darunter die „Unterwerfung unter die obrigkeitlichen Gewalten“, d. h. der Gehorsam gegen die Regierung und die stete treue Fürbitte für sie usw., wie auch unsere rechte Stellung in all solchen Angelegenheiten Gott gegenüber nach des Herrn Jesu Wort Mt 22,21!
Dann kündigte ich an, daß ich nunmehr, anschließend an diese 20 mehr oder minder ausführlich behandelten Gebiete, übergehen wolle zur Betrachtung der Titelstelle selbst, d. h. daß uns, s. G. w., jetzt noch der Punkt beschäftigen solle, der in der Schriftstelle der Überschrift eigentlich gemeint ist, denn das Schriftwort, dessen Anfang uns nun durch die so häufige Anführung sozusagen ins Herz gehämmert ist, lautet ja so: „Seid aber jederzeit bereit zur Verantwortung gegen jeden, der Rechenschaft von euch fordert über die Hoffnung, die in euch ist, aber mit Sanftmut und Furcht; indem ihr ein gutes Gewissen habt ...!“ (1Pet 3,15)
Also wozu sollen wir hiernach „jederzeit bereit“ sein? „Jederzeit bereit“ zum (uns) Verantworten gegen Menschen!
Zur Verantwortung gegen jeden! Was ist das? Ist es das gleiche wie Antworten oder etwas Beantworten? Gewiß nicht! Es ist viel mehr, viel schwerer, viel ernster als antworten, so schwer dieses u. U. auch sein mag, denken wir z. B. an ein Examen! Aber „Verantwortung gegen jeden“ ist viel schwerer. „Sich-verantworten-müssen“ ist eine tiefernste Aufgabe, von der oft mehr als äußeres Gut, vielleicht sogar Gut und Blut, Leib und Leben abhängen kann. Beim Antworten brauche ich innerlich nicht beteiligt zu sein, ich kann vielleicht sogar neutral stehen, es ist nicht gesagt, daß es mich angeht, es kann ganz andere Leute oder Dinge betreffen, und die Verantwortung (eben diese in etwas anderem Sinne)! ist nicht so groß und drückend. Aber bei dem Sichverantworten - da kommt es sehr wohl auf mich an, auf mein innerlich-Dabeisein, auf mein ganzes Sein, Geist, Seele und Leib. Es kann sich um ein Sichverantworten vor der hohen Obrigkeit handeln, und wer je dergleichen durchgemacht hat - ob schuldig oder unschuldig -, der weiß, daß es dabei auf jedes Wort, ja auf Miene und Blick, auf Gesichtsfarbe und Nervenruhe (Zittern?)!, kurz, auf den ganzen Menschen ankommt. Da ist kein Ausweichen möglich, da ist man auch nicht „sein eigener Herr“, da heißt's von A bis Z dabei zu sein, soll nicht großer Schade entstehen. Man entschuldige die vielen Worte um diese schlichte Sache! Es könnte doch sein, daß sie nicht jedem so einfach erschiene. Am besten stellt man sich's vor, wenn man, wie gesagt, je in einem Streitfall um die eigene Sache hat kämpfen müssen und darum sich verantworten muß. Und dies übertrage aufs Geistliche, dann wird dir's erst recht ernst! Davon aber später!
Wie kommt aber der Apostel Petrus auf einen so ernsten Gegenstand? Darüber einige Worte aus dem Zusammenhang des ganzen Briefes!
Nachdem er in Kap. 2 von dem herrlichen geistlichen Hause gesprochen hat, das aus lebendigen Steinen gebaut wird, d. h. aus solchen, die mit dem lebendigen Steine, dem Herrn Jesus Christus, in Berührung gekommen sind (V. 4.5), geht er mit V. 11 über auf das praktische Glaubens- und Christenleben. Er hat vorher gezeigt (V. 9), was von uns, dem „auserwählten Geschlecht“, zu erwarten sei, daß wir „die Vortrefflichkeiten dessen verkündigen, der uns berufen hat usw.“ Und zwar haben wir das zu tun „in Wort und Werk und allem Wesen“, indem wir als rechte königliche Priester (Melchisedek)! aus dem Heiligtum heraustreten (Aaron - das heilige Priestertum! - hatte hineinzutreten, um die Sünden zu sühnen, Melchisedek, das königliche Priestertum! - kommt heraus aus der Gemeinschaft mit Gott, um zu segnen (1Mo 14,18ff)., um aus der Herrlichkeit der Vortrefflichkeiten des Herrn heraus die Menschen mit Segnungen zu erfreuen und zu beleben. Das eben geschieht in dem praktischen Leben der aus der Finsternis in Sein wunderbares Licht Berufenen. Und diese Ermahnungen beginnen mit V. 11. Da kommt's auf den Wandel in jeglichem Stande, in jeglicher Umgebung an! Dabei auch wieder der Hinweis auf die rechte Stellung zur Obrigkeit, auf die auch heute bei uns soviel ankommt. Dann wird gesprochen von dem praktischen Dienst der Hausangestellten, und in diesem Zusammenhang wird nachdrücklichst von Leiden geredet und von unserem rechten Benehmen in denselben, welches wir nur von dem erhabensten Vorbild, dem des Herrn Jesus, kernen können. Dann kommen die Ehefrauen an die Reihe, auf deren Wandel doch auch soviel Wert zu legen ist, zumal zu dem Zweck, etwa noch ungläubige Männer zum Glaubensgehorsam zu bringen (3,1ff).. Doch dann wird auch den Männern ihr Teil gesagt (V. 7). Auf den Wandel eben aller Gläubigen richtet Petrus den Blick, denn ohne einen guten Wandel fehlt das wertvollste Stück unseres Zeugnisses vor der Welt, die es „befremdet“, daß wir so ganz andere Leute sind. (4,4)!
Schließlich kommt der Apostel - die einzelnen Klassen verlassend - auf alle und ihr Verhalten zu allen zu sprechen, zeigt unser Leben („im Gegenteil!“ V. 9) mit- und untereinander und ermahnt uns, auch die Zungensünden zu lassen. Dann - wenn diese Ermahnungen beachtet werden (die von V. 8 sonderlich, und da wieder vielleicht vor allem die „zur brüderlichen Liebe“), dann haben wir einen Gebete erhörenden Gott (V. 12, nur beiläufig: ob nicht manche ausgebliebene Gebetserhörung ihren Grund in dem mangelhaften Wandel gemäß dieser Stelle hat?)!, und dann geht Petrus schon wieder über auf die Leidenslinie (wie in dem ganzen Briefe von Kap. 1 an)! und zeigt, welche Glückseligkeit in dem Leiden um die Gerechtigkeit liegt: nicht Furcht vor jenen sei unser Teil, sondern ein stilles für den Herrn im Herzen Abgesondertsein, das uns gewissermaßen furchtlos und treu macht in den uns auferlegten Schwierigkeiten.
Und dann folgt unsere Stelle von dem Sichverantworten! Ich denke, nun ist uns der Zusammenhang klar: Wir haben nach 2,9 das kostbare Leben des Herrn zu bezeugen (vgl. Apg 1,8! oder Phil 2,16), und dabei gibt's Leiden aller Art zu erdulden, und zwar auch solche, die uns vielleicht in das Gericht oder vor den Verhandlungstisch der uns gegnerischen Welt stellen, wo man uns ausfragt und aushorcht, vielleicht um einen Anlaß zu haben, gegen uns feindlich vorgehen zu können (vgl. Apg 3-5)!
Wer weiß, ob diese Stelle nicht auch in politisch bewegten Zeiten oft ihre Kraft bewiesen hat oder beweisen wird. Denn „Sein Wort ist unseres Fußes Leuchte“ und „Sein Wort ist lebendig“. (Ps 119 u. Heb 4,12)
Da sind z. B. unsere russischen Geschwister! Viel haben sie auf diesem Gebiete durchgemacht, in vielem könnten sie unsere Lehrmeister sein. Sie haben oft vor den dortigen Machthabern, Feinden Gottes, gestanden und Zeugnis abgelegt von der Wahrheit, von Jesus Christus, von Seinem Tode und Seiner Auferstehung. Manche haben ihre Treue in dem Sich verantworten mit dem Tode zu bezahlen gehabt, andere sind wunderbar befreit worden - alle aber, die um des Glaubens willen zur Verantwortung gezogen wurden, haben etwas geschmeckt davon, wieviel „besser es ist, wenn der Wille Gottes es will, für Gutestun zu leiden als für Bösestun“ (V. 17); alle, die sich durch Ihn in den Tiegel der Trübsal legen ließen, damit das Gold des Glaubens von den Schlacken befreit würde (vgl. 1,7)!, haben etwas erfahren von Seinem innigen Mitgefühl und Seiner Barmherzigkeit (Jak 5,11)!, was so recht im Vollsinne erst in solchen „Ängsten für Christum“ (2Kor 12,10) erfahren werden kann. Und das wird jeder durchmachen, der die heilige „Bereitschaftsstellung“, das „jederzeit Bereitsein“ „zur Verantwortung gegen jedermann“ kennt, liebt und übt. Wer sich furchtsam „zurückzieht“ (Heb 10,38b)!, wenn es gilt, in solcher Weise „den Grund der Hoffnung, die in uns ist“, zu bezeugen und sich über dieselbe zu verantworten, der lernt nie das köstliche „in aller ihrer Bedrängnis ward Er bedrängt“ (Jes 63,9) kennen. Er erfährt nichts von dem, was die durch Saulus verfolgten Jünger wissen dürfen: wer sie verfolgt, verfolgt Ihn („Saul, Saul, was verfolgst du Mich?“ - „Ich bin Jesus, den du verfolgst!“ Apg 9,4.5; 22,7.8; 26,14.15); er weiß nichts von der seligen Freude, wenn auch oft unter Tränen, die darin liegt, als „Sein Diener“ da sein zu dürfen, „wo Er, der Herr“ ist (Joh 12,26; vgl. 15,20 usw)., und wie Er als ein Schlachtschaf angesehen zu werden (Röm 8,35-37) oder mit in die Liste der Glaubenshelden zu gehören, die „ihr Leben nicht liebten bis in den Tod“!
Genug für heute von diesem so ernsten, aber auch so kostbaren „jederzeit Bereitsein“! Möge der Herr es uns überaus wichtig und kostbar machen, um Seinetwillen leiden zu dürfen, wenn Er es so will, und jederzeit bereit zu sein zur Verantwortung gegen jedermann, zu dem Uns-verantworten-zu-müssen über die Hoffnung, die in uns ist! Und was ist das für eine Hoffnung? Darüber, w. G., das nächste Mal!
(Fortsetzung folgt, s. G. w).
F. K.