verschiedene Autoren
Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Themen Artikel
Inhaltsverzeichnis
verschiedene Autoren
Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Themen Artikel
Handreichungen Band 10 -Jahrgang 1925
Einige Gedanken über den Judas Brief
Judas 1-8 - Einige Gedanken über den Judas-Brief (1)Judas 1-8 - Einige Gedanken über den Judas-Brief (1)
Der zweite und dritte Johannes-Brief tragen einen persönlichen Charakter, sie sind an einzelne Personen gerichtet. Der Judas-Bries dagegen trägt einen allgemeinen Charakter, er ist an die „in Jesu Christo bewahrten Berufenen“ gerichtet. Obgleich dieser Brief kurz ist, so ist er doch außerordentlich umfassend in seinem Inhalt und enthält Grundsätze von großer Bedeutung für die Gegenwart. Wir schauen in ihm Gottes wunderbares Walten und wie alle Seine Handlungen in Übereinstimmung mit Seinem Wesen und Seiner Herrlichkeit sind.
Es sind zwei Worte in diesem Briefe, auf die wir besonders hinweisen möchten. Das erste ist „bewahrt“ (Vers 1), und das zweite ist „verwahrt“ oder „aufbewahrt“ (Vers 6 u. 13). In Verbindung mit diesen beiden Worten können wir sehen, wie Gott alles zuvor weiß, wie verborgen das Böse auch wirken mag; da ist nichts, was Gott nicht vorhergesehen und gewußt hätte.
Dieser Brief vermag so recht unseren Glauben angesichts des Abfalles zu stärken. Wir haben keine Ursache, traurig zu sein oder in Furcht über das zu schweben, was kommen mag; denn Gott hat schon alles zuvor gesehen und hat Weg und Mittel, jeder Art des Bösen zu begegnen.
Gott tritt nicht immer dem Bösen sofort entgegen, Er wartet, bis Seine Zeit gekommen ist, bis die Dinge ihre Reife haben und völlig offenbar geworden sind. Dann tritt Er ihnen in göttlicher Macht entgegen und zeigt, daß Er allem, was es auch sein mag, gewachsen ist.
Die Johannes-Briefe mögen später geschrieben sein als der Judas-Brief, aber der Judas-Brief kann, geistlich gesehen, als der letzte Brief des Neuen Testamentes betrachtet werden; er ist gleichsam der letzte Brief vor der Offenbarung Jesu Christi, und in diesem Charakter des letzten Briefes zeichnet er uns die Zustände vor der Wiederkunft Christi und spricht von dem Abfall. Der zweite Petri-Brief steht auf einem dem Judas-Briefe sehr ähnlichen Grunde, aber er spricht mehr von der Sünde als von dem Abfall. Der Abfall ist das Kennzeichen der letzten Tage; obgleich wir mit dem Abfall heute zu rechnen haben, so ist es doch ein großer Trost für uns, zu wissen, daß, was auch immer geschieht, Gott alles zuvor weiß und daß Er jedem begegnen und Sich verherrlichen wird.
Abfall bedeutet das Aufgeben der von Gott gegebenen Stellung oder des Zustandes, worin Er das Geschöpf (ob Engel oder Mensch) gestellt hat. Im Anfang setzte Gott den Menschen als ein völlig von Ihm abhängiges Geschöpf in die Welt; sein Leben, sein Odem, kurz in allem und jedem war er abhängig von Gott. Durch Satans Betrug: „Du wirst sein wie Gott“ gab Adam diese ihm von Gott gegebene Stellung auf. Jedes Geschöpf, welches die ihm von Gott gegebene Stellung verläßt, steht im Abfall von Gott.
Nur eine göttliche Person hat das Recht, Seine Stellung zu wechseln, und das ist es, was unser Herr Jesus Christus getan hat. Er kam hierher und nahm eine Stellung ein, in der Er nie vorher war. Er wurde Mensch, Er nahm teil an der Stellung der Menschheit, ausgenommen der Sünde. Die Versuchung für Adam war: „Du wirst sein wie Gott.“ Der Satan lockte ihn, den Zustand, in den ihn Gott gestellt hatte, zu verlassen, und als er der Versuchung nachgab, wurde er abtrünnig. Er wünschte, dieses Ziel, gleich Gott zu sein, zu erhaschen. In unserem Herrn Jesus Christus aber sehen wir einen, „welcher, da Er in Gestalt Gottes war, es nicht für einen Raub achtete, Gott gleich zu sein, sondern Sich Selbst zu nichts machte und Knechtsgestalt annahm, indem Er in Gleichheit der Menschen geworden ist.“ (Phil 2,6.7). Dieses war kein Abfall. Er, die göttliche Person, konnte diese gewaltige Erniedrigung in Liebe vornehmen, und Er tat es, um darin den Willen Gottes zu tun. Wenn wir dieses vor Augen haben, ist es nicht schwer, die Dinge in ihrem Ausgange zu verstehen.
Der Schrift nach können wir annehmen, daß der Mensch etwa 6000 Jahre auf der Erde ist. Seit ca. 1900 Jahren besitzen die Menschen das Licht Gottes in der vollendeten Heiligen Schrift. Dieses wunderbare Buch, geschrieben von verschiedenen Menschen unter den verschiedensten Verhältnissen an verschiedenen Orten und Zeiten, und doch alles von einem Autor, dem Geiste Gottes, hat Gott den Menschen in die Hand gelegt. Gott zeigt in diesem Buche die Geschichte der Welt von dem Augenblicke des Abfalles an bis zu ihrem Ende. -
In diesem letzten kurzen Briefe sehen wir den Abfall und die Weise, wie Gott ihm begegnet. Nur auf drei warnende Beispiele in diesem Briefe möchten wir hinweisen, die wir in den Versen 6, 8, 9 und 14-16 finden, Beispiele, von denen wir sonst nirgends etwas in der Schrift finden. Sie waren verborgen in Gott, und Er offenbarte sie erst zu der Stunde, als sie zur Stärkung der Gläubigen dienen sollten.
Von diesem Abfall der Engel hören wir hier zum ersten Male. Es ist uns nur gesagt, daß sie ihren ersten Zustand nicht bewahrten und ihre eigene Behausung verlassen haben. Und doch, welcher furchtbare Ernst liegt in diesem knappen Bericht des Abfalles dieser Geschöpfe Gottes, die ihren Zustand nicht bewahrten und die ihnen von Gott gegebene Behausung verließen und die nun von Ihm mit ewigen Ketten unter der Finsternis verwahrt sind bis zum Gericht des großen Tages. Die Schrift läßt uns keinen Raum für den Gedanken einer Wiederherstellung dieser, die im Lichte sündigten. Satan war im Lichte, aber sein Herz war hochmütig, und er strebte nach dem Platze Gottes, und so kam sein Fall. Diese Engel sind mit ewigen Ketten unter der Finsternis verwahrt, für immer von dem Lichte Gottes ausgeschlossen und warten auf den großen Tag des Gerichtes. Die Schrift sagt uns nicht, wann dieser Abfall der Engel stattfand, aber wahrscheinlich war er vor der Erschaffung der Menschen.
Dieser Brief, der zu uns von dem Abfall redet, zeigt uns, daß der Abfall keine neue Sache für Gott ist und daß Er damit zu handeln weiß.
Fortsetzung folgt s. G. w.
Erstellt: 02.04.2024 15:41, bearbeitet: 30.01.2025 20:25