Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Themen Artikel
Handreichungen Band 15 - Jahrgang 1930
2Mo 8,18 ; 2Tim 3,9 - „Kleine und mißlungene Wunder“2Mo 8,18 ; 2Tim 3,9 - „Kleine und mißlungene Wunder“
„Und die Schriftgelehrten taten ebenso mit ihren Zauberkünsten, um die Stechmücken hervorzubringen; aber sie konnten es nicht.“ (2Mo 8,18; 2Tim 3,9)
Ja, das untrügliche Wort Gottes weiß auch von kleinen und mißlungenen Wundern zu erzählen. Wir tun wohl, immer genau darauf zu achten, was die Heilige Schrift über diesen wie auch über jeden Gegenstand und jede Frage zu sagen hat; sonst werden wir leicht einseitig oder können sogar in gefährliche Irrtümer fallen.
Zunächst konstatieren wir, daß wir niemals in dem Worte finden, daß unser Herr jemals einen kranken Menschen zu heilen versuchte und es Ihm mißlang; oder daß Er angefangen hatte, irgend eine Volksmenge zu speisen, und daß dann das, was Er hatte, nicht genug für alle sei. Niemals finden wir, daß irgend ein Kranker sich etwas oder ein wenig besser fühlte, nachdem ihm der Herr seine heilende Hand aufgelegt hatte; nein, in jedem Falle war die Heilung vollkommen. „Preiset Jehova ... den, der große Wunder tut, Er allein.“ (Ps 136,4)
Nach der Ausgießung des Heiligen Geistes wurden auch Wunderwerke getan, aber wie bei dem Herrn , so waren es auch bei seinen Knechten vollkommene Wunderwerke - Wunder in der Kraft Gottes. Niemals berichtet die Schrift, daß Petrus oder Paulus den Versuch machten, jemanden zu heilen, und es ihnen mißlang oder daß der Kranke sich ein wenig besser fühlte. Nach der Himmelfahrt des Herrn haben wohl nicht viele den Auftrag oder die göttliche Kraft vom Herrn erlangt, Wunder zu wirken. Paulus fragt: „Haben alle Wunderkräfte?“ (1Kor 12,29) Petrus mit Johannes heilten den lahmen, an der Pforte des Tempels sitzenden und betenden Menschen, und ihm wurde vollkommene Gesundheit gegeben (Apg 3,16). Es steht auch geschrieben, daß durch die Hände der Apostel viele Zeichen und Wunder unter dem Volke geschahen (Apg 5,12), denn Zeichen, Wunder und mächtige Taten sind die Zeichen des Apostels. (2Kor 12,12)
Stephanus hatte auch die Gabe der Heilungen (Apg 6,8). Und in einer Stadt der Samariter tat auch Philippus Zeichen (Apg 8,6-8). Später lesen wir, wie Paulus einen lahmen Menschen in Lystra heilte (Apg 14,8-10); auch daß er einen Wahrsagergeist von einer Magd in Philippi austrieb (Apg 16,16-18). Aber besonders in Ephesus tat Gott nicht gemeine Wunder durch die Hände des Paulus (Apg 19,11.12). Die Schrift aber spricht nur von den Aposteln und von zweien von den Sieben (Apg 6), daß sie Wunder getan haben! „Johannes (der Täufer) tat zwar kein Zeichen,“ (Joh 10,41) und wir lesen nicht, daß andere bekannte Diener des Herrn jemals Wunderwerke taten, wie z. B. Barnabas, Silas, Apollos, Timotheus, Titus, Lukas usw. Aus dieser Tatsache sehen wir, daß Gott äußerst selten diese Gabe einem Menschen anvertraut hat oder anvertrauen kann, niemals einem jungen, unerfahrenen oder unwissenden Bruder und überhaupt niemals einer Schwester! Denn schnell erhebt sich das menschliche Herz, und wie gern möchten so viele etwas Außergewöhnliches leisten, um von Menschen bewundert zu werden, daß sie eine solch hohe Stufe der Gottseligkeit erklommen haben! Und das wäre die uralte Zuflüsterung der Schlange: „Ihr werdet wie Gott sein.“ In zwei Fällen taten die Apostel, die die meisten Wunderwerke vollbrachten, Strafwunder, nämlich Petrus, als Ananias und Saphira den Heiligen Geist belogen (Apg 5,1-11), und Paulus, als er Elymas, den Zauberer, für eine zeitlang mit Blindheit schlug. (Apg 13,6-12)
Aber einmal ist es den Jüngern mißlungen, einen Dämon auszutreiben, und der Herr schrieb das ihrem Unglauben zu und nicht dem Kleinglauben des Vaters des mondsüchtigen Knaben (Mt 17,14-21). Es wäre damals besser gewesen, den Versuch nicht gemacht zu haben, als zu probieren und zu fehlen; und es scheint, als ob sie ohne die Anweisung des Herrn gehandelt hätten. Wohl war jener Dämon eine besondere Art, denn der Herr sagte: „Diese Art fährt nicht aus, als nur durch Gebet und Fasten.“
Die ersten großen Wunder im Alten Testament sind diejenigen, die in Ägypten durch Moses geschahen. Der Feind aber machte sofort dieses Zeichen nach, denn seine Diener können etwas leisten, auch wenn es vorläufig nichts Großes ist. Ihre Stäbe wurden zu Schlangen. „Aber Aarons Stab verschlang ihre Stäbe.“ (2Mo 7,12) Auch sie, die Schriftgelehrten Ägyptens, verwandelten Wasser in Blut und ließen Frösche über das Land heraufkommen. Dann aber bei der dritten Plage, als der Staub der Erde zu Stechmücken wurde, steht geschrieben: „Und die Schriftgelehrten taten ebenso mit ihren Zauberkünsten, um die Stechmücken hervorzubringen; aber sie konnten es nicht.“ (2Mo 8,18) Das Wunder mißlang!
Und also schrieb Paulus darüber: „Sie (nämlich solche in den letzten Tagen) werden aber nicht weiter fortschreiten, denn ihr Unverstand wird allen offenbar werden, wie auch der von jenen (den Schriftgelehrten Ägyptens) es wurde.“ (2Tim 3,9) Ja, die ägyptischen Zauberkünstler haben in der Tat etwas geleistet, wenigstens taten sie kleine Wunder, aber endlich fehlte alles, denn sie vermochten zuletzt nicht vor Mose zu stehen wegen der Geschwüre (2Mo 9,11). Also war es klar, daß ihre übernatürliche Kraft nicht von Gott war. Mißlungene und verfehlte Wunder zeigen deutlich, daß solche Wunderwerke keine Aufgaben vom Herrn der Herrlichkeit waren. In der Kraft des bösen Feindes kann übermenschliches geschehen, wohl kleine und oft mißlungene Wunder, doch nach der Entrückung der Gemeinde wird die Macht des Feindes zur vollen Blüte kommen, und dann wird in der Tat Großes geleistet, weil unser Herr sagte: „Denn es werden falsche Christi und falsche Propheten aufstehen und werden große Zeichen und Wunder tun, um so, wenn möglich, auch die Auserwählten zu verführen. Siehe, Ich habe es euch vorhergesagt.“ (Mt 24,24.25) Paulus schrieb: „Dessen Ankunft nach der Wirksamkeit des Satans ist, in aller Macht und allen Zeichen und Wundern der Lüge“ usw. (2Thes 2,9)
Aus der Schrift schließen wir also, daß die volle Entwicklung der teuflischen Macht in der kommenden großen Trübsal unter der Herrschaft des Antichristen sich zeigen wird. Heutzutage, wenn gewisse Menschen Zeichen und Wunder tun wollen, so leisten sie vielleicht schon etwas Übernatürliches, doch wenn es gelingt, so sind die Wunder klein und geringfügig, aber in den meisten Fällen sind sie mißratene Versuche! Daraus schließen wir, daß das, was sie angeblich tun, nicht aus Gott ist, es entspringt einer anderen Quelle, denn unmöglich ist es, kleine oder verfehlte Wunder einem allmächtigen Gott zuzuschreiben! Vielleicht empfangen Kranke Besserung von dem angeblich wunderwirkenden Wasser zu Maria Lourdes, doch meistens sind es seelische Einwirkungen des Glaubens an das Wasser; das Wasser selbst ist in den meisten Fällen wirkungslos. Vielleicht kommen zuweilen teilweise Heilungen bei den Mormonen, bei der Pfingst- und Zungenbewegung vor, doch die weit größte Mehrzahl sind verfehlte Wunder. Kann eine Bewegung aus Gott sein, wo das Fehlschlagen und Mißlingen das auffallende Merkmal ist?
Wir haben noch einen lehrreichen Fall im Alten Testament. Die Propheten Baals - 450 an der Zahl - wollten Feuer vom Himmel auf ihr Opfer fallen lassen. Sie haben auch etwas geleistet, denn nach 3-4 Stunden des Schreiens, als der Mittag vorüber war und sie von der Aufregung, dem Hüpfen, dem lauten Rufen und dem Blutverlust, indem sie sich mit Schwertern und Lanzen ritzten, körperlich geschwächt wurden, gerieten sie in Entzückung, und der Dämon, dem sie opferten (1Kor 10,20), redete durch sie, denn es steht geschrieben: „Da weissagten sie bis zur Zeit, da man das Speisopfer opfert.“ (1Kön 18,29) Gewiß war das ein feierlicher Augenblick, als ihre eigene Persönlichkeit aufgehoben wurde, und ein Geist mit einer überirdischen Stimme und vielleicht in einer unbekannten Sprache redete. Es kann sein, daß viele der Zuschauer nun dachten, daß jetzt schon der Augenblick gekommen sei und daß das Feuer fallen würde, um die Hofreligion zu vindizieren (rechtfertigen)! „Aber da war keine Stimme und keine Antwort und kein Aufmerken!“ Der Himmel schwieg, und zu Weiterem ist es nicht gekommen, wie man es auch heute in Sitzungen der Spiritisten und zuweilen in Versammlungen der Zungenbewegung beobachten kann. Wieder bewahrheitet sich das Wort des Apostels: „Sie werden aber nicht weiter fortschreiten, denn ihr Unverstand wird allen offenbar werden.“ (2Tim 3,9) Sie schritten wohl zur Weissagung, aber weiter kam es nicht. Wie himmelhoch war der Unterschied zwischen ihnen und Elia! Bei ihm war keine Aufregung, keine hysterische Raserei; bei dem Propheten Jehovas finden wir gesunde Nüchternheit und echten, einfälltigen Glauben nach dem Worte des Herrn , und „da fiel Feuer Jehovas herab und verzehrte das Brandopfer und das Holz und die Steine und die Erde; und das Wasser, das im Graben war, leckte er auf.“ (1Kön 18,38) Ja, die Wunder des Herrn sind vollkommen, aber wenn wir nur eine mangelhafte Nachahmung Seiner herrlichen Taten sehen, so sprechen wir solchen Wundern ihren Anspruch, daß sie aus Gott sind, entschieden ab. Und wenn der Prophet Elia alle Propheten Baals schlachten ließ, so geziemt es sich, daß wir uns absondern von ihren modernen Nachfolgern: „Und von diesen wende dich weg!“ (2Tim 3,5) Kleine, verfehlte oder halb gelungene Wunder sind nicht von unserem großen und herrlichen Gott. Die modernen Wunder der Katholiken, Mormonen oder der „apostolischen Glaubensmission“ stehen fast auf demselben Niveau der verfehlten Wunder der Schriftgelehrten Ägyptens oder des Weissagens der Propheten Baals!
In Ephesus tat Gott „nicht gemeine Wunderwerke durch die Hände des Paulus“. Gerade dort aber versuchten andere - nämlich umherziehende, jüdische Beschwörer -, böse Geister auszutreiben, und zwar in Jesu Namen; doch es schlug fehl. Sehr wahrscheinlich hatten diese Verschwörer schon angeblich auf diesem Gebiet etwas geleistet, und zwar in der Macht des Feindes, und ihr Brot dadurch verdient. Aber als sie dann etwas Wirkliches tun wollten, mißlang es ihnen vollständig. Auffallend ist es, daß sie sagten: „Ich beschwöre euch bei dem Jesus.“ Sie sagten nicht: Herr Jesus! Der böse Geist antwortete: „Jesum kenne ich“, nicht „den Herrn Jesus kenne ich“, denn Ihn wirklich als Herrn zu erkennen kann nur in dem Heiligen Geist sein. (1Kor 12,3)
Etwas in der Macht des Bösen zu tun und den Namen Jesus dabei zu mißbrauchen ist furchtbar. Doch das geschieht in unseren Tagen, und das Herz kann so verblendet sein, daß man denkt, es sei gelungen! Denn der Herr sagte so ernst „Viele an dem Tage werden sagen: Herr, Herr! haben wir nicht durch Deinen Namen geweissagt, und durch Deinen Namen Dämonen ausgetrieben, und durch Deinen Namen viele Wunderwerke getan? Und dann werde Ich ihnen bekennen: Ich habe euch niemals gekannt; weichet von Mir, ihr Übeltäter.“ (Mt 7,22.23)
Es kann ja ein Prophet aufstehen, der ein Wunder oder Zeichen ankündigt, welches eintrifft, denn der Herr prüft dadurch die Treue Seines Volkes (5Mo 8,1-5). Wenn er aber ein Abweichen von dem Herrn und Seinem Worte befürwortet oder einführt, so soll niemand etwas auf das erfüllte Zeichen geben, sondern sich allein nach dem Worte richten, auch wenn das Zeichen oder Wunder als groß erscheint, denn früher oder später wird alles offenbar, und der Unverstand kommt an das Licht.
Also wenn wir kleine, mißlungene oder Halbwunder sehen, so erkennen wir, daß solche nicht vom Herrn sind; denn in der Heiligen Schrift war alles, was Er tat, vollkommen und gut. Wir sprechen hier nicht von Gebetserhörungen, denn das ist ein anderes Thema, und wenn solche Gebetserhörungen herrlich und wunderbar sind, wofür wir dem Herrn unseren Dank nicht genug aussprechen können, so sagen wir niemals, daß wir Zeichen und Wunder getan haben, sondern daß Er das Gebet nach Seiner Weisheit erhört hat. Jakobus schreibt nicht, daß ein Wunder geschehen soll, wenn ein Kranker die Ältesten einer Gemeinde zu sich ruft, sondern daß das Gebet des Glaubens den Kranken heilen wird. Das ist kein Wunder in dem biblischen Sinne des Wortes; der Herr richtet den Kranken auf zu Seiner eigenen Zeit, wie Er Sich z. B. über den Epaphroditus erbarmte. (Phil 2,27)
F. Btch.