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Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Themen Artikel
Handreichungen Band 9 -Jahrgang 1923/24
Kleine Winke für BibelleserKleine Winke für Bibelleser
1. In Lk 18 finden sich sieben verschiedene Arten von Vertrauen: 1. Gottvertrauen, V. 1-8; 2. Selbstvertrauen, V. 9-12; 3. Vertrauen auf Gnade, V. 13.14; 4. Kindesvertrauen, V. 15-17; 5. Geldvertrauen oder Vertrauen auf Besitz, V. 18ff.; 6. Vertrauen auf das Wort und die Verheißungen Gottes, V. 31-34; 7. Glaubensvertrauen, V. 35-43. Wie sieht unser Glaube, unser Vertrauen aus? Beachte 2Kor 5,7!
2. In Lk 18,32.33 finden sich sechs Dinge, die der Mensch mit unserem geliebten Herrn tun durfte; die Zahl 6 aber ist in der Schrift die Zahl des Menschen. Diese sechs Dinge sind: 1. Er wird den Nationen überliefert werden; 2. Er wird verspottet; 3. geschmäht; 4. angespien werden; 5. wenn sie Ihn gegeißelt haben, 6. werden sie Ihn töten! Jedoch das siebente Stück tut Gott, steht doch die Zahl 7 in der Schrift stets mit der göttlichen Vollkommenheit Seiner Gedanken und Taten in Verbindung: 7. Am dritten Tage wird Er auferstehen! Gepriesen sei Er!
3. Beachte in Lk 18,39, daß es die „Vorangehenden“ waren, die den glaubensvoll rufenden Blinden bedrohten, nicht die Nachfolgenden! Lerne daraus, daß keiner, der vor dem Herrn Jesus herläuft, wissen kann, was Er tut, was Er will. Jene wußten nicht, daß Er bei dem Rettung Suchenden stillstand (welche Gnade)!; wieviel versäumten sie durch ihr Vorlaufen! Wie mancher sogar Gläubige büßt viel ein, wenn er, statt still und treu dem Herrn nachzufolgen, Ihm vorangeht! Nur der Herr Jesus weiß den rechten Weg, weiß im rechten Augenblick stille zu stehen, wo man Ihn braucht, weiß voranzugehen. Glaube Ihm und folge Ihm still und gehorsam - dann braucht Er dich vielleicht auch, andere zu Sich zu führen (V. 40). Wie kostbar ist solch Dienst - aber Ihm „Vorangehende“ sind dazu nicht zu gebrauchen.
4. „Bringet hier herein!“ sagt das Wort Lk 14,21. Also nicht zu irgendeinem, wenn auch noch so gutem System, nicht zu einer „Kirche“, Denomination, Gesellschaft, Vereinigung, sondern dorthin, wo der Herr der Mittelpunkt ist, in Seine Gemeinschaft (1Kor 1,9)!, in Seine Gemeinde, in Sein Haus (1Tim 3,15), das voll werden soll (V. 23). Welch ernster Dienst! Wie oft wird er nicht so ernst aufgefaßt, wie er ist, wie oft ist der Mensch zufrieden mit Geringerem, als der Herr, der HausHerr, wünscht! Hier herein! Wo sind wir zu Haus? „Meister, wo bist Du zur Herberge? Kommet und sehet! Sie kamen und blieben ... bei Ihm!“ (Joh 1,39).
5. Genau so wie zu der köstlichen Geschichte von Naeman (2Kön 5) die Geschichte von dem durch eigene Schuld unglücklichen, fromm scheinenden, aber durch und durch bösen Gehasi gehört - genau so gehört zu den lieblichen Gleichnissen vom verlorenen Schaf und dem verlorenen Denar und der Geschichte des jüngeren verlorenen, aber gefundenen Sohnes (Lk 15) die schrecklich ernste Schlußgeschichte von dem älteren verlorenen, aber ungerettet bleibenden Sohn, der trotz innigster suchender Liebe seitens des Vaters nicht hineingehen wollte! Gehasi wurde äußerlich das, was er in Gottes Augen längst durch und durch war: „Aussätzig“, und mußte als solcher „hinaus“ - er hatte sich selber ausgeschlossen; und der ältere verlorene Sohn blieb gleichfalls nach eigenem Willen draußen, weil er, der Selbstgerechte, die Freude des Geretteten im Vaterhause nicht teilen wollte noch konnte. Wie unsagbar ernst! „Draußen sind ...“, sagt die Schrift (Off 22,15). „Draußen sind“ - d. i. die Zeitform der beständigen Gegenwart! Draußen für immer! Nach eigenem Willen draußen!
6. Zehn ist die Zahl der menschlichen Verantwortlichkeit, das zeigt uns die Schrift immer wieder und wieder (z. B. mit den zehn Geboten)!. Zehnmal, soweit ich sehe, zeigt der Apostel Paulus den Korinthern in seinem ersten Briefe ihre sträfliche oder wenigstens tadelnswerte Unwissenheit; 1Kor 3,16; 5,6; 6,2; 6,3; 6,9; 6,15; 6,16; 6,19; 9,13.24! Haben uns diese Mahnungen wohl auch etwas zu sagen? Müssen nicht auch wir diese verschiedenen Dinge wissen, und zwar wissen durch die Belehrung des Heiligen Geistes sowie des Apostels im Worte Gottes? Beherzigen wir dies „Wissen“, oder sind wir nachlässig wie die „fleischlichen“ Korinther in so manchem? Der Herr bewahre uns davor und mache uns wachsam, weise und wacker, zu handeln nach Seinem Willen und Seinen Gedanken zu Seiner Ehre!
7. Während es in Mt 20,28 nach dem Grundtext heißt: „Der Sohn des Menschen ist gekommen, Sein Leben zu geben als Lösegeld für viele“ im Sinne von „anstatt vieler“, „an Stelle von vielen“, heißt es in 1Tim 2,6: „Der Mensch Christus Jesus, der Sich Selbst gab zum Lösegeld für alle“, im Sinne von „im Hinblick auf alle“, „zugunsten aller“. Weit entfernt also, daß - was nie in der Heiligen Schrift vorkommt, nur in unserem mangelnden Verständnis! - zwischen diesen beiden Stellen ein Gegensatz konstruiert werden könnte, ergänzen sie sich vielmehr in wunderbarster Weise. Ja, „im Hinblick auf alle“ gab Er Sich als Lösegeld, aber nur die, welche das Liebesopfer Seiner Selbst jeder für sich selbst als stellvertretend annehmen, haben ewig Teil daran; die sich selbst als so verderbt erkannten, daß nur Sein stellvertretendes Sühnopfer sie retten konnte, die sind errettet - die anderen könnten dessen teilhaft werden, ist Sein Opfer dort auch für sie, zu ihren Gunsten, im Hinblick auf sie alle gebracht, aber sie nehmen es nicht an und gehen deshalb ewig verloren. Wie ernst und wunderbar ist die ganze Schrift! Möchten wir nur ihr ein unterwürfiges, demütiges Herz entgegenbringen und im Glaubensgehorsam treu erfunden werden, allezeit und überall! Der Herr gebe uns Gnade dazu!
8. Es besteht ein bemerkenswerter Unterschied zwischen den Stellen Lk 24,27 und 45. Der ersteren zufolge „erklärte Er ihnen alles in den Schriften, was Ihn betraf“, und dies drückten die Emmausjünger in Vers 32 so aus: „... als Er uns die Schriften öffnete“. Aber der letzten Stelle, Vers 45, zufolge „öffnete Er ihnen das Verständnis, um die Schriften zu verstehen“. Sicherlich ist dies viel mehr als das erstere! Er öffnete ihnen die Fähigkeit, die Schriften zu verstehen. Wodurch vermochten sie es jetzt? Da müssen wir beachten, daß „an dem Abend jenes Tages, des ersten in der Wochen, nämlich des Auferstehungstages, der Herr Jesus ihnen teil an Seinem Leben gegeben hatte durch Einhauchung Seines Geistes (Joh 20,19-23, vergl. Antwort 12 d. Jahrgs). Die Verse ab 36 in Lk 24 betreffen dasselbe Beisammensein der Jünger mit dem Herrn. Nachdem Er ihnen teil an Seinem Auferstehungsleben gegeben hatte, indem sie heiligen Geist empfingen, konnte Er sie auch lehren, die Schriften zu verstehen! Wie hätte Er sonst auch mit ihnen, die in den Tagen Seines Fleisches Ihn bei keiner Gelegenheit verstanden. die auch „die Schriften nicht kannten“, über die Dinge des Reiches Gottes reden können in jenen 40 Tagen (Apg 1,2.3), wenn sie nicht mittels heiligen Geistes ein inneres Verstehen gehabt hätten?!
Und genau so haben wir heute die Fähigkeit, die Schriften zu verstehen; nur mittels des Heiligen Geistes, nicht irgendwie anders, etwa durch wissenschaftliche Mittel, Universitätsstudium oder persönliche geistige Fähigkeiten .. (vgl. 1Kor 2,1-16)!. Ist uns diese Tatsache so kostbar, wie sie uns sein sollte? Und wenn ja, hat sie dann zur Folge, daß wir mit stets wachsender Freude und Liebe zum Herrn und Seinem Wort dieses durchforschen, um zu allererst Ihn darin zu finden? Er ist der Schlüssel zu jedem Verständnis der Schrift, wie denn auch der in uns wohnende Heilige Geist bemüht ist, immer wieder Ihn uns zu zeigen und Ihn zu verHerrlichen (Joh 16,12-15). Je zarter und treuer unser inneres Verhältnis zu dem in uns wohnenden Geiste ist, desto mehr wachsen wir in dem Verständnis der Schriften! Möge es so sein!
F. K.